Oedenburger Zeitung, 1879. Oktober (Jahrgang 12, nr. 118-131)

1879-10-01 / nr. 118

EEE TEETTETTWER EETTTEBET­­ RETTET ZEEEELEE NET EDREERETTRO felbstverständlich, daß nur eine Stimme des Lobes im Publiftume über das neue Operettenpersonale herrsct. * Kein Agiozuschlag. — Au im Monat Oktober wird ein Agiozuschlag für die in Silber aus­­gedrücten Gebühren von Seite der Eisenbahnen nicht eingehoben. * Die Weinreije hat im Baranyaer Komi­­tate begonnen und man schreibt darüber, daß die Früh­­sorten der Trauben einen vortrefflichen Most geben, der, wie Weinkenner behaupten, einen eben so guten Wein erhoffen läßt. Der Traubenhandel in Fünfkichen ist ein ehr lebhafter, welcher geeignet ist, den heutigen Ausfall an Obst zu erregen. Auch im Donner-Gebirge wird am 2. Oktober die Weinlese ihren Anfang nehmen. mjal Handelsschule übernommen,welcher bereits v­or Jahre einen K­urs über einfache Buchhaltung im kauf­­männischen Vereine mit befriedigendstem Erfolge durch­­gefüßet hat. .. » Der Unterricht wird in der Fön. ung, Staats- Oberrealschule, im Lehrzimmer der VIII. Klasse (eben erdg. Links) stattfinden. Die Stundeneintheilungen sind: Doppelte Buchhaltung: Montag, Mittwoch und reis­tag, von 9—10 Uhr Abends. Einfache Buchhaltung Dienstag und Donnerstag ebenfalls­ von 9—10 Uhr Abends. Die Eröffnung der übrigen, vom Debenbur­­ger kaufmännischen Vereine projektivten Lehrtourte über ungarische und französische Sprache ist nahe bevor­­stehend, und werden hierüber die näheren Mittheilun­­gen seinerzeit erfolgen. En­d V Einladung Der an der htesigenkum Oberrealschule bestehende »Unterstützungsverein« hält am 6. Oktober Montag I. Jahres Abends 6 Uhr im großen Zeichensaale des Realschulgebäudes (II. © t. links, Thür Nr. 1) eine Generalversammlung ab, zu welcher alle p. t. Mitglieder hiemit höflichst eingeladen werden. Programm: 1. Jahresbericht des Präses. 2. Bericht des Kaffters und Ausweis des Kaffazustandes. 3. Etwaige Anträge.­­ Ra­ur­exizes. Der berüchtigte Naufbold Ferdinand Knabel hat seinem Meister in einem scheinbar harmlosen, aber wie der Erfolg lehrt, mit sehr kräftiger Muskulatur bedachten Burgen Namens Ferdinand Federer gefunden, der sich seines An­­greifers Knabel jammt­e Rauflompagnie nicht nur zu erwehren vermochte, sondern auch noch, allerdings in der Selbstvertheidigung, blutige Lorbeeren errang. Der Fall steht wie folgt: In der Schlippergasse entspann im Montag Nachmittags um 1 Uhr, in Folge eines geringfügigen Wortwechels zwischen den bereits­­ obbe­­nannten bekannten Excedenten eine arge Balgerei, die mit erheblichen Verlegungen der Betheiligten endete. Lederer verfegte nämlich dem Knabel, der ihn gereizt und mißhandelte, 9 Messerstiche, theils in den Kopf, theils in den Arm, und dem Partner Knabe’ einen sicheren 3. Moier ebenfalls einen Stich in die Linke Schäfe, und verlegte sich schließlich die eigene Hand. Die Raufer wurden endlich von der Sicherheitswache getrennt, aber er verhaftet und sein Opfer der häus­­lichen Pflege überlassen, hoffentlich hat der die Kampfunfä­­higkeit der Ruhestörer nach sich ziehende Erfolg der leg­­ten Rauferei diesen immerwährenden brutalen Wirthe­­hausscenen auf einige Zeit ein Ziel gefekt. « E MilitärischeQ Seine Majestät der Kai­­ser und König hat die Uebernahme des Herrn Ober­­sten Oskar Reichard,Reservekommandanten des Infanterie-Regimentes Friedrich Wilhelm Großherzog von Mecklenburg-Strelitz Nr.31,auf sein Ansuchen in den Ruhestand angeordnet,und an dessen Stelle den Oberstlieutenant Karl Strasser,des ver­sch­auten Infanterie-Rgiments,zum Reservekommandanten im Regiment ernannt.Herr Oberst Reichard,der während der jüngsten Pferderennen in unserer Stadt verweilte, ist ein Bruder des verewigten hier allgemein in großer Achtung gestandenen, gewesenen Buchbrudereibesigers. * für die Abgebrannten in der stein. Wir haben in den früheren Nummern dieses Blattes die traurige Katastrophe geschildert, wodurch in Bernstein so viele Familien obdachlos geworden und in’s tiefste Elend gerathen sind. Gleichzeitig haben wir um Unterfrügungsbeiträge unsere mildthätigen Leer an­­gegangen. BIS jept sind von Frau MN. 2 fl. und die früher in Nr. 114 ausgewiesenen 5 fl., zusammen 5 fl. eingegangen. * Gefunden. Sonntag Nachmittag wurde ei­­ne Stecknadel im Neuhof-Parke gefunden. Die Verlust­­trägerin kann sie im Bürstwaaren-Gewölbe des Herrn E. Brenner, Drachenrunde Nr. 121, abholen. * Die erste Operetten-Borstelung im bierstädtischen Theater und zwar „Carneval in Nom“ von­ Strauß war von bestem Erfolge gekrönt. Da wir heute ohnedies über die beiden ersten Bühnenaufführungen eingehend berichtet haben, so fehlt uns der Raum für eine ausführliche Besprechung der Operette, Konstativen aber mit aufrichtigem Vergnügen daß Sämmtliche in den Hauptrollen Mitwirkenden sowohl, wie an Chöre und Orcester sogar noch weit mehr erfüllten, als man dachte erwarten zu dürfen. Die Operette ist geradezu vortrefflich defekt und kann den rigorofesten Ansprüchen genügen. Frl. Lori Hild besigt einen Schag von schönen Stimmitteln, spricht eine treffliche Prosa und bewegt sich mit aller Sicherheit einer routinirten Darstellerin. Sie ist eine ausgezeich­­nete­­ Marie gewesen. Frl. Bomie („Giffan Fal­­foni“) hat dieselbe allgemeine Sympathie an in die­ser schwierigen Parthie gefunden, die sie bereits als „Lumpoldsfichnerin“ im Sturme fich errang Der erste Tenor, Herr Lorenz schien uns zwar etwas ängstlich und daher verhindert seine ganze Kraft zu entfalten, ist aber offenbar mit einer prachtvollen Stimme ausgerüstet und dabei von einer Erscheinung begünstigt, die ihm die Herzen der Frauen sicherlich zu­­wenden wird, umso mehr als er au zugleich elegant und geschmeidig zu sein scheint. Herr Rosen verfügt über einen angenehmen Bariton, Herr Netich (ein zweiter Steinberger) befsst Agilität, natürliche Mun­­terfell und zureichendes Material, um auch dem ges­­anglichen Theile in seiner Sphäre gewachsen zu sein. Anmuthend fiel au der Tenor des Heren salfon auf, obgleich wir ihn nur in einem einzigen Liede zu hören besamen und nach allem diesem ist es Zage­neuigkeiten.­ ­ Ordensverleihung. Se. Majestät der König hat dem Piaristenordenspriester und Direktor des Obergymnasiums in Neutra Herrn Dr. Emeric­h 855, als Anerkennung seiner auf dem Gebiete des Unterrichtswesens geworbenen Verdienste das Ritter­­freug des Franz Josephorden­s verliehen.­­Die Kosten der Ostupation des Limgebietes sollen sich, laut guten Quellen, mit Einschluß der Auslagen für die dort nothwendig ge­­wordenen Baradenbauten aproximativ auf rund zwei Millionen Gulden belaufen. In dieser Summe sind die Kriegsgebühren der Offupations-Truppen bis Ende Oktober mit eingerechnet. C8 wird behauptet, daß diese Aussage theils durch Mestriktionen bei den in Bosnien dislozirten Ossupations-Truppen gedeckt wird, so daß sich Nachtragsforderungen an die Dele­­gationen als unnöthig erweisen dü­rften. O Ein österreichisches Schiff ver­unglückt. Das österreichische Schiff „Giovannino“, Kapitän Build, wurde am 20. d. in Konstantinopel, während es vor dem kaiserlichen Palaste vor Anker lag, von dem englischen Schiffe „Harold­“ angefahren und in den Grund gebohrt.­­ Raubanfall. Wie aus Naab berichtet wird, wurde ein am 13. d. von Gösta nach Raab mit Geflügel fahrender Landmann plöglich überfallen und mit Beilschlägen auf den Kopf traftigt. Dies geschah so rasch, daß der Angegriffene den Thäter gar nicht wahrnehmen konnte ; er fiel ohnmächtig vom Wagen und als er wieder seine Besinnung erlangt hatte, ver­­mißte er seine Baarschaft von 200 fl. Der Fall wurde sofort polizeilich gemeldet und bereits eine Menge ver­­dätige Individuen eingezogen ; der meiste Verdacht lenkt sich gegen einen gewissen Franz Pinter aus Raab welcher auch verhaftet wurde. SO Neue Afjeluranz-Anstaltintem Die galizische Austifal-Bank in Lemberg gründet eine neue Afjeluranz-Gesellsshhaft, welche den Namen der „Ersten gegenseitigen Verficherungs-Gesellsshaft in Lem­­berg“ führen wird. Die Leitung der neuen Versicher­­ungs-Gesellsshaft übernimmt der gewesene Artefuranz- Direktor Nikolaus Krajueti. + Dreifache Hochzeit in einer Fa­milie in Modern fand am 24. d. in einer angese­­henen Familie die goldene Hochzeit des S2jährigen Haus­­herrn, die silberne des 56jährigen Sohnes und die Hochzeit des 26jährigen Engels statt. + Die Tornaer Befigung des Grau­fen Selir Zi­y, welche in der Affaire Asboth- Zihy so vielfach genannt war ist — wie „P. Naple‘‘ erfährt — durch deren Dreher angekauft worden. Oedenburger Theater. Die Eröffnung unserer diesjährigen Saison. — „Der Narr des Slndes. — „Die Gumpolostirchnerin. Der Standpunkt, den die Kritik bei Eröffnung­s­­vorstellungen, zumal in der Provinz, einzunehmen hat, ist ein im vorhinein präcisirter. Man weiß recht gut, das Provinze Theater-Direktoren wenn sie überdies wie es hier schon seit Jahren der Fall ist, mit der Ungunst der Zeitverhältnisse zu kämpfen haben und voraussicht­­lich große materielle Opfer unzureichend belohnt sehen, ihren Personalstand zum größten Theile aus Anfängern oder aus sogenannten „überspielten" dramatischen Kräften, vespettive dis minorum Gentium zusammenstellen müssen, denn ganz besonders ren­o­mmirte Bühnenkünstler sind nur die gegenwärtigen bei größeren Skunstinstituten bestehenden Gageverhältnisse verwöhnt und stellen dem­­nach Ansprüche, die für einen Oedenburger Direktor unerschwinglich sind. Der vorherbesagte Fritische Stand­­punkt fordert also von demjenigen, der ihn einzunehmen berufen ist, eine sehr weitgehende Nachsicht und die bil­­lige Berücksichtigung der verschiedenen Faktoren, welche bei einer Bühnengesellschaft wie sie eben für unsern Musentempel aquirirt werden kan, zusammenmirfen, als da sind: die begreifliche Befangenheit der Mitglieder einem demselben ganz fremden Publikum gegenüber und der ihnen ungewohnten Umgebung auf den Brettern selbst, dann die ihnen noch ermangelnde Ruhe, welche erst dann eintreten kan, wenn si die Schauspieler unter­einander kennen, wenn sie ferner mit der Methode des ihnen noch fremden Regisseurs besser vertraut und endlich wenn sie auch von den Ei­­­enheiten ihres Auditoriums so weit informirt sind, um demselben gemäß ihr Spiel besonnener einrichten zu können. Im Anfange macht si neben der bewegten Befangenheit auch immer noch eine Art fieberhafter Er­­regtheit ber jeden einzelnen Darsteller geltend, die gleich­­s­am mit Gewalt Sympathien herausfordern zu wollen scheint, wodurch aber das Zusammenspiel Schaden er­­leidet. Unter solchen Umständen ist die größte Behut­­samkeit bei der Urtheilsfällung über das geistige Ver­­mögen, über die schauspielerische Begabung des neuen Personales dringend geboten und nur mit der äußer­­sten Reserve soll und darf Lob und Tadel gespen­­det werden. E 8 ist schon ein erfreuliches, zu guten Hoff­­nungen berechtigendes Zeichen wenn die mise en Szene der ersten­­ Vorstellungen klappt, das heikt seine greif­­bare Störung sich zeigt und die Mollenträger nicht allzu auffallende Mängel in Ton und Bewegung offen­­baren. „" Narr des Glückes", diesem für uns neuen Preislustspiele Wicherts ist, um dasselbe auch dem mehr auf drastische Szenen oder Sinnenreiz rerfeftigen­­den Publikum wohlgefällig erscheinen zu lassen, die formvollendetste Fertigkeit in der wirksamen Hervor­­führung der spärlichen Pointen Grundbedingung. Das Stud an sich ist nämlich ungemein arm an eigentlichen Situation­s­ und Wortwig und man also nur bei einer von dem zündendsten Esprit gleichsam durch­­geistigten Konversation nachhaltiges Interesse erregen, sonst wirkt es ungemein ermüdend, der Lon­­geurs wegen, womit die dürftige Handlung, nach enorm breiter Exposition, ihrem Ende entgegen schleicht. Auch die Diktion ist so graziös eben nicht beschaffen, dass dieselbe für den Mangel an interessanten Vorfällen und Auftritten auf der Bühne entschädigen würde. Das Lustspiel mag an sich wohl eine geistvolle Arbeit sein, allein ihre Schönheiten müßten für micch durch fristfertige Hände hochtalentirter Darsteller erst he­­­rausgeschält werden, sie drängen sich dem Zu­­schauer nut von selbst auf und derselbe würde sich nur dann von der Handlung vielleicht etwas mehr erwärmt fühlen, wenn er bereits Sympathien für die Personen gefaßt hätte, welche ihm dieselbe vorführen. Unbekann­­ten Darstellern gegenüber wird die Aufnahme des we­­nig lebensvolfen Preisstücks sehr fühl Taffen und dies war als offenkundig der Eindruck auf das Publikum am Eröffnungstage unsers Theaters, welches si­e wäh­­rend der ganzen Vorstellung nur zweimal zu einem kaum nennenswerthen Applaus veranlagt fühlte. Der Zuschauerraum war, was Logenpublik­um anbetrifft sehr gut gefüllt, im Parterre zeigt sich jedoch mit Hinblic auf den Umstand, daß eine erste Vorstellung do lebhaftere Theilnahme erwecen sollte, bedenkliche Küchen. Wir geben und aber da der Sorge nicht hin, daß die scheinbare Apathie des ersten Abends maßgebend für die Saison sein soll, sondern hoffen vielmehr, daß der Kunstsinn auch unserer Theaterbesucher ausgeprägt genug sein werde, um ein für die allgemeine Bildung und Kultur so wichtiges Institut, wie das Theater nicht versümmern zu lassen. Von den Darstellern im "Narr des Glückes" wol­­len wir zunächst den Träger der Titelrolle, Herrn Grafek­ anführen. Er ist dies ein so ganz ju­­gendlicher Darsteller, von angenehmsten Exterieur der vom löblichsten Eifer beseelt scheint, obgleich so Bedeu­­tende Aufgaben wie die ihm bei seinem ersten De­­but gestellte doch über seine Kräfte gehen dürften , wo­­gegen wir gern glauben wollen, daß er im engern Rahmen sehr Entsprechendes zu leisten fähig sein werde. Die beiden Komiker, Herr Hubert und Herr Net­d waren zu wenig noch in ihrem eigentlichen Yahrwasser um uns von der Beschaffenheit ihrer vis comica be­­friedigende Ueberzeugung zu verschaffen. Das Luftige Element, das sie zu vertreten hatten, kam so weit zur Geltung als es eben im Stüce vorhanden ist und das will leider nur sehr wenig sagen. Die Damen von Rihsberg (eine stattliche und reizvolle Erscheinung) St. Salfter, ebenfalls eine anziehende Mädchenblüthe und endlich der niedliche Balfild Frl. Dieg litten sämmtlich unverkennbar unter dem Druce großer Be­­fangenheit, wodurch sie in der Entfaltung ihrer Mittel behindert worden sein mochten. Zwar war Frl. Gal­­ft­er minder farblos als die andern beiden Damen, allein bei ihr störte und wieder ab und zu die Ayper­­naivetät. Uebrigens sind alle drei Frauengestalten fon vom Dichter des Stückes so stiefmütterlich bedacht, daß selbst große Künstlerinnen nicht viel Autoresse für die­­selben erwecken hätten können. Herr Neidner (Dr. Hartmann) deflamirte wohl ein wenig zu emphatisc, besigt aber eine für das jugendliche Heldenfach vorzüg­­lich geeignete äußeren Syndtivitualität, ein klangvolles Organ und reine Aussprache. Herr Hanno ist von all den Genannten der routinerteste Darsteller und hatte einige gelungene Momente. Das Tempo in die­sem Lustspiele war im Allgemeinen zu schleppend. Ue­­ber den Letztmarsch des Herrn S Kapellmeisters Yungmann haben wir sein Urtheil, daß wir leider ihn zu hören verhindert worden sind, doc ver­­nahmen wir, daß er sehr beifällig aufgenommen wurde. Wir bedauern aufrichtig die Novität des zweiten Abends, die „Lumpoldskirchnerin“, troß der Rücksicht die wir­deren Bruno Zappert, dem Verfasser gerne erweisen würden, als ein, bloß für ein Sonntags-Publikum berechnetes Menschwerk allergewöhnlichsten Schlages be­­zeichnen zu müssen. Der an sich schon nicht originelle Stoff, die Verwechslung zweier Bräute, führt zumal im 3. At auf sehr schlüpfriges Terrain ; die Charak­­tere sind ohne alle psychologische Vertiefung, mehrere Bestalten der Boffe total überflüssig, die Handlung, wenig­­stens nach den in unserer Monarchie bestehenden Einrichtung

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