Oedenburger Zeitung, 1880. Januar (Jahrgang 13, nr. 2-13)

1880-01-04 / nr. 2

III-Es A ve « Tipado·ch eine Sorge weniger.Eine andere nicht geringi­e ist die Schwierigkeit an­ Stelle des Grafen Szapáry einen andern Finanzminister zu finden. Diese inneren Verlegenheiten scheinen indeß der Re­­gierung nicht zu genügen. Um auch auf dem Gebiete der­ äußeren Politik den Wahlspruch nulladiess inolinen zur Geltung zu bringen,läßt Ministerpräsident Tipa im»Ellener« gegen Serbien wettern, weil er noch seinen Zoll- und Eisenbahnvertrag mit der Monarchie abgeschlossen hat. Da heißt es: E83 muß ein wirksames Mittel ange­wen­­det werden, um die serbische Nenitenz zu brechen. Le­­dermann wird sich noch erinnern, welche Konsternation in Serbien die Nachricht verursachte, dag Andräffy eine Ossupation in Aussicht gestellt“ habe”. Und im Gegentage zu der an bei Eröffnung der Delegationen betonten deutschfreundlichen Politik, entwickelt „Mas­gyarorkäg plögli eine sehr hohe Meinung vom Für­­sten Gortsharoff, indem es sagt: Die geräuschlose Re­stauration des ruffiigen Reichskanzlers wird in kurzer Zeit tiefe Wirkung auf die nächste Zukunft unseres Weltiheiles haben. Fürst Bismarc ist nicht im Stande gewesen, seine politische Hegemonie, seine Superiorität über seine Ministerkollegen des Weißern gegenüber dem Fürsten Gortsharoff zur Geltung zu bringen. Mit ihm kan Bismarc nicht fertig werden. Der rufsische Kanzler ist ein alter aber zäher und zu Hause gar gewaltiger Herr, der durchaus nicht dem Varziner Achilles zu Liebe sterben will. Die Feindschaft der Bei­­den ist die Signatur der europäischen Lage. St. Das Attentat auf das spanische K­önigspaar in Madrid. Ein­­ Trauerflor hat fi über die Flitterzeit der ersten Wochen nach der Verbindung unserer Erzherzo­­gin mit dem Könige von Spanien gebreitet und wenn die hohe Frau nun mit übergroßer Sehnsucht an die verlassene Heimat denkt, wo jedem Bürger die Häup­­ter seines angestammten Fürstenhauses heilig und ge­­weiht sind, so — wahrlich! — wäre folch’ ein Heim­­weh der jugendlicher Königin im Hause der spanischen Bourbonen nicht zu verdenken. „Es geht ein finstrer Geist durch dieses Haus und traurig will das Schiefal mit ihm enden“. Das erschütternde Wort aus Scht­llers „Wallenstein“ drängte sich uns unwillkür­­lich bei der erschrechenden Nachricht von dem am ler­ten Tage des vertroffenen Jahres auf das spanische Königspaar unternommenen Attentate in’ Ge­dächtung. Da unser Blatt seitdem nicht erschienen ist, so mögen er und unsere geehrten Leser zu Gute hal­­ten, wenn wir erst heute das sensationelle diesbezüg­­lie Telegramm, das wir früher nit bringen konn­­ten, hiermit reproduziren. Ein vernommenes Indivi­­duum Namens Pierro Gonzales slioß auf den König und die Königin an der Pforte des Könige­­palastes. Niemand wurde verlegt , der Mörder verhaf­­tet. Der Attentäter ist aus der Provinz Galikien ge­bürtig, 20 Jahre alt ; man glaubt, derselbe hatte Kom­­plizen, drei Personen sind verhaftet worden. Der Mör­­der wohnte erst seit Kurzem in Madrid. Die zweite Kugel ging am Gesichte der Königin sehr nahe vorbei. Die Waffe war eine zweiläufige Pistole. Das Atten­­tat rief allgemeine Entrüstung hervor. Bei Eintreffen der Majestäten in der Oper und beim Verlassen der­­selben fanden stürmische, enthusiastische Ovationen statt. Die Volksmenge begleitete das Königspaar mit Yadeln bis zum Palaste. Das diplomatische Korps beglück­­wünschte die Majestäten. Sie wollte ja bald wiederkommen zu Besuch und das sollte dann eine Freude sein — und so schied sie, nicht ohne — troß des festen Entschlusses — Thränen ver­gossen zu haben. . Selmas Reife dauerte nicht lange : fünf Stunden sollte sie mit der Eisenbahn fahren und bei N. ein Wagen­ sie erwarten, um sie an ihren Bestimmungsort — das Dürfen Dobos zu fahren. Der DBater hatte sie einige Stationen weit begleitet — mit dem größten Schmerze fchied sie endlich auch von ihm. Aus dem Roupefenster schaute sie ihm nach, so lange ihr Auge ihn erreichen konnte, dann warf sie sich auf die Bank zurück und brach in ein lautes Schluczen aus, doch bei einem so entfähloffenen Charakter konnte b dieser heftige Ausbruch des Schmerzes nicht lange währen. Wie sprach sie zu sich selbst, schämst du dich nicht ? It das deine gerühmte Stärfe ? Glaubtest du denn, du kenneft die Welt sehen von den einen Flecichen aus und one jede Entsagung ? Und indem sie si derart­­ Selbstvorwürfe machte, kehrte ihre Nähe zurück, um bald wieder einer andern Angst Plan zu machen. Wie sollte sich ihr nächster Aufenthaltsort gestalten ? Wie würde sie in der Familie aufgenommen werden, deren Kinder zu unterrichten, sie sich verpflichtet hatte ? Vor Ungeduld ging sie bald mit raschen Schritten im Koupe auf und ab, bald wieder jegte sie sich und IHloß die Augen um besser nachdenken zu können. (Fortlegung folgt:) TE SE Bee. Th, DO arme Christine! Tiebliche, unschuldige, reine Lilie aus dem Herrlichsten Blüthengarten der Habsburger, mußtest Du auf jenen in Blut stehenden Thron verlegt werden, wo der Tod in der Luft liegt und ein gift’ger Hauch, der Athem königsmörderischer Empörung, fortwährend das Herrscherpaar umgibt ? OD!­er ist längst wahrhaft unheimlich auf dem Throne in Madrid und um denselben geworden. Drei Todes­­fälle rafften in unheimlicher Folge junge, blühende Existenzen neben dem König hinweg: zuerst wurde ihm die Gemahlin, dann die Schwägerin, die zur Königin ausersehen war, und bald darauf die Schwester ent­­rissen, und die Welt erfuhr fast in demselben Augen­­blickk die Erkrankung und den Tod der Hungerafften, während man in Spanien von Gift munkelte. Vor fünfzehn Monaten unternahm ein fanatisirher junger Mann einen Mordanfall auf den König ; letztes Früh­­jahr, gelegentlich der Anwesenheit unseres Kronprinzen, erfolgte jene furchtbare Ex­plosion, welche zahlreiche Opfer kostete, dann warf eine alte Frau einen Stein auf Don Alfonso, welcher Fury danach mit dem Was­sen stürzte, verwundet wurde und bei einem Haare dem Tode verfiel. Nun meldet der Telegraph von einem neuen, zum Glüce abermal fruchtlosen und trog dem beängstigenden Mordanfalle. Um den jungen König it so viel Z Tragisches angehäuft, dag Mitleid und Grauen sich beim Gedanken an ihn in der Menschen­­brust streiten. TER TEN N­EEE ZZ. 8 Lokale: *Neujahrsgratulation. Unter Führung des Herrn Vizegespans v. Simon resp. des Herrn Bürgermeisters Gloz­er machten die Herren Comitats­­wie städtischen Beamten am Neujahrstage bei St. Durchlaucht dem Herrn Obergespan Fürsten Es­ter­­hazy ihre Aufwartung, um demselben die Glühwün­­fe des Komitats, sowie des Munizipiums darzubringen. Le. Durchlaucht empfing die verschiedenen Deputationen aufs huldvollste,und entlieg sie sodann mit dem Aus­­druck seines verbindlichen Dantes. * Gefährliche Stelle vor dem Hause Grabenrunde Nr. 93 wurde, als jüngst eine Kälte von 12—15 Grad h­errschte das Zrottoir aufgeriffen um irgend bei dem "Gasrohr" Nachshau zu halten. Bei der Wiedereinlegung der geloderten Trottoirsteine m­eint aber seine besonders fachkundige Hand beschäftigt ge­­wesen zu sein, denn dieselben ragen um einige Zoll höher, als die übrigen Trottoirsteine hervor. Die vielen Raffanten werche die Stelle übertreifen, straucheln daher häufig und sollen schon einige Personen schwer zu Fall ge­kommen sein. * Ein Opfer des Spiels. Drei böse Genien drängen sich feindselig an den Lebensweg leicht­­sinniger Menschenkinder. Es ist der Trunk, die gemeine Sinnesluft, und der schlimmste Dämon, das Spiel. Weh’ Jedem, welcher einer dieser Harpien zum Opfer fällt. Ein gleisnerisches Lächeln auf den verbuhlten Lippen lockt ihm die eine Sirene, die Sinnesluft, vom geraden Pfade ab, und tödtet ihn mit vergiftetem Kuffe. Den schäumenden Beer in der Hand, den Arglosen um­­taumelnd, tritt die Trunksucht ursprünglich eher ab­­fragend, als einnehmend ihm entgegen, weiß aber doch allmälig den anfangs BZögernden in ihre betäubenden Luftgelage einzuführen, bis er zulegt, wenn er nicht rechtzeitig zum Bewußtsein der ihn entwürdigenden Rolle gelangt, in den Schlingen untergeht, welche vo­­ber Genuß so lange für ich bereit hält, bis er endlich verb­iert. — Das entseglichste, folgenschwerste Laster aber ist das leidige Spiel. Den Gewinner erfüllt er wenn er anders Herz besigt, mit Neue, seine Bekann­­ten um ihre Sparpfennige, oder vielleicht gar um ihre Subsistenzmittel gebracht zu haben. Der Verlierende hingegen wird nur allzu häufig in Tod und Verzweife­lung gejagt. Es ist überflüssig hier die aller Welt be­­kannten Fälle zu zitigen, da Spieler­familie, Ehre und Stellung auf eine Karte, oder auf die Augen eines Würfels festen, der vielen Selbstmorde zu gedeuten, welche die nun Gottlob verpönten Spielhöhlen in den deutschen Bädern verschuldeten, und darum gibt es au­f einen zivilisirten Staat mehr, wo das Hazard­spiel nicht behördlich strengstend untersagt wäre. Auch hier in Oedenburg besteht selbstverständlich das gejegliche Verbot des Spieles an öffentlichen Orten. Leider ist aber diesfalls, so wie in manch andrer Be­­ziehung, die Niederwachung der Einhaltung behördlicher Borschiften keine ganz zuweihhende. Die ersten Stun­­den des­ahres 1880 wurden dadurch schon gleichsam mit Blut getauft. Ein hoffnungsvoller, bisher ehren­­hafter, tüchtiger Unteroffizier — ohne Zweifel die Freude und das Glück seiner Familie — ist einem Momente leidenschaftlicher Unbesonnenheit, herbeigeführt durch den Drang befragenswerther Umstände, in der Neujahrsnacht dem Spielteufel in die Krallen gera­­then, und von denselben dahingerafft worden. Kerr Eugen Demling, Zugsführer der 18. Kompagnie im 76. Jnf.-Reg. Baron Knebel, welcher feiner Kon­­duite und feiner Intelligenz nach demnächst zum mani­­pulirenden Feldiwebel vorrüden hätte sollen, ließ sich in einem hiesigen Kafe zum Spieltische nieder, und verlor binnen Kurzem seine in einigen 20 fl. bestehende Baarschaft. Statt diesen Berlust zu verschmerzen, der gab sie der verblendete junge Mann nach Hause, um daselbst ihm anvertraute fremde Gelder — Offiziers­­gagen — anzugreifen. Zurückehrend in das Kafe trug er einen Theil derselben dem Moloh Spiel neuerdings zu. Da mit diesem zweiten Verlust an zugleich der seiner­ Ehre mit verbunden war, so mochte der Un­­glückkiche seinen andern Ausweg leider gewußt haben, und ergriff mit Zievlerhand sein eigenes Leben, demselben mittelst eines Schuffes ein Ende machen­. Das schmerzliche Creigiig hat hier­ begreiflicherweise peinliche Sensation erregt. Möge dieses eine traurige Beispiel wenigstens Anderen zur Warnung dienen ! * Selbstmord. In einem hiesigen Gasthofe entleibte sich in der Sylvesternacht ein in den besten Jahren stehender Mann, Namens Friedrich Bolnay. Derselbe Fam­am legten Mittwoch aus Esepreg hir an, war tagsüber ganz heiterer Laune, foupirte noch im Mädlchen Gasthause, und heimgekehrt­­ verriegelte er die Thüre seiner Wohnung und erschoß sich. Nachdem am darauffolgenden Tage (Neujahr) die Dienerschaft mehrmals Einlaß begehrte, ohne daß von innen ein Lebenszeichen gegeben wurde, endlich um 5 Uhr Abends entschloß si der Gasthofbesiger die Thüre erbrechen zu lassen, und fand nur mehr­ den starren Leichnam des unglücklichen Mannes. Er wurde racch ein Arzt her­­beigeholt, der jedoch leider nichts anderes, als eben den Tod konstatiren konnte. Die Stadthauptmannschaft wurde von diesem Vorfalle sogleich verständigt, und erschien am Thatorte der Sicherheitskommissär Herr­ Degel, der die vorgefundenen Briefe und Werb­effekten mit Besschlag belegte. In einem an die Stadthauptmanns­chaft zurückgelassenen Briefe, der einige 90 fl. enthielt, ersuchte der Unglückkiche um Begleichung der Hotels und anderer Rechnungen. Bolnay war Buchhalter bei der dem Herrn Ritter von Carstanjen­­ gehörigen Esepregher Zuderfabrik, und erfreute sich vermöge sei­­nes Fleißes, Niedlichkeit und Gewissenhaftigkeit allge­­meiner Beliebtheit bei seinen Kollegen sowohl, als sei­­nen D­orgeregten. Das Motiv des Gelbstmordes ist noch nicht Hinreichend aufgeklärt. Das Leichenbegängnis des Bedauerns wert­en fand gestern Samstag unter zahlreicher Betheiligung seiner eigens aus Csepreg hier angelangten Bekannten sowie hiesiger Leidtragender statt. Beziehend auf diese traurige Angelegenheit schreibt ung der Chef der Esepregher Nübenruderfabrik: Daß Herr Bolnay während seiner 6 jährigen Dienstzeit stets ein stiller fleißiger Arbeiter war,welcher nie reiner Klage Anlaß gegeben,—daß die kleine Kassa,welche er führte durchaus in Ordnung gefunden wurde,und der Anlaß zum Selbstmord nur einem in­ letzter Zeit öfter eingetretenen Trübsinne zugeschrieben werden kann. — Diese Äußerung bin ich dem Andenken des Ver­storbenen schuldig, Mit aller Hochaltung Gustan Karstanjen, als Chef der Firma ©. G Carstanjen & Eo; * Das Thaumetter, welches seit 30. Dez­­ember bei und eingetreten ist, macht täglich noch immer rapide Fortscritte, so hatten wie am Neujahrstage eine Temperatur von 8,9 Grad am 2. Jänner 12 Grad Wärme, und gestern obschon sich des Nachts die Therm­ometersäule um 1 Bis zu 2 Grad unter Null­senste, hob sie sich dennoch bis Mittags abermals um 8 Grad. Bei diesem hohen Temperaturstande sind unsere Lan­dstrassen dort, wo sich das Wasser nicht genügend Bahn gebrochen hat, Ueberschwemmungen aus­gefekt. Angezeigt wäre­n au, das von Seite unseres‘ löpfigen Stadthauptmanns Amtes für die Reinigung unserer Gärten und Pläge noch mehr Sorgfalt den betreffenden Arbeitern vorgeschrieben würden. Wen der Fremde auf unserem Korso, von der Grabenrund Haus Nr. 7 bis hinauf zum legten Gebäude Nr. 12 spaziert, so findet derselbe, zahlreiche Häuflein aller Kathegorien als :­ Schnee, Eis, Kehricht, Stromaßen 2c auf seinem Wege. Wie oft beklagten wir es schon, da die halbe Woche Hindurch die zusammengekehrten Wi­rathshügel liegen bleiben. Geschieht endlich die Weg fuhr, so geht man dabei auch nicht mit strengster Ber­obachtung der M­einlichkeit zu Werke und so sind unsere «Gässen sehr selten mustergiftig saubern Jetzh da Weh-A Nothan Verdienste herrscht,wäre es besonders anges­­teigt und für m­iele unsers Arbeiterstandes eine Wahl« that,wenn eine radikale Säuberung von Schnetzsk Eis und Kehricht unserer Gässen angeordnet werden» wollte.Vielleicht wären auch noch einige Fu­hrwerks...37 Besitzer aufzutreiben,welche mit ihren Robotter­­fuhren im Rückstande sind.Wenn nicht z singt dieselben nämlich schon von sämmtichen Steuerträgern geleistet worden so müßte man die Kommunalschaffe ber­anspruchen. Die Reinhaltung einer Stadt bleibt eine € Bierde und dient zur Gesundheit derselben. EEE EN Bu ER . .. F: Bom Tage. O Ülerhögdfte Spenden. Se. Majestät der König hat zur Unterstügung Hilfsbedürftiger We­­berfamilien des Bezirkes Waidhofen an der­ Thaya in Niederösterreich einen Betrag von­ 1000 fl. und den Ab­­gebrannten des Ortes Kula 500 fl. gespendet. O Auszeichnungen.Bon«Sr.Majestä. dem Könige wurde dem Bildhauer,akademischen Rathe­. und wirklichen Mitglied d­er k.kAkademie der bildenHzH den Künste in Wien Herrn Josef Gasser als Ritter.«.­" des Ordens der Eisernen Krone dritter Klasse in Ge­­mäßheit der Ordene statnten den Ritterstand mit dem­» Prädikate»Balhorn«und dem Finanzratheerm­IT­· Andreas Lippert das Ritterkreuz des Franz­ese-­­Ordens verliehen, » » 3 3 fr i K .. a » 4 a

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