Oedenburger Zeitung, 1880. Juli (Jahrgang 13, nr. 79-91)
1880-07-02 / nr. 79
s 22 Ä e « TE SERUERTTF SEESENEIRIEET N TRTEERTIERESRE SE TEE NEE EEE ERSTER er _ Freitag, 2. Juli 1880. XI. Jahrgang Ar. 79. (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr! — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe,,, IBEIR: « Das Blatt erscheint jedes Mittwoch,Freitag und Sonntagz .. . » » . . « In erate vermitteln die Herren Hafenstein , Vogler, Wall Für oco: Ganzjährig 9 fl, Halbjährig 4 fl. 50 tr,Y . «..«« WEWIIIWZsis 25Is--MOMIOlsis Grabenrunde MIITZT Neugasse INDEZJMCZWJL5,...3’Fka.ØEMT« . i Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Bier ‚fl. für die einspaltige, 10 Er. für die zweispaltige, 15 fl. für läge 3 fl. Alle für das Bi Dune Dee Sarg mit EEE EHER EEE LEITER die RR und 20 u für aene er: Adminiftration, Berlag, Expedition: Redaktion: | a ER x s elxjive der Stempelgebühr von 30 Er. Einzelne Nummern offen MED Kreuzer. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Frommerations-Preise: Aus on Inseraten, Brätions- und "tions "gebühren und an die Redaction portofrei einusenden. Die Vera des Nachschritts in Zisleithanien. | Koalition aller staatlichen Elemente. Wir aber fragen | persönliche Qualifikation zum Meffort handelt es ich, Wien d fs wohin soll eine Koalition führen, in welcher der ver- | sondern um die politische Richtung, denn diese ist gegenden den 1. Juli 1880, hältungmäßig zahlreichste, an Intelligenz, politischer Schu- | wärtig leider entsceidend, weil unser der materiellen abkomme vielleicht mit meinen Betrachtungen | lung, Staatsgefühl und Besis alle anderen weit über» | Regeneration so dringend bedürftiges Vaterland heutzus ein wenig post facta, indem schon ihr Mittwochblatt tragende Bruchheil der Bevölkerung fehlt und immer tage wieder von einem Ende bis zum anderen von die für unser, nämlich für das österreichische fehlen wird ? politisch nationalen Streitigkeiten bis zur Webersättigung Kabinet neuernannten Minister namentlich angeführt Uebrigens sind die „Neuen Männer,“ abgesehen erfüllt ist, hat und die Politiker der ungarischen Reichshälfte ohne von ihrer entschieden panflavistischen Färbung ziemlich Politisch betrachtet nun hat Graf Zaaffe mit der Zweifel bereit, mit den dadurch geschaffenen Thatsachen | „unbekannte Größen" und viele Leute fragen, wer | Ergänzung seines Kabinett der Welt ein Näthsel aufgerechnet, respeftive die Bilanz gezogen haben dürften, | und was sind denn eigentlich diese: Kremer, | gegeben. Der „Peiter Lloyd“ räth, ebenso wie ich es zu inwieferne die Gesammt-Monarchie duch den Wechsel | Streit, Dunajewski und Welfersheimb? | thun wage, auf Reaktion, das „Peiter Journal" gewonnen oder verloren Habe, gleichwohl verdient — | Selbst der berühmte Historiograph der bedeutenderen | gar auf Absolutismus, Jener hat wohl das Nichglaube ich — die Stimmung, in welche Wien durch | Männer in Oesterreich-Ungarn Dr. Wurzbachh gibt das | tigere ausgesprochen, womit übrigens nit viel. gesagt den eben geschehenen frühen Schub auf die Minister | rüber äußerst spärliche Aufschläge und so werden denn | ist, denn dieses Peter Blatt fühlt sich sehr unbehaglich Vauteuilles werfet wurde, einige Beachtung. über die neuen Staatslenfer von den Zeitungen mühlsam | und meint „sehr höflich‘, daß an der Spike unseres Leider muß ihr hr langjähriger und wie Sie | Farge Notizen gesammelt, mit denen sicie bei der | Ministeriums „eine ungeübte Hand an Hochwichtigen zugeben müssen stets ziemlich klar blidender Korrespon- | Sade doch einigermaßen interessirte Bevölkerung bei | Fragen herumtastet, die selbst bei größerer Geschiclichkeit dient — mit Betrübung Konstativen, daß sich eine tiefe | gnügen muß. Freilich wäre es anderseits ersprieglicer | und größerem Glüde nur überaus [hwer einer halbwegs Niedergeschlagenheit sämmtlicher Behaffungstreuen in | gewesen, wenn im Parlamente statt der Befeitigten, solche | befriedigenden Lösung zugeführt werden künnten.“ Oesterreich bemächtigt hat. Das Ministerium Duna- | Männer berufen worden wären, von denen man Herr Dunajewski hat zweifellos vor feiner Ernensjewski, SZalfenhayn und Prazaf verleihen | politische Reife und praktisch erwiesene Staatsklugheit | nung Zusicherungen gegeben, allein e8 wäre denn doc der neuen Aera eine Signatur, die unverkennbar anti- | vorausfegen hätte dürfen, und nicht sollte dagegen, von | besser im Ministerium ausschließlich nur Männer zu deutsch und rückschrittlich genannt werden muß. Das | denen, wie es im Wolfsliede heißt, „Niemand nichts | sehen, deren Herzen von den Interessen des Staatsgan- wird man auch in Ungarn schmerzlich mit empfinden, | weiß.“ zen so sehr erfüllt sind, daß für die Angelegenheiten wo man doch unsere Sehnsucht nach deutscher Prä- Ein solches Zufallsspiel bringt vielleicht Treffer, | einzelne Länder nur mehr der entsprechend Kleinere und ponderanz nicht theilt, aber zwischen den zwei Liedeln: | viel Leichter Nieten, da es bekanntlich dieser viel mehr | untergeordnete Raum übrig bleibt. slavise oder deutsc, lieber das Kleinere wählt, gibt, als jener. Das Parlament ist da im Konstituti- Die von uns schon einmal hier zitirte „Politik“ nämlich die germanisirende Tendenz, der Verwirklichung |onellen Staate einer, der Faktoren der Staatsgewalt | schließt aber alle Anhänger des Liberalismus, das ganze czechischer Aspirationen vorzieht, und dennoch fragen beide Parteien heute: Was nun? | gebildete Deutschthum von der Tafel aus, welde gegen Die Prager „Politis* — ein Blatt in dessen | Man antwortet ihnen, Kremer sei ein theoretisch und | wärtig für die Völker Desterreich-Ungarns gedect wird, Freudenrufe weder Defterreicher noch Ungarn jemals | praktisch hervorragender Nationalökonom, Streit | insofern ist Dunajewski allerdings ihr Dann, da er mit einstimmen werden — gratulirt in unverblümter Be» | ein gewiegter Jurist, Welferheimb ein tüchtiger | dem Elerifalen Polenklub Lustig die Eichenfahnen [hwingt. friedigung ihren Anhängern zur Ministerliste vom legten | General. Das waren aber Korb, Stremayer | Nicht Taaffe und nicht die von ihm Herangezogenen Beam- Samstag und erwartet von den „neuen Männern" eine I und Horst umbestritten ebenfalls. Nicht um die Iten, sondern Dunajewski, Faltenhayn und Prazak verlei se ilfet uon. Im Schloße Nottenstein. Novelle von Leopoldine Zohn, | und erfasste ihre Hand — Doris, ist Dir meine Ge Oskar sprang an ihre Seite und prefste die Eigenwart so verhagt, daß Du bei jeder Gelegenheit terlippe mit den Zähnen, daß sie blutete. Er versuche das Zimmer verläßt ?ch habe er gefühlt bei den erst ihr Gesicht von den Händen zu befreien; sie schüttelte jten laut Deiner Stimme. Kannst und willt Du mic | abwehrend das Haupt. (Fortsehung.) auf das Aeuferste treiben ? Gut, ich mache der ganzen Fr Doris, rief er mit bebender Stimme, Dorden Heute fuhr Grospapa das erste Mal seit Jahren Sadı baldigst ein Ende. Bon heute an hast Du mich gestehe ein, sage es Deinem Bruder, Deinem Freunde, zu mehreren ihm ehr lieben Freunden ; Gretchen mußte im Schlosse Rottenstein nur als Saft zu betrachten! — | ob Du Dein Herz bereits verschenzt hast ? ihn begleiten. Ex beabsichtigte, was er seit Jahren nit | Sein Gesicht war einredend bleich geworden, als er Hut — Laß mich, wehrte sie ab. gethan,Gäste zu sich zu bitten«ngar war aufgerictten und ReitgertezztF Hand nahm und s1ch exitfernen wollte. — 36 will e8 Dir erleichtern, fuhr er unbeirrt und Doris ordnete soeben noch Einiges in Gretchens — Du bleibst, das darfst und wirst Du nit | fort, — ist e8 Wahrheit, was man sagt, dag Du, das Schlafzimmer, das an das ihre stieß. — Der Gethun ! rief Doris, die bis jet wie betäubt dagestanstoigerte Deädchen in der Umgebung, Dein Herz dem ihmad des Grafen Tieg Nichts zu wünschen übrig, die | den, — engl. ——— Lieutenant Hans von Auen geschenkt ? neuen Möbel für sie und Gretchen waren entzüdend .. — 3% bleibe bei meinem ‚Entrepluse, entgegnete |] schön, zumal reizend war das Heine aus mattblauem | er finsterr — « »» Wikbleichpskaks Antlitzgewok del Wieflehendfeine vermochte. Selbst für den unzertrennlichen Spielgefährten — Doris, bat er näher tretend, während feine | Du mich oder — ihn ? Mentor war gefolgt. In einer Zimmerede ganz verdunklen Augen folgend an ihr Barten. — :Doris, Da zudie die zarte Gestalt auf einen Augenblick borgen ward ihm das Ruheplägchen angewiesen. Sprich, sage mir die Wahrheit, warum hafjest Du mic ? zusammen, dann trat sie entschlossen vor ihn. — Einvon einem frohen Lächeln begleitet, glitt ihr — hafie Dich ja nicht — haugte sie. — mal, — begann sie mit eisiger Stimme, — einmal bei Blid noch einmal musternd über die Bäume, und sich Doris antwortete nit. Sie nahm mit wahr, Seidenstoffe verfertigte, mit Spigen bejegte Himmel- | _ — Nein, nimmermehr ; vier Doris leidenshaft | Augen an ihr hingen, » « hkxkchen.Und als sähe sie den Liebling darimmstrichlich;die Nichte soll den Sohn nicht vertreiben.Ich —Dordicus klagte er mnit erstickender Stimme ihre schmale,weiße Hand Helkosend über das Film werde gehen, werde bald, wer bald das mir so traute | und presfte ‚die bleigen Lippen auf ihre Hände — Oh, Alles vereinigte sich, was eine Kindesseele zu entzücen | Heim verlassen, — tönte er ersterbend von ihren Lippen. | martere meine Seele nicht länger, ein Wort nur, Tiebst = Wie ein Säbeier fällt er mir von den Augen ; | weite habe ich e8 gesagt : ic erkenne in Oskar meinen allein wissend, überlieh sie sich den anstürmenden, welih Thor, ‚i Unglückseliger — er preffte die Bruder, meinen Freund, und als solcher folft Du müthigen Gefühlen. Das Buch, das sie zur Hand ge- | Hände an die Stirne und blidte zu Boden. — Oß, | willen, daß mein Herz nur Einem gehört, und daß nommen, konnte ihr feine Zerstreuung bieten. Ihre Geid errathend: es ist das tödtlich getroffene Weib, dem | dieser Eine—— Graf Hans von Auen ist, danken flogen, wenn auch die Augen an den Buc: ich gegenüberstehe ; Du liebtest mich heiß und innig und Bor Dskars Augen dunfelten; frampfhaft hielt Itaben weilten, anderwärts. — ich, vom Wahne befallen, ‚verließ das zur „Jungfrau er sich einen Moment an der Lehne des Fauteuils fest Da ertönten rasche Schritte vom Korridore her heranreifende Kind, um mich von einem herzlosen Weibe — dann, sich ermannend, nahm er ihren Kopf zwischen Doris’ Herz begann unruhiger zu schlagen. Ein Boden | blenden und umstrnden zu lassen! Dorchen, ich sehe ein, | feine Hände und sprach mühsam, tonlog , an der Thüre, ein schüchternes „Herein" und Oskar | ich — — — · · ,—DPNG Du bist glänzend gerächtt Ich danke überschritt die Schwelle. — Nicht weiter, Oskar, unterbrach ihn leiden | Dir für Dein Vertrauen ! Werde glüclic, doch gedenke — Grüß Gott, Dorgen, Du erlaubst wohl, hasfhaftlich Doris ; mein Herz hatte feinen DBerlust zu | in froen Stunden — Deines unglücklichen Bruders ich Grethens fünftiges Heim bewundern darf ? beklagen, wohl aber mein Stolz. Die Schmach, die und Jugendfreundes. — Eine Sekunde blickte er ehmert- Mit diesen Worten reichte er ihr die Hand. — konnte ich niemals verwinden. 3 vergebe Dir heute sich in die tiefen schönen Augen, dann hauchte er einen — Wirklich, Oskar ? Nun, dann tritt hieher und do vergessen — das Tann ich nie. Zu Deiner Beruhir warmen Ku auf die edle Stirne und langsamen, wandamit Du e8 ver genau ansehen magst, will ic unters | gung nimm no die Versicherung hin, dag ihh nie, — | fenden Schrittes verlieh er das Gemach. &8 war ihm dessen einige Aufträge an Frau Körner erteilen. Da | auch nur eine Stunde, — eine andere Liebe, — als die | zu Muthe als hätte er von einer Lieben Leiche Abschied mit wendete sie sich der Thüre zu. geiäwifterliche empfunden habe. — Gie trat seitwärts | genommen. — — — „Doris !" vief Oskar mit gefuriter Stine und bedette mit beiden Händen Das Antlig. (Fortlegung folgt.) |. | · ER - re ri AR rer u ee ee ee ie. is ö FI2 1 ‚sa “ = “ 3 a =] a 2 A a B : = S este nis m a . = i Ei, BE =] I “| r EN z Fl = 2 FR 2 I = * % @ | = = 34 = A 4 A E ” asss