Oedenburger Zeitung, 1880. September (Jahrgang 13, nr. 105-116)

1880-09-01 / nr. 105

. Mittwoch t September 1880 xIII Jahrgang (Yormaks,,9edenburqerYachrcchten« Graunfurgpolitikik Handek Indusrie und ed Landw­rihschaft dann fur socmkegmteressen usertraupt .­­o o Motto Das Blatt erscheint­en Wiltwod, Sa und Sonnian. Prän­merations-Preise : AR dort schritt auf Ehr’ n BEIERRIEN aus Mehr! — Der Araber­ eine Sof. Redaktion: Kir @oco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 Fl., Vierteljährig 2 fl. 25 kr., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Präm­merations- und Infersions­­gebühren sind an die Nedaction portofrei einzusenden.­­ Administration, Verlag, Expedition:] Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock. Ein eine Rummern offen am Kreuzer. MW S Inferate vermitteln: die Herren Sefenein & Makler Ba­si­hwaffe 10, Wien, Budapest. WUI. Oppelnf, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Stäafel, I. Singerstraffe 8, Wien. 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Man hört, daß Seine Majestät­ über manche Amtshandlungen und Vorgänge unter dem Regime Tiga’s Aufklärungen verlangen wolle, worüber Aufschluß zu geben weder leicht no angenehm sein dürfte und die V­ergnügungsreife ihres Hauptzweckes gänzlich entkleiden zu sollen scheint.­­ « ist. Bisher glaubte offenbar die Wiener Hofparthei, daß Koloman Tipa der Man sei, der zwar selber sein Organisationstalent, wohl­ aber eine gewisse Fähigkeit in’ Diszipliniren ‚seiner P­arthei befigt, auch sich auf einen nicht unbedeutenden Anhang. jungen Fan und in der Opposition sehr gefährlich wäre Man kam jedoch bald zur Einsicht, dar man Herrn von Tipa in jeder Richtung bedeutend überschäkt habe. Der Herr Mi­­nisterpräsident versäumte­, es sich mit befähigten und charaktervollen Kollegen zu umgeben, auch einen Minister des Jumerir zu ernennen, si also mit der Repräsentation und­ Leitung der Parthei zu begnügen, auf jede direkte Beeinflußung der Administration verzichtend. Der Irr­­thum, welcher dieser Fusioni­­dee zu Grunde lag, wird jegt auch den Erfindern der Legieren klar. Erstens dul­­det Koloman Tiga seine begabten und dabei eines eige­­nen Willens fähigen Männer um sich. Koloman Szell konnte nur deshalb eine Zeit lang mit ihm auskommen, weil­ der junge Finanzminister ji streng auf seine Neffortgeschäfte beschrän­kte und bis zur Befreiung der europäischen Geldmärkte wirtlich unentbehrlich war, so daß gegen ihn selbst Koloman Tika rücksichtsvoll sein muste. Zweitens aber zeigt die jüngste Erfahrung, das der Demnister-Präsident die große Parthei der Anhänger der Realunion nur numerisch Schwächen, nicht jedoch zu­­sammenschr­ieden kann. Die Gefahr, welche man dur das Dreiaffen Tiha’s abzum­ehren wähnte, wird gerade groß duch das Verbleiben Tiga’s. Diese Erfahrung erklärt er, daß die achtbaren Elemente der Liberalen Parther seit dem Tage von Nagy - Kanizsa sich mit dem Gedaufen an eine Fusion ohne den jegigen Premier vertraut zu machen beginnen. Auch muß man­ berücksichtigen, das die Abneigung des Hofes gegen die jegige Art des Negierens Ungarn’8 viel besser bekannt ist, als von gewisser Seite zugestan­­­den wird. Die erklärliche Dankbarkeit gegen den Mann, ohne dessen Einfluß und ceiferne Energie niemals die Sanftronirung der bosnischen Okkupation duch den ungarischen Neichstag erlangt worden wäre, hindert natürlich jeden direkten Ausbruch der Mitbilligung , aber andererseits herrssht in maßgebenden Regionen viel zu peinliche Gewissenhaftigkeit, als daß diese Dankbar­­keit zum Schaden Ungarn’s ausschlagen könnte. Man, weiß im der Hofburg sehr wohl, worunter das Vater­­land leidet, um auf das Protestionswesen aufmerksam zu werden, bedurfte man nicht, wie ungarische Blätter gemeldet haben, anonymer Denunziationen. Der König verfolgt die Vorgänge in Ungarn mit aufmerksamster Seele, und Joseph Szläany ist ein viel zu ehrenhafter Mann, um zu Gunsten eines Freundes, und vollends zu Gunsten Koloman Tipa’s eine Unwahrheit zu jagen, und Baron Orczy ist nicht nur als Gentleman aufrich­­tig, sondern hat auch seine Ursache, sich für Koloman Tißga zu erpank­en, welcher Alles aufbietet, um seinen Bruder Ludwig zum M­inister am Allerhöchsten Hofla­­ger ernennen zu lassen. Das M­inisterium, welches das seinige zu nennen Ungarn das Unglüc hat, ist selbst bemüht ge­wesen, den König auf die Mitstände bei der Remterbewegung aufmerksam zu machen. Mehrere Reser­­ve-Offiziere, welche am bosnischen Feldzuge theilgenom­­men und dadurch harte materielle V­erluste erlitten haben, hatten den Herrscher um Befürwortung ihrer Anstelungs­­gesuche gebeten. Nachdem die Qualifikation der Petenten seitens der Kabinetskanzlei, in jeder Beziehung geprüft und beiwiesen worden, hatte der Monarch die Gesuche signirt. Die Regierung aber­ hat die legieren dem Pa­­pierfarb überantwortet und für die vasanten Stellen Protektionskinder ernannt, welche wenige Monate später wegen Un­wissenheit und unredlicher Geldgebahrung in andere Komitate verlegt werden mußten. Seitdem prüft die Kabinetskanzlei, so viel ihr möglich ist, alle Ernen­­nungsvorschläge, man aber, begreiflicherweise, wenig Unrecht hindern. Auch weiß man in maßgebenden Ne­­gionen ganz wichtig den Umstand zu würdigen, daß Dies­jenigen Redakteure, welche in einer noch niemals in Un­garn oder sonstwo auf Erden dagewesenen sehamlosen Weise unseren König und dessen Familie verunglimpfen, ausnahmslos der dem Minister-Präsidenten Kolomant Tiga dienenden journalistischen Schule entstammen, daß die offiziösen Blätter niemals eine Sylbe des Tadels gegen diese Entartung haben, während sie den M­inister- Präsidenten täglich mit ihrem Schilde reden, ferner daß Koloman Fifa die Wahl solcher Elemente in den Reiche­­tag, wenn nicht gefördert, so doch nicht gestört hat und die alte Freundschaft noch nicht ganz gewoftet ist. Das Alles zusammen reicht wohl hin, um den Mann zu diskreditiren, unter dessen Leitung sie die oft geschilderten Mißstände Ungarn’s herangebildet haben : die politische Demoralisation, das Aufstreben der revo­­lutionären Tendenzen und die Zerrüttung der Admini­­stration. Die Kenntnig der Stimmung der Hofes reicht aber hin, die Disziplin unter den bedenklichen­ Clemens­­ten der liberalen Parthei zu erschüttern, ‘den achtbaren Theil dieser Parthei zum Bunde mit uns zu verlassen und die Kroaten, welche von Koloman Tika nichts mehr zu erhoffen haben und deren Banus fi darüber beklagt, dag ihm durch Kleinliche Trafafferien von Budapest her En ee > rer. Seuilleton. Der Mutterfluch. Don MN (Schlaf.) Gut, fegen Sie fi Madame, Herr v. Leg wird in einer halben Stunde hier sein, dadür wird zugleich S ihre Gentität festgestellt und auch ihr Wunsc erfüllt. Zu weniger als dem genannten Zeitpunkte erschien der Gerufene, dem man nur gesagt Hatte, daß eine Abentheurerin sich auf seine Bekanntschaft berufe und einfalt fuhr es ihm durch die Glieder,wenn er bedach­­te, daß er möglicherweise in der Aufgefangenen der ‚bershwundenen Baronin begegnen könne. Seine Ahnung täuschte ihn leider nicht, troß der auffallenden gebeugten Gestalt, trog dem stark ergrauten Haar, trog dem ganzen herabgekommenen Aus­sehen der Vorgestellten, erkannte er die unglück­he Baronin f auf den ersten Blick, und von Entgegen fast gelähmt, stieß er die Worte: Um Gottes willen ! — — — fast tonlos hervor. Sie fennen diese Frau wirflich, spectabilis do­­mine, fragte der erstaunte Richter. Gewiß,erwinderte L(­tz,und obwohl die unglück­­liche Frau gegenwärtig ineiner wahrhaft verzweifelten Lage zu sein scheint, rechne ich mir ihre Bekanntschaft zur höchsten Ehre. Dann find Sie frei Madame, sagte der Richter, ich bedauere Herzlich, daß Ahnen solche Unannehmli­ch* feiten widerfuhren, do, das müssen Sie selbst zuge­­ben, ist die nicht meine Schuld: Hätten Sie den Na­­men des Herrn Doktors gleich gestern zu irer Recht­­­fertigung benütt, so wäre hnen diese höchst bedauerlic­he Affaire erspart geblieben. Die Baronin war unfähig, ein Wort zu erwidern. Sie biebte am ganzen Körper und drohte jeden Moment zusammenzufinden, doch mit aller Anstrengung ihrer Kraft rief sie aus: Nach Hause! Nash ward ein Fraser herbeigeholt, faum daß die Baronin ihre Adresse noch angeben konnte, denn Die Wucht des Schmerzes überwältigte ihre ohnedies fast ganz aufgeriebenen Kräfte. Und doch war es ein Glück für sie, daß sie so weit von vorgefäh­rten in der Schule des Leidens ! Das was ihrer no harrte, hätte sonst ihr gans 368 Leben mit Bitterfell erfüllt, jett gab es ihr den Gnadenstoß ! Zu Hause angekommen, lauschte die geängstigte Mutter an der Thüre, aber alles war stille, o fo uns heimlich stille. Rash ward die Thüre aufgerisfen, mit einem Sage ist sie an dem Meinen Bette, in dem ihr Zöchterchen Liegt. Mit einem Kuffe will sie den schlummernden Engel weden, aber wie befeffen sehren­ sie auf, die Au­­gen traten aus ihren Höhlen, die Fäuste ballen si­ch, die ganze Gestalt bietet ein Bild des ‚gräßlichsten Jam­­mer’s. Sie hatte nicht bemerkt, daß die bleichen Lippen ihres Kindes blau geworden, daß die Augen gebrochen, die Glieder erstarrt waren. Erst die eisige Kälte, der die sehnsuchtheigen Lip­­pen begegneten, machte sie zur Mitwisferin der furcht­­baren Thatsache, daß ihr Kind todt, allein, hilflos, ge­storben, vielleicht — verhungert war, während sie im Kerker die Qualen der Hölle durchkostet hatte. — a E83 wäre unendlich schwer, ein getreues Bild belfen zu geben, was nun­ erfolgte. Der frommen Gattin des Advokaten ward die traurige Aufgabe zum Zweitenmale, ein BRrUTIERGe Sr«­minth Kagel zu füllen. Aber nicht so wie das Erstemal war ihre Menche­ mit Erfolg gekrönt. Bon Genesung wollte seine Spur sich zeigen und dennoch verjagte die Seele dem Körper die Wohlthat der Scheidung, oder entließ der Legiere die nach Erlösung ringende Seele nicht? 1­­. Wie zwei Eheleute,die einander vom­ Grunde ihrer Seele hassen und dennoch durch die Macht des Endes aneinander gefesselt sind,sovegetirte Meer mit sich selbst zerfallen fort. Sie war bei vollem Bewußtsein,sie genoß die sorgfältigste Pflege und doch gewahrte sie die Behag­­lichkeit nicht,die sie umgab Sie sah sich stets in ihrem düsteren,kahlen Zimmer,oder in ihrem nächtlichen Kerker. Stets glaubte sie sich von jener grausigen­ Stille umgeben, die damals herrschte, und trog alledem war sie nicht wahnsinnig, das Licht ihres Geistes fladerte i wie ein Spurlicht unstät umher, aber es war unt­er­ Ioren. Wie alle Kranke, lauschte sie auf einen unbewach­ten Moment, denn trog ihres ruhigen Benehmens wurde sie sorgfältig beobachtet. Eine Feuersbrunst­ in der nächsten Nähe bot ihr Gelegenheit, zu entwischen. 8 war nicht ihre Absicht zu entfliehen, aber frei wollte sie sein, wenigstens für einige Stunden. Sie at­mete wirklich erleichtert auf, als sie PEN 4 i Fr DT ER Ve RE Ah aa Se ea — ER DE

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