Oedenburger Zeitung, 1880. Oktober (Jahrgang 13, nr. 118-131)

1880-10-01 / nr. 118

_Breitag, 1. Oktober 1880. XIII. Jahrgang. Nr. 118. _ (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) eng, Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrüh­ten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Waffe,, s­.­­iss.QWLMJWI«KP-MMZ--­­Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag, Träm­merations-Preise: Bir­koco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Vierteljährig­ 2 fl. 25 fl., Monatl­ 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vier­­teljährig 3 fl. Alle für­ das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertions­­gebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Pr NS PR­EEE­Er « , THE-» Redaktion: l IdminiflratioskWeclag,6kkpkditioii:. Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im, Stock. Einzelne Nummern offen MB Kreuzer.­­ Inferate vermitteln: die Herren afenstein , Bogler, Wall­­fishgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelis, I., Stubenpartei , Wien. Heinrich Scalel, I. Singerstrasse 8, Wien. SIufersrons-Gebühr : 5 fr. für die einspaltige, 10 Fr. für die zweispaltige, 15 r. fü die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Bet­tzeile er:­clasive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. M­it 1. Oktober 1880 beginnt das 4. Quartal auf Die „Yedenburger Zeitung.“ (Früher „Oedenburger Nachrichten. “) In 2ofo: vierteljährig 2 fl. 25 Er, halbjährig 4 fl. 50 fl., ganzjährig 9 fl. Auswärtige: vierteljährig 3 fl., halbjährig 6 fl., ganzjährig 12 fl. Die P. T. Abonnenten, deren Pränumerations­­zeit mit Ende September abgelaufen ist, werden um recht­­zeitige Erneuerung ihrer Pränumeration ersuc­ht, wie al in weiteren Kreisen um zahlreichen Abonnements- Beitritt gebeten wird. &. Romwalter, Ernst Marbach, Redakteur Verleger. Im Namen der Humanität. Diedenburg, 30. September 1880. So wie zur Zeit der erbittertsten Religions­­kämpfe viel, sehr viel auf den Namen Gottes, angeb­­lic zu dessen größeren Ehre, gekündigt worden ist und tausende der harmloseren Menschen mit Feuer und Schwert verfolgt und vernichtet worden sind, weil sie sich einer für sie neuen, und meist Shnen unbegreiflichen Spee nit umbequemen mochten : ebenso werden heute Namens derYdumantität(!) die Greuel des Krieges über ein bis seit Niemanden im Wege ge­­standenes Volk herauf beschworen. Namene der Zivili­­sation (!) und der Kultur (!) wird sich gerade gegen das Elementar-Geieg der Humanität , der Schei­nung des Lebens der Mitm­enschen schwer versündigt. Man weiß, daß wir von dem unglücklichen Dulcigno sprechen wollen, von den thränenwerthen Albanesen, die der Eitelkeit der Signatar-Mächte ge­­opfert werden sollen. Wie bei den schändlichen Auto­dafe­s, der Wütherich in der Kutte, Arbner, die schmahhvollen Ermordungen auf der Folterbank und den Scheiter­­haufen, die er gegen sogenannte Regel verfügte, Erelu­­tionen hieß, in denselben Sinne können wir von dem Bombardement auf Dulcigno jagen — die Ereluti­­on hat begonnen. Die türkische Regierung ist seitens der Vertreter der Großmächte verständigt worden, das die versammelte Flotte im Begriffe stehe, ihre Opera­­tionen zu beginnen.­leichzeitig richtete der englische Admiral Namens der Medrigen eine Aufforderung an den Kommandanten von Dolcigno, leiteren Ort zu räumen. Damit hätten die diplomatischen Unterhand­­lungen ihren Abflug und die militärischen Maßregeln ihre Einleitung gefunden. Was nun ? Es handelt sich seineswegs mehr um die Ab­­tretung, resp. das Bombardement von Dulcigne allein ; wir stehen vor dem Ende der orientalischen Tragödie , vor dem Untergange der Türkei selbst. Mögen die Beschwichtigungs-Hofräthe jagen, was sie wollen, an dieser Zehntsache werden sie nichts ändern. Die Dinge liegen ja einfach genug. Der leitende Minister Englands, Gladstone, arbeitet ganz offen auf den Untergang des Türkenreiches hin. Er wußte denn auch, was er that, al er für eine Flotten-Demonstration eintrat, während andere Diplomaten den eigentlichen Zwed derselben nicht kannten. Und dieser eigentliche Zweck besteht darin, dem Sultan und den ihm feindlichen Balfan-Wölfern zu zeigen, daß die Türkei von nun an nicht mehr unter den Schuße Europas stehe, daß die Stunde der Theilung gekommen sei. Also den berechtigten Befug eines so gerne in Frieden lebenden Nachbars — wenn dieser an ein Muhemedaner ist — ihm zu entreißen und die einzelnen Yegen unter die Räuber zu theilen sei ein Akt der­­ Zivilisation? es geschehe dieg Alles Namens der Humanität? Pfui dog! die Humanität verschleiert in Angesicht und flüchtet sich in Bärenhöhlen und olfschluchten, dorthin, wo die Betten wenigstens ihres G­leiden schonen und nur­ dann auf Raub ausziehen, wenn die äußerste Noth sie dazu drängt. Die Frechheit ist geradezu fabelhaft mit der die Mächte ihre Schnöde Habgier für eine Belfer­­erlösung ausgeben und Dieselbe mittelst Bomben und Granaten auf der Balkanhalbinsel zur Ausführung zu bringen sich ansehiden. Vielleicht donnern schon Die Gef­üge, während wir diese Zeilen schreiben, denn es hieß heute Mittwoch werde die Aktion gegen Dulcigno in Angriff genommen. Das verstodte (!) Boll dort unten sol nun erfahren, was es heißt, mit der Kristliche abendländischen Kultur und Humanität an­­binden ! Mit Feuer und Schwert werden die Apostel dieser Humanität d­­ reinfahren ; sein Stein soll auf den andern bleiben von dem ’Albanerennest Dulcigno, fein Knochen soll ganz bleiben von den Ungläubigen dort, die sich gegen die Seligkeiten der ristliche czernagorczi­­fen Unterthanenschaft trogig sträuben ! Sie sollen er­­fahren, daß wir im 19. Jahrhundert leben ! Was Dulcigno selbst anbelangt, so dürfte das Kultur und Erlösungs-Bombardement übrigens nichts Erhebliches mehr zum Ü­erh­üffen und Verderben vor­­finden. Ein Korrespondent des „Standard" schreibt: von Ort und Stelle, daß­­ gar nicht möglich sei, ans­chaulich genug darzulegen, welche elendes Nest dieses Dulcigno sei. Auf einem engen Felsenvorsprung steht ein Dugend Häuser mit rothen Dächern und großen Löchern in der Mauer an der Stelle, wo einst Fenster waren. Aus einer Ehe ragt ein Minaret hervor. Auf und nieder längs des Felsens steigt der alte venetiani­­sche Wall, der um eine ganze Welt zu weit geworden für die seither zusammengeschrumpfte Stadt. ringsum eine große Hügelfette grau ,und Hd, aber auf Meilen seine Spur menschliger Einwohner verrathend. „Jeder­mann aus unserer Schiffsgesellschaft,” 19 jehliegt der Korrespondent, „empfand den Humor der Situation, als wir so dieser elenden vereinsamten Ansiedlung ent­­lang dampften, zu deren Bedrohung ganz Europa seine mächtigsten Kriegsschiffe ausgesendet hat. Seuilleton. Unter dem Weihnachtsbaum. In einem eleganten Zimmer im ersten Stoce eines Hingstragenhauses, saßen auf weichen Vauteuils zwei Herrn einander gegenüber. DVBater und Sohn offenbar. Ein bei beiden entschieden ausgebrachter Familienzug, und der merkbare Altersunterschied sprachen deutlich für das angedeutete Berhältuig. — „Du joltest heirathen Frig" sagte der Aeltere der Beiden. Der Jüngere sagte nichts, blickte aber auf, nachdem er erst behutsam die Ace seiner Zigarre in den Aschenbecher des vor ihm stehenden Naudht­ihchens gestreift, — geradeso, wie einer, der fernere Auseinanderlegungen erwartet. Diese blieben nicht aus. — „Für eine Lebensgefährtin für Dich habe ich bereits gesorgt,“ begannı wieder der Ael­­tere. Der Jüngere nichte nur, als sei er überzeugt, sein Vater könne nur eine gute Wahl getroffen haben. — „Stäufein Klara Werner beabsichtige ich zu meiner Schwiegertochter zu machen, fegte der Ueltere fort. „Du wirst Dich ihrer kaum mehr erinnern. Vor vier Jahren, als Du Deine verrückte afrikanische Neffe anfrau­t, war sie ein Kind. Heute­­ ist sie ein schönes Mädc­hen, gut erzogen und reich. Zudem ist es der Wunsc ihrer Mutter und der meinige, daß iir Euch heirathet. Klara, glaube ich, ist nicht dagegen. Bist "Duell«verstanden?«—»Vollkommen Papa,«ant­­wortete Frit: „Ich bin überzeugt, Deine Wahl ist gut.” Beide Herrn erhoben sich; der Ueltere fhiete sich an das Resultat der Unterredung mit sei­­nem Sohne, Klaras Mutter mitzutheilen, der Pingere seine, fur den Besuch des Vaters unterbrochenen Ar­­beiten fortzufegen. Wir befinden uns nämlich in der Wohnung des Sohnes. Ein großer Tisch mit Schriften und Karten bedeckk steht in der Mitte des Zimmers. Sonderbare Waffen und Geräthh­aften hängen an den Wänden. — Frig war reich und unabhängig. Seine früh verstorbene Mutter hatte ihm, ihrem einzigen Kinde ein beträgtliches Vermögen Hinterlassen, groß ge­nug, um ihn nicht nur der Sorge für das alltägliche Brod zu überheben, sondern auch genügend, um ihn in den Stand zu fegen, seinen Lieblingsneigungen zu fol­­gen. Seine Neigung hatte ihn auf die gefahrvolle, müheselige Bahn der Entdeckungsreisenden gedrängt. — Das Wunderland Afrifa war der Gegenstand der Träume des Knaben. Der, als er Wann geworden in einer Gesellsschaft aufchloß, deren Ziel die Erforschung noch unbekannter Gebiete Anner-Afrifas war. Groß war das Erstaunen des Vaters, als Frig eines schönen Morgens vor ihn hintrat, um Abschied zu nehmen. YJu­­dep er ließ ihn ziehen, wußte er ja da, daß sein Sohn immer eigene Wege gegangen, zwar nie die Achtung seinem Vater verweigerte, aber immer das that, was ihm beliebte. Der Alte hatte sich in das Verhältnis hineingefunden, so ward’s also ein thränenloser Abs­­chied ; mit einem „Behüt Dig Gott“ und einem herz­­lichen Händebruch war alles abgethan,. "Biel reden war nicht eben bei der Sache. Vier Jahre waren verfroffen. — Der Alte glaubte seinen Sohn bei den Todten. Da kam er eines Tages zurück, sowie er gegangen, nur stärker und sonnverbrannt. — Die ruhige, tiefe Freude über die glückliche Heimkehr sprach aus beider Augen, wenngleich sein Gefühlsausbruch den­ Beweis des seli­­gen Em­pfindens lieferte. Nach und nach kamen große Kisten an, deren Inhalt die Ergebnisse der afrikanischen Reife war. Sie waren rei. Nicht nur, daß die Sam­m­­lung seltene Exemplare jeder Art aufzuweisen hatte, sondern auch Neues war entdeckt worden, und die Be­­richte, die nun die Spalten der Zeitungen über den OBerlauf der Expedition füllten, erwähnten häufig Fris­tend Name, dessen unbeugsamer Willenskraft und uns bezähmbarer Wißbegierde hauptsächlich der Erfolg zu­­zuschreiben war. So saß er denn heute wieder fichtend, und notirend am Zifhe ganz eingenommen, von der Arbeit, und hatte wohl schon die Unterredung mit sei­­nem Vater vergessen, in seiner Einseitigkeit raum ahmend, wie wichtig die von ihm so ruhig beantwortete Frage für sein ferneres Leben sei. Das Feuer seiner Zigarre war ausgegangen, er mußte einen Augenblic unterdreen sie in Brand zu fegen. — Wie er so die erste blaue Rauhwolfe in die Luft hinausblies, kam ihm doch der Gedanke an seine Heiratd, und er mußte sich fragen, ob er wohl gethan, so schnell seine Einwilligung zu geben, doc bald beruhigte er sich mit dem Gedan­­ken, Papa weiß, was er thut; es wird schon so vet sein ? Wir lasfen nun den Sonderling bei seinem afri­­kanischen Plunder und begeben uns zu Madame Wer­­ner, der Mutter Klaras. Dort finden wir einen bekannten, ‚Herrn Laufen senior, Frigens Vater. ‘Er hatte ihr seines Sohnes Willensäußerung bekannt gegeben, und sie befehloffen nun die jungen Leute zusammen zu bringen. Hierauf empfahl sich Herr Laufen, und Madame ließ ihre Toch­­ter rufen: „Mein Kind­ begann sie, als diese erschienen war: „Herr Laufen hat heute bei mir für seinen Sohn um Dich angehalten. Ich habe ihn zugesagt und wünste, daß Du meine Zustimmung in­ dieser Sache akzeptiert.“ — Dieg sagte Mama mit einer Bestimmtheit, die seine Widerrede zugulasfen seien, ara war au nicht in see, hie ER EEE nein. ET i ä - 4 ; % ae rue

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