Oedenburger Zeitung, 1880. Oktober (Jahrgang 13, nr. 118-131)
1880-10-01 / nr. 118
_Breitag, 1. Oktober 1880. XIII. Jahrgang. Nr. 118. _ (vormals „Wedenburger Nachrichten“.) eng, Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehr? — Betrühten zur Mehr? — Der Wahrheit eine Waffe,, s.iss.QWLMJWI«KP-MMZ--Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag, Trämmerations-Preise: Birkoco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 4 fl. 50 fl., Vierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatl 1 fl. Für Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 6 fl., Vierteljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren sind an die Redaction portofrei einzusenden. Pr NS PREEEEr « , THE-» Redaktion: l IdminiflratioskWeclag,6kkpkditioii:. Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im, Stock. Einzelne Nummern offen MB Kreuzer. Inferate vermitteln: die Herren afenstein , Bogler, Wallfishgasse 10, Wien, Budapest. A. Oppelis, I., Stubenpartei , Wien. Heinrich Scalel, I. 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So wie zur Zeit der erbittertsten Religionskämpfe viel, sehr viel auf den Namen Gottes, angeblic zu dessen größeren Ehre, gekündigt worden ist und tausende der harmloseren Menschen mit Feuer und Schwert verfolgt und vernichtet worden sind, weil sie sich einer für sie neuen, und meist Shnen unbegreiflichen Spee nit umbequemen mochten : ebenso werden heute Namens derYdumantität(!) die Greuel des Krieges über ein bis seit Niemanden im Wege gestandenes Volk herauf beschworen. Namene der Zivilisation (!) und der Kultur (!) wird sich gerade gegen das Elementar-Geieg der Humanität , der Scheinung des Lebens der Mitmenschen schwer versündigt. Man weiß, daß wir von dem unglücklichen Dulcigno sprechen wollen, von den thränenwerthen Albanesen, die der Eitelkeit der Signatar-Mächte geopfert werden sollen. Wie bei den schändlichen Autodafes, der Wütherich in der Kutte, Arbner, die schmahhvollen Ermordungen auf der Folterbank und den Scheiterhaufen, die er gegen sogenannte Regel verfügte, Erelutionen hieß, in denselben Sinne können wir von dem Bombardement auf Dulcigno jagen — die Erelution hat begonnen. Die türkische Regierung ist seitens der Vertreter der Großmächte verständigt worden, das die versammelte Flotte im Begriffe stehe, ihre Operationen zu beginnen.leichzeitig richtete der englische Admiral Namens der Medrigen eine Aufforderung an den Kommandanten von Dolcigno, leiteren Ort zu räumen. Damit hätten die diplomatischen Unterhandlungen ihren Abflug und die militärischen Maßregeln ihre Einleitung gefunden. Was nun ? Es handelt sich seineswegs mehr um die Abtretung, resp. das Bombardement von Dulcigne allein ; wir stehen vor dem Ende der orientalischen Tragödie , vor dem Untergange der Türkei selbst. Mögen die Beschwichtigungs-Hofräthe jagen, was sie wollen, an dieser Zehntsache werden sie nichts ändern. Die Dinge liegen ja einfach genug. Der leitende Minister Englands, Gladstone, arbeitet ganz offen auf den Untergang des Türkenreiches hin. Er wußte denn auch, was er that, al er für eine Flotten-Demonstration eintrat, während andere Diplomaten den eigentlichen Zwed derselben nicht kannten. Und dieser eigentliche Zweck besteht darin, dem Sultan und den ihm feindlichen Balfan-Wölfern zu zeigen, daß die Türkei von nun an nicht mehr unter den Schuße Europas stehe, daß die Stunde der Theilung gekommen sei. Also den berechtigten Befug eines so gerne in Frieden lebenden Nachbars — wenn dieser an ein Muhemedaner ist — ihm zu entreißen und die einzelnen Yegen unter die Räuber zu theilen sei ein Akt der Zivilisation? es geschehe dieg Alles Namens der Humanität? Pfui dog! die Humanität verschleiert in Angesicht und flüchtet sich in Bärenhöhlen und olfschluchten, dorthin, wo die Betten wenigstens ihres Gleiden schonen und nur dann auf Raub ausziehen, wenn die äußerste Noth sie dazu drängt. Die Frechheit ist geradezu fabelhaft mit der die Mächte ihre Schnöde Habgier für eine Belfererlösung ausgeben und Dieselbe mittelst Bomben und Granaten auf der Balkanhalbinsel zur Ausführung zu bringen sich ansehiden. Vielleicht donnern schon Die Gefüge, während wir diese Zeilen schreiben, denn es hieß heute Mittwoch werde die Aktion gegen Dulcigno in Angriff genommen. Das verstodte (!) Boll dort unten sol nun erfahren, was es heißt, mit der Kristliche abendländischen Kultur und Humanität anbinden ! Mit Feuer und Schwert werden die Apostel dieser Humanität d reinfahren ; sein Stein soll auf den andern bleiben von dem ’Albanerennest Dulcigno, fein Knochen soll ganz bleiben von den Ungläubigen dort, die sich gegen die Seligkeiten der ristliche czernagorczifen Unterthanenschaft trogig sträuben ! Sie sollen erfahren, daß wir im 19. Jahrhundert leben ! Was Dulcigno selbst anbelangt, so dürfte das Kultur und Erlösungs-Bombardement übrigens nichts Erhebliches mehr zum Üerhüffen und Verderben vorfinden. Ein Korrespondent des „Standard" schreibt: von Ort und Stelle, daß gar nicht möglich sei, anschaulich genug darzulegen, welche elendes Nest dieses Dulcigno sei. Auf einem engen Felsenvorsprung steht ein Dugend Häuser mit rothen Dächern und großen Löchern in der Mauer an der Stelle, wo einst Fenster waren. Aus einer Ehe ragt ein Minaret hervor. Auf und nieder längs des Felsens steigt der alte venetianische Wall, der um eine ganze Welt zu weit geworden für die seither zusammengeschrumpfte Stadt. ringsum eine große Hügelfette grau ,und Hd, aber auf Meilen seine Spur menschliger Einwohner verrathend. „Jedermann aus unserer Schiffsgesellschaft,” 19 jehliegt der Korrespondent, „empfand den Humor der Situation, als wir so dieser elenden vereinsamten Ansiedlung entlang dampften, zu deren Bedrohung ganz Europa seine mächtigsten Kriegsschiffe ausgesendet hat. Seuilleton. Unter dem Weihnachtsbaum. In einem eleganten Zimmer im ersten Stoce eines Hingstragenhauses, saßen auf weichen Vauteuils zwei Herrn einander gegenüber. DVBater und Sohn offenbar. Ein bei beiden entschieden ausgebrachter Familienzug, und der merkbare Altersunterschied sprachen deutlich für das angedeutete Berhältuig. — „Du joltest heirathen Frig" sagte der Aeltere der Beiden. Der Jüngere sagte nichts, blickte aber auf, nachdem er erst behutsam die Ace seiner Zigarre in den Aschenbecher des vor ihm stehenden Naudhtihchens gestreift, — geradeso, wie einer, der fernere Auseinanderlegungen erwartet. Diese blieben nicht aus. — „Für eine Lebensgefährtin für Dich habe ich bereits gesorgt,“ begannı wieder der Aeltere. Der Jüngere nichte nur, als sei er überzeugt, sein Vater könne nur eine gute Wahl getroffen haben. — „Stäufein Klara Werner beabsichtige ich zu meiner Schwiegertochter zu machen, fegte der Ueltere fort. „Du wirst Dich ihrer kaum mehr erinnern. Vor vier Jahren, als Du Deine verrückte afrikanische Neffe anfraut, war sie ein Kind. Heute ist sie ein schönes Mädchen, gut erzogen und reich. Zudem ist es der Wunsc ihrer Mutter und der meinige, daß iir Euch heirathet. Klara, glaube ich, ist nicht dagegen. Bist "Duell«verstanden?«—»Vollkommen Papa,«antwortete Frit: „Ich bin überzeugt, Deine Wahl ist gut.” Beide Herrn erhoben sich; der Ueltere fhiete sich an das Resultat der Unterredung mit seinem Sohne, Klaras Mutter mitzutheilen, der Pingere seine, fur den Besuch des Vaters unterbrochenen Arbeiten fortzufegen. Wir befinden uns nämlich in der Wohnung des Sohnes. Ein großer Tisch mit Schriften und Karten bedeckk steht in der Mitte des Zimmers. Sonderbare Waffen und Geräthhaften hängen an den Wänden. — Frig war reich und unabhängig. Seine früh verstorbene Mutter hatte ihm, ihrem einzigen Kinde ein beträgtliches Vermögen Hinterlassen, groß genug, um ihn nicht nur der Sorge für das alltägliche Brod zu überheben, sondern auch genügend, um ihn in den Stand zu fegen, seinen Lieblingsneigungen zu folgen. Seine Neigung hatte ihn auf die gefahrvolle, müheselige Bahn der Entdeckungsreisenden gedrängt. — Das Wunderland Afrifa war der Gegenstand der Träume des Knaben. Der, als er Wann geworden in einer Gesellsschaft aufchloß, deren Ziel die Erforschung noch unbekannter Gebiete Anner-Afrifas war. Groß war das Erstaunen des Vaters, als Frig eines schönen Morgens vor ihn hintrat, um Abschied zu nehmen. YJudep er ließ ihn ziehen, wußte er ja da, daß sein Sohn immer eigene Wege gegangen, zwar nie die Achtung seinem Vater verweigerte, aber immer das that, was ihm beliebte. Der Alte hatte sich in das Verhältnis hineingefunden, so ward’s also ein thränenloser Abschied ; mit einem „Behüt Dig Gott“ und einem herzlichen Händebruch war alles abgethan,. "Biel reden war nicht eben bei der Sache. Vier Jahre waren verfroffen. — Der Alte glaubte seinen Sohn bei den Todten. Da kam er eines Tages zurück, sowie er gegangen, nur stärker und sonnverbrannt. — Die ruhige, tiefe Freude über die glückliche Heimkehr sprach aus beider Augen, wenngleich sein Gefühlsausbruch den Beweis des seligen Empfindens lieferte. Nach und nach kamen große Kisten an, deren Inhalt die Ergebnisse der afrikanischen Reife war. Sie waren rei. Nicht nur, daß die Sammlung seltene Exemplare jeder Art aufzuweisen hatte, sondern auch Neues war entdeckt worden, und die Berichte, die nun die Spalten der Zeitungen über den OBerlauf der Expedition füllten, erwähnten häufig Fristend Name, dessen unbeugsamer Willenskraft und uns bezähmbarer Wißbegierde hauptsächlich der Erfolg zuzuschreiben war. So saß er denn heute wieder fichtend, und notirend am Zifhe ganz eingenommen, von der Arbeit, und hatte wohl schon die Unterredung mit seinem Vater vergessen, in seiner Einseitigkeit raum ahmend, wie wichtig die von ihm so ruhig beantwortete Frage für sein ferneres Leben sei. Das Feuer seiner Zigarre war ausgegangen, er mußte einen Augenblic unterdreen sie in Brand zu fegen. — Wie er so die erste blaue Rauhwolfe in die Luft hinausblies, kam ihm doch der Gedanke an seine Heiratd, und er mußte sich fragen, ob er wohl gethan, so schnell seine Einwilligung zu geben, doc bald beruhigte er sich mit dem Gedanken, Papa weiß, was er thut; es wird schon so vet sein ? Wir lasfen nun den Sonderling bei seinem afrikanischen Plunder und begeben uns zu Madame Werner, der Mutter Klaras. Dort finden wir einen bekannten, ‚Herrn Laufen senior, Frigens Vater. ‘Er hatte ihr seines Sohnes Willensäußerung bekannt gegeben, und sie befehloffen nun die jungen Leute zusammen zu bringen. Hierauf empfahl sich Herr Laufen, und Madame ließ ihre Tochter rufen: „Mein Kind begann sie, als diese erschienen war: „Herr Laufen hat heute bei mir für seinen Sohn um Dich angehalten. Ich habe ihn zugesagt und wünste, daß Du meine Zustimmung in dieser Sache akzeptiert.“ — Dieg sagte Mama mit einer Bestimmtheit, die seine Widerrede zugulasfen seien, ara war au nicht in see, hie ER EEE nein. ET i ä - 4 ; % ae rue