Oedenburger Zeitung, 1880. Dezember (Jahrgang 13, nr. 144-157)

1880-12-01 / nr. 144

­ Sr EEE TEE ZT ET ET - De Pa PP Sa a FOSRUF Bla a .­­».«­, 68 verlautet nun, daß diese Idee in Regierungs­­treifen Wurzel gefaßt habe. Man soll beabsichtigen, aus dem Erträgniß der zu unifizirenden Kammerge­­bühren einfach jeder Kammer den Betrag ihres geneh­­migten Budgets flüssig zu machen und dem verbleiben»­den Nest — als gute Beute des Fiskus zu betrachten. Denn, da sich bei den Schwierigkeiten der Einhebung ein genaues, rechtzeitige Eingehen der Gebühren nicht annehmen läßt, so muß der Schlüssel selbstverständli in einer Höhe firtet werden, welche den materiellen Bestand der Kammern außer Frage steht und schließe­nd einen größern oder keinern Ueberschuß resultiren muß. Gegen die rechtliche Statthaftigkeit eines solchen Vorgehens lassen sich nun verschiedene triftige Bedenken geltend machen. Zunächst muß in’s Auge gefaßt werden, daß die Handels und Gewerbekammern nach der In­­tention des Gefeges eine Steresfenvertretung eines be­stimmten Standes oder, wenn das besser klingt, einer Anzahl von verwandten Berufskreisen sein sollen. Um diese Vertretung materiell zu ermöglichen, zahlen die betreffenden Kreise die Kammergebühr. Ob nun die Verwendung b derselben ausschließlich für den betreffen­­den Distrikt und dessen spezielle Antereffen zu erfol­­gen habe, oder ob das kommerzielle und gewerb­­lie Antereffe des ganzen Landes gemeinsam in ange­messener Vertheilung aus dieser Duelle materieller Subsistenz für die Snstitution schöpfen sol, mag kon­­trovers sein. Keinesfalls aber hat der Konkurs (etwa repräsentirt dur das Finanzministerium oder durch das Ministerium für Aderbau, Gewerbe und Handel) ein Unrecht auf die Disposition über die als Kammer­­gebühr einfliegenden Summen. Dieses Geld gehört den Handels- und Gewerbetreibenden und kann nur mit deren Zustimmung zu kommerziellen und industriellen Zwecken verwendet werden. Diese Ingerenz Fan selbst verständlt nur dur die geweglichen Organe, die durch die Kammern selbst ausgeübt werden. Und hiebei sind nur zwei Modalitäten denkbar. Entweder disponiren die Kam­­mern in ihrem autonomen Wirkungskreise jede einzelne für sich über ihren Antheil an den über die Budget­­beträge hinaus einfliegenden Summen, oder sie üben dieses Verfügungsrecht gemeinsam für gemeinsame grö­­ßere Ziele aus. Obwohl sich plausible Argumente auch für legtere Modalität finden lassen, so involvirt sie da eine große Ungerechtigkeit gegen die steuerkräftig­­sten Kammergebiete, die leicht durch die passiven Kam­­mern majorisirt werden könnten. Außerdem­­ würden die Klagen über Bevorzugung oder Hintanregung einzelner Gegenden nie ein Ende nehmen, es würden unerfüllbare Aspirationen gegenüber der gemeinsamen Kaffe gemect werden, und die Unmöglichkeit positiv gerechter Ver­­theilung würde die ohnehin nur geringe Sympathie für die Institution der Handels- und Gewerbe­­kammern noch auf ein tieferes Niveau sinken lassen. Sollte also eine Unifizirung der Kammergebühren in der That geplant werden, so kann sie gerechter und rationaler Weise nur in der­­­eise erfol­­gen, da­ das über die genehmigten Budgets hinaus fr­eigebende Plus der Kammergebühren zur Förde­­rung produktiver oder instruktiver Zwecke des Handels­­und Gewerbestandes in jenem BVerhältniße, in welchem die einzelnen Kammerdistrikte zu der gesammten Ein­­nahmesumme beitragen, denjenigen Kammern ausge­folgt werden, welche ein Plus der Einnahmen aus ihrem Gebiete über das genehmigte Budget hinaus ausweisen. Nur diese Lösung entspreche der Billigkeit, der Gerech­­tigkeit und Zweckmäßigkeit. Bom Tage. O­lso keine Staatspolizei! Wie "Egyetertes" mittheilt, hat der Minister des Ymnnern seinen Plan bezüglich der Einführung der Staatspolizei gänzlich aufgegeben, nachdem er auf den betreffenden Kosten-Voranschlag die Ueberzeu­­gung gewonnen, daß die Errichtung der Staatspolizei bei der gegenwärtigen Finanzlage des Landes unmöglich sei. Der Minister des u­ern wird daher anstatt des seit Monaten fertig liegenden Gelegentwurfes über Einführung der Staatspolizei blog eine Vorlage über die Organisirung der Gendarmerie und der Budapester Staatspolizei vorlegen, da wird sich seine dieser Vor­­lagen auf das ganze Land ausbreiten. O Uniform für protestantische Seel­sorger. In den Kreisen der protestantischen Geist­­lichkeit ist eine Bewegung im Zuge, welche die Einfüh­­rung einer gleichförmigen Stadt für die Seelsorger an­­strebt. Wahrscheinlich wird die Angelegenheit im Ge­­neralkonvent für eine Abstimmung entschieden werden. O DObergespans-Infstalation Die Installation Ludwig Olapina’8 zum Obergespan des Zalaer Komitats wird in der für den 6. Dezember einberufenen Generalversammlung des Komitats-Mu­­nizipal-Ausschusses stattfinden. Am 5. Dezember geht von Zala-Egerfeg eine Deputation unter Führung des Vizegespans Svastich nach Gelfe ab, um den dort weilenden Obergespan zur Generalkongregation feierlich einzuladen. Iu Zalar-Egerseg selbst werden alle Anstalten getroffen, um den neuen Obergespan, dessen Ernennung im ganzen Komitat mit größter Freude begrüßt worden, einen möglichst imposanten Empfang zu bereiten. Die Dezentralisation der kü­niglichen Tafeln. Auf die Anfrage des Justize­ministeriums, wie die Dezentralisation der königlichen Tafeln durchzuführen wäre, hat das Präsidium eines unserer maßgebendsten Obergerichte folgenden Vorschlag gemacht: Statt der gegenwärtig bestehenden zweit fü­­niglichen Tafeln sollen­­ sieben Appellationsgerichte II. Instanz organisirt werden, und zwar: 1. in Bud­a­­pest, in Haab (wohin all die Territorien der Ko­­mitate von Oedenburg ud Eisenburg zu ge­hören hätten) dann in Preßburg, Eperies, Debreczin, Temedvar und Maros-Bä­­färhely. In Urbarialangelegenheiten wäre mit der zweit­instanzlichen Erledigung jenseits des Kiralyhägd die Maros-Väfärhelyer. Diesseits desselben aber ausschließ­­lich die Budapester jüngl. Tafel zu betrauen. O Spenden für Agram. Der Papst sendete an das Komite für die Unterfrügung der Ber­­unglücten Agrams den Betrag von 5000 Franke, der Kardinal Fürstprimas von Ungarn Johann Simor hat ebenfalls 2000 fl. gewidmet. O Der Fall Dulzignys. Freitag den 27. November Abends um 6 Uhr war die Uebernahme Dulcignos von Seite der Montenegriner vollendet. Tag’8 darauf hat die Bewegung der strate­­gisch wichtigen Punkte der Mazura durch die Montene­­griner stattgefunden. So befinden sich noch türkische Truppen neben den Montenegrinern in Dulcigno. Lokales. * Die Ausstellung des „Oedenbur­­ger A­ltar-Hauptvereines­“ bleibt, über neu­­ere Bestimmungen, noch bis nächsten Sam­stag zur allgemeinen Besichtigung eröffnet. Leider hat in den fes­ten Tagen der Besuch sich auffallend abgeschwächt und dennoch verdienen die farbenprächtigen, vom edel­­sten Geschmade zeugenden Stichereien und son­­ftigen Damenarbeiten, behufs Ausschmüdung der Kir­­chen und Dotirung ihrer Geistlichkeit mit den erfor­­derlichen Gewändern und Paramenten — den Tebhafs testen und eifrigsten Zuspruch, wenigstens aller jener für die funftgewerblige Hervorbringungen Werth und Reiz befigen, sowie endlich an­derer, die das Unter­­nehmen, und die ihm zu Grunde liegende höchst wohlthä­tige und selbstlose Thätigkeit unserer edlen Damenwelt zu unterstüten geneigt sind. Die Seele des „Oedenburger Altar-Hauptvereines ist und bleibt indes die Frau Baronin Grimmen­­hteim. Iusbesondere der reichliche Spenden und Stichereien zeichneten sich eben auch die genannte Frau Baronin mit ihren Fräuleins Töchter Clara und Hedwig aus. Der hübsche Plattsticherei die­rau Schwaby, Hauer mit Frl. Kindler und den barmher­­zigen Schwertern des göttlichen Heilandes von Oeden­­burg, (violeter Ornat). An der herrlichen Teppiarbeit betheiligten sich nicht weniger al­s ein­zig Damen. Namentlich Gräfin Csäty, Gräfin Zichy mit Com­­tesfe Irma, F­rau Mayer, Nelly, Szüts, zc. zc. Die­­ser enorm große Teppich ist für die Hiesige heilige Pfarrkirche bestimmt und ganz allein schon eines Be­­suches der Ausstellung werth. * Batvaristenball. Von der vor einigen Tagen hier abgehaltenen Versammlung der hiesigen Herren Abvoluturd-Kandidaten hat sich das Komite zu dem am 8. Jänner 1881 in dem großen Skafinofaale zu veranstaltenden „Patvaristenbale“ Konstituirt. In dieses Balllomit wurden die Herren Stefan Szöfa zum Präses, Julius Fisher Gefretär, Alexander Kretsky, Kaffier und N. Rosenfeld zum S Kontrolleur mit Afflamation gewählt. Dieser Eliteball mit welchem gewöhnlich der Heigen der Kar­­nevalsfeste in unserer Stadt eröffnet wird, erfreut sie von jeher vermöge seines traditionellen Glanzes der freund­­lichsten Unterfrügung der herporragentsten Familien Dedenburgs. Und nachdem au heuer das Neinerträg­­ung des Patroristenballes dem Berchönerungs­ Bereime zugeführt wird, künfen die Herren Juristen sich dessen vergewissert halten, daß ihr Ball sich auf heuer als eine Zugkraft ersten Ranges erweisen wird. Nur wollen wir mit Bestimmtheit erwarten, daß hiebei unsere hier­ Kapellen Berückschtigung finden und: „nicht in’ die Henne geschweift wird, wo das Gute so nahe liegt." l­ibertas. " Das große Konzert zum Besten der „Armenfüde" ist fest vorgestern in aller Mund. Die arrangirenden Damen scheuen feine Mühe, seine Anstrengung diesem Konzerte einen möglichst zahlreicen Besuch zu siltern und bieten demnach Alles auf, um dasselbe so interessant und anziehend als nur irgend möglich zu gestalten; deshalb wurde zu­­nächst auf die für alle Musikfreunde unwiderstehliche Mitwirkung des so hochbegabten Töchterleing Adele unser­res Hrn. Bürgermeister8 ©­loyer reflektivt, wußte man doch, daßs die eminenten Gesangsleistungen dieser jungen, hinreißenden Künstlerin einen Magnet­ bilden, dessen Anziehungskraft einzig und allein ausreicht selbst die ausgedehnten Räume des „­großen Kasinosaales“ anzu­ füllen. Doch nur mit Zagen und Bangen braten die verehrlichen Gründerinen der „Armenküche” ihr An­­liegen bei Frl. Adele Glozer vor, man fürchtete nämlich ein Jesus, denn die genannte Gesangskünstlerin, reist­e schon am 3. oder 4. Dezember in ihr Engage­­ment als Primadonna zur russischen Hofoper nach Warschau ab, und es wäre sehr verzeihlich von ders a SE EEE ERFURT TED TERSTERT NETT HE 27 Ben Zn: Fe NT TE Ne SE RER RN gen Dokumentes führte, in welchem Sofer für Ungarn alle Neuerungen widerrief und den Verfassungszustand von 1780 wieder herstellte. Auch in seinem Familienleben war der große Kaiser ni­ glüclic. Kosers II. erste Gemahlin Ysabella, Tochter des Herzogs Philipp von Parma, liebte der W­olfskaiser abgöttisch, trogdem ihm bekannt war, daß er nicht deren ganzes Herz besaß, weil diese Dame ihre Jugend­­liebe nicht vergessen konnte und nur mit Widerstreben Jofer II. die Hand reichte. —­sabella starb 1763. Josefs zweite Gemahlin Maria Kofefa, Tochter Karl Albrecht’8 von D­alern (Saiser Karl’8 VII.) konnte und wußte Jofef’8 Liebe nit zu erringen. € 8 war dies eine reine Konvenienzheirat, eingegangen auf speziellen Wunsch der Kaiserin Maria Theresia. — Maria ofefa starb im Jahre 1767. Franz I, der Sohn Leopold’­ II. (Groß­­herzog von Toskana, Hofer?8 II. Bruder und Nach­­folger desselben auf dem Throne) war der besondere Liebling des großen Kaisers und wurde von diesem wie der eigene Sohn behandelt. Syofef II. Hatte den innigen Wunsch, diesem seinem Lieblinge bei seinem Ableben die Krone zu übertragen, wogegen aber Leo­­pold protestirte. Franz II. vergaß die innige Liebe seines Oheims niemals ; in Folge dessen behielt­ er einen großen Theil der von Sofef II. geschaffenen Amstitutionen bei, vor­­nämlich jene, welche den Gedanken der Staatseinheit und Staatsgröße manifestieren. Auch ließ er ihm das platvolle Denk­­al auf dem Pfefsplage in Wien er­­richten, dessen Inschrift lautet : „Josepho II. qui saluti publicae vixit, non „diu sed totus.““ An dieser Inschrift ist Alles enthalten. Das beste Zeugniß für den Werth des unsterblichen Kaisers liegt aber in dem Schluffage, welcher zu deutsch lautet: „Richt lange, aber ganz.“ Am 20. Febrar 1790 starb Yossef I, 49 Jahre alt, an gebrochenem Herzen, oder, wie die offizielle Ordre lautete: „an einem Zungenleiden, welches in Folge der Strapazen der bei­­den Feldzüge gegen die Türken rasch zugenommen hatte.“ Das Volk, die Massen glaubten an seinen natür­­lichen Tod. Ya­es herrsschte viele Jahre der Glauben, daß Sofer II. nicht gestorben, sondern mur beseitigt worden sei und daß er sohin noch lebe. Andererseits hieß es, daß Stofef IL, dem Tode nahe, für sich selbst eine Grabschrift verfaßt habe, welche lautete: „"Dier liegt ein Fürst, dessen Absichten rein war­­en, der aber alle seine Entwürfe gescheitert sah." Einige Historiker bestritten dieses Vork­ommniß von der Grabschrift aufs Entschiedenste. Andem wir den Historischen Nadhlid auf des großen Kaisers Leben hiemit abschließen, drängt es uns, noch einige Schlußworte dem Ganzen Hinzuzus fügen. Kofer II. war ein echter Wolfstaifer, ein „Schüger der Menschheit“, wie er sich selbst nannte. Er war ein Feind der Finsterniß, ein Freund des Lich­­tes, ein Freund der Armen und Bedrohten. Wenn Friedrich II. von Preußen, der Solda­­tenförmng, bei Kosep3 Regierungsantritte ausrief: „Voila nouvelle ordre des choses !“, so beging Se­­ner ein Pamphlet, das Sofer nicht zur Schande ge­­­­reichte, wohl aber den­ Standpunkt des Preußenkönigs der wahren Freiheit gegenüber kennzeichnete. ee Kofers größte Thaten während seiner kurzen Negierungsepoche sind jedenfalls die Aufhebung der Leibeigenschaft, die Abschaffung der Robot, das Eindämmen der P­riesters herrshaft, die Einführung einer neuen Zeit in das von egyptischer Finsterniß erfüllt gewesene Desterreich und'die unübertroffene reine und wahre Liebe zum Oolte’ '.­­. Jeder Schritt,jede Handlung des großem un­­vergeßlichen Kaisers legt hiefür beredtes Zeugniß ihr und deshalb wird auch an jenem Gedenktage des 29.«November dieses Jahres es schwerlich eine Spütte im großen Oesterreich geben,wo nicht des Unsterblichen Namen mit Liebe und Ehrfurcht Javoll Anbetung g«ge­­­nannt wird. «­­ .i »An­nemmeum populismois!«lautet die Inschrift auf dem Monumente des Kaisers Franz II., des Neffen Josef’slI.,auf dem inneren Burgplatzö quien.—,,Meine Liebe meinenBölkern!«—D­iese Inschrift paßt ebenso treffend auf Kaiser Josefjlgt denn Josef’s Liebe umschwebt noch heutes Oesterreichs Völker,sein Geist der Josefinische Geist,durch­­­dringt Alle,die nach Freiheit und Aufklärung ringen.. Diesen Geist k­­nn Niemand tödten,ebensowenig als die Liebe des Volkes zu dem großen Kaisen. Darum Ehre und Achtung vor Josef’S Manen.! Hutab vor feinen Thaten und Perent allen Finsters­lingen und Feinden des Volkes« H.G. ’ »»«4.»«.?..f»» - ee

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