Oedenburger Zeitung, 1881. Juni (Jahrgang 14, nr. 65-77)
1881-06-01 / nr. 65
nenen sowohl s in ungarisscher als in deutscher Sprache-Wirrefumiren dieselbe in Folgendem:»Die Partei hat sich,behufs Aufstellung eines Kandidaten versammelt und Redner ist vollkommen überzeugt,daß der Kampf ein schwieriger sein werde.Doch der Redner will den Standpunkt der»Unabhängigkeits«s Partei klären,sind drückt aus,daß es keineswegs in Reantentionen der Partei liegt,Ungarn von Zisleithanien zu trennen sondern es auf konstitutionellem Wege dahinzubringen,daß wir unsere Angelegenheiten selbst ordnen,daß wir nicht der Eventualität eines geschlossenen Handelsvertrages ausgesetzt sein sollen,wie der eben in Wirkung getretene Vertrag mit Deutschland,in welchen zwar die ProdukteZisleithaniens in Betracht gezogen wurden,nicht aber die Utkgarne,wie auch auf einen Hauptzweig unseres Exportes, auf das Mehl, ein doppelt höherer Ball, gelegt wurde. Der Kampf wird umso schwerer sein, da sein Dispositionfond der Partei zur Verfügung steht, wie der Negierung, die, während der arme Bürger darbt, Hunderttausende zu Kortesausgaben verwendet, wie denn auch aus authentischen Duellen nachweisbar ist, daß die Negierung in ihrem eigenen Interesse im Somogyer Komitate 50,000 fl., im Marmaroger 30,000 fl, im Dedenburger 11,000 fl. für Korteszwede verwendete. So geschah es auch bei der jüngsten Wahlkampagne, daß auf die i. Wahlbürger eine moralische Pression in Gestalt eines Herrn Reich erschien, der, um der Moral die Greifbarkeit zu verleihen, ein Almosen von 300 fl. aus dem ifr. Lande fhulfende brachte, um seine Glaubensgenossen zum Stimmen für den Abgeordneten der Regierungspartei zu bewegen. Die Schwierigkeit des Wahlkampfes in Betracht ziehend, muß die Oppositionspartei einen Mann zum Kandidaten aufstellen, dessen Name von gutem Klang ist und dessen Persönlicheit garantirt, daß derselbe die Lokalen Autoreffen Oedenburgs sowohl, als auch die des Landes wahren wird, und der große Ausschuß hat dies wohl erwägend beschlossen, Dr Ignaz Helfy der, Parteiversammlung zum andidaten vorzuschlagen. (Eisen !) Redner bittet die Parteiversammlung möge, dies als Beschluß aussprechen und Herrn Helfy zum Kandidaten proflamiren. Ein allgemeines lebhaftes Eisen und seine anderwärtige Nennung eines Namens machten es zur Thatface, daß Herr Helfy zum Kandidaten der Oedenburger Opposition designirt ist. Nun ergriff Herr Martin v. Szilväffy sen. das Wort. Der Redner gibt in einem Nüchside auf seine politische Vergangenheit die Gründe an, welchen zufolge er ein Anhänger der Heute in diesem Saale versammelten Partei geworden. Redner, der in früheren Zeiten ein Führer der Denkpartei war, sah sich in Folge der Fusion gezwungen, aus derselben zu treten und wandte seine Sympathien der „vereinigten Opposition“ zu. Indem jedoch Leigtere nicht zureichend konsolidirt und daher aussichtslos ist, Medner aber nicht zur politischen Unthätigkeit verdammt sein will, so ist er zur Unabhängigkeitspartei übergetreten, als der einzig aktiven Oppositionspartei, dorhh deren Wirken das Abschaffen gar vieler Mängel und die Hebung der wirthigartrigen Lage zu erwarten sei. In den heutigen Tagen ist durch das Gebahren der Regierung und der ihr so willfährigen Majorität, das Land dem Name nahe, die arbeitende Klasfe hat kaum das nöthige tägliche Brot, und doch wird die Steuerschraube schonungslos angeregt und arbeitet in der größtmöglichen Ausbeutung. Der Bürger ist es dem Staate schuldig, er muß Steuern leisten, aber seineswegs in solchem Maase, denn vom Ueberfluss kann er wohl abgeben, aber nie so viel, daß er vom Ueberreste Tärglich nur sein Leben fristen könne An allem diesen augenscheinligen Elend ist nur die Majorität des Reichstages schuld, sie sollte Sefege schaffen, doch hat sie sein Gefühl für das Land, sondern verfolgt nur abstraktive, egoistische, lukrative Ewede. Und diese Majorität muß gestürgt werden, um einer anderen Pla zu mache, welche das Wohl des Volkes besser vertreten kann. Die Majorität des Abgeordnetenhauses schiebt zwar in Höchst illoyalereise als Schuld auf die högsten Kreise, ja sogar auf den Monarchen, da dieser hat, er auf allen seinen Schritten bewiesen, daß er streng konstitutionell ist, der Fehler haftet nicht an den höchsten Kreisen, sondern an der Kotterie der Majorität. — Indem die Oppositionspartei es sich zur heiligen Aufgabe gemacht hat,sobald sie zur Majorität gelangt sein wird,dem Lande aufzuhelfen,den Bürger zu schützen und sein Leben erträglicher zu gestalten,ist es Pflicht jedes Patrioten,sich anselbe anzuschließen Der Gegenkandidat der»scheinbar«nur liberalen Partei ist der Minister Trefort, seine Kortesche verfechten seine Interessen mit unmoralischen Mitteln,siedetsprechen allerlei wie: Kindergärten,öffentliche Mädchenmittelschule,Subvention vom ist-Landesschulfond,eine Abtheilung der königl.Tafel«)u.s.w.Wenn der Minister diese Anstalten als Liebesgaben von seiner Seite aus errichtete,könnte man ihm den aufrichtigsten Dank votiren,doch Oedenburg zum Danke mit Landesmitteln bevorzugen,ist auf alle Fälle um wo verschiedene zusammen moralisch. Eine Abtheilung der königl. Tafel muß dort errichtet werden, wirkende Faktoren deren Anwesenheit erheirschen, und Dedenburg ist seiner Bildung und seines Ansehens zufolge eine hervorragende Kommune, so daß sie ihre Recht fordert und Gnadengaben perhorresziren fan. Von gegnerischer Seite wird behauptet , daß die Unabhängigkeitspartner eine Losreigung von Bisleithanien bezwect. An den Borredner sich anfliegend, betont aber Redner, daß „Unabhängigkeit” noch seine Ko8reißung bedeutet, sondern auch die politische und materielle Sonderung der Länder der Stefanskront eine in siad geschlossene und sich selbst regierende Ländergruppe anstrebt. Er verwahrt sich gegen solche Berdächtigungen, denn jedes Mitglied der Unabhängigkeits-Parther, ist ebenso foyal als der beste S Konservative. Helf i it nicht nur demegen ein Gewinn für Oedenburg, da er aus seinem Wirken im öffentlichen Leben bekannt ist, und namentlich wegen der Freundschaft Ludwvig Kojfuth’s zu ihm. Kojjuth tan wohl wie jeder Mensch Fehler haben, doch das werden ihm seine größten Feinde auch nicht abläugnen, daß er unter allen Umständen sein Vaterland wahrhaft liebte. Wenn ein solcher Patriot der intime Freund Helly's ist, muß legterer unbedingt ein verläglicher Mann sein." — Mit der Aufforderung allerarteigenossen mögen bei der Wahlkampagne, männlich für ihr Necht eintreten, flog unter allgemeinem Beifall und lebhaftem Applaus der Redner. — Die Kommission zur Aufforderung bedaff Annahme der Kandidatur an Hrn. Ygnaz Helfy tritt mit nächstem Tage zusammen. Der sonst so beredte „Volkstribun” und Oppositionsmann Herr Dörfler war zwar anwesend, büßte sich aber diesmal zu unserer Verwunderung in tiefes Schweigen. E. M. „Par ordre de mufti.” Dedenburg, 31. Mai 1881. Schon seit längerer Zeit betrachten wir das neue Regime in unserem Mathhause mit bedenklichem Kopfschütteln , das ziellose Herumtappen im Geschäftsgange, Gffeft Hascherei vis-A-vis dem mit den Agenden nicht vertrauten, demnach leicht zu täuschenden Publikum, Undelicateste vis-A-vis, den Beamten, [hmwunghaft betriebene Zeitungsreflage der guten Freunde und sonstiger Aufwand von Druderschwärze, waren die Symptome, welche uns gelinde Zweifel aufkommen ließen, ob Herr, Bürgermeister Druder wirklich dieser providenzielle Mann sei, den man in ihm zu finden hoffte. Wir meinten aber die, Eden werden sich abjrogen, das Gleichgewicht und die Wache sich berstellen und unterdrückten unsere Bedenken. Neuestens drang aber die Kunde eines solchen Abderitenstreiches in die Deffentlichkeit, melden eingehend zu besprechen die unabhängige Journalistität nicht entgehen lassen kann. Der Herr Bürgermeister erließ nämlich aus eigener Machvollkommenheit einen „Ulas“ — pardon! ein Zirkulandum, — laut welchem jeder Beamte seine Wohnung anzumelden, wenn er auf Urlaub geht, seinen jeweiligen Aufenthalt anzuzeigen, endlich sich zu „hüten“ habe, ohne vorher eingeholter bürgermeisterlicher Erlaubniß das Gebiet der Stadt auf mehr als eine Meile zu verlassen. Gegen den 1. Punkt haben wir natürlich nichts einzuwenden, obzwar in einer kleinen Stadt wie Oedenburg, in der jeder Garbdist weiß, wo dieser oder jener Beamte wohnt, diese Verfügung auf einen rechten Zweck hat, dagegen halten wir aber die beiden legten Punkte des besagten bürgermeisterlichen Erlasses für eine Niederschreitung der Amtsbefugnisse dar Eingreifen in Die persönliche Freiheit des Beamten, welche während des Belagerungszustandes erifüirt haben mag, aber in einem konstitutionellen Staate wie Ungarn, im feiner Ungereimtheit einzig dasteht. Seht der Beamte auf Urlaub, um sich von der Mühe seiner Amtswaltung zu erholen, oder seine Gesundheit herzustellen, so man er eben kommen und gehen wie und wohin er will, er ist zur Bekanntgabe de Urlaubsortes weder nach den Kriege, noch nach dem Statute gehalten. Das Motiv, das es nöthig sein könne, si dringend mit ihm in Kontakt zu fegen, ist hinfällig. Abgesehen davon, daß es in der Praxis nicht einmal in zehn Jahren vorkommen dürfte, wird es, wenn ja, infolge der nahen Berührung, welche die kleinere Ausbreitung unserer Stadt naturgemäß hervorbringt, gewiß auf seine nennenswerthen Hindernisse stoßen. Es ist also doch Nichts gejeglich motiviert, dem Beamten gleichsam Ning, und Kette als Zeigen seiner Sklaverei, moralisch an den Hals zu hängen, und ihm selbst die der Erholung gegönnte Zeit dur den Druck seines Loches unleidlich zu machen. No unglaubliger it aber der Schlupparm us ‚des erwähnten Zirkulandung, dem zwar ale Milderung nachträglic die bemerkenswertde „eine Meile“ eingefügt wurde, welche jedoch an der Sache nichts ändert, sondern sie vielmehr noch greller macht. Bei der weitgehendsten Pedanterie, welche aber Beamten vis-A-vis, die doc feine Schulkinder mehr, sondern ebenso majorenn wie der Herr Bürgermeister selber sind, ihn vielleicht — zum Theile wenigstens — in wissenschaftiger Beziehung gleichstehen, im savoir vivre sogar übertreffen, hätte er so halbwegs seine Berenhigung, wenn er die mehrberegte Verfügung auf die amtlich in Anspruch genommene Zeit beziehen würde, weil der Herr Bürgermeister als erster Beamter in ultima analysiberechtigt ist. Nehenschaft über diesse Zeit zu fordern. In seiner allgemeinen Saftung aber, bezieht sich der berührte Parfus auch auf die Zeit, nach Schlußg der Aemter, in specie au auf die Sonn- und Heiertage an welchen (laut Statut) die meisten städtischen Beamten nicht gehalten sind, im Amte zu erscheinen. Jene Einzelnen indeß, die in Folge ihrer Agenden präsent sein müssen, nur von 11 bis 12 Uhr Vormittags anwesend zu sein haben. Mebrigens darf bei der zweifellosen Bildung der Herren Beamten ohnedieß erwartet werden, daß sie — ihrer Pflicht bewußt — selbst das richtige Mal zwischen den Interessen des tädtischen Dienstes und eventueller Privatangelegenheiten treffen werden. In der Zeit, welche von den Amtsstunden nicht in Anspruch genommen wird, ist der Beamte vollständig unabhängig und ist (die im Gefege vorgesolgten Fällen ausgenommen) Niemanden über sein Thun und Laffen verantwortlich. Der Beamte hat für seinen Gehalt seine Arbeitskraft in einer bestimmten Zeit oder zu einer bestimmten Arbeit der Kommune vermiethet, hat sich aber nicht mit Haut und Haaren als Sklave verkauft. E83 handelt sich, unseres Erachtung, hier einerseits um eine Verlegung der individuellen Freiheit, welche ein angebornes Recht eines jeden Menscen ist, und andererseits um die prinzipielle Wahrung dieses allgemeinen Menschenrechtes. Es bleibt ganz dahin gestellt, wie selten ,eigentlich der Beamte von diesem Rechte, in Anbetracht seiner Verhältnisse, Gebrauch machend, kleinere oder größere Ausflüge unternimmt. Es ist eben ein großer Unterschied etwas freiwillig oder in Folge eines Verbotes zu unterlassen. Der Herr Bürgermeister sollte es als Jurist wissen, daß in Ungarn, schon in dem ältesten Zeiten unserer Geschichte, selbst von Leibeigenen die freizügig Zeit gewahrt war und nur in Folge der Dör8a’schen Bauern-Revolte, als Strafe, auf eine Zeit entzogen wurde, aber schon anno 1786 reetablirt worden ist. Die Joee, das System, der an die Scholle gebundenen Sklaven, in einem Lande mit obigen geschichtlichen Antezedenzien, bei einem Beamtenkörper heute einführen zu wollen, ist geradezu unerhört und konnte nur seiner Zeit, in den durch den Absolutismus behörten Gehirnen Bad’iger Organe ausgehegt werden. Ueberhaupt scheint sich der Herr Bürgermeister dessen nicht bewußt zu sein, da er nicht der unumschränkte Gewalthaber der Kommune ist, sondern seine Madtsphäre innerhalb der Grenze, welche ihm die Landes- Gehege und das städt. Organisations-Statut stellt, zu bequemen hat. Im Gegentheile als erster Beamter der Stadt ist er nur „primus inter pares“ und steht einer Körpersgaft gegenüber, welche aus Herren besteht, die eben so gut gewählte Beamte sind als er. « Wir sind wirklich gespannt darauf wie sich der Beamtenkörper gegenüber dieser Machtüberschreitung verhaltet wird.Ohne den Herren Rathschläge ertheilen zu wollen, glauben wir,daß der Rekurs an die Generalverfanun lang und,wenn sie dort ihr Recht nicht erhalten,an das Ministerium der Weg ist,welchen sie einschlagen müssen.Wir zweifeln auch nicht im geringsten daran, daß der Munizipalausschuß dem von ihm gewählten Beamtenkörper Schutz gegen Vergewaltigung durch bürgermeisterliche Launen gewähren wird.Läßt der Beamtenkörper die ihr gestellte ungebührliche Zumuthung auf sich beruhen,so verdient er es eben nicht besser.Die Kommune hätte sich aber ganz unvorgreiflich bemerkt ihres Beamtenkörpers nicht besonders zu rühmen,soferne er nicht aus Männern besteht, welche im Stande sind,ihre eigene Würde zu wahren, und dadurch Bürgschaften zu bieten,daß sie gegebenen Falles auch die des ihnen anvertrauten Amtes aufrechterhalten werden. H. ee rJ Einem sehr bestimmt auftretenden Gerätende soll die I. Tafel nach Raab verlegt werden. Bom Tage. Oeränderung in der österreichischungarischen Diplomatie.n der österreichischungarischen Diplomatie stehen einige Veränderungen bevor. Der bisherige V Botrafter in Paris, Graf Beuit, geht in gleicher Eigenschaft nach Madrid. Wegen Erhebung der Wadriver Gesandtschaft zu einer Botschaft wird im Herbst den Delegationen eine Vorlage gemacht werden. Der in Washington affredidirte Gesandte und bevollmächtigte Minister Baron Mayr verläßt seinen Posten. Minister-Resident Oberst v. Thömmel vertauscht seinen Posten in Cettinje mit der Minister-Residentshhaft in Sophia, welche Stelle bisher der Minister- Resident Graf Khevenhüller bekleidet hat, der nach Belgrad geht. — Für die Dauer des Urlaubes, welchen Baron Haymerle am 1. Juli anzutreten beabsictigt, wird Herr dr. Kállay die Leitung des Auswärtigen Amtes führen. Orausbahrung der Rübenzuder- Steuer. Der königl. ungarische Finanzminister bat an alle Finanzbehörden und Aemter in Angelegenheit der Pauschalisirung der Rübenruder-Steuer für die 1881— 1882er Produktions-Saison, sowie der Sichers A Sortießung in der Beilage BE A