Oedenburger Zeitung, 1881. Juli (Jahrgang 14, nr. 78-91)

1881-07-01 / nr. 78

- Fun TRIERER N ET EEE N ESTER s-« - TE N N . . .,.«».-. RT Löstag,2-I,JÅJ1TIi-I·88x Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für sociale Interesen überhaupt. Motto: Das Blatt erscheint jeden Mittwoch, Freitag und Sonntag. Pränumerations­­reife: Furkoco: Ganzjährig 9 fl., zes­rig 4 fl. 50 fl., Bierteljährig 2 fl. 25 fl., Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Bansjährig 12 f., Halbjährig 6 fl., Biers teljährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmten Sendungen, mit Ausnahme­ von Inseraten, Pränumerations- und­ Infertions­­gebühren sind an die Nebaction portofrei einzusenden. (Bormaks,,9edeuburgerYachricljteMJ Verlag, Erpedition: Redaktion: Einzelne Nummern Torten Kreuzer. „Dem Fortschritt zur Eher? — Bem­üc­en zur Mehr” — Der Wahrheit eine Gasse.“ | Administration, Grabenrunde Nr. 14. Neugasse Nr. 18, im 1. Stock, Nr. 78. _ EREEIR ERREGER BEER SHEETS RE­SInferate vermitteln: die Herren Hafenstein , Vogler, in Wien, gi, Budapest sowie in den Hauptstädten Deutschland und der Schweiz. A. Oppelit, I., Stubenpartei 2 Wien. Heinrich Schale, 1. Wollzeile 12 Wien. Infersions-G­ebüßr : 5 kr, für die einspaltige, 10 Fr. für­ die ae e, 15 fr. für die dreispaltige und 20 fr. für die durchlaufende Petitzeile eg­­clusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung entsprechender Rabatt. Pränumerations-Einladung. Mit 1. Juli 1881 beginnt ein neues Abonnement auf die „Oedenburger­ Zeitung”. Wir schmeicheln uns, durch das bisherige Wirken den g. Xejern vollgütigen Beweis dafür geliefert zu haben, daß wir weder Mühe noch Kosten scheuen, um den Inhalt der „Dedenburger Zeitung“ möglichst anziehend und reichhaltig zu gestalten. Die vollkommene Unabhängigkeit von Jeder­­mann ermöglicht es ung, alle öffentlichen Angelegenhei­­ten wachhaltslos und unü­erblümt zu besprechen und nach jeder Seite hin zu beleuchten. Wir werden daher auch in Zukunft alle Gewaltstreike und Eigen­mächtigkeiten, welche Kateriewesen und Kastengeist in unserem öffentlichen Leben, zum Nahtheile des G­­meinmwohls vollführen, energisch befänpfen, und un­­nachsichtlich Fritisiren , ferner alle politischen, lokalen­­ und sonstigen interessanten Tagesfragen wie bisher erssc­öpfend behandeln und in allem Angelegenheiten stets nur das ausgesteckte Bier: „Würgerschuß“ vor Augen haben. An dieser "unserer publizistischen Thätigkeit werden und, nach wie vor, weder Repressalien noch Dro­­hungen einzuschüchtern vermögen, wir werden vielmehr trog , aller Unterbri­dungsversuche muthig für das gute Re­cht der Presse weiterkäm­pfen, und uns, mie biöher, zwar Schritt für Schritt, aber sicher und fonsegqwent den Beifall und die Unterfrügung der wirklich fiberal denkenden, un­­parteiischen Mitbürger zu erringen­­ wissenn, bleibt unfert­ig. Abonnenten auch im kommenden Duartal als­ Grafis:Beilage gefigert und geben wir uns der an Das „Sluftrirfe Sonntagsblatt“ genehmen Hoffnung hin, daß dessen Inhalt auch fernerhin jene ungetheilte Anerkennung finden werde, wie bisher. Die fast täglich einlaufenden diesbezüglichen Anfra­­gen veranlassen uns, hiermit zu erklären, daß Abonnements auf die „Oedenburger Zeitung“ nicht nur bei Dwartalschlüffen, sondern auch an jedem beliebi­­gen Tage entirrt werden künnen. Indem wir unsere g.. Abonnenten wo um rechtzeitige Erneuerung der Pränumeration ersuh­en,­ bitten wir auch um weitere Verbreitung umseres Blattes und wolle man sich bei allen Sendungen der genauen Adresse: „Ads­ministration der “Dedenburger Zeitung” Gra­benrunde Nr. 121” bedienen. Die „Dedenburger Zeitung“ erscheint jeden Sonntag Mittwoch und Freitag und fortet in Loko: ganzjährig 9 fl.,­halbjährig 4 fl. 50 fl., vier­­teljährig 2 fl. 25 fl. Monatlich 1 fl., für Auswärts : ganzjährig 12 fl., halbjährig 6 fl., vierteljährig 3 fl. &. Vommalter, Ernst Marbach, Eigenthüm­er und B Verleger. Ehef-Redakteur, RT­mann Der ausgestreute Same der Freiheit. AS die Herren Dörfler und v. Syigethy von ihren Argonautenzügen um das goldene Vließ des Bollsvertrauens — ein Abgeordneten-Mandat — ohne 8 errungen zu haben, Hieher zurückehrten, wurden’ sie von ‘ einigen der Verbiffensten ihrer politischen Gegner spottweise Tauben genannt, die mit „gefragten (!) Slügeln“ Heimgelommen sein. Dieser Ver­­­gleich ist wahrlich insoferne wenigstens fein glück­­licher gewesen, als damit offenbar eine erlittene Enttäuschung hochfliegender Hoffnun­gen bezeichnet werden wollte. Bei Gott, in einem solchen Sinne wurde den Herren Szigethy und Dörfler keine Niederlage bereite. Jeder von ihnen wußte von vorne­herein ganz bestimmt und genau, daß er in dieser regigen Wahlschlacht über seinen respektiven Gegner nicht obsiegen werde und er war au­f einem von beiden Herren Unab­­hängigkeitslampen um ein Mandat dort wirklich zu thun, wo sie aufgetreten sind, sondern sie zogen Nar­mens ihrer Partei ein, wie einst die Tauben fliegen gelassen wurden, um das Terrain zu sondiren, ob denn das viele Wasser, das die Regierungsmänner in ihren Wahlbezirken machen, denn auch wirklich fon jedes Hoffnungsgrün der Freiheit ertränkt habe, oder ob es doch noch Höhen gibt, wo die Menschheit festen Grund findet zur Gründung eines zum Lichte anstrebenden stolzen Gebäudes des Wolfswohles; und siehe da beide Tauben (!) fehrten mit uns beschadeter und unverfümmerter Schwungkraft zurück und braten einen starren, frischen, üppigen Hoffnungszweig mit sich und wiesen ihren vertrauungsvollen Sendern nach, daß jene Bezirke, durch welche sie ihren Flug genommen, sich schon sichtlich über die trüben Stub­en erhoben haben, die sich Bisher darüber Hinwälzten. Auf die ein verheißenden, wahrhaft empfänglichen Boden ist nunmehr die Saat ausgestreut, schon haben sich aus festen Wurzeln die gefunden Keime prächtig entwicelt und bald werden dort die Freiheits­bäume erstarren und mächtig in die Lüfte ragen, die Freiheitsbäume aus denen in d­ez Dedenburg, 30. Juni 1881, seuilieren. Das Kloferin X. Aus­ meinem militärischen Wanderleben von B. B. (Bortregung.) Mein­ blaffer, stumpfsinniger Führer geleitete mich ing Mefeltorium, wo ich die geistlichen Herren versam­­­melt fand. Ein vortreffliches Mahl, eine gemüthlice, mitunter­ geistreiche, zuweilen gelehrte Unterhaltung trug zu dessen Annehmlikeit nicht wenig bei, umso mehr, als ih — eingedent des Spruches eines griechiichen Weisen, der Mensch habe zwei Ohren und nur einen Mund, um doppelt so viel zu hören, als zu sprechen, übrigens dieser eine Mund an mit Effen und Trin­­ken genügsam beschäftigt war,­­ mich lediglich als Ad­­tustant betrachtete. Nach aufgehobener Mahlzeit befahl der Quar­­dian, mich in das mir bestimmte Zimmer zu führen, und da wir des andern Tages Naftrag hatten, erbat er fi meine Gesellschaft bis zum Abmarsche, beifügend, daß er sich freuen würde, mich Abends nach der Hora wieder hier zu sehen. — Nachdem ich für Uebertragung meiner Bagage­ die nöthigen Weisungen ertheilt hatte, benügte ich die nach der Siesta übrig gebliebene Zeit zur Besichtigung des Klosters, der Kirche, des Gartens und fand mich um die bestimmte Stunde natürlich wieder pünktlich im Refertorium ein. Das­ Abendmahl unterschied sich im Ganzen we­­­nig vom Mittagstisch. Eine Heine Whist- und Tarrod­­partie beendigte den Abend. Doch konnte ich nicht um­­hin, noch vor dem Schlafengehen den vortreffligen Menefher nach Gebühr zu loben. Der Quardian er­­zählte mir, daß dieses Zap über Hundert Jahre alt sei, und wiermühsam man diese Weine während der Revolutionszeit vor unberufenen Gästen bewahrt habe. Mehrere derlei Fäsfer stünden im Keller, eins davon sei Hundertundsiebenunddreißig Jahre alt,­­ wie die auf dem Meisen eingebrannte Inschrift aussage. Aber nur höchst selten und bei ganz besonderen Veranlassungen dürfe der Schellermeister den Zapfen lüften, aus welchem der Nektar quilft. „Vinum laetificat cor hominis — hochwürdiger Herr,“ meinte ich, „aber allerdings ist derlei Hafslfches Göttergetränk mehr aus Kuriosität zu ver­­kosten, als der unsere, so oft dur fehnöden Hals­­träger entweihten Kehlen zu sclürfen ; ich habe zwar einige solche merkwürdige Elizive, wahre Kabinetttüde auf der Zunge gehabt, so 3.28. im Stift Stra­­konin zu Prag Melniker- Ausbruch, der aus der Zeit des siebenjährigen Krieges stammte; in Mars­tinsberg l­auf ich einen Schomlauer, der mich in die Zeiten Mathias Corvinug zurüczauberte. Wenn die ungarischen Krieger lauter solchen Wein traufen, muß er den Türken, die damals die sonderbare Ma­­rotte hatten, gar seinen zu genichen, schlecht ergangen sein! Jmn Klosterneuburg hatte ich Gelegenheit, ehrwürdige Reliquien aus dem Keller des dortigen Augustinerstiftes nicht allein zu Gesicht, sondern auch auf die Zunge zu bekommen. Der Quardian lächelte, drückte mir die Hand, und wünschte mir gute Nachtruhe, nach welcher er und Mor­­gens wieder beim Frühftüd zu sehen hoffe. Mein schweigsamer blaffer Führer aus der Bib­­liothek installirte mi in meinem Nachtquartier. Es war eine große geräumige Edstube im zweiten Geschffe. Verblidene grüne Damasttapeten bekleideten die Wände, ein­e paar gleichfarbige alterthümliche Lehnstühle, ein Heiner Tisch, der auf vier ehemals vergoldeten Engels­­töpfen ruh­te, standen umher ; das ma­ffive, ebenfalls mit damastenen Vorhängen versehene Bett, nahm­ einen gro­­ßen Theil des N­aumes ein. Ihm gegenüber hing ein großer Wandspiegel, zu beiden Seiten in schwarzen Rah­­men die Bilder zweier Kardinäle in ihren rothen Ta­­laren in­ Lebensgröße, noch­ andere Brustbilder, greife abgelebte Provinzialen und Quardiane vorstellend, weih­­ten sich an sie an. Zwei große vieredige Fenster, jedes an den zwei Seiten des Zimmers, welche die Ehe des Gebäudes bildeten, ließen den Mond hereinblicen, an der dritten Seite war die Thür angebracht, an der vier­­ten stand das Bett angelehnt. Der mich führende Laien­­bruder stellte das Licht auf den Nachttisch, ind­e mir stillschweigend eine gute Nacht zu und Flapperte bei der Thüre hinaus. Ach hörte ihn langsam die Treppe hi­­nabsteigen und eilte mich auszufleiden, warf mich in die schwellenden Kiffen, Löfchte das Licht und versuchte zu entschlämmern. Dieß gelang mir aber nit, — uns ruhig wälzte ich mich auf meinem Lager, der gewoffene Wein machte mein Blut fieden, meine Einbildungskraft gähren, allerlei gereimtes und ungereimtes Zeug fpucte in meinem Klopfe. Der Mond foietlirte ganz ironisch zum Tenster herein, als sei er bereit bei einem Elfenball als Krons­leuchter zu figuriren, oder al­leine er oder einem Hochgerichte; unter dem Bette glaubte ich, die Gnomen oder Kobolde raffeln zu hören ! Die zwei Kardinäle mit ihren rothen Hüllen und grauen Spigbärten, schienen höhnisch auf mich Herabzu­­bliden, und disponirt zu sein, aus den schwarzen Nah­­men herauszusteigen, mir bei meinem Bette Gesellschaft zu leisten, und mich zu belehren, wie dumm und igno­­rant die Neuzeit mit ihrer stolzen, absprecenden Aufs­pärung sei, welche darin bestände, von vorne weg das abzuläugnen, was sie nicht zu erklären vermöge! Mir ward mit einem Worte ganz unheimlich, i­ wen­dete mich im Bette gegen die Wand, um wenigstens den Mond, die Kardinäle und den Spiegel, der mir beson­­ders fatal war, aus den Augen zu bekommen. Fast schon im halben Schlummer glaubte ich ein Geräusch zu hören; — eine Art von Schlürfen, — Schleiden ! Gerade so beschreibt die Seherin von Prevorst die en­­trée de chambre, ihrer begrabenen habitues ! (Sortfegung folgt.) |

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