Oedenburger Zeitung, 1881. August (Jahrgang 14, nr. 92-104)

1881-08-03 / nr. 92

Möglich ist es auch,daß der Unterrichts­­minister August Tråfort mit der Faust auf den Tisch schlägt und gegen die bisher verfolgte Unter­­richtspolitik Veto ruft Dochneianerr Tröfort nicht,denn wer wird sich selber desavouiren. Und warum for der Landesvertheidi­­gungsminister Szende nicht mit dem Säbel flirren und die Landesvertheidigung fördern wollen ? Aber auch an den F­inanzminister S­­päry, der duch die N­enten-Konversion fi­xer dienste (?) erworben, darf man nit vergeffen. Oder sollen wir etwa gerade von ihm voraus»­iegen, daß nur er allein seinerlei Reformen anstrebt ? Mit einem Worte: die Neffortminister sind aller Wahrseinlichkeit nach rebellisch geworden, in Allen ist der Wunsch Etwas zu schaffen, rege geworden. Wenn es nur nicht zulegt au blose­n Sumpfblasen sind, mit welchen ss die großen Kinder, die die Nation obenan gestellt hat, dahin wo fi die trost­­loseste Stagnation ausbreitet, spielen, indeß die armnen Bürger Ungarns, während dieses traurigen Spieles, immer mehr und mehr versümmern. E. M. von Nassau, Herzogs Aumale aus Paris, der Ge­­sandten Belgiens, Portugals und Brasiliens, sowie der foburgischen Familienmitglieder stattgefunden. Die Leiche wurde nach Koburg überführt.­­ Graf Hieronymus Mannsfeld r. Der frühere österr. Aderbauminister Graf Hieronymus Mannsfeld ist in einem belgischen Seebade nach kurzer Krankheit, im krästigsten Mannesalter — mit 39 K­ahren — einem Scharlachfieber erlegen. Bom Tage. OBur Ried-Ausfuhr. Die von uns gebragpte Notiz über die Vieh-Ausfuhr nach Italien und Deutschland wurde von einem Wiener Journal dementirt. Wir finden uns in­folge dessen veranlagt, einen Erlaß des österreichischen Ministeriums des Innern zu zitigen, nach dessen Inhalt „die königliche italienische Negierung ihre Präfekten der Grenzprovinzen ange­wiesen hat, das Hornvich österreichisch-ungarischer Pros­venienz auf jedem Wege, ohne veterinär­polizeiliche Beischau, nach alien eintreten zu lassen,“ — von welcher Verfügung unter Einem die österreichischen Grenzbehörden verständigt wurden. Be­züglich Deutschlands ist — wie wir bereits erwähnten — die Auflassung der Grenzsperre im Zuge und in Bälde zu gewinnen. Ueber die Bruttovo-Einnahmen und Ausgaben der ungarischen Staat faffen in der Zeit vom 1. April bis Ende Juni 1881 verglichen mit den Resultaten der gleichen Zeit­periode des Jahres 1880 bringt „Ung. Post“ folgen­den Ausweis: Die Einnahmen beliefen sich in­­ diesem Quartal auf 57,792.775 fl. 15 fl., im selben Quar­­tal des Vorjahres auf auf 50,792.675 fl. 72 fl. Die Ausgaben aber auf 60,064,455 fl. 19 Er. m jelden Quartal des Vorjahres auf 53,659.099 fl. 97%, kr., im Vergleiche mit dem 1880ser Erfolge ist daher das Resultat des fraglichen Quartals des Jahres 1881 bei den Einnahmen um 7,443,370 fl. 43 fl. günstiger und bei den Ausgaben um 6,405.355 fl. 21'/; Tr. ungünstiger. O Der König von Dänemark ist aus Kopenhagen in Wien am 31. Juli angelangt. I der Begleitung des Könige, welcher unter dem Namen Christian Graf Salfter reist, befindet sic sein jüngerer Bruder, der den Namen Yohann Graf Salfter aus­genommen hat. Nachmittags begab er sich mit Gefolge per Westbahn nach Gmunden zum Besuche seines Schwiegersohnes, des Herzogs dr. Cumberland. Das Lei­denkbegängniß des Bringen Koburg hat am vorigen Sonntage auf Schloß Ebenthal im Beisein des Kaisers und Königs, der Erzherzoge Josef, Wilhelm und Rainer, der Erzherzoginnen Elisabeth und Marie, des Herzogs Hände segnend auf ihr Haupt legt und in seinem Ge­­bete den Vater des Himmels anfleht, daß er die nun für immer Vereinten in seinen Schug nehmen möge, da bleibt sein Auge troden und Alles, Groß und stlein, die ganze Gemeinde segnet fü­r die Vielgeprüften und wünscht ihnen Glück und Heil für ihr sünftiges Erden« wallen. Und dann pilgern die Neupermählten hinaus in den Wald, während Mutter Sali und das Hofgesinde in dem schmuden, aus den Nuinen neuerstandenen Haufe, das Hofzeitgmahl vorbereiteten. Und als mun Franzel und Neff, Hand in Hand geschlungen, jene traute laushige Waldesede erreichen, wo legt ere so oft geträumt, da Inieen sie nieder und beten, und danken Gott aus tiefster Seele, daß er sie endlich doch zusammengeführt. Und dann finken sie eins ander fehluchzend in die Arme und flüstern: „Ewig, ewig!“ Die Böglein aber zwitschern in den Zweigen und die Nachtigall läßt im Walde schcicht ihr Lied ertönen und der Bach murmelt zu ihren Füßen und die Libel­­len gaufeln darüber hin und der Wind spielt mit Ne ji’s Loden und Alles flüstert ihnen zu: „Seid glüclich, seid glüclich !" Und als sie endlich den Nahmweg antreten, da shallt ihnen schon von Weiten der Huf entgegen: „Hoch das Brautpaar!” Das ist die Geschichte von der schönen Resi von Stettenhof, der Vielgeprüften. — — Sollen wir noch von dem Ende des alten Lob­­mayer berichten ? Wir wollen unsere wahre Erzählung mit feiner Dissonanz beendigen. BER EHER BETRIETER $Sokales. * Zur Monarchenreife. Seine Majestät der König verlieh gestern Diestag Wien und trifft heute Mittwoch den 3. Früh 3 Uhr 8 Minuten, in Salzburg ein. Um 6 Uhr find’t da­elbst eine Revue und um 8 Uhr. Vormittags dr Empfang der Behörden statt. Die Nachmittagsstunden wird Se. Majestät bei dem­­ Kron­­prinzenpaare verbringen. Am Donnerstag den 4. August Früh 7 Uhr, erfolgt die Abreise von Salzburg. Se. Majestät wird bil Lend mit der Gisela-Bahn und von da mit Wagen bis Gastein fahren, woselbst die Ankunft vormittags halb 12 Uhr erfolgt. Der Kaiser über­­nachtet in Gastein und reist am Freitag den d. August, Vormittags 11 Uhr, von Gastein ab, fährt bis Lend mit Wagen und dann nach München, woselbst die Ans­kunft Abends 6 °­ Uhr erfolgt. Am Samstag den 6. August bleibt Se. Majestät bei Ihren E. Hobeiten dem Prinzen Leopold und der Prinzessin Oifela und reist am Sonntag den 7. August, Früh Halb 9 Uhr über Kempten und Lindau nach Bregenz, woselbst die Ankunft Nachmittags 2 Uhr erfolgt. Auf dem Bahns bofe wird der Königs durch die Behörden empfangen. Nachmittags Halb 4 Uhr findet der Empfang der Hof­würdenträger, des Klerus und des Offizierskorps statt. Für Montag den 8. August, Früh 6 Uhr, ist eine Nevue, für 8 Uhr die Besichtigung von Etablissements, für 10 Uhr sind allgemeine Audienzen und für Nachmit­­tage 40 Uhr ist der Besuch des Schießstandes angeregt. Am Dienstag den 9. August wird Se. Majestät von Bregenz aus den König von Württemberg in Friedr­ichshafen und den Großherzog von Baden auf der Insel Mainau besuchen und gegen Abend wieder nach Bregenz zurückehren, von wo am Mittwoch den 10, die Abreise nach Dornbirn erfolgt. * Allerh­öchste Auszeichnungen. In Anerkennung der Verdienste aus Anlaß der heurigen Hochwassergefahr verlieh der König dem Hrn. Oberge­­span des Beleser Komitats Stefan Bekiczey und dem Ministerialkommissär Hrn. Ludwig Horvath­­ tagfrei das Ritterkreuz des Leop­old­-­Ordens, ferner dem Oberi­ngenieur und Chef des Budapester Stromi­ngenieuramts, Hrn. Hugo ZIAH, dem Direk­­tor der Mindgent-Apätfalvaer Gesellschaft Hrn. osef Dämti und dem Oberingenieur Hrn. Gustav Szojta das Ritterkreuz des Franz-osef-Ordens. Ferner wurde dem Großgrundbesiger im Arader Komitat Hrn. Sig­­mund Bohus, in Anerkennung seiner Verdienste um öffentliche Angelegenheiten, das Ritterkreuz des Leopold­­ordens tarfrei verliehen. Endlich erhielt der Wiener Polizeipräsident Herr Nitter von Marr von Er. Majestät den Orden der eisernen Krone zweiter Klasse. . * Personalveränderungen Wie wir zu unserem Leidiwesen vernehmen, sol der in allgemeiner Hochachtung stehende hiesige Herr Gerichtspräsident Dr. Yohann Nep. v. Herits-TH6t Über eigenes Ans fuchen, nach Budapest zur königlichen Tafel verlegt wer­­den. Nicht geringe Sensation erwegt ein weiteres, kaum glaubwürdiges Gerücht, nach welchem Herr 8. Kuls c8Ar (der mehrjährige Deputirte des Groß-Warns­­dorfer Bezirkes, ein übereifriger­­ Regierungsanhänger) als Lohn für seine allezeit getreue Haltung im Reihe­­tage vom hohen Ministerium zum Präses des hiesigen hohen Gerichtshofes ernannt werden soll. * Weber die Primadona Sri Adele Glozer schreibt das „Ju. W. Ertr. Bit“ wie folgt: Bei der Ef. Wiener Hofoper ist ein Engagement der obigen Künstlerin in Aussicht genommen, Sri. Adele Glozer wird neben Frl. Bianchi als LKoloratur Sängerin wirken. Frl. Glozer ist eine der hervor­­ragendsten Schülerinnen der Frau Marhefi und hat bereits am F­aiserlichen Theater in Warschau, sowie am National-Theater in Bet Triumphe gefeiert. Die jugendl­icche Künstlerin, welche in ihrer äußern Erjceinung lebhaft an Christine Nilsson erinnert, wird Anfangs September als Königin (Hugenotten), Martha und Violi­letta (Ziraviata) debutiren." Wir haben dem nur bins zuzufügen, daß, da wir in Wien bekanntlich zwei ständige Mitarbeiter unseres Blattes besigen, wir in der Lage sein werden genau und ausführlich über die Erfolge dieses Gastspieles berichten zu können. * Zum neuen städtischen Archivar geruhte­te, fürstliche Durchlaucht, unter Herr Ober­­gespan, ohne Ausschreibung eines Kon­kurses, den bisherigen Archivar- Diuinisten Herrn v. Diem zu erkennen. Derselbe leistete am legten Samstag den vorgesch­ebenen Diensteid. * Die legte Sommerliedertafel des hiesigen Männergesang-V­ereines „Liederfranz“, abge­­halten am vorigen Sonntage im Garten nähst dem Südbahnhofe (Restauration des Herrn Wannerer) bot unbestreitbar das geinnvollste Nachtfest seit Antritt der diesjährigen Sommersaison. Er mußte aber das Publikum von vorher geahnt haben, wie viel des Angenehmen feiner Harrer, denn die zahlreichen Tifce im Garten waren noch ehe die Musikproduktionen (8 Uhr Abende) begannen, volständig belegt, so das erst später eingetroffene Honoratioren war mit aller Muße plach­t zu werden vermied­en. Zu diesen Ende mußten aber die Herren Vorstände des „Liederkran­“ in Berlin Rath schaffen, was sie auch in liebenswürdig­­ster Zuverfommenheit b­aten. Bei alledem bleibt­­ e8 im­­mer eine — gerade bei den Honoratioren — übliche, gelinde gesagt: fatale Angewohnheit, zu allen Spireen, die sie mit ihrer Gegenwart beehren, erst Y/, oder gar °/, Stunden nach deren Beginn zu fo­mmen, und e8 dann mitunter sogar „befremdend“ zu finden, daß bereit die besten Pläge offupirt und nicht für sie reservirt wurden. Golden Hererschaften gegenüber möchten wir bemerken, daß das Zuspät fommen viel weniger ein Kennzeichen der­ Nobleffe, als es 3. DB. die Pünktlichkeit ist, welche bekannt»­ich sogar als „die Artigkeit der Könige“ gilt. Obgleich die städt. Vereinskapelle diesmal nicht von ihrem mit Net immer gefeierten Kapellmeister Heren Ezerny dirigirt wurde, so leistete sie do sehr Gedieggemes. Insbesondere präzis­e refutirten die Musiker das Potpoarri aus „Faust,“ und „Le Desir“ von Bad. Ürftered mußte sogar wiederholt werden. Von den durchwegs mit ebenso viel Geschmad als Feuer vorgetragenen Männerchören, die ohne Aus­­nahme den amerkennendsten Applaus verdientermaßen entfeffelten, zeichneten ss insbesondere: „Mein Hei­ matbhthal“ von TZfhircd durch Adel der Komposition und ganz Föstliche Wiedergabe, dan­n: „" jedweder Stern sollt a shön’s Diandl sein" von Sypamann und der Walzer von Vogel durch muntere, liedliche ride aus. Die Herren Sänger waren durch» wegd ganz ausgezeichnet disponirt, Zenore und Bäffe hoben sich an gegebener Stelle wahrhaft reizend ab und 10 BARITA fich alle Chöre diesmal geradezu muster­­giftig. Nach dem Konzerte begann ein ungemein anis­mirtes „Zanzkränzgen“, an welchem fr wohl an 60 Paare betheiligten und das erst um 2­ Uhr Morgens seinen Abschlag fand. Die Anzahl der Yeit­­theilnehmer — darunter Alles was sich hier durch Haug oder sonst wie auszeichnet­­— fliägen wir, nach ganz oberflächlichem UWeberblide auf mehr als 300 Per­­sonen; nichtsdestoweniger ging die Bedienung sehr flott von­statten. Die Heftauration befriedigte überhaupt ihrerseitd auch im hoden Grade, die Preise waren nicht überspannt und Alles Gebotene schmadhaft zubereitet, das Bier ungemein frü­h und labend, was endlich die Weine anbetrifft, so genießt Herr Wanerer diesbe­zügli­chne Lied des besten Mutes. E..M. * Das Seebad bei den Fischerhütten. Wenn hhartlich Beharrlichkeit zum Ziele­ führt, so gelingt es und vielleicht endlich da­­durch fort­­währenden Tadel Uebelstände zu beheben, deren Vor­­handensein wahrlich fühlbar genug ist. Was haben wir bereits über die Unzulänglicfeit der Badeeinrichtungen bei den sogenannten Silberhütten geschrieben, ohne das es bisher den mindesten Erfolg hatte, das entmuthigt und aber nicht, wir laufen partout sein so hohes Gras über diesen Gegenstand wachsen, wie die hiesige Kommune über ihre Hauptpläne, wir wollen vielmehr unentwegt mit unseren Vorstellungen dagegen anfäupfen und sollten wir dabei auch so ent­­jeglig viel Staub aufwirbeln, als beständig in unseren Saften, wegen Mangel an Sommun­gal-Wuffpingwagen, zum Nachheile unserer Augen und Lungen liegt. Das gilt uns gleich. Cetera censeo: „währt den Kifherhütten muß endlich doch einmal für die dringen­olsten Badeerfordernisse gesorgt werden“ StetS weger wird, namentlich bei der jet herrischenden grogen Hige, der Zudrang Erquidungebedürftiger zu dem hier beregten Seebade, aber wo vielveger sind die lagen derselben, indem die wenigen vorhan­­­denen Kabinen nicht einmal annähernd den Bedarf deben. Die herbe Lehrmeisterin, im Drange der Ums­­tände, die Noth, zwingt die Badegäste, sich am Ufer des Sees im Kreien zu entkleiden. Das ist ebenjos wohl vom ethischen, wie vom sanitären Standpunkte zu beklagen, aber es bleibt ihnen seine Wahl, wer das Bad geniegen will, muß diese ‚und so manche andere, nur durch die größte Indolenz verschuldete Widerwär­­tigkeit in den Kauf nehmen. Was würde man in Oesterreich drüben. Alles an­­wenden, wenn man einen so föstlichen Wasserspiegel bes­tähe, um ihn während der Badesaison zu verwerb­en. Da gäbe es zwecmäßig eingerichtete Kabinen, etwa in Gestalt luftiger bunter Zelte, da wäre eine große Hake mit Wirtheilungen vorhanden, wo sich gleich 200 Per­­sonen auf einmal, ohne wechselseitig gesehen zu wer­­den, aus und ankleiden könnten: es würde sicherlich auch nicht an einer Nestauration fehlen, wo man ss nach gewoffenem Bade stärken könnte und für das Alles würde die betreffende Kommune viel Geld ein­heben, sei es bei eigener Verwaltung, oder dur die Berpachtung. Außerdem würde ein praktisch eins geriteter regelmäßiger Omnibusdienst den Verkehr gut und billig vermitteln. Hier da­­gegen geschieht von alledem nicht 6, sondern an dem, was hier no allenfalls der Stadt Geld einbrächte, wird systematisch so lange genergelt, biß es nicht mehr existirt, siehe: Borstenviehmarkt! * Mederschreitung des Gewerbege feges. Die Rindergesellen Mathias Sch. und Josef

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