Oedenburger Zeitung, 1881. Dezember (Jahrgang 14, nr. 144-156)

1881-12-02 / nr. 144

­ist die Stadt Oedenburg in der Repräsentantvn Lenck,ist für die Uebernahme um den hohen Preis,weil er das Schließen der Stadt durchaus vermieden haben will. Repräsentant Dr.Keßler spricht zwar lange aber etwas unklar.Er redet auch nur immer von dem Schreck­­bild der geschlossenen Stadt und zith­t als Nachtheil derselben,daß man dann an den Linien das Reisege­­päc untersuchen werde. Repräsentant Dempy unterbricht ihn hier und weiset nach, daß dies jeit auch schen geschieht. ‘In weiterer Folge spingt Herr Dr. Keßler von Presburg, ohne daß man entnehmen kann, was er damit will und erwähnt die hohe Steuersumme, welche Stuhlmweigenburg zahlt. Wahrscheinlich will er damit sagen, daß Deden­burg mehr zahlen kan, als gegenwärtig. Repräsentant Wellberger scheint über Dr. Keplers leitere Eröffnung nicht sehr erbaut und meint, das sei nicht Forret, zwischen zwei Städten eine Parallele zu ziehen, ohne daß man wenigstens auch die Einwohnerzahl derselben mit ins­ Kalkül ziehe. Repräsentant Dörfler findet Neubergers Einwendung ganz forrett und verspricht im Laufe der Nede das Verhältnis zwischen beiden Städten zu illu­­striren, denn er scheine ihm, daß Herr Dr. Kefler, troß seiner im Auftrage des Bürgermeisters nach Stuhlweisen­­burg und Presburg unternommenen Studienreife, mit seinen lebenden Faktoren rechne und daß die aus feinen Beobachtungen gezogenen Schlüffe daher Zrugschlüffe seien. Zunächst wendet er sich gegen den­­ Repräsentanten P. Müller und fragt denselben, ob er der Meinung sei, daß es Jemanden geben könne, (vorausgefeht, daß dieser Jemand nicht ein schlechter Royalpatriot oder unzu­­rechnungsfähig sei) der die Schließung der Stadt @ tout prix haben wolle; ihn, dem M­ecner, sei eine fai­e Auffassung, gelinde gesagt, unerklärlich. E88 handle sich hier in erster Linie darum, die Situation dar zu legen, nicht aber dieselbe durch allerlei Schredbilder (mögen sie nun realen Hintergrund haben oder nicht) zu trüben. E83 müsse daher die Frage gestellt ER­age, die horrende Summe,welche der Minister fordert, aufzubringen, ohne daß eine förmliche Brandfragung der Bewohner­­haft (vide Konsumsteuer) erforderlich sein wird? Medner ist überzeugt, DApg das nicht mög- LEC.KEL Die Steigerungsversuche der Verzehrungssteuer­­summe von Seite des Finanzärars sind nicht neu, bei jedesmaliger P­achterneuerung wurden dieselben gemacht, davon hat die Generalversammlung nie etwas erfahren, weil unsere früheren Administrativ- Organe es verstanden hatten, eine Verständigung herbeizuführen. Nedner war von der Handelskammer seiner Zeit dazu gewählt worden in dieser Frage beim Finanz­minister Vorstellungen zu machen, daher hat Nedner mit der Gründlichkeit, mit der er sich aller seiner übernommenen Pflichten entledigt, die Frage studirt. Meine Intervention wurde zwar verhindert (fährt Medner fort) weil der Herr Kammerpräsident PB. Müller den Beschluß der Kammer suspendirte, aber durch mein eifrige­s Studium aller darauf bezüglichen statistischen Daten, kam ich zu dem Resultate, daß die verlangte Summe zuhboh und ein Defizit unvermeidlich ist. Redner weiß sehr wohl, daß das Schließen der Stadt mit Verationen verbunden ist, er ist jedoch überzeugt, das zu erwartende Defizit werde auf die Dauer nicht zu ertragen sein und schließlich werde man dem Ministerium sagen müssen, wir können nicht leisten was du verlangst, thue was du nicht lassen kannst und was du durchzuführen im Stande bist, wir geben seine Scergen gegen unsere Mitbürger für weiterhin ab. Legt, wo nur der Versuch gemacht werde, aus der Stadt Oedenburg eine hohe V­erzehrungssteuer heraus­­zuschlagen, müßte das M­inisterium voraussichtlich noch leichter für V­ernunftgründe zugänglich sein, als später, wenn die Stadt eine Lat übernommen und um Erleich­­terung derselben petitioniren müßte. Wenn wir heute über ein S­ahl uns die Köpfe zerbrechen, wie das aus der Uedernahme dieser Last zu erwachsende Defizit zu heefen sein wird, erinnern sie sich dann, meine Herren, an den heutigen Tag und daran, daß ich das voraus gesagt habe. Der Herr Bürgermeister meinte hier, es handle sie in dieser Angelegenheit um Geld, da höre alle Gemüthlichkeit auf, die in der Debatte jedenfalls noch anzuführenden Daten sollten nicht veröffentlicht werden, er beuntrage daher die Sigung in eine Vertrauliche um­­zuwan­deln. Stadtfiskal Gebhardt ist derselben Ansicht, die anwesenden zwei Mann Publikum wurden daher ersubt sich zu entfernen, und auch die Zeitungsreferenten mußten diesem­­ Beispiele folgen. Wir beispielsweise, obwohl wir dur gelungene Interviews uns eingehende Kenntniß von den weiteren Verhandlungen verschafft haben, dürfen dieselben, weil eben die Sigung eine Vertrauliche war, unseren Lesern nicht mittheilen ; wir bemerken nur im Allgemeinen, daß Repräsentant Dörfler mit einer Fülle von statistischen Daten sowohl den Herrn Dr. Kefler mit seiner Stuhlweißenburger Parallele, als an den städt. Buch­halter mit gewohnter Verve aus dem Felde flug und diesmal vom Herrn Repräsentanten Heinrich Kugler mit viel Humor unterfrügt wurde, als aber vor der Abstimmung die Sigung auf 5 Minuten unterbrochen wurde, und die Nenner der Opposition sahen, daß die weitaus größere Majorität der Anwesenden dem jekt eifrig betriebenen Einzeln zureden Folge zu geben anfing, mußten sie den nunmehr aussichtslosen Widerstand einstellen und es geschehen lassen, was zu, ändern nicht möglich war. Mögen wir nur nit in die Lage kommen, seiner­­zeit wenn es sich um eine Steuererhöhung han­­deln wird, wieder die h­undertmal gehörte Phrase ver­­nehmen zu müssen: „Da meine Herren, als sie die Zahlung der 76.000 fl. jährlich an den Staat votirten, hätten sie sich flar sein müssen, waß oh­ne Opfer dieses nicht mög Liefer, sie würken Daher Lebt auf d­ie Konjfequenzen tragen.“ Leider wird tanıı voraussichtlich eine ganze Serie kleiner Leute sich bereits verblutet haben. Die zwei anderen Punkte sind nicht von Belang und können tüglich übergangen werden. 60, Bom Tage. O Ihre Majestät die Königin begibt sich bald nach den Weihnachtsfeiertagen, welche der Hof in der Wiener Hofburg feiern wird, zu den auf 6 Wochen anberaumten Fuchsjagden nach Kombermere-Ab­­bey in Shropsshire in England und werden bereits die nöthigen Dispositionen getroffen. So wie im vorigen Jahre wird auch heuer Fürst N Rudolf Liechtenstein als Jagd-Theilnehmer die Königin dahin begleiten. Außer demselben werden sich in Begleitung der Königin noch befinden, die Grafen Festetics und Karith, die Hofdamen Gräfinen Fürstenberg und Festetics, Obersthofmeister Baron Nopfka und Hofrath Ritter von Klaudy, welcher die Königin in der Eigenschaft als Hofreife-Direktor für Eisenbahn-Fahrten, bis Kalais begleiten wird. O B­undeswappen aufgirmen. Zahl­reiche Kaufleute und I­ndustrielle haben beim Minister de8 Kern angesucht, das Landeswappen auf Schildern anbringen zu dürfen. Der Minister beschied vorläufig die Gesuchsteller dahin, daß er diesbezüglich noch nicht entscheiden künne, da er die Ab­sicht habe, betreffs des Gebrauches des Landeswappens auf Schildern und der einschlägigen Bedingungen, einen Gelegentwurf einzu­­bringen. Da aus den Gesuchen hervorgeht, das Viele al deshalb eingenommen sind, um sich bezüglich des gegenwärtigen Gebrauches des Landeswappens vor den Bezirksvorstehungen zu legitimiren, so hat er gegen den bisherigen berechtigten Gebrauch des Landeswappens seine Einwendung. Neue Bewilligungen sind jedoch nit zu ertheilen, bis ein bdiesbezüglices Gefeg geschaffen sein wird, nach welchem sich dann auch jene zu richten ha­­ben werden, die bereit das Landeswappen auf ihren Schildern gebrauchen dürfen. $oRalfes. “=> Den eintretende Abonnenten, welche schon Heuze auf die vom 1. Jänner 1882 ab täglich erscheinende „„Oedenburger Zeitung“ mindestens vier­­teljährig pränumeriren, erhalten dieselbe bis zum 31. Dezember 1881 gratis = * Zur bevorstehenden Wahl von Munizipal-Ausschußmitgliedern, welche — sie wir bereits berichtet haben — am nächsten Sonn­tag stattfindet, erläßt das Löbl. Bürgermeisteramt die hier im Auszuge folgende Kundmachung. Bei der Wahl von 21 Ausschußmitgliedern, wird die frühere Eintheilung der Stadt in drei Wahlbezirke beibehalten, und die Wähler aufmerksam gemacht, dag sie bloß in jenem Bezirke das Wahlrecht ausüben können, in welchem dieselben in die Wahlliste aufgenommen worden sind, welcher bei dieser Gelegenheit jedem Wähler eingehändigt wird. Als Wahltag wird Sonntag der 11. Dezember bestimmt, an welchem Tage die entsendeten Wahl-Kom­­missäre die Wählerversammlungen früh 8 Uhr eröffnen und Abends 6 Uhr, schliegen werden, von welcher Stunde ab, seine Stimme mehr angenommen wird. I. Wahlbezirk (städt. Rathaussaal) Bartholomäus v. Tomfich, Präf. II. Wahl­­bezirk (Oberreal-Schulgebäude) Johann v. Rupprecht senior, Präfes. II. Wahlbezirk (Thurngebäude) Martin v. Szilvassy, Präfes. Jeder Bezirk wählt nur sieben Ausschuß-Mitglieder, und können die ausgetretenen Weit­glieder wieder gewählt werden. Bei der Eröffnung des Wahl­­amtes bestellen die Wähler an die Seite des Wahlk­ommissärs vier Vertrauensmänner aus ihrer Mitte, wenn sie aber von diesem echte feinen Gebrauch machen wollen, werden die Vertrauensmänner vom Präses ernannt. Die Wahl findet unter öffentlicher Aufzeichnung der Namen und des Wohnortes des Abstimmenden, der persönlich abzugebende Stimmzettel statt. Zu diesem Ende erhält jeder Wähler des I. Bezirkes Stimmbogen von weißer, die des II. Be­­zirkes von grüner und des III. Bezirkes von rother Farbe. Für den Fall, das mehrere gleichnamige Per­­sonen im Wählerverzeichnisse vorkommen, ist zur Ver­­meidung jeder möglichen Störung, auch die Gaffe, sowie die Nummer des Hauses, wo der zu wählen Beabsichtigte wohnt, beizufügen, sonst gilt die Stimmena­bgabde nicht. Wenn der Stimmzettel mehr Namen enthält, als nothwendig, so werden die zulegt aufgeführten Namen nicht berücksichtigt. Endlich wird behufs Orientirung zur allgemeinen Senntung gebracht, daß bei dieser Gelegenheit von den gewählten Ausschußmitgliedern auszutreten haben, und zwar aus dem I. Wahlbezirke: Anton Brandl, Alexander Gallus, Josef Geisler, Heinrich Kugler, Georg Kugler, Marius Kipta, Josef Dearkl. Aus dem II. Wahlbezirke treten aus: Gottliebd Brudner, Karl Friedl, Dr. Karl Keßler, Andreas Poda, Anton Zuvora, Michael Unger und Michael Zehetner. Aus dem II. Wahlbezirke treten aus: Karl Schiling I., Wilhem Zobel, Michael Grafl, Franz Mapfert, Gustav Schöl, Ludwig Wurm, Georg Behem­er. * Die königliche Freistadt Oeden­­burg hat die Einhebung für Verzehrungssteuer für Wein und Fleisch sowie die Einhebung der Konsum­­steuer für Zucer, Kaffee und Bier vom Staate über­­nommen, und wird bezüglich der zur häuslichen Ver­­waltung dieser Gefälle unot­wendigen, nacstehenden interimistischen Beamtenstellen u. zw. ein Amtsleiter mit 1000 fl, ein Caffier mit 800 fl. und 7. Agenten einzeln mit 500 fl. Jahresgehalt, mit dem Beifügen der Konkurs eröffnet, daß der Amtsleiter und Caffier je 200 fl. Caution zu leisten haben. — Es werden daher Diejenigen, welche auf diese Stellen refleftiven zur Bewerbung aufgefordert. hie, die Kenntniß der ungarischen und deutschen Sprache nachweisenden Serude sind bis 10. Dezember I. , im Bürgermeister- Amte einzureichen. * Bankett zu Ehren des Normal­hauptschal Direktors­­ Hahnenkamp. Das Bankett, welches aus Anlag des 50-jährigen Amts­­jubiläums des obbenannten Lehrerveteranen in der „Börs­­enhalfe" am 29. November d. J. abgehalten wurde, fiel in jeder Hinsicht ungemein befriedigend aus. Arrangeur desselben war der Rehr­örper der lath. Rolfsschule und es waren die Mitglieder­­ desselben in der aufmerksamsten Weise bemüht die Honneurs zu machen. Zirka 80 Personen mögen theilgenommen haben ; an­wesend waren­ der Jubilar jammt seiner Familie, der vollständige Lehrkörper der Anstalt, der er vorsteht ; zahlreich vertreten im Kreis der Gäste waren auch Die Professoren des kath. Obergymnasiums und der Staats- Oberrealrchule ; von Seite der höheren Töchterschule sahen wir nur deren Direktor Y auf, die übrigen Anwesenden gehörten theil8 zu den Mitgliedern des kath. Konventes, theil8 waren e8 gewesene Schüler des Gefeierten. Der Stadtmagistrat war dur die Herren Bürgermeister Druder, Stadthauptmann Glovzer, Magistratsrath Find und den Waffenreferenten Dr. Pring vertreten. Den Reigen der ZToafte eröffnete der Herr Bür­­germeister Druder auf den ehrwürdigen Pä­da­­gogen, dem das Fest galt, der­ greife Yubilar, der von den Eindrücken des Tages sichtlich gerührt war, entleerte sein Glas auf Se. Majestät den König, der Herr Abt und Stadtpfarrer v. Broda brachte seinen Trinkspruch in gewohnter geistreicher Ausführung „auf den gewesenen Patron der Fath. Wolfsschule, den Magistrat und die anmefenden Mitglieder des Meuni­­zipalausschusses“. Besonders bemerkenswerth waren al der Trinkspruch des Heren Stadthauptmannes Glozer auf den Abt und Stadtpfarrer Pod­a, Diejenigen des Heren Probstes Maräf, auf die Volfsschullehrer und den Subilar und des Direktors JYauf auf die erha­­benen Ziele des Lehrers „Bildung und Menschen­­veredlung.“ Außerdem sprachen noch: Herr Dr. Nie, Schwark auf den Subilar, Herr Ygnaz Ritter v. Standorffer gab sich in einem Toaste als warmer Freund der Lehrer zu erkennen und leerte sein Glas auf die Verbesserung ihres Looses in pekuniärer Beziehung. Geistreich gedacht war der sinnige Trinfspruc des Herrn Subpriord der p. p. Benediktiner Prof. Fuchs auf die Familie des Jubilars und Herr Präpa­­randie-Direktor A. Koffow gab seinem Zoafte eine humoristische Färbung. Küche und Keller sowie die Bedienung war dies­­mal in jeder Beziehung lobenswerth, gegen Mitternacht erst trennte sich die Gesellschaft in der heitersten Stim­­mung. A. * Todesfall. Frau Karoline Hlapac, Ge­­mahlin des hier sehr populären Arztes, ist leider gestern M­orgens nach einem langwierigen Leiden, im erst 36. Lebensjahre in ein besseres Jenseits abberufen worden. Die sterbliche Hülle der­­ Verewigten wird morgen Samstag Nachmittagsg 3 Uhr auf den ev. Friedhöfe zur ewigen Ruhe bestattet werden. * Unfall. Vorgestern Mittwoch Abends nach 9 Uhr, als der Laftzug der Naaber-Bahn von Oeden­­burg nach Prodersdorf verkehrte, wurde ein Mann, der auf den Schienen ging und wahrscheinlich nicht schnell genug bei Seite Springen konnte, von der Lotomotive er­­faßt und zu Boden gestoßen. Allem Anfcheine nach war er beim Wegspringen gefallen und vom Zylinder der Maschine erschlagen worden, wie aus der den Tod bringen­den Wunde am Hinterhaupte zu schlieren ist. Eine Kommission bestehend aus einem Organe der hiesigen Stadthauptmannschaft, und dem Stationschef Ellinger, verfügte sich in Folge Meldung des, dem Uns­fallsorte zunächst postirten Wächters (bei der Schlut­­wiese in der Nähe der Zeiselmühle) an Ort und Stelle, wobei fonstatirt wurde, daß der V­erunglückte ein­­e Waffe aus Baumgarten sei, und sich aus seinem Arbeits­­orte einer hiesigen Kellerei, nach Hause begeben wollte, wozu er, zu seinem Unglücke das Bahngeleite am Weg bewüßte. Wegen Ueberführung der Leiche wurden soglohe Anordnungen getroffen.

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