Oedenburger Zeitung, 1882. März (Jahrgang 15, nr. 50-75)

1882-03-01 / nr. 50

sys. ...«.«. «- ? I A er K » F».«,.»,. | ittwod, 1 Mär; 1882. we X. Zafr gang. Mormaks,,9edenburger Nachrichten«.) Organ fürYokillä,Handec,Inustrie und Landwirthschaft dann für soziale Interessen überhaupt Notw­.,Dem Fortschritt zur Ehr’—Bedrückten-iukWebr’——Der Wahrheit eine Gasse­« | Alle für das Butt Beflaumte Sen­en, mit Ausnahme dun von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgescüften, nd an die Redaktion portofrei einzusenden. EEE Einzelne Nummern Rotten 5 Kreyger. = Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen ann= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: 2000: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljähri­g 3­­­3b a er re · he Munssärfsz Say jäßeig 12 de albjährig 7 fl., Biertel« Administration, Meriog und Inferatenaufnahme: Buchdrukerei &. Nomtvalter , Sohn, Grabenrunde 121, Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­fiihgafse 10, A. Oppelit, 1, Stubenbastei 2, Heinrich Schalet, r., Wollzeile 12, R. Moffe, Seilerstätte 2, M. 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Mit der geschichtlichen Tragik des „Zu spät!”, die so oft schon ihre Gewalt an Individuen, an Völkern und Staaten geübt, korrespondirt das Ver­­hängniß des „Zu früh!“, an dem auch schon so manche providentielle Erscheinung ges­eitert ist. Wie im Kleinen Alltagsleben, kann man sich im großen Völkerleben nicht blos verspäten, sondern auch verfrühen — welch legterer Zeitfehler aller­­dings das minder unwiderrufliche ist, weil er ja immerhin die Möglichkeit offen läßt, den richtigen Moment doch noch abwarten und müßen zu können. General Skrobeleff, das ist über allem Zweifel und über alle offiziöse und offizielle Deuterei hinweg, hat mit seinen Nedefundgebungen das innerste Denken und Trachten, den unhemmbaren Zug der russischen Politik zum Ausdruck gebracht und dargelegt; aber er hat es vielleicht ein Bisschen zu früh gethan und wird es so vielleicht gefallen lassen müssen, verleugnet zu werden, vorläufig wenigstens, wohl sogar bestraft zu werden — mit der beruhigenden V­ertrösfung, von einer nicht allzu fernen Zukunft Entschädigung und Nevande und die R Ratifizirung seiner Programme und Proflame erhoffen zu dürfen. Zweierlei scheint mit einiger Bestimmtheit sich zur Wahrnehmung zu drängen: daß Bismarc einen Zusammenftoß mit Rußland, von Oesterreich oder von Deutschland aus, für dieses Jahr wenigstens vermieden stehen will, und daß in der Negierung des Zaren den zu einem solchen Zusammenstoß drängenden, in Ignatieff verkörperten Tendenzen gegenüber sich auch eine, den Neigungen und Ber ftrebungen des Fürsten Bismarc entsprechende Ten­­denz geltend mache. Und merkwürdiger Weise wäre es, den und zugehenden, sehr glaubwürdigen Privat­­mittheilungen zufolge, sein Anderer, als der russische Kriegsminister, an welchem die Friedensströmung einen Helfer fände, einen momentanen zum min­­desten. Nicht etwa aus innerlichem Friedens­­bedürfnisse oder aus prinzipiellem Widerstreben gegen jene Richtung der russischen Politik, welche auf das unverrüdbare Ziel desselben losführen und­ welche einen endlichen Zusammenflog mit dem übrigen Europa unvermeidlich machen. Am Gegentheil, dieser Kriegsminister Wanomwery, der erst neu ins Amt getreten, ist ein so guter Altraffe und hat so gut die Traditionen und Perspektiven der Erb­­politik Hußlands mit ihren modernen panflavistischen Ausblicken im Auge, wie nur Ignatieff selbst, und er hast die „Sapadnifi”, die Leute im Westen, so gründlich und ist so lüstern Dharnadh, mit dem Säbel in der yauft sich mit ihnen auseinander zu fegen, daß General Skobeleff, selbst si wohl seinen besseren Kriegsminister für Rußland wünschen könnte. Über die neuen Kriegsminister aller Nationen und aller Neiche gleichen sich darin, daß sie insgesammt mit dem Hange zu gänzlien Reformirungen des ihnen unterstehenden Heerwesens ins Amt treten — und diese Reformirungen fangen zumeist mit der Koretterie der „Ersparungen“ einerseits und mit Umgestaltungen der Uniformen anderseits an. Der Untersied zwischen diesen beiden Reformoperationen besteht nur darin, daß die Ersparungen gewöhnlich nicht ernst, desto ernster aber die Uniformänderungen gemeint sind, und daß diese mehr verschlingen, als was durch jene allenfalls erübrigt werden kann. Die Uniformänderungen des Kriegsministers Wa­­nowsty sind überdies nicht blos Selbstzweck, sondern es wird mit ihnen auch ein anderer nationaler Zweck verfolgt : sie sind bestimmt, der militärische Toilette- Ausbruch der Scheidung zwischen den Ruffen und den Sapadnili zu sein. Der von vor langer Zeit entstandene und auch bereits damals besprochene Plan einer russischen National-Uniform, welche die rufsischen Soldaten von den sämmtlichen europäischen zu unterscheiden und jedwede Anehnlichkeit zwischen ihnen wegzutilgen habe, sol zur That verwirklicht werden und diese Verwirklichung hat bereits ihren Anfang genommen. Die rufsischen Soldaten bekom­­men Magen ohne Schirm, Nöde ohne Knöpfe, Hlos durch den Gürtel zusammenhaltbar, und hohe Stiefel, die selbst für die Offiziere vorgeschrieben sind. Das Alles indessen braucht nicht nur Geld, es braucht auch Zeit — Furz, die rafsische Armee ist in Folge dieser und noch anderer, von dem Kriegsminister eingeleiteten Umänderungen in einem so unfertigen, brüchigen Zustande, daß es Der Kriegsverwaltung wohl als ein Ding der Unmög­­lichkeit erscheinen muß, mit dieser, in einem Webter­­gangsstadium befindlichen Armee sich im große friegerische Unternehmungen hineinzuwagen. Man darf es also den offiziellen­­ Versicherungen halb und halb glauben, daß eine Nöthigung zum Kriege, BER Ser EESEEIESSST FEEETENEBEN an Seuilleton. Der Kampf um’s Dasein! Shiejale und Erlebnisse zweier Zeitgenossen. Radı Thatjadhen erzählt von Harry Gloiter. Alle Rechte für den Autor vorbehalten. (Bortregung.) „Ich trinke auf unsern erhabenen Herren und Kaiser und dessen erlauchte Familie! Möge ihn Gott weht lange zum Heile Desterreich8 erhalten. Er lebe Hoh" — — Nach dem Verklingen des dem ZTonfte folgen­­den AYubelbraufens begann der Fürst aufs Neue: „Mein zweites Glas erhebe ich auf das Wohl unserer Minister, jener Männer, die, aus dem Bolfe hervorgegangen, am besten wissen werden, was ihm noththut und wie dieser Noth abzuhelfen ist. Das Bürgerministerium, das Ministerium Giskra lebe D ja . Und wiederum brauste der Jubel mächtig dur die Räume. „Mein drittes Glas Teere ich auf unsere tapfere Armee,” begann aufs Neue der Fürst. „Wir Alle sind Söhne eines­ Vaterlandes ; wir Alle müsen in der Stunde der Gefahr die Waffen ergreifen, um die Scholle, auf der Wir geboren worden, mit unserem Herzblute zu vertheidigen. Deshalb ist es nur billig, daß wir all jener in Liebe gebenfen, die unsere Brüder sind, weil sie aus unseren Neiden hervorgegangen. — Die Armee lebe Hoch.“ Auch dieser Toast wurde selbstverständlic mit Jubel begrüßt. Hierauf verneigte sich der Yürst mit einer leichten Verbeugung gegen seine Gäste und ersuchte die Herren und Damen, sich in seiner Weise einen Zwang anzuthun. Auch bemerkte er schließlich, daß er ihn freuen würde, wenn die Tafelrunde ver lange beisammen bleiben und der Frohsinn an der­­selden durch heitere Trinksprüche erhöht werden würde. „Ich nehme mir die reiheit, Durchlaucht, von ihrer gütigen Erlaubnig sofort Gebrauch zu machen,“ sagte der blonde Advokat an der Jürstin Seite, indem er, aufstehend, sein Glas erhob. „ich trinke,“fuhr er fort, „auf die beste Staatsform auf Erden ; ich trinke auf die Republik.“ Der Sprecher hielt einen Augenblick inne, als wolle er tief Athen schöpfen. Lautlose, fast unheimliche Stille herrscht im Saale. Der Redner überlief mit birgenden Augen die Versammlung und fuhr dann fort: „Auf die Republik­ der Deister! Sie lebe hoc!“ Donnernder, nicht enden wollender Beifall folgte diesem impromptu ; nur war nit recht zu unters&eiden, ob­ man den Nachtag auch wirklich als solchen betrachtete oder ob das „Bravo" nit vielmehr der Geistesgegenwart des Zoasitrenden galt, der vielleicht, als er gesehen, daß seinem Bor: bemerkte Lächelnd der Advokat zumı­­derlage Niemand Beifall zolle, das Atribut Flüglie hinzugefügt hatte. Und den immerhin etwas deprimirenden Ein­­druck, den der legte Toast zurückgelasfen abzuschwä­­chen, beeilte sich der Hausherr dem Advokaten, der die „N Republik der Geister" hatte hochleben lassen, ostentativ die Hand zu schütteln und ihn seiner ganz besondern Freundschaft zu versichern. „Nachdem ich bis nun seine andere Braut auf Erden gefunden, so ist die Wissenschaft meine Braut geworden.“ Fürsten, „aus diesem Grunde allein traut ich auf die­­ Republik der Geister.“ „Verstehe, verstehe," erwiderte Fürst 6, „Ein wenig wird wohl auch die Freiheit , Ihre Braut sein.“ „Das gehört denn doch auf ein anderes Feld," entgegnete der Advokat eruft. „Aber,“ fuhr er dann lächelnd fort, „ich scheine in der efell­­haft und vornämlich bei den Damen der meinen ZToaft eine kleine V­erstimmung erzeugt zu haben, was ich wahrlich nicht beabsichtigte.“ „D, das glaube ich weniger,“ gegenredete der Fürst. „Uebrigens gibt es ein leichtes Mittel je­­den Mitten zu verfceuchen. Wir haben ja Musik. — Mufit verfchönt das Leben. Wenn Sie meiner Gattin den Arm reihen wollen, so können wir eine Promenade durch den Park machen und mitt­­lerweile wird das Tanzparquet hergerichtet sein. — Bevor ich aber das Zeichen zum Aufbruche gebe, habe ich an Sie, Herr Doktor, eine Bitte, die Sie mir nicht abschlagen dürfen.“ (Zortfegung folgt.) Pirk . 1 in £ »F Be PER SEEN ee er = HERE A ’ N­amt:

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