Oedenburger Zeitung, 1882. Mai (Jahrgang 15, nr. 101-123)

1882-05-02 / nr. 101

_Dienflag, 2. 2 s x Wai 1882. XV. Jahrgang. Ari. — OrdenburgerZeitung. (V­ormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Uhr? — Betrachten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ vig 3 Alle für das gehtt Bestim­mte ee mit Ausnahme don Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebieren, und an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Herlan und Inferatenaufnahme; Buhdrukeren­ ©, Rommweiter & Ep, Drachenmumde Mi, Kr Kinzelne Zinmumere Boißen 5 Stage m Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­­hi = fie 10, U. Oppelit, r., Stubenbastei 2, ee­­chalef, ollzeile 12, ”­eilt,­­Seilerstätte 2, M. Dut­es, 1, Ries­ziergase 12. In Bu­dapest: Saulus ©, Dorotheagaf­eis, Leop. 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Gambetta führt ein still Heschauliches Leben als Privatmarnn und geht, wie die Sama sagt, mit dem „ungeheuerlichen“ Plane um, eine sehr reiche Dame zu heirathen. Das man aber da in den Augen Bismard’s kein schredliches Verbrechen sein, daß der „gewaltige Oberweife“ deshalb in über­­wallenden Zorn geräthb und seiner Meamelusen- Bande schnurstrafs den Auftrag gibt, den geistigen und geistreichen „Exrdiktator" F­rankreichs bei le­bendigem Leibe zu braten und zu schmoren? — An Wahrheit Hat auch der Spreegewaltige vor dem si in das Ehejoch begebenden Gambetta seine Angst, desto mehr aber vor jenem Gambetta, den die sich nach etwas Abwechslung sehnenden Franzosen noch immer in Gedanken führen. Diese Angst steigert sich aber von Tag zu Tag und wird, wenn das lange noch so fortgeht,endlich im Bis­­marc’schen Gehirne zur firen­dee werden. Die Ursache der Angst gipfelt jedoch in der Erkenntniß, dass das Grevy-s repeinet’sche Regime in Frankreich­eit mehr von langer Dauer sein kann und wird. Denn die Franzosen in ihrer Gesammtheit wollen nicht nur behagliche bürgerliche Freiheit, sie wollen nur nur Abwechslung in dem „ewigen“ Einerlei, sondern sie beanspruchen auch Leben und Bewegung in der parlamentarischen Kampagne, wenn sie an ihon längst davon zurückgekommen sind, si auss­chließlich oder ganz besonders für militärisches „Sloire“ zu begeistern. Grepy und Freycinet mit­einander im Bunde sind aber seineswegs im Stande, in dieser Hinsicht den temperamentvollen Franzosen Genüge zu leiten. Außerdem ist es aber an der Seine genugsam be­­kannt, daß die heutigen französischen Gouvernements- Matadore das hrige dazu beigetragen, um Gam­­betta zu stürzen. Das wird den Betreffenden sicher nicht vergessen werden, und zwar um so weniger, als jeder kommende Tag aufs Neue für die Un­­fähigkeit des gegenwärtigen gallischen Gouverne­­ments, große Fragen zur Lösung zu bringen, spricht. Wie das nun schon bei mittelmäßigen Naturen der Fall zu sein pflegt, sind aber die Herren Grepy und Freycinet von ihrer eigenen Größe und ihrer Unentbehrlichkeit derart durchdrungen, daß es ihnen gar nicht einfällt, sich mit großen Fragen zu be­schäftigen. Ein solches französisches­ Ministerium paßt selbstverständlich dem Werfen von Spree-Athen am besten in den Kram. Da er jedoch Scharfblid ge­­nug besigt, um zu sehen, daß die Franzosen ein solches Stilleben bald satt bekommen werden, ja daß all das, was die großen Gelehrten Frankreichs in diesem Augenblicke für das gegenwärtige Gou­­vernement in der Seinestadt — (freilich zum Beten Frankreiche) — thun, die Spannkraft des französi­­schen Geistes auf die Dauer nicht niederzuhalten vermögen wird, so bemügt Bismarc jeden Anlaß, um­ die Popularität Gambetta’s bei Zeiten zu untergraben. Denn dieser darf nicht mehr ans Ruder gelangen. Müssen schon die spielbürgerlichen französischen Deinister die urul­iigen Stühle räumen, so sollen wenigstens feine Gambettianer, und am allerwenigsten deren Meister, jene Site einnehmen.­­ Um dieses Ziel drehen sich die Bismarc­­schen Mahinationen in Frankreich, und deshalb haben seine Kläffer den Auftrag bekommen, über Gambetta herzufallen. Und diese Kläffer selbst ? Nun, sie gleichen auf ein Haar den unfrigen, näme­­lich jenen, über die unser superweise Herr Diktator verfügt. — Hund ist Hund; ein Pressofaf gleicht dem andern, ob er nun aus der Bismarck’schen oder ZTaaffeihen, aus der „gemeinsamen“ oder Tiga’schen Krippe sein Futter erhält. Die Steuer­­träger müssen hier wie dort das Futtergeld bezahlen, und die Staatsweisen geben die Ordre, über wen die von den Groschen der Armen ge­ mästeten offiziösen und offiziellen Heuler berfallen sollen. Wie miserabel und erbärmlich dieses ganze Prepmamelusentribum, wie elend und eselhaft das Sebahren in und mit demselben allerorten ist, dafür liefert auch die neueste Ordre de bataille des des Oberweisen an der Spree beredtes Zeugniß. Ein Freund Gambetta’s, General Gallifet, äußerte irgendwo im privaten Seife­­nisterium Freycinet es nicht verstehe, die Würde Frankreichs dem Auslande gegenüber, zu wahren.“ — Man sollte nun glauben, daß das einem Aus­­länder gar nichts angehe, am wenigsten aber den Fürsten Bismarc. Doch dem ist nicht so. Ein Spigel — (und deren hat der deutsche Oberweise ebenso überall, wie die judentreffenden russischen Autokraten) — hat Gallifet’­ Nede dem „Kutscher Europas“ in bekannter h­ündischer Manier rapportirt und nun wird dem Erdiktator Gambetta, der viel­­leicht von Gallifer’s Gespräch in jenem Privatzirkel evt dur die deutschen Zeitungsberichte erfahren „daß das Mi­­ - Jemiflelon Aus der Vergangenheit Hedenburgs, Tothiher Brozek, Tothihe Stiftung. (Fortlegung.) Die Entwiclung dieser Zerwürfnisse, die eigent­­lichen psychologischen De­mente sind nirgends erörtert. Es steht nur die Thatsache fest, das Johann Toth seine Gattin Eleonora wege Mangels an häuslichen Tugenden, Untreue und wegen Gottes K­lästerung dem Gerichte übergeben hat, welches in der Magistratöffgung vom 12. November 1756 unter Vorfig des Bürgermeisters Wohlmuth den Prozeß wider die Angeklagte erhob, der am 22. Juni 1757 damit seinen Abflug fand, daß Eleonore Toth enthauptet wurde. Von Alten findet sich hierüber nur das Magistrats-Protokoll, worin die Anklage angeordnet wird, ein Verhör mit dem einzigen Zeugen, einem A11jährigen Barbierlehrjungen Namens Jo­­hann Kärner, der bei dem Sträger Johann Toth bedienstet war, ferner ein Bericht mit dem Urtheile als Anhang, dann eine Instruktion, wie die Hin­­richtung vorzunehmen sei. Ein Berhör mit der Angeklagten existirt nicht, ebensowenig mit ihrem Scheffermeister, der sie der Wiederholung schimpfliger Aeugerungen über Gott beschuldigte. Alles andere der somit die Naht des Kerkers und der Folterfammer. Nun lassen wir das authentische Aktenftüd folgen: „Nach deme Eleonore Toth in ihrem Vorgeben nach gebürtig von­­­alberstadt, eines Tischlers Namens Simonen­ Bointmanns mit Eleonora dessen Ehewirthin erzeugte Tochter, ihres Alters beiläufig 23 Jahr verehligten Standes, und eine dreimalige Konvertitin tat von Kindesbeinen auf, von einem Land zum Andern herumgeirrt, nirgends gut ges­than, audh erstichen bey titl: Frauen Generalin von Czilvin als Dienstmagd, die bey jedem abge­­legten Glaubensbekenntniß beschworene katholische Religion zu Zepperdorf angenohmen, solde aber naher Halberstadt zurüffehrend bald wieder vers­taffen, sodann zu VBepprim mit fälschlich beygelegtem Namen einer Marimiliana von Schmettan, zum andern, und allhier in Oedenburg zum drittenmahl katholisch geworden ist, und mit der Religion gleich­­sam ihr Spiel getrieben , in ihrem noch ledigen Stande rveht abfheulige und dem wahren Christen­­thum entgegen stehende Laster begangen, zumahlen dieselbe sich mit sieben bösen, duch einen Trunf beigebracht sein sollenden Geistern besessen zu sein vorgegeben, und dur viele Lift und falle Bor­­stellungen zu Austreibung derselben alle Hilfs- und Rettungsmittel gefühnt, ja auch wirklich behaupten wollen als wären sehr dieser bösen Geister in Wepprem, der Siebente aber zu Dresden in Sach­sen ausgetrieben worden, anboy während ihrer so Standfähig getroffenen Befehligung ihren Ehe­­gatten unter Vorwand einer anzuhoffenden Erbs­­chaft, da sie doch wußte, daß sie nirgends seine zu ruhen wo zu finden hätte, um das Seine ge­bracht, und der unzuläßigen, und zu allen Lastern abzielenden Umgang fremder Mannspersohnen de­­nen sie unter dem­ Praetert, als ginge sie Kirch­­fährten, oder Erbschaft abzuholen recht gemeinschaft­­­­(ih gewohnet, und über Land machgereifet, pflicht­­vergessen hintergangen. Ja da sie, Zöthin bereits der Justiz d­urch ihren beleidigten Ehegatten übergeben worden, um vielmehr ihre bisherigen Berbreden doch drist­­lie Geduld und besseres Betragen verbessern sollen dieselbe nichts desto weniger ihren Gott und Erlöser unmittelbar direkte zu dreien verschiedenen malen in und außer Gefängniß mit den abscheulig­­ster­ Gotteslästerungen beleidiget, ohne an Orth und Stelle und in instanti nach Vorfrist der Kriminalisten sich eine Neue ankommen zu lassen, auch die übergebene hegte Mutter Gottes und ihr Bildnis entheiliget, ihre eigene Seele dur böses Verwünscgen der Hölle zu fhiden und zu beweien verschiedenen mahlen sich den Strang ohne Ursach angelegt, und erkennen wollen, auch si wirklich erhenkt Hätte, wenn sie nit durch die Gnade Got­­tes noch in der Zeit der augenscheinlich­en Gefahr wäre entrisfen worden , wie sie dann auch aus Uebermaß ihres veränderlichen Wesens, den, zu dreyenmalen angenohmenen, und eben so oft be­­schworenen fatholisgen Glauben an noch im Ur­­vert wiederhohlter­mahlen verdammt und verfluchet, folgsam gar feine Proben ihrer fünftigen Befre­­iung von si) gegeben, und "daher sich des Lasters der beleidigten göttlichen Mensestätt wegen obberührt ausgestoßenen Lästerungen in mediati wider Gott und wegen Entheiligung seiner gebenedeyten Mutter Schnurgerade schuldig gemacht hat, gleichwie alles’ ·« durch beschworne Aussage und ihr Dilinquentin selbsteigenes Bekenntniß bestättiget worden. (Fortlegung folgt.)

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