Oedenburger Zeitung, 1882. Juni (Jahrgang 15, nr. 126-148)

1882-06-02 / nr. 126

Freitag-L 2. Huni 1882. RTV: Jahrgang. At. 126. _ Oedenburger Zeitung. (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortseritt zur Ehr? — Beprüdten zur Wehr’ — Der MWahrbeit eine Gaffe.” 1­0 Tr. jährig 30 fl. Ale für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. 5 Kr. file die ein, 10 Kr. für die zweis, 15 fr. fü­r die breiz, 20 kr. für die ren und 25 fr. für die dur­fende Bet­tzeile evclusive der Sisnelgeübr von,30 fl. . Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loro: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig ie » .50kr.,Monatlich 1. 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Er bleibt si konsequent bis zum Stüpferl, und weicht nicht um eines Haares Breite zurück von dem eingeschlagenen Wege, so­­weit es sich nämlich darum handelt, die Ungarn mit Tißascher Weisheit zu beglücken, rette die unbotmäßigen Elemente mit wohlfeilen Phrasen niederzudonnern. Freilich kann man si für solche Münze nicht, einmal eine Fastendregen Faufen, geschmweige denn ein ordent­­liches Mittagmal. Aber das macht nichts. Kon­­sequent bleibt der Gewaltige sich doch. Nun, und das D­olf, nämlich das ungarische, befolgt denn auch getreu des großen Me­isters Beispiel, aber im umgekehrten Sinne Tipa „Lanzentritt“ si mit seiner Weisheit unentwegt vorwärts, das heißt: dem Autokratismus entgegen, das ungarische Volk aber rückwärts, nämlich von Tiga ab. Und das nennen dann des großen Herrn und Meisters besoldete Schmierer: „Zunehmen des Tiga’schen Einflusses in Bolfskreisen !“ Sind wir so weit vom ehemaligen egyptischen Parlamente zur Zeit des großen­­ Khedive,­­dem sie einfach an die Luft retten) entfernt? Wenn man unsere parlamentarischen Zustände, unsere „patrio­­tiishen Yasager“, die sich „Liberale nennen, wenn man ferner das Glück und das Wohler­­geben unseres Bürgers, Handwerker­ und Bauern­­standes so recht unparteiisch prüft, so wird Einem fürwahr „ganz egyptisc­h“zu Muthe und man glaubt, Budapest an der Donau und das Nil umschlungene Land der Pharaonen seien gar nur so weit auseinander wie die Geographen be­­haupten. Herr von Tipa ist der „deutsche Spofer” und die Botiphbar? nun, das ist nit etwa das Rolfsglüd, welches nach dem großen Weifen begehrlich seine Arme ausstrebt, sondern es ist die „große Babylonierin,“ die schon Millionen von Menschen unglücklich gemacht hat, nämlich das Unte­­resse der fi­ftend und immerdar nur im eigenen Stücke sonnen wollenden Hohen und Gewaltigen der Erde. Da ist da der egyptische Sofer unserer Tage, der vor einigen achtundvierzig oder et­was mehr Stunden „feinem Khedive” im Nillande einen moralischen Denkzettel comme il faut verlegt hat, ein ganz anderer Mann. Freilich haben die egyp­­tischen Fellah’8 davon ganz genau ebenso viel, als unsere hungernden ungarischen Landsleute, wenn ihnen die Mameluten weiß machen: „hr feid uns endlich glücklich unter Tiga’8 Negime; Yhr ver­­dient einen solchen väterlichen Freund gar nicht; hr feid zu bornirt, um solche Weisheit zu be­­greifen” u. f. w. u. f. w. mit Grazie in’8 Un­­endliche. Die Yellah’s werden auch in Hinkunft, trog Araby Beys Negierungsgefhhd, den Engländern, Franzosen und dem $hedive eine Nase zu drehen, ebenso Hungern müssen, wie bis­­her; sie werden auch fürder nur am Zuderrohr nagen, einen Schlud Maisbranntwein nehmen und den snurrenden Magen mit dünnen Weichkorn­­fladen zur Noth befriedigen dürfen­­­ Sie werden auch fernerhin auf nacter Erde in ihren im Boden stehenden Lehmlöchern unter Ungeziefer die Nächte hinbringen, bei Tage aber für ihre Peiniger roboten und sich schinden müssen. Aber das macht Alles nichts. Araby Bey bleibt do ein großer und vor Allem ein konsequenter Dawn, der es aus dem „ff“ versteht, die frechen europäischen Eindringlinge in diplomatisch-egyptiscer Weise abzuthun und den Westmächten ein zweites Dulcigno zu bereiten. Den das ist do gewiß ein ausgiebiger Erfolg, das so ein egyptischer Minister es wagen kann und darf, England und Frankreich einen Faustschlag in’s Gesicht zu verfegen, seinen Herrn eine Nöthi­­gung, ihn zu behalten, für mich abzuzwingen und sich thatsächlich zum Herrn Egyptens zu machen. Freilich haben dabei die eingebornen Notabeln und die U­le­ma’d mitgewirkt, die vorläufig nur die eine Bedingung stellten, den nomi­­nellen Scheiwe, Tewfil Barda nicht­­ ..... abzuthun.Aber darüber,nämlich daß Notabeln und Ulema’s in Egypten mitwirkten, um dem Araby Bey die Herrschaft über das Nildelta zu sichern,darf man­ sich auf unsere Kontinente,also auch am Gestad­ der Donau,ggfs­. nicht wundern.Das ist jaec­t europäisch..­. Was wäre die ganze Macht und Herrlichkeit un­­n­serer Staatsweisen und wie lange würde jene überhaupt dauern,wenn sich Letztere nicht von den­­­betreffenden»europe’i­fchen Notabeln und Ulema’s« gehalten wüßten?Eine Hand wäscht die andere. »Schlage meinen Juden,Isol schlage ich Deinen Juden!«das ist die alte Variation des bekannten Sprichworts.Minister,Obere Zehntausend,Ulema’s, das hält Alles wie eine Kette zusammen, wenn ed darauf ankommt, die eigene Macht und Herrlich­­keit zu zwinigen, zu befestigen. Ob das Volk dabei zu­grunde geht, ob es dem Abgrunde entgegen­­feucht, ob es in ihm Fodht und gährt und brodelt, wie in einem Bullan, das ist jener Sippe voll­kommen gleichgiltig. u ihren Augen sind alle ans­deren Menschenkinder nichts weiter altegyptische Tellah’s und wenn diese sich machten, nun, so bekommen sie, wohlgezählte Hundert auf die nacten Fußsohlen aufgemessen. Bei ung treibt man solches Geschäft, nur in einer etwas veränderten Form. Seuilfelon. Aus Gedenburgs Vergangenheit. (Prozeß Teiml-Ebner wegen Brandlegung.) (Bortregung.) Unter solchen Umständen ist es allerdings sein Wunder, daß „die Ebnerin ihre Aussagen per om­­nia confirmiret" hat, ja sie hat sogar mehr als dies zugestanden, denn sie gab sogar zu, daß ihr die T.­aud vom Feuer am 20. Mai gesagt habe, während indeß die T. selbst zugesteht, daß die €. hievon nichts wisse. Hieraus ist zu ersehen, welchen Werth diese herausgepeinigten Geständnisse hatten, denn als die wohlweisen Herren der E. den Wider­ ‚­spruch zwischen ihrer und der Aussage der T., welch’ Lettere für die E. günstiger aussagte, al die E. selbst, vorgehalten wurde, äußerte sich die E., laut Protofoll, wie folgt: „Hierauf ist Die Ehnerin über obigen Um­­stand vernehmen worden, welche bekennet, daß Ja­­quisitin ihre vorangezogene Aussag aus Kurdt derer peinlichen Iunstrumente gethan habe, und die T. der Inquisitin nicht gesaget habe, daß sie das Feuer in das Stroh geworfen, viel­­mehr habe von der Zeit, al sie in der Neditube*) gewesen, seine Ruh in ihrem Gewissen, vielmehr sie müßte und wolle der I. dieses, daß sie wieder: selbe soldes fälschlich ausgesaget vor Gericht ab­­bitten, hingegen solle an die. X. ihr abhitten, daß sie­ gefaget als ob Auquisitin ihr das Feuer in das Stürgl eingefaßt habe.“ Frage: Warum saget denn Inquisitin, daß sie ihre vorige Aussage aus Furt gethan Habe, wo sie doch gleichfalls weder befraget, noch auch derselben darummen gedrohet worden ? Antwort: „Es ist schlimm genug gefchehen, daß sie so viel ausgeredet, allein es seye al­les ausgerht gefchehen, und wann sie befraget worden wäre, ob sie je­manden umgebracht hätte, hätte sie auch dieses aus Fordht einberennet." Auch mit dem Gefangenwärter wurde ein Verhör aufgenommen, das nur uninteressant ist, indem er befragt wurde, welche Aeußerungen seine Pflegebefohlenen über den in Frage stehenden Gegen­­stand der Untersuchung machen. Aus dessen V­erhör geht hervor, daß die Arrestanten damals in ihrer Mitte eine Art Rechtskonsulenten beherbergten, den blinden Spezu­s, der den Ausgang des Prozeses vorhersagte und das Nichtige traf. Ueber die hierauf bezüglichen Gespräche der Inhaftirten, nämli­cher beiden Angeklagten, sowie deren ebenfalls inhaftirten Männer und der Tochter der E. aus erster Ehe, äußert si der Gefangen­­wärter Jakob N­eihart folgendermassen: Nachdem die inhaftirte Ebnerin den 17. Sep­­tember 1765 aus dem Berhör in Arrest geführt worden, so habe dieselbe gegen °­,1 Uhr auf ihren Mann im gegenüber befindlichen Arrest gerufen: „sofef, Sofef, sey nur getroft, ich habe die Sache schon geändert." Er, Ebner, habe ihr darauf nichte geantwortet. Zu dem Dr. Toppolich Mädl, die der E. das Essen brachte, hat Ebnerin gesagt: Sie hatte nichts anders gethan, als das glühende Weuzerlin das Holz gestellt, was sie nicht aus freiem Willen, sondern auf Beredung der T. gethan, da ihr selbe Geld und Nahrungsmittel gegeben. Nicht weniger befennet Fatent, daß als der Teimel obbenannte Reden von der €. hörte, zu deren Anhaftirten ges­­agt Habe, die zwei, nämlich sein Weib und die €. machen sich ein gutes Bett, worauf der €. geant­­wortet: „DO Herr Jesus, mir, hat sie davon nichts vertraut; darauf sagte des Ebnerd Stieftochter, so al inhaftirt: „sie ist allzeit so verstellt, wenn ich jähete ihr die Haut abziehen, so wollte ich zusehen.“ hr Stiefvater aber erwiderte, meinethalben machen sie mit ihr was sie wollen, id­ann ihr nicht helfen, der Teimi ‘aber sagt, hätte ich etwas davon ge­wußt, so hätte ih­ mein Weib gleich mit der Haden erschlagen, aber sie hat mir niemals davon was gesagt. Hierauf sagte der inhaftirte Hlinde Svetii: Die Weiber rehnen sich nicht aus, was sie ges redet haben, sie­ habens, halt mit Schrofen aus ihnen herausgebracht, ich werde es Euch sagen, was dieses heißt: Hiebey, Hatte er etwas ex corpus juris und andere lateinische Wörter gesagt: „Das ist sie werden getöpft und verbrennt." (Fortlegung folgt.) *) Folterfammer. ia ‘a \ A au 4 a | |

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