Oedenburger Zeitung, 1882. August (Jahrgang 15, nr. 175-200)

1882-08-01 / nr. 175

x _Dienflag, 1. Auguft 1882. AT: Jahrgang. Ar. 175. Sedenburger­ Festung, (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschhaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortgeritt zur Ehe? — Betrücten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn oder Feiertag folgenden Tages. Sräm­merations:Preise: Sür Loeo: Gangjährig 9 9fl., ee­ 5 fl., Vierteljährig Monatlich 1 Tür Andwärts: Banzjährig 12 dr „getd­äneig 7 fl., Viertel­­jährig 3 Alle für das Blatt Bestim­inte, can: mit Ausnahme Administration, erlag und Inferatenaufnahme, Buddenheri­n, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 11, x x , ., 20k d It 25 von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, find K> Einzelne Ziummern Rotten 5 Kreuzer. © ? ‚ir bie vlripatige sup. 2b" edühe die Burdlaufende an die Redaktion portofrei einzusenden. 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Seit dem er­­sten alexandrinischen Gräueltage, im Juni d. h., it das aber Alles anders geworden. Was heute in Rußland geschieht, was dort en gährt und bro­­delt, kommt kaum mehr in Betracht, denn es steht nur ein viel interessanterer Gegenstand auf der Tagesordnung. Aber all dieser, nämlich die egyps­tische Frage, erregt, im Großen und Ganzen ge­nommen, da wiederum nur ein sekundäres uteresse, sobald man nämlich das Schachspiel der Diplomaten in genaue Erwägung zieht. Für diese Yegieren — so will er uns wenigstend bedür­­fen — besteht sein Kampf zwischen occidentaler Zivilisation und orientalischenm Barbarism­us, sein Auflodern mohamedanischen, also religiösen Hafses gegen die Belenner des Christenthums, sondern für die Leiter der europäischen Staaten scheint es sich einzig und allein darum zu handeln, eine neue Gruppirung der kontinentalen Gewalten zu Stande zu bringen und hiedurch sich jenem Ziele zu nahen, welches, einer neuestens oft d­titten Sage zu Folge, dem größten jet lebenden Staatsmanne seit Langen vor Augen schwebt. Dieses Ziel soll aber darin bestehen, England mit allen nur mögligen Mitteln seiner Jahrhunderte hindurch behaupteten Weltherr­­schaft zu berauben, es zur Kapitulation zu zwingen und, da man ihm den ersten Rang auf dem Welt­­meere nicht streitig zu machen im Stande, e8 in eine solche Lage zu bringen, daß das Britenreich genöthigt sei, sich mit den kontinentalen Mächten auf territorialem Boden zu messen oder aber we­­nigstens e8 derart in die Enge zu treiben, daß e8s—­­und darin dürften wohl die Politiker aller am grünen Tische der Diplomaten, seine vollstän­­dige Stoli­theit anerkennend, fortan nur das aus­­führe, was die Gesammtheit der übrigen Mächte Europa’s, all allen Nuten dringend, dem Briten­­reiche zu thun gestatten werde. Was England während der Teit verfroffenen drei Jahrhunderte im Dienste der Zivilisation ge­­leistet, ist ebenso in den Büchern der Weltgeschichte verzeichnet, als all das, was die Briten sich gegen einzelne Länder, Nationen und Stämme des Erd­­balls thatsächlich haben zu Schulden kommen lassen. — Wir haben deshalb nicht erst nöthig, auf­­ Ver­­dienst und Schuld des englischen Weltreichs (um die gesammte Menschheit) Hinzumeifen oder jene Beiden gegeneinander abzu­wägen. Heute kann es sich nur darum handeln, die neue politische Konstel­­lation, wie sie sich Angesichts der lebenden Gene­­ration vorbereitet oder auch hinvollzieht, ins Auge zu rassen. Und da bildet sich folgendes hochinteres­­sante Bild: Den Mittelpunkt der „politischen Welt” bildet, man möge sagen, was man wolle, Fürst Bismarc, also Deutschland, an welches sich der österreichisch-ungarische Staat schließt, oder (wenn man uns diesen Ausdruch gestatten will) den der deutsche Kanzler, der Erreichung seiner eigenen Po­­litischen Ziele wegen, ins Schlepptau zu nehmen für gut befunden hat. Um diese „Zwei-Einigkeit“ gruppiren sich nun Rußland, die Türkei, Italien, Frankreich und ferner alle anderen europäischen Staaten sekundären Ranges. Wenn man aber diese einzelnen Wandelsterne, welche um die Bismarc­­sche Sonne Freifen, in ihren Bewegungen betrachtet, so erfaßt Einem förmlich Edel über die zur De­­vise erhobene Kriecherei dieses oder jenes sich sonst auf seine Großmachtstellung stet8 ganz was Ber­sonderes einbildenden Neid­es. Sprakien vor Allem trampft sich mit einer bis dahin fast beispiellosen Nervosität an die Ostmäc­hte und scheint überglück­­lich, wenn ein Strahl der Gnade aus dem Auge des deutschen Olympiers auf sein (das italienische) Kabinet fällt. Das heutige M­inisterium Frankreichs Schattirungen einig sein­ — bietet ein wahrhaft jämmerliches Bild von Unseldstständigkeit, so zwar, daß, gegen Freycinet gehalten, der bekannte Meine Thiers und „große Ge­hichtsfälscher" — (wie ihn die Historiker seinerzeit benannten) — selbst in seiner unverzeihlichsten „Schaufelperiode“ noch als ein wahrer Heros politischer Konsequenz und selbst­­ständigen Handelns bezeichnet werden muß. Min­­destend ebenso jämmerlich, wie Italien und Frank­­reich, gibt sich meuester Zeit das, wie es scheint, pröglichh an Historischen Erinnerungen laborirende Spanien. Dieses bittet förmlich mit aufgehobenen Händen­­ (einem Schulbuben gleich, den seine Älteren Kameraden nicht wollen mitspielen Lassen): „Laßt mi auch mit von der egyptischen Partie sein. Ich verspreche, sofort 20.000 Mann einzus­chiffen und will Euch in Allem folgen.” Und nun bleibt nah die Türkei übrig (welche überall, wo man sie braucht, als Prügelm­abe vorgeschoben wird, sich dabei aber geberdet, als ob sie die Schnüre de Hampelmannes, „politische Welt” ge­nannt, in Händen habe­ und endlich dag — — heilige Rußland. Er liegt ung sicher ferne, bestreiten zu wollen, daß die neue Staaten-Sonstellation, wie sie Fürst Bismarc zu Wege gebragt, einerseits Garantie für die Loyalisirung des egyptischen Krieges bietet, andererseits dem europäischen Frieden im Allgemeinen zu Gute kommen mag. Aber so viel muß mehr jedem einleuchten, daß das Spiel, welches die ver­­schiedenen Diplomaten Europas gegenwärtig zu treiben belieben, den W­ölfern wenig Achtung einzu­­flößen vermag, und ferner, daß all das, was die einzelnen Vertreter sich zu Schulden kommen lassen, auf die betreffenden Staaten zurückfallen muß. Im laufenden Jahrhunderte gab es bereits zweimal ein ähnliches, edelerregendes Schauspiel, wo nämlich sämmtliche Staatenlenfer des Kontinents vor einem Gewaltigen im Staube lagen. Das erste Mal schrieb man 1810, das zweite Mal 1860. In beiden Fäl­­len war auf dem Festlande allüberall die Freiheit in die Brüche gegangen und, wenn man der Wahr­­EEE En D ich zn $ A­ ­­­­LER ER­NE Senifielen. Das Budapester Volksfest am 20. Au­­gus 1882, zu Gunsten des dortigen Rettungshauses. An jeder großen Stadt hat die glänzende Aversseite, das den flüchtigen Beschauer blendende Aeußere, einen betriebsamen Revers, und äußerster Lurus und das tiefste Elend sind Nachbarn; viel­­leicht noch mehr als sonftwo gilt dieser Ausspruch für Budapest, der Stadt des treibhausartig ber­triebenen Wachsthums­,. Die Hauptstadt ist der Sammelpunkt aller möglichen Elemente, er liegt dies naturgemäß in der, durch Die jegige Regierung geübten und mit allen Mitteln beförderten B Zentralisation; sie ist aber auch der legte Anker für alte Brodsuchenden, welche im Lande durch unsere, in Zerlegung und Umbil­­dung begriffenen sozialen Verhältnisse, um ihre Existenz gebraght wurden, und gerade für unsere Hauptstadt wäre es nothwendiger als irgendwo, ‚daß sich die höhere Gesellsaft des „‚noblesse oblige“‘ erinnerte und philantropische Anstalten te­iligst fördere und üunterfrüge. Ein sehr Tobenswerther Anfang wurde dur die Vereinigung von edlen Menschenfreunden ge­macht, welche das Nettungsh­aus für arme verwaiste Kinder (Ofen, Stad­tmayerhof­­gasse 31) gegründet haben und in welchem bis seßt 34 fold’” armer Geschöpfe, welche in einer großen Stadt verlassener und mehr dem V­erderben aus­­gefegt sind, als anderswo, verpflegt und erzogen werden. Um dieser Bis jegt noch schwach botirten Anstalt eine Einnahme zur kräftigeren Entfaltung ihrer humanitären Anstrengungen zu ermöglichen, veranstaltet der N Rettungsh­ausverein im Budapester Stadtwäldchen am 20. August ein großartiges W­olfsfest, dessen Programm wir hier mittheilen. Das eft beginnt am 20. August Morgens und schlie­st mit Anbruch des folgenden Tages. Das Entree foftet per Berson 40 Er, für Militärs und Kinder 20 kr. I. Bis zum 15. August gelöste Karten zu 20 und 40 fr. erhalten eine Loosnummer. Ank­­ommende Fremde können bis 20. August derlei mit Loosnummern versehene Karten erhalten, nur müssen sie dieselben sofort nach ihrer Ankunft in den Bahnhallen und Sciffsstationen lösen. Die Loosnummer der am Tage des Festes, um 7 Uhr Abends als erste gezogenen Karte, ge­winnt den ersten Preis, 100 fl. in Silber, au­ßer­­dem gewinnen 300 nacheinander gezogene Karten ebensoviele anderweitige Gewinnftgegenstände. Nur die Nummern der verkauften Gewinnft­­gegenstände kommen zur DVerlosung. II. Die Festprogramme sind ebenfalls mit Nummern versehen, Preis derselben ist 2 fr. per Stüd. Von diesem Program­n bilden 150 Stüd eben­so viele Treffer und werden ebenso wie die Eintrittskarten um 7 Uhr Abends gezogen; der erste Gewinnft­ift 10 Silbergulden, die nächsten 139 verschiedenen Gewinnftgegenstände, die legten 10 Preise sind je 1 Silbergulden. III. Große Tombola, Preis des Loofes 3 Kreuzer, das 2008 dessen Nummer zuerst gezogen wird, erhält den ersten Preis 100 fl. in Silber, die übrigen 300 Gewinnste fallen auf die zunächst ge­­zogenen Loofe. Nur verkaufte Loofe gelangen zur Ziehung. IV. Gratis» Tombola für Kinder. Spiel­­zeuge bilden die Gewinnste. (Sortregung folgt.) RR ER EG Te IrAIR le EN I

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