Oedenburger Zeitung, 1882. Oktober (Jahrgang 15, nr. 226-251)

1882-10-01 / nr. 226

# BEE” Beilage zu Nr. 226 der „Oedenburger Zeitung“. a. außerschaut! Unsere Klubgeheimnisse fein profanirt, unser Torpedo ist starf blamirt, die Weberläufer (zu und) jan demasfirt, die Bruthenn’ 13 irritirt, und da3 Stimmpied 18 ang’ichmirt, — die schön’ heut aber, denen zu Lieb’ da3 Frühere Alles g’ichegu i3, fein indignirt, und jest wird von ihnen Alles desapouirt, so weit i8 ’3 fommen, daß sich Jeder irrt, der da glaubt, daß noch ein’ Dronung wird. Also so weit iS’ fommen, daß mir und nit amal ein Sigung abzuhalten trauen, denn die Situng haben mir gleich fiftirt. Warum mir die Sigung nit abg’halten haben, fragend mich ? Na feg’ns, der Pofel glaubt wegen der Weinfchanktar, aber das 18 nit wahr, wir mwissen eh, daß und der Pleb3 die zwaiüfli­­gen Weblaus nennt, das schenk­t und nit; aber ein Mißtrauensvotum hätten mir aussprechen sollen, ein’ Vatermord hätten mir begeh’n f­ollen, und für das haben un’re vielen Kronjuristen kein’ Paragrafen g’habt, denn schon die alten Neamer haben fein dafür g’habt, weil 3 feine Vatermörder tragen haben, dazwischen 13 der saubere Parteibrief komma, und fest war Holland in Noth! E3 in uns nie G’scheit’3 eingfall’n, und da lassen mir a paar Tag vergeh’n bis ein biffer! Gras über die G’fhicht wacht, und fallt derweil auch a Schöne Mordg’fhicht ein und bi dorthin fein mir nit mehr so paff! Mir hab’n eh’ schon auf allerhand denkt, aber es geht nit recht. Wann mal ein Preßprozeß anfan­­gerten wegen de Artikeln, so könnt’3 ung wahrschein­­lich passiren, daß dis Bolf freig’sprochen wurd’t, und da wär’n mir erst recht die Ladisten, das gingert ung noch ab dazu! Sogar meine Neft hat mir wegen den Empfang von unsern Regiment so ein’ Ned’ geben, die mich suchtig g’macht hat. Sie hat g’sagt „Singit e3 Vepi, jagt’3, wan einer Berein Kegl scheib’n geht, im Garten a Taferl hinhängt, wo d’rauf steht, daß sein And’ver hingeh’n darf, und Ihr um 1 Uhr nach Mitternacht mit ein’ großen Spektaf’l aus dem Wirths­­haus über d’Wiesen kummts, daß alle Leut aufg’weht werd’n, da i8’ enk um die Nacht ruh’ nit zu thun, wannd aber unfern bravden Soldaten ein freundlichs Gficht zeigen sollt’n, wo wir Frauen auch gern dabei wären, da iS enf leid drum, um das schlafen , hätt’­­ halt auf dem Bahnhof als g’schloffene S’fellschaft Kegel g’schoben. Mein Gott, mein’ Nest redt’ halt an, wie es die Frauen verstengen. E83 -18 ganz was ander’3 von 9 bis 2 Uhr Früh im Wirthshaus bleiben und mit ein Heidenlärm heimtreiben, als wie bis 12 Uhr auf­­bleiben, in einer Berfaffung, wo man wo um 12 Uhr was Bernünftiges reden kann. So glauben die Leut gar oft, daß etwas einerlei i3, was d­och wirflich ganz verschieden ist. Zum Beispiel wegen dem Changiren war neulich auch die Red’, er summt nur drauf an, wohin Einer han­­girt. Ich Hab’ auch ein’ hangirten alten Herrn als Bekannten, der erst in sein Alter zu bie [henf Leut zu g’hören ang’fangt hat, der hat oft guug dangirt. Da war er zuert ein geist­­licher Herr und hat si’ denkt „Teufel eini das G’schäft paßt mir nit! Schmeiß’t dan Srempel weg, hei­­rath’ft und wirft Bolt3mann“, aber er hat sein Siefleisch, er hat den Krempel auch weggihmißen, und iS jegt bei und, und i denk immer wan’3 noch) eine dritte Partei gebert, er that dorthin a noch Hamgiren, denn bei all’ sein’ Alter iS er unternehmend, vielleicht gründ’t er a Mittelpartei. Aber mein Schneider sagt, ein’ Mant­ kann man nur einmal wenden, beim zweitenmal i3’ nit der Müh’ werth, da i8 er schon auswendig und einwen­­dig schäbig, Uns geht nur der Brief nit ein! Daß DS Voll die Sach’ so weit treibt, das hab’n wir uns mit verhofft! E3 is sehon wet, a Opposition muß sein, denn aber was that man denn sonft schimpfen? Aber so was, das i8 zu arg! Iebt i8 die Banda mit der Spionage so gar uns bevor, die mir ein Geld haben! Wo soll denn das hinkommen ? Herr Redakteur, i siech’S shon; so halt’t si­ die G’schicht mit mehr lang; wo ja un­ser Haupt hab’ mer dh’ verloren, sag'ns mir im Vertrauen, an welche Partei sol­l mi denn jeßt anschließen ? Zu die „Jakobiner“ Fanni nit geh’n, denn die „Sarobiner" sein ja die Schuld an der ganzen Remajfuri, darum erscheint jegt ein’ Brocüre „Unsere Jesuiten“! Am besten wärs als Franziskaner, denn unser Exzellenzherr und Deportirter iS ja auch selber aner, ein Honorarfranzis­­kaner, na vielleicht werd’ ic) Aner ! Das allerschönste dabei war no das, daß’s mich verdächtigt haben, ob nit i — i bitt! Ihnen — in meiner Dummheit den Brief verrathen hätt! — ma so was! % 5a6’ aber d’rauf Hingwiesen, daß bei uns fie Ueberläufer eing’schlichen haben, die von der andern Seiten­zw­ang dejentirt sein, und wer amal so war, kann’s ja wieder werden! Damit war's aus, Das Schlupfener i8 auch mt ausblieben „denn wie der Tochter sagt „halb zog es ihn, Halb sank er bin“ i8 nix anders übrig blieben, als daß uns unser Oberhaupt enthauptet hat, und selber den legten Brief geschrieben hat, daß er nit mehr mitspielt. Schlau aber, wie mir immer fein, weil in der Para­­die Alles berlaubt is, fein mir hergangen und Jeder von uns sagt fest den Leuten im Varntrauen, daß er eigentlich Derjenige war, der’s dem Mann, der gewohnt ist zu schieben und mit geschoben zu werden, be» greiflich g’macht hat, daß er abschieben soll und damit und das die Leut besser glauben, schimpfen mir jet selber was Gott verboten hat, über ihn. So handeln bei uns die [hön’ Leut! Auf Wiedersehen wir Stofef Himmelangst, Gemeinderath. Lokalnofizen. * Eine interesante Gerichtsverhandlung. Unser Redaktionsmitglied, Herr Georg Dörfler, wurde (wie wir hören durg die Herrn Druder und Zulius­end) der Verlegung des Briefgeheim­­nisses angekragt. Die Verhandlung ist Montag, den 2. Oktober, Nachmittag 3 Uhr, im kleinen Komitatssaale. Zutritt ist nur mit Karten ge­stattet. Auf diese hochinteressante Verhandlung, machen wir unsere p. t. Leser aufmerksam und wir werden über dieselbe ausführlich berichten. * Ein sehr bedauerlicher nächtlicher Auf­­tritt fand Freitag Nachts vor den Fenstern der Wohnung des Herrn Bürgermeisters Druder statt. Einige muthwillige Müffiggänger versammelten sich vor dem Hause, daß Herr Druder bewohnt und fangen Spottlieder auf ihn ab, sowie sie überhaupt ein Spektakel inszenirten, daß einer sogenannten „Kapens mufif“ auf ein Haar gli. Selbstverständlic erachten wir derartige pöbelhafte Demonstrationen für sehr verwerflich und sind fest überzeugt, dag damit seine Parteifundgebung bezweit werden sollte. Die Oedenburger Boltspartei hat — wenn sie sich auch­ den, von Herrn Bürgermeister Druder leider so beharrlich befolgten Prinzipien feindselig gegenüber stellen mußte — doc bei jeder Gelegenheit gezeigt, daß sie von einer rastvollen, verständigen und besonnenen Führerschaft disziplinirt wird, welche nur auf gejeglichem Wege ihren Aspirationen zum Durchbruche verhelfen will. Vollends im gegenwärtigen Augenblicke, da der Nachtritt de Herrn Druder als Bürgermeister, definitiv bevorstehen sol, war er mehr als eine grobe Anstandsverlegung, e8 war eine Nohheit, dem Manne, der seiner Opposition, ein so großes Zugeständnis gemacht hat, daß er ganz und gar auf seinen Posten resignirt, eine Kränkung zuzufügen. * Und ein Jubiläum. Weißt Du schöne Leserin, werther Leser, wer heuer die dreihundert­­malige Jahreswende seines Daseins feiert? ES ist unser Kalender.­m heute eingetretenen Ok­tober werden e3 dreihundert Jahre, daß auf den vierten Oktober gleich der fünfzehnte folgte, und zwar als nothwendige Folge der dur Bapst Gre­­gor XIII. bewerkstelligten und im Jahre 1582 in den katholischen Landen zur praktischen Durch­­führung gelernten Kalenderreform. Diese Reform der Beitrehnung wurde dadurch veranlagt, daß der bis dahin allgemein giltige Julianische Kalender, welchen im Jahre 45 vor Christi Geburt der griechisch-egyptische Gelehrte Sofigenes über Auf­­trag Julius Cäsars verfaßt hatte, das bürgerliche Jahr etwas länger al das Sonnenjahr anschlug (nämlich 366, Tage). So kam es, daß das Frühlings-Aequinontium im Jahre 1582 auf den 11. März, mithin um 10 Tage früher, als bei richtiger Berechnung fiel. Bapst Gregor XII. ver­­besserte den Julianischen Kalender dadurch, daß er bei Einführung seiner Reform im Jahre 1582 10 Tage wegließ, indem er bestimmte, daß man, an dem auf den 4. Oktober folgenden Tag gleich den 15. Oktober schreiben solle. Damit sich aber im Laufe der Zeit nit wieder der alte Fehler einstelle, legte er fest, daß in je 400 Jahren drei Schalttage wegfallen s­ollen, und zwar in jenen Sälußjahren der Jahrhunderte, welche, wie z. B. 1700, 1800 und 1900 nicht nur 400 theilbar sind. Nach langem Sträuben nahmen auch die protestantischen Staaten­­­iese Kalender-reform an, während Griechen und Waaffen den Apulianischen Kalender beibehielten und mithin gegen den res­torianischen um 12 Zage zurück sind. Undere Lehrbuben. Wer Abends nach neun Uhr durch die Kirchgasse der inneren Stadt gegen die Promenade zu geht, wird oft durch einen wüsten Lärm und durch ein Gejohle erschreckt wer­­den, als wenn eine wilde Horde losgelassen worden wäre, und wird auch einem Schwarm von jungen Burschen begegnen, der aus dem Schulgebäude, mit einer Behemenz auf die Straße stürzt, welche ein rasches Ausweichen nothwendig erscheinen läßt. Diese jungen Burse sind die Lehrlinge, die die Wiederholungsschule besuchen. Es ist zwar ein Beweis jugendlicher Lebens­­kraft, wenn die jungen Leute, die von 5 oder 6 Uhr früh bis 7 Uhr Abende mehr oder minder ans­­trengende Arbeiten verrichten, und dann erst noch zwei Stunden lang sich in die Schulstube fegen müssen, noch so laut und übermüthig ihre Freude Äußern, endlich dem BZwange entkommen zu sein; ob aber diese Stundeneintheilung zweckmäßig sei, it deshalb sehr fraglich, weil die zum Aufenthalt in den Straßen zur späten Nachtstunde berechtigten jungen Leute, nach der Meinung mancher Personen auf diese Art sehr am Nachtschwärmen Geschmach finden künnten. « Wie HYinters Rotboten haben sich heuer ungewöhnlich früh eingestellt,es sind deren——wie die goldenen und silbernen Schweinchen,die man als Berloques an der Uhrkette trägt­—lustige und traurige.Zu den Ersteren zählen die klappernden Wägen der Winzer,welche mit Maische (die erquickenden Rebens Nektar liefert)beladen sind, dann die bunten Farben,in die sich der Laubwald kleidet,die Eröffnung und Ergiebigkeit der Jagden und die­­ Maroni-Männer,doch davon später. Zu den traurigen Vorzeichen des nahenden grimmen Gastes gehören die bereits eingetretenen Morgenfröste,der Abschied unserer sieben geflügels­ten,Hausgenossen,der Schwalben und Störche, das Absterben der Blumen,denen nur noch die Astern als Abendsterne,vor der Winternachtleuchs­ten und das Hervorholen der Winterkleider,was jedenfalls Geld hostet, ob sie nun vom Schneider oder aus dem­ Leihamte geholt werden. Wie trübselig schaut schon der Himmel d’rein, höchstens hie und da ein schüchternes Blinzeln des strahlenden So 1111enauges.Was nun die vorer­­wähnten Verkäufer gebratener Kastanien anbetrifft, so haben wir ihnen noch im jeden Jahre,geradeso wie im Frühlinge der Wiederkehr der Schwalben, einige Worte zum Empfange gewidmet. Da stehen sie nun wieder an den Hier üblichen Plägen, die feinen rauchenden Hochöfen mit ihren rußigen Feuermännern, eine markante Signatur des wieder eingezogenen Herbstes bildend ..... Alle meteoro­­logischen Weissagungen der Wettergelehrten, alle peremptorischen Daten des Kalenders, alle Anzeichen draußen in der Natur und in der Physiognomie der Stadt vermögen uns nicht so sprechend die Ueberzeugung beizubringen, daß es aus ist mit den Freuden des Sommers und des Landlebens, ale die dreibeinigen Glutöfen da und der freischende und entgegen schallende Ruf: „Maroni brennhaße!“ Sp reht die ganze Herbstesstimmung tragen sie herein in die Gaffen und Gäschen und die grauen, regenreichen, unfreundlichen Tage, die früh herein­­brechenden Abende, das buntbewegte Leben der kommenden Saison, steigt da als Hintergrund- Dekoration vor unserem geistigen­­ Blide auf. Um den knisternden Feuerofen stehen da und dort Die Kleinen und blinzeln in die rothe Gluth, bis ein warmherziger Passant zuweilen mit einer Kreuzer­spende aus den maronilüsternen kleinen Unglüde­­menschen Glückliche schafft. Von der Miniatur-Kaserne des Ofens fält der matte Lichtslimmer weit hinaus aufs Trottoir, wie der Schein des Leuchtthurmes über die Meeresfluth, die Kunden und Käufer herbeirufend. Und die lebendige Phantasie gewährt schon den Ausblic auf den bald erscheinenden „Meoft“, den süßen, gährenden neuen Wein; denn Maroni und Mojt gehören ja zueinander und sind die Merkzeichen der veritablen Herbstlichen Zeit. Dur die Abenddämmer und Nebelschleier, die uns nur zu bald umhüllt haben, dringt uns aber für Wor hen hinaus der primitive Nekrolog der Sommer­­freuden, in den zwei Worten: „Haße Maronis* * Pfarrerweihe. In der evang. Kirche wurde '% vom Frost Schon­roth veränderte Ohr. am­ 28. September durch den Herrn Superinten­­denten Aler. Karlay die Pfarrerweihe an den absolvirten Theologen vollzogen. Die Namen der Betreffenden lauten: Samuel Heigler (Preßbur­­ger Komitat), Ludwig Torda und Lenard Szilt (Eisenburger Komitat) und Adam Beter (Xol­­naer Komitat). * Militärmusik im Shafe Haft. In dem beliebten Kaffeehaufe des Herrn Haft auf der Bro»­zemade wird heute Sonntag Abends 8 Uhr ein großer Theil der Militär-Kapelle (24 Mann) unsers Hausregimentes ein Konzert bei freiem Entree­­ abhalten. Bei dem gewöhnlich starken­ Zuspruch, dessen sich das genannte Kaffeehaus erfreut, steht es zu erwarten, daß der verheißene musikalische Genuß eine um so größere Gästezahl daselbst vereinigen werde, ir Are DRLN; 2 ee es TITTEN EN er Et |

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