Oedenburger Zeitung, 1882. Oktober (Jahrgang 15, nr. 226-251)

1882-10-14 / nr. 237

__Samstag, 14. Oktober 1882. _XV. Jahrgang. 0 Ar. 237. Dedenburger Zeitung. (V­ormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschhaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortscpritt zur Ehr? — Beric­chten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gafse.“ Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonnt= oder Feiertag folgenden Tages. PY Pränumerations:Preise: ür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig u g ; 3 fl., m­arlı 1 fl. E ; Für Auswärts: r­ 12 IR albjährig 7 fl., Viertel­­ahrı . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Dering und Inferatenaufnahme; Buchdruherei­ &, Homm­alter &K Sohn, Grabenrunde DI, EI Einzelne Nummern kosten 5 Steger. aM Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Vogler, Wall Ringafie 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Scales, 1, Wollzeile 12, MR. Moise, Seilerstätte 2, M. Dutes, ı., Nies­mergafse 12, Jn Budapest: Saulus © y. ‚Dartpesnie 1% Leop. Lang, ©ifellaplag 3, U. U. Goldberger, Servitenplag 3. 5 Tr. für die ein, 10 Tr. für die zweis, 15 fr. fü­r die dreis, 20 tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Er. Bei mehrmaliger Einhaltung bedeutender Rabatt,­nsertions:Sebüßren: Die nee Fusion. Oedenburg, 13. Oktober 1882. An der inneren Politik hat sich in aller Stille beinahe ungeahnt ein Ereigniß von großer Wichtigkeit vollzogen. Es ist hieß die Fusion der gemäßigten Opposition mit der liberalen (?) oder Negierungspartei. Erst dieser Tage wurde die Welt durch die Ernennung des oppositionellen Grafen Berch­­told zum Obergespan des Neutraer Komitates ü­ber­­rascht, eine Stellung, auf welche Tifa großes Ge­­wicht legt, und in welcher, wenn sie nicht entspre­­chend ausgefüllt zu sein scheint, die Regierung ohne Weiteres gründliche Aenderungen zu verfügen ge­­neigt ist. Man legte übrigens diesem Falle nicht viel Bedeutung bei, Die er sich nun erst als ein erster Schritt zu einer wichtigen Wendung erwiesen hat, und der erst durch das weitere Ereigniß einen Kommentar erhält, indem er sich als die Erstge­­burt einer F­usion zwischen der Regierungspartei und der gemäßigten Opposition entpuppte. Dieses weitere Ereignis ist die Ernennung eines hervorragenden Mitgliedes der gemäßigten Opposition, des Grafen Paul Szechenyi zum Handelsminister. An gut unterrichteten Abgeordnetenkreisen war hieven die Nede, und auch davon, das der vom Staatssekretär des Innern zum Handels­­minister avancirte Baron Kemeny als nn­­mehriger Kommunikationsminister einen neuen­ Be­­weis seiner bewunderten Vielseitigkeit (!) geben werde. Auch die „Halboffiziellen“ erwähnen diese Ministerschaft und Fusion als vollendete Thatsache. Die „Bud. Corr.“ meldet: „Tipa reist heute Abends nach Wien, um Sr. Majestät bezüglich der Bewegung der rasanten Ministerposten einen Vortrag zu unterbreiten. Wie wir vernehmen, hat sich Baron Kemeny bereit erklärt, das Kommuni­­kationsportefeuille definitiv zu übernehmen ; auf seinen Bosten wird das Bisherige Mitglied der gemäßigten Opposition, Graf Paul Szedhenyi zum Handelsminister ernannt. Der Eintritt des Grafen P. Szechenyi in’s Ministerium hat mit Rücksicht auf die Parteigruppirung im Reichstage, eminente Wichtigkeit, denn es ist gegründete Aussicht dazu eröffnet, da­ nunmehr noch mehrere Oppositionelle ins Negierungslager übertreten werden. Diese Fusion ist nicht überraschend, höchstens der Zeitpunkt der Ausführung ist dies, sol whe die Stille, in der sie sich vollzogen hat. Die einstige erste Fusion der Dealpartei und der linken Mittel­­partei erforderte mehr Vorbereitungen, der Handel wurde vor den Augen der Nation geschlossen, von der jenigen brachte weder die P­resse, noch die Par­­lamentsverhandlungen vorläufige Kunde, sie vollzog sich hinter den Koulissen. Die Thatsache dieser F­usion war indessen seine unerwartete; es war längst vorauszusehen, daßs die, von so vielen Krisen und Prüfungen be­­troffene gemäßigte Opposition sich schließlich doch in seine Elementar-Bestandtheile auflösen werde. Sie schwebte zwischen Himmel und Erde, wie der Sarg des Mohamed, zwischen Negierungspartei und wirt­­licher Opposition. Nach Unten zu konnte sie Feine Wurzel fafsen, nach Oben zu konnte sie die Ne­gierungspartei nu­ überbieten. Als Opposition war sie unpopulär, hatte sonah Feine Aussicht, durch die Wähler zur Herrschaft zu gelangen. Die Hauptpunkte ihres, gelegentlich ihrer Entstehung aufgestellten Programmes, bezüglich der orientalischen Frage und bezüglich des volkswirtsc­­haftlichen Ausgleiches, haben die Ereignisse von der Tagesordnung abgefegt, und so mußte der Moment früher oder später kommen, der sie zwingt, entweder ihrer Rolle in der Politik zu entsagen, oder sich zu einer oder der andern Hauptpartei s­c plagen, deren Programm eine bleibende Basis zfigt. Die Ministerschaft Paul Szechenyi’s und sein, so wie mehrerer seiner Partei genossen Uebertr­itt zu der Negierungspartei, ist der erste Prozeß dieser Berfegung, die weiteren werden früher oder später folgen. u­n T Vom Lage, D­eu Mitgliedern der ungarischen Dele­­gation wurden vorläufig folgende (liberale) Abgeord­­nete Fandidirt: Andahazy, Graf Theodor Andrassy, Barold, Bausnern, Graf Bela Banffy, Graf Bela Banhidy, Bericgzky, Bohns, Csernatony, Eber, Mar Falt, Harkanyi, Hegedüs, Ivanka, Iofai, Graf Kara- Bongi, Karman, Baron Koloman Kemeny, Kiraly, Latinovicz, Lang, Mihajlovicsz, Miskatovics, Miffits, Morig Baron Dzegovic, Graf Emanuel Pecsy, Pri­­leszty, Pulczzky, Graf Naday sen., Spath, Ludwig Tiga, DBurotinovich, Wahrmann, Baron Wodianer, Graf August Zichy, Baron Smalls, als Eriagmitglie­­der: Abonyi, Berzevicze, Bicsfey, Josipovich-Rakovsty, Rohonczy, Szalay, Szerb, u. Graf Dominik Telely. O Der Gebrand, des en Zeichs­­wappens durch Private und Privat-K­orporationen fol gefeßlich geregelt werden. Wie man offiziös be­­richtet, ist ein diesbezüglicher Siegentwurf eben jet in Vorbereitung. Lechsielen. Ein Denkmal großer Vergangenheit. (Bertießung und Schluß.) sehr arbeitsam und benügte wißbegierig die fs ihm Städter Militär-Windemie verliehen, und au­ch Kaiser Leopold I. übertrug ihm auch mit dem Lehensbriefe vom 19. Mai 1657 das Patronats­­recht der Pfarre. Im Jahre 1685, als Oesterreich abermals den V­erheerungen der Türken ausgefegt war und an die Umgebung von Wr.­Neustadt große Drangsale erduldete, wurde Seebenstein gleich­falls schwer heimgesucht; die Türken belagerten nämlich diesen Ort, worauf si die Bewohner in das Schloß zurüczogen und dort ver­hängten. Am 13. Juli, als die Nachricht wieher kam, daß Wien belagert werde, marscirte der Feind dahin ab, be­­kanntlich, um duch des Herzogs Karl von Loth­­ringen und oh. Sobiesty’s unsterbliche Helden­­haar besiegt und niedergemac­ht zu werden. Johann Ferdinand Graf von Pergen erbaute im Jahre 1732 das Marktschloß. 1790 nahm Anton David Steiger die Veste Seebenstein in Baht, errichtete mit seinen zahlreichen Freunden den „Nitterbund der blauen Erde“, sammelte vielerlei Alterthümer, nannte sich „Burgherr“ und leitete jenen Bund, der von 1790 bis 1823 bestand. Dieser Anton David Stei­­ger verdient hinsichtlich seines Lebenslaufes nähere Beachtung. Er wurde am 2. Februar 1755 zu Pöttsching-Sauerbrunn als der Sohn wenig bemit­­telter Eltern geboren, genoß den ersten Unterricht in seinem Geburtsorte und dann in Wr.­Neustadt,­­wohin sein Vater übersiedelte. Bis in das 20. Le­­­bensjahr verblieb er im elterlichen Hause, zeigte si darbietenden wohl spärlichen Mittel zu seiner fer­­neren Ausbildung — zwar noch ohne festen Blan — doch stets mit besonderer Neigung auf praktische Fächer des Wissens; er wurde an im Fechten und Reiten gehörig unterrichtet. Im­ Jahre 1776 ging er zur Landwirthschaft und fand als Herrschaftlicer Schreiber in Gerasdorf (nächst Neustadt), ein Jahr darauf in Säubersdorf und später in Filchau Ver­­wendung. 1779 trat er, gleichfalls als Schreiber, in die Dienste des Grafen Pergen in Greebenstein und Ende desselben Jahres kam er als fürstl. Palfy’scher Nentschreiber nach Krumbach. Mit Be­­willigung seines Herren ging er dann nach Schen­­nig, absolvirte dort die Berg-Akademie, worauf er in seinen früheren Dienst nach Krumbach zurück­­kehrte. In Wien lernte ihn Janaz von Born, ein hochansehnlicher Förderer des Bergbaues fennen und empfahl ihn dem Kaiser. Josef II. entsendete ihn um das Jahr 1785 zur Aufsuchung von Stein­­sohlenlagern und anderen geologischen Forschungen, wobei es ihm glüh­e, zu Rotten (in Steiermark) und bei Krumbach Steinsohlen zu entdecken. 1788 pachtete er die Herrschaft Säubersdorf und gründete mit seinem Fürsten die Püttener Eisenwerke. Zur selben Zeit fand er die Kohlenlager in Brennberg und in der Schauerleiten. Als er Pächter der Burg Seebenstein wurde, die verfallenen Theile derselben mit Beihilfe des Grafen Pergen wieder bewohnbar machte und den oberwähnten „Nitterbund der blauen Erde” gründete und leitete, nahm auch der dama­­­ige Besiger der Herrschaft Thernberg, Erzherzog Johann an den Nitterspielen­­ jenes Bundes Theil. Am 1. Januar 1792 ward ihm die Stelle eines Burg und Detonomie-V­erwalters an der Wr.­Neu­ dieser Stellung leistete er seinem Kaiser und dem Staate große Dienste und rettete in den Kriegs­­jahren 1805 und 1809 vielen Gefangenen das Leben, indem er sie dur den Burggarten heimlich entweichen ließ. Franz I. erhob ihn im Jahre 1816 in den Adelstand mit dem Präpdifate „Edler von Amstein.“ Im Jahre 1800 verehelichte er sich mit Maria Hild, die 1808 starb, worauf er 1809 Rosa­eidel zur Frau nahm. Am 30. Januar 1830 ent­­schlief er zu Wr.Neustadt. Nach dem Tode des Grafen Johann Zosef von Pergen (* 18. Mai 1820 in der Pfarrkirche beigelegt) kaufte 1824 Fürst Johann Lichtensteein die Herrschaft Seebenstein sammt Ziegersberg und dessen Nachkommen sind die jenigen Schloß und Patronatsherren von Seebenstein. * * * Nun lieber Leser, nachdem Du mir in der gegenwärtigen Skizze, worin ich theils auf Grund eigener Wahrnehmungen, theils an der Hand der Geschichte, Altes und Neues geboten, freundlichst gefolgt bist, folge mir au noch, wenn ich sage: Komme und schaue Dir einmal dieses liebliche Stüd Erde selbst an; es wird Dir gefallen, dessen bin ich gewiß. Auf den Bergen und in den traus l­hen Thälern und Wäldern bei Seebenstein, Püt­­ten, und weiter vor gegen Aspang, Krumbach und Kirchschlag weht die echte, reine Lebensluft, dort bei dem gemüthlten österreichischen Landvolfe ist es gut fein in der Sommerfrische. Dies bezeugen die allzeit luftigen Wiener, die diese Gegend von Jahr zu Jahr mehr liebgewinnen. Mac’s ihnen nach! —1-—-r. .

Next