Oedenburger Zeitung, 1882. Dezember (Jahrgang 15, nr. 277-299)

1882-12-01 / nr. 277

Jrettaezembetjsæ xvzatjrgang OedenburgerBeitung. (Vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen im Motto: „Dem Fortscritt auf Ehe? — Bebrühten auf Wehr — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Az. 277. Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen onn- oder feiertag folgenden Tages. PränumerationsiPreise: Sür Loco: Ganzjährig­er fl., petbjährig 5 fl., Bierteljährig onatli File Auswärth: a iürig 13 ge Saojägeg Tfl., Biertel« Alle für das ale m­omten olaekain, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. vo ee # == Administration, Mering und Inferatenaufnahme: Buchdrukerei E, Nommwalter & Sohn, Grabenrunde 121, WET Einzelne Nummern Rotten 5 Kroner. EIN en - Inferate vermitteln: In ee­ren elle Ball Mapa 10, A. Oppelit, 1, Siubende 12 Kr Saatet, ollzeil­e12,R. Moffe,­ Seilerstätte MM. ufes, ı., Rie­­mergasse 12, Budapest: Saulus &n. 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Nächstdem war er des nun Dahinge­­schiedenen eifrigstes Bemühen, der Aero des „Stre­­bertdum“ in Preußen Bahn zu sbrechen, und dieser Beschäftigung gab er sich bei jeder Gelegenheit mit einer derartigen Vorliebe hin, daß es nicht zu viel gesagt ist, wenn man behauptet, er habe jene als eine Art positiiyen Sports betrieben. Baron Otto von Manteuffel, von dem wir hier Sprechen, stammte aus einem Promr­mershen Geschlechte von „Rittergutsbesigern“. Man weiß ja, was bdieser Anspruch zu bedeuten hat. Er bezeichnet das personifizirte Junkerthum, dem auch Bismarc entstammt und von dessen Ansichten und Gepflogenheiten sich der deutsche Heichskanzler, troß aller vollbrangten Großthaten, niemals ganz [08 zu machen im Stande war. Da Manteuffel zehn Jahre lang — (von 1848—1858) — den preußischen Staat lenkte und dieser Epoche seinen Stempel aufdrücte, so gehört dieses Mannes Wirken ver eigentlich der Gedichte an. Wenn wir nun einen Blic auf die „Deanteuffelsche Aera“ werfen, so geschieht Solc des keineswegs, weil wir n ur preußische Geschehnisse eine besondere Vorliebe regen, sondern aus einem ganz andern Grunde,­nd dieser ft, ver Gegenwart ein Spiegel­­bild vorzuhalten, in dem sie sich selbst er­­kennen kann. Denn das, was jener Staatsmann damals in Preußen verbrach, war ganz genau das­­elbe, wie es Andere in Oesterreich-Ungarn sich in jener Zeit zu Schulden kommen ließen, und die Strö­­mungen, die jener zu Gunsten des „Gottesgnaden­­thums“ hervorzuzaubern suchte, gleichen nicht nur auf ein Haar jenen Bemühungen, denen die Taaffe’s, Kalnoky’s, Hübner’s, Hohenwart’s u. s. w. ihr ganzes Leben gewidmet haben, sondern waren auch von demselben Geiste durch­weht, der unsere gegenwärtigen ungarischen „Staatsweisen“ zur bekannten „Volksbeglücung” aneifert. Einer Bolfstradition zufolge, erhielt der Ahnherr des Barons Otto von Manteuffel durch einen Kurfürsten von Brandenburg seinen Namen, gleichzeitig mit der „Meitterschaft“ zugetheilt, und zwar für ganz absonderlich geleistete Dienste. Hier­nach sol der Betreffende von jenem Lehnsheren mit den Worten angesprochen worden sein: „Du ber­­andelst Deine Bauern wie ein Satan und raubst und brandfhagest die Kaufleute,wie einer, der der Hölle entfommen ist, Du bist also ein Mann wie ein Teufel, und deshalb solst Du von nun an Mannteufel heißen.“ Die Nachkommen dieses „edlen“ Herrn hielten «8 für angezeigt, in der ersten Silbe ein ,n" fortzulasfen, dafür aber in der zweiten ein ,,f“ einzufügen. Und so entstand denn der „verbesserte” Namen Manteuffel. Aber das Blut des Ahndherrn verleugnete sich auch in den Nachkommen nicht, und wie er den Baron Dito von Manteuffel während seiner zehnjährigen Negierungsperiode zu den uerkwür­digsten Reaktions­­sprüngen trieb, so hat er auch dessen Verwandten, dem Gouverneur des Elsaß, die nöthige „Schnei­­digkeit“ verliehen, um in Mede stehende Provinz ‚in Zucht und Ordnung‘ zu erhalten. Baron Otto von Manteuffel war, nachdem die ersten Revolutionsschreden in den Berliner Hoftreifen verlangt, von den Maßgebenden sofort als Derjenige ernannt worden, welcher das nöthige Beihid besaß, um die aus dem Leime gegangene „Volksunterthänigkeit“ nach Hohenzollern’scher Deut­­ungsart wieder „einzurichten“. Das wenig Energie befigende Ministerium ‚‚Pfuel-Schwerin‘ schwankte hin und her, gab zwar in der preußischen National­­­­verssammlung den demokratischen Nennern Recht, sofertigte aber hinter den Koulissen mit der Hofe­partei, sowie mit jenen V­ietisten und Mudern, deren prägnantester Ausbruch der vielgenannte und vielverdammte Minister Eichhorn in den­­ Vierziger­jahren gerieten. Endlich ging es aber da nicht mehr. Pfuel, über seine Unfähigkeit von den Par­­lamentsrednern gründlich belehrt, dankte ab. Der damals schon geistig gebrochene Friedrich Wilhelm IV., welcher er ganz in den Händen jener Partei bes­tand, an deren Seite seine unschöne Gattin (eine katholische baierische Pringessin) stand, beauftragte den Grafen Brandenburg —­­einen natürlichen Sohn des „widen Wilhelm‘ [Friedrich Wilhelm II., Großvater des gegenwärtigen deutschen Kaisers] und der dach Arglist verführten Gräfin Dohna- Dönhofstedt) — mit der Bildung eines neuen Kabinets, und in­­­ieses M­inisterium trat Otto Manteuffel, dessen eigentliche Seele er bald ward, am 8. November 1848, also vor 34 Jahrn ein. Am Anfange ließ­­ sich Manteuffel angelegen sein, Popularität zu erringen. Er trieb sich Abends in denkbar einfachster Kleidung in den „Bumss fellern“ — (Berliner Gastwirtschaften, welche da­­mals vom Heinen Bürgerstande, wohl auch von Studenten, Buchbrudern und Borsig’igen Pla­­scinenarbeitern besucht wurden) — herum, politte firte mit den Leuten, suchte ihre Ansichten zu er»­loren u. f. w. Dabei kam es aber zwei- oder dreimal vor, daß Herr von Manteuffel in die Hite gerieth und etwas zu heftig die ihm begeisternden Prinzipien vertheidigte, in Folge dessen er dann ziemlich unsanst „an die Luft gefegt” wurde. Solc­hes mag den neugebadenen Minister natürlich nicht wenig vertroffen haben, denn er ließ, als ihm Solches wiederum paffirte, eine ganze Weihe von „Bumsfellern“ behördlich schließen. Das war der Anfang seiner „vegeneh­renden“ Thätigkeit. Mit den Bumskellern hatte Manteuffel angefangen, mit der Konfisfation sämmtlicher Rechte und Freiheiten des preußischen Volkes hörte er auf. Alles, was ihm nit ohmeweiters zu Willen war, wurde „wer­ I gan namen nenn nimmer nen man an mr arm in >­­­ssmennmnt mens un men m­ een nennen Jeuillelon. Die Schönen Haare der Töchter Ybri’s. Ungarische Dorfgeschichte von Koloman Mikszáth. Schluß.­ Stefi aber lachte in sich: — wenn nur erst­e Körner aus den Rehren fallen, dann sind sie s shon reif. Dann wieder laut: — Sobald man die Mitternachtsstunde wus­­st, finde Di im Gebüjc­e, hinter der Kirche ein ! H werde schon früher dort sein. Das Mädchen wandte sich erschroden um. 7 Spiegi leifer! Wenn er Jemand gehört tte — Komme barfuß — flüsterte er — damit Ine Stiefel nicht, durchnäßt werden, das könnte H des Morgens verrathen. Nimm das kurze Röh­­n, das Lange könnte im Thau einen schlimmen um­befommen. +. Zu Vieren, $ünfen lagen die Mädchen, allen, hinter den Getreidetriften. Nacht breitete über das reizende Bild. Nur die Sterne am mmer wachten, während die schönen Augen da­ten sic­h hloßen.An Sternen darf er ja niemals­en. Bei dem ersten Hahnenschrei erwachte Käte Pert, die zwischen Judith und dem Weibe Esato’s lag: sie bemerkte, daß seines von ihnen schlief. Frau Esato drehte sich auf ihrem Lager um,­­ da blichte unter ihrem Kiffen ein glänzender Segenstand hervor. Käte belastete ihn: eine Schere. Die hat gewiß ihren Aberglauben damit. Nach dem Hahnenschrei erwachte Käte Peri abermals, sie fand die beiden Lagerstätten leer. Entfegt sprang sie auf, wo war ihr Schwesterchen hingerathen ? Berworrene Stimmen drangen an ihr Ohr, unwillführlich rannte sie auf das Gebüsch zu, dort lag Judith wie leblos am Boden. Das Gras in der Nunde schien wie mit Gol­dftidereien überfäet, Judith’S langes Haar glngerte darauf. Er war bis an die Wurzel abge­­schnitten. Eine rähende Hand warf die ganze Fülle in die Lüfte, Zephir erhaichte sie, und streute sie, als wären sie die Kächen eines zerfroffenen Kometen, muthwillig aus. Die Gräfer erkannten sie als ihre Schwestern an und riefen es sanft geschehen, daß sie sich mit ihnen verwoben. Käte begriff Alles. — Erhebe dich! Laß uns fort von hier! Ich führe dich nach Hause zu unserem Vater. Sie kamen aber nur bis zum Nachbarstädt­­chen, Judith fiel in ein Higiges Fieber, tagelang mußte sie bei Fremden liegen, weit weg von ihrem Heimathsdorfe. Käte pflegte sie, sorgte für sie. As ihre Heine Baarschaft alle und auch jedes entbehrliche Kleidungsftüd zu Gelde gemacht war, besagen sie seine andere Habe mehr als jenes Haar, das Käte im Gebüshe aufgelesen hatte, jenes schöne Haar, in das sich Stefi Esatö8 Herz ver­­stricht und das Frau Esatö’8 Scheere abgeschnitten hatte. Ach e8 war nur mehr die Hälfte jenes reichen Schmudes. Konnte aus der Pracht eine Schande werden, warum sollte daraus nicht auch Geld wer­­den können ? Käte betrat zitternd und Hoffend die Yudde de8 Juden. — Kauft mir die Haar ab! Er gehärte meiner kranken Schwester an. Sie benöthigt Arznei, und wir besigen sein Geld. Doch kauft es fehlei­­nig! Ach muß zurüdeilen, ich ließ sie allein. Der Trödler zuete mit den Adhfeln, er könne das Haar nicht verwenden, weil er am fi zu we­nig sei, um ed aber mit anderen mengen zu füns­ten, dazu wäre ed von ungewöhnlichem Glanze ; da aber auch Käte genau dasselbe Haar besäße, so wolle er der Beiden Kopfschmud zusammen für gu­­tes Geld ablaufen. Das Mädchen erblaßte, warf einen traurigen Blick in den Spiegel, seufzte und neigte ihr­ schö­­nes Köpfchen, wie die Weizenähre unter der Sichel sich beugt. Keuchend kam sie zu Hause wieder an und fand die Kranke nicht mehr allein. Der

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