Oedenburger Zeitung, 1882. Dezember (Jahrgang 15, nr. 277-299)

1882-12-01 / nr. 277

DOH- einräumen ebenfalls nach eigenem Dafürhalten,für ihre eigenen Zwecke zu stimmen.Sie würden sich eigenm­ächtig zu personell Berechtigten ma­­chen,was sie aber nicht sind und nicht sein können;und mithin artet,im gegebe­­nen Falle,ihre Stellung im Munizi­­palausschusse zu einerxesurpation ausx Id­ erwarte daher von allen ges­wählten Ausschuß- Mitgliedern welche ihre Gesinnung und Parteistellung gewechselt, somit die Das ihrer Be­­rechtigung verloren haben, daß sie sich bezüglich dieses Vorgehens an ihre Wähler wer­den, auf ihre fragwürdig gewordenen Po­sten resigniren und­­ ich einer neuerlichen Wahl unterziehen. Sonst müßte ich sie — auf Grund meiner aus dem Gesete geschöpften Weberzeugung — für ganz anberechtigte Ausschußmitglie­der und für Miuipatoren ihrer, durch die Wahl erlangten Stellung erklären. 63 ist wol zu bemerken, daß über Prin­­­zipien und Parteiangehörigkeit nicht das eigene Gewissen, auch nicht einmal der allmächtige Gott, sondern einzig und allein nur die Wähler, die berufenen und berechtigten Richter sein künnen. Warum ? Einfach darum, weil das gewählte Ausschuß­­mitglied seine Berechtigung von den Wählern er­halten hat und somit nur Diese beurtheilen können, ob der Mann ihres Vertrauens auch wirklich ihre Ansicht vertritt oder nicht. X bin wirklich sehr neugierig, ob die betreffen­­den Ausschußmänner zur Einsicht gelangen werden, oder in ihrem Unrechte verharren. Nun,wenn sie seine&insicht he­ben sollte,­­ sotönnen sie auch seine Rückfichtforderin Marfin SHzilväsy. Jahre angestellt ge­wesene katholische Lehrer Gabriel Balintsy wegen verübten Betruges zu Furrentis­ten ist. Der Genannte wurde nänlich, da er in einer Staatsschule angestellt war, aus unbekannter Ursache wo im Jahre 1881 im Monate Oktober seines Dienstes enthoben, wußte sich jedoch sein Gehalt für das ganze Jahr vom Güffinger Steuer­­amt heraus zu Schwindeln, und verschwand spurlos. x * Berschwunden. Brandelhofer Ferencz, gemes­­sener Finanzwachmann, zulegt in Scarwar in Dienst, ist nach Herauslobung einer Zehschuld und baren Geldes von über fl. 10 zum Nachheile des Kellners Emil in einem hiesigen Safthaufe seit 28. d. unter Borspiegelungen versch­wunden. L­okalnotizen. Men eintretende Abonnenten, welche bereits hbente vom 1. Jänner 1883 ab auf die täglich erscheinende„Dedenburger Beitung“ mindestens vierteljährig abonniren (2 fl. 50 Kr. loco) erhalten diefelde Bis Ende De­­zember 1882 gratis in’s Haus zugetellt. * Personal-Rahridt. Der Obergespan des Eisenburger Komitates, Herr Koloman v. Rad 6 ald Negierungs-Kommissär der Raabregulirung, hat sich gestern in Begleitung der Herren Vizeges­­pane von Oedenburg und Raab nach den h­undirten Orten in der Haabau begeben, um eine Beaugenscheinigung der Ueberschwenkung und des dadurch verursachten Schadens vorzunehmen. * Ben evangelischen Pfarramt. Da die vor acht Tagen gesciehene Aufforderung nicht er­­folglos geblieben ist, so ergeht in Hinblick auf den Sonntag, 3. Dezember zu feiern den ersten Adventsonntag auch heute die freundliche Einladung: „Kommt, es ist noch Raum da!" * Desheidene Anfrage an das Hiesige fädtisch­e Holzdepot. Seit Jahren wird die un­­erfreuliche Erfahrung gemacht, daß die sogenannten „weichen Bürtel’‘, wofür ein verhältnismäßig nicht geringes Lösegeld gezahlt wird, dem Abnehmer fast völlig verfault in das Haus gestellt werden. Was it daran schuld ? Gibt es schlechterdings kein Mittel, dieses wenn auch minder werthvolle Brenn­­material in einem brauchbareren Bustande zu er­­halten ? *. Der Geselligkeitskluß „Frohsinn“ ver­­anstaltet am 10. Dezember im kleinen Saale des Kasinogebäudes zu Gunsten des Bibliothekfondes ein Tanzkränzchen. Anfang 8 Uhr. Einzelne Karte fl. 1.50. Familienkarten fl. 2.— Die Karten sind aus Gefälligkeit bei den Herren H. Lichtenstein, Hoff Mailänder, Marm Deutsch, und Abends an der Kafsa zu haben. Mederzahlungen werden mit größtem Dante quittitt. * An das Präsidium der Privatkranken- Anstalt für Handwerks-Geseten und Dien­stlo­­ten. Dieser Verein ist bereits mit dem Rechnungs­­aus­weis vom Jahre 1880 und 1881 im Nachstande, während in den früheren Jahren regelmäßig der» felde den Parteien resp. den Mitgliedern gedruct zugesendet wurde. Es scheint, daß man sich aus dem Grunde scheut eine Rechnungslegung den Syuteres­­senten zu unterbreiten, weil vieleicht die Ausgaben Höher als die Einnahmen sind. Dies aber wäre erst recht unrichtig, denn die Anstalt ist eine sehr wohlthätige und erfährt man, daß ihre Mittel zu ihrer Erhaltung nicht ausreichen, so wer­den hiesige Wohlthäter vielleicht zu keinen Opfern so entschließen. * Surrensirung. Von Seite des Ministeri­­ums für Kultus und Unterricht erging vor Kur­em an sämmtliche kompetente Behörden die amt­­lige Mittheilung, daß der in der Gemeinde Ne­us­chauberg, Eisenburger­ Komitat, noch im Vor Ungesnetigkeiten. + Der falle Für Yiuspoli — wahn­­sinnig. Dian erinnert sich, das­si der Artillerier Oberlieutenant Pohl, auf rund gefälschter Dok­­umente, für einen Prinzen Ruspoli ausgab. ALs der Betrug konstatirt war, wurde er beim Garnisonsgerichte zu Brünn in Haft genommen. Yet aber mußte er in das Garnisonsspis­tal nadh Obromit gebracht werden, weil Pohl ein Benehmen an den Zug legte, welches die Aus­­nahme rechtfertigt, daß der unglückliche Offizier wahnsinnig sei. + Großartiger Vostrand. Der am 27. d. Nachts von Nasig nach Effeg abgegangene Postwagen wurde unweit Nafig ausgeraubt. Die ganze Geldsendung fehlt­ + zwei Kinder verbrannt. Kürzlich be­merkten mehrere auf dem Künflirdner Kal­varienberge wohnende Frauen, das aus den enstern eines dortigen Häuschens Rauh auf die Gasse ströme. Sie drangen ein und ein grauenhafter An­­blick bot sich ihnen dar. Die Hausleute, der Mau­­rer SHofer Blasics und dessen Weib, eine Würgerin, waren mit Zurücklassung ihrer beiden Kinder außer dem Hause beschäftigt und die armen sich selbst überlassenen Kinder mochten zum Zeitvertreib mit Zündhölzchen gespielt haben und waren beide, die Opfer des Leichtsinnes ihrer Eltern, elendiglic ver­­brannt, + Schrehlicher Anglasfall im Zirkus Benz. In Berlin ereignete er sich am legten Sonntag bei einem Damen-Jodey-Mennen von sieben Damen, das Mig Zephora aus dem Sattel geworfen und so unglücklich gegen die Mar­ne ge­stürzte, daß sie betäubt liegen blieb. Der Arzt konstatirte einen doppelten Schädelbruch, da durch den Sturz auch die Luftröhre verengt wurde, so mußte die Berunglücke, damit sie nicht erfiite, tracheotomirt werden. Mit Zephora, deren richtiger Name Hannemann ist, starb am nächsten Tage. Ihr Gatte, Schulreiter Hannemann, war seinerzeit im Zirkus Salmonsti auf ähnliche Art verunglückt und gestorben. Vebrigens ist Frl. Walbadh nit Blog stets gefundvoll und elegant toilettirt gewesen, sie hat auß mit Verständnis und Geist gespielt. — Hat Hans Malart, der hochbe­rühmte Maler, der si erst jüngst mit der Tänze­rin Frl. Linda vermählt, für die Absicht haben sich wieder [Heiden zu lassen. Theater, Kunst und Literatur. — Feuersgefahr im Grazer Landestheater. E38 vergeht beinahe sein Tag, ohne daß die Theater-Brandchronik mit einem neuen Kapitel bereichert würde. Diesmal traf das Unglüc­klos eine Person, die Schauspielerin, Fräulein Rothenberg. Man spielte am 28. den „Effer“. Frl. Rothenberg die „Elisabeth”, da kam sie mit ihrem Schleier einem Kerzenlichte zu nahe, so daß er euer fing. Im vollen Hause rief man: „Sie brennt!" Frl. Rothenberg stürzte sich zu Boden und vig mit Hilfe des Scauspielers Lippert (Ralph) die brennenden Stoffe von sich. Natürlich erlitt die Dame Brand» wunden, es ist aber ein Glück, daß sich das Publi­­kum nit zu den Thüren hinausdrängte, sonst wäre gewiß wieder eine furchtbare S Katastrophe eingetreten. “ Frau Louise Blaha, die­­ ungaris­­che Nachtigall, wird Anfangs Dezember am Bregburger Theater ein Gastspiel absolviren. Daselbst dirigirt fest persönlich Johann Strauß seinen „‚luftigen Krieg”. Da die Preßburger haben­­ gut. — Fräulein Louise Walbad scheidet — wie wir mit Bedauern vernehmen — aus dem Berbande des Hiesigen Bühnenkörpers. Frl. Wal­­bad hat ihre Partien mit wahrhaft vornehmen Unstand gespielt, und der Baufhauer hatte eine schöne Augenweide, denn die genannte Dame war unstreitig die bistinguirieste und eleganteste Erscheinung unter dem diesjährigen WPersonale. Ihre immer gewählten, meist sogar pragt­­vollen Toiletten erinnerten wohl noch einzig und allein an die schöne Zeit unter Heren Rau­l’s Direktion, zu welcher unsere Bühne, in Bezug auf Lurus in der Garderobe und Pracht der Austattungen mit den Wiener Theatern rivalisirte. Aus den Komitaten. (Wegen Raummangel verspätet.) Hr.­Markin, 24. November. Der Winter und mit ihm die Unsicherheit auf dem Lande ist vor der Thür. Kaum erwacht der arme Erdenbürger aus seinem Schlummer um sein trauriges Zoch neuer­dings auf die Schultern zu nehmen, so Hört er schon den Schredensgruß: „Heute Naht wurde diesem Einwohner fein fämmtliches Bettzeug, feine Wäsche einem Anteren Schmalz fammt Fleisch, einem Drit­ten fämmtliches Geflügel, einem Andern das Pferd gestohlen.* Eine solche Schrecensbotschaft alarmixte an St.­Martin in der Nacht vom 20.—21 d. M. In aller Frühe hörte man Klagen, Ddas sich die Diebe schon um 9 Uhr Abends, beim heller Mondlicht in die Häuser der Menschen wagen in ihr grauenerregendes Handwert ohne Scheu um durht beginnen. Denselben Abend machten di Herren Langfinger in vier Häusern ihren Höcl unerfreudigen Besuch, wurden aber glücklicherweis überall verscheudigt. In einem Haufe ging dii Bäuerin auf den Lärm, welchen die Strolche machte in den Hof, um die edlen Eindringlinge zu ver­scheuchen. Allein ein baumstarkes Glied der unbe­rufenen Gäste trat mit einem mächtigen Knüttt bewaffnet bis zur Küchenthür vor und antwortet der einstweilen zurücgeflüchteten Bäuerin: „AH S ...geh’, sonst hau’ ich Dir Deine Knoche entzwei." Da Nichts zum mitnehmen war, entfernt sich die ganze Diebsbande und vagabundirte die gam Naht in St.­Martin herum. In Landsee ging de Böse mit stärkerer Wacht in die Offensive n. Dort plünderte man­ den Spezereiladen der Fra Hoffer auf die unverschämteste Weise in de Naht vom 22.—23. Wir haben aber auch ei ganzes Nest von Strolchen. In Neuthal maht eine Eigeunerfamilie von einer großen Anza! Köpfen. Das Urvaterhaupt dieser Schmaroge pflanze der menschlichen Gesellschaft sol vor zwanz­ Jahren (nach damals üblichem Brauch) von di Gemeinde Neuthal getauft worden sein, um il zum Soldaten abschieben zu können. Er that di aber nur unter der Bedingung, daß, wenn er vo Kriegsschauplage glücklich heimkehrt, die Gemein Neuthal ihm das Zuständigkeits-recht geben mit Die ehrsamen Mitnachbarn in dieser Gemein folgerten in ihrer Hoceinfältigen Logik: „De Zigeuner dafchuißens eh wo, er fimmt eh ı mehr, gem a eam’8." (Die L Zuständigkeit.) Alk unter Yra Diavolo kommt glücklich nach Hause,­­­langte sein M­echt und ist heute Bürger von Ne­thal und Stammvater von Sindern, Enteln, Ort­vater, Urgroßvater und besigt eine sehr, ja je zahlreiche Familie. Da ist es sein Wunder, we­r alles Hab und Gut an Ketten anschmiet muß. Steinamanger, am 30. November 18 (Hinrichtung) Sie haben seinerzeit von der in der Anklage mehrfacher Vergiftungen gestander Anna Nagy Notiz genommen, die mit Abän­zung des Urtheiles der niedern gerichtlichen Zustı­zen (lebenslängliches Zuchthaus) vom Obersten­ L­ichtehofe zum Tode durch den Stra verurtheilt wurde. Dieses Urtheil wurde z­ur­ Majestät bestätigt. Der Scharfricter ist Hufs Vollstrebung des Urtheiles gestern hier ein­troffen, und wurde daher das Todesurtheil erst diesem Tage um 10 Uhr Morgens der Delinqu tin verkündet. Als sie von dem, ihr beporstehen traurigen Schiesale duch den Gerichtshof Kennt erlangte, fiel sie in Verzweiflung, brach in Thrä aus, und mußte in gebrochenem Zustande nach­h­ Belle zurückgebracht werden. — Die Erelution vom Scharfrichter Koza vollzogen, erfolgt heute (Donnerstag) auf einem diesem Zwecke bereits benügten Plage. In die Alte wurde Militär aus Güns r­equirirt. Telegramme. Budapest, 30. November. In fortgeft Bubdgetsdebatte erklärt Finanzminister Szapary hinsichtlich der Renten-Font­­ion, daß die Frage, ob bis 1. Juli 1883 Millionen Nente Konvertirt sein werden, nur Finanzminister, noch vom Parlament, sondern den Geld­märkten abhänge. Im August | (

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