Oedenburger Zeitung, 1883. März (Jahrgang 16, nr. 48-73)
1883-03-01 / nr. 48
Mormacs»Oedenburger Nachrichten«.) Organfiirgsokiitik Haudeggndustrie und landwirthchaft dann für soziale Interessen überhaupt Motiw.,Dem Fortschritt zur Ebr7—Bedrucktenzwieler’-DerWahrheit eine Gasse-« Pränumeration5-Yreise: akcho:Gan«ärissi.alb«äriäfl·Bierteljähir« » leksgo kr» Mkusalictlz 19si.« h« Für AuswårtQqutzfishrngls ein fl., Bierteljährig . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall Pingasse 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1, Wollzeile 12, R. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dufes, ı., Riesmergasse 12. In Budapest: Saulus Gy. Dorotheagafse 11, Leop. Lang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplag 3. SInsertions:Sebüßren: 5 Tr. für die ein, 10 Er. für die zweis, 15 fr. für die Dreiz, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt: Dumatt erscheint täglich,mit Ausnahme des auf einen onn over Feiertag folgenden Tages. Administration, Derkan und Inferntennufunhue: Buchdrukerii &, Nomtmalter , Loh, Grabeneunde 121; BEI Einzelne Nummern hoften 5 Kreger. I „Oedenburger Zeitung“. Mit 1. März 1883 eröffnen wir ein neues Abonnement auf die in den XV.Jahrgang getretene, Pride in der Woche erscheinende, an Sonntagen aber mit einer „Illustrirten Romanbei- Lage“ versehene „Dedenburger Zeitung.” Pränumerationspreise: Ganzjährig 9 fl., halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., monatlich 1 fl. Loco Dedenburg. Auswärts: Ganzjährig 12 fl., halbjährig” fl., vierteljährig 3 fl. 50 fl. — Das Abonnement kann mit jedem beliebigen Tage entirrt werden. Die Administration. Bas sie planen: „Der Wahrheit eine Gasse.“ Dedenburg, 28. Februar 1883. (H. G.) Während die Völker Mittel- und Nordeuropas Alles, Alles ruhig über sich ergehen lassen müssen, während die diversen Militärbudgete das Mark der Staatsbürger aufzehren ; während fast alle Errungenschaften, welche die Bewohner unserer Honner (die doch wahrlich nicht dümmer oder unsittlicher oder fauler sind als Italiener, Franzosen, Briten und Germand-Amerikaner) — nach jahrelangem Kampfe den Autokraten mühsam abgetragt haben, nun in die Brüche zu gehen drohen, während also all diese Millionen von Steuerzahlern nicht nur feine Erfolge all’ ihrer Mühen und Plagen, ihrer Opferwilligkeit, ihres Selbstbescheidens, ihrer Geduld und Langmuth im Konto der Aktiven zu verzeichnen haben, sondern im Gegentheile von Tag zu Tag, von Monat zu Monat die Baffinen (im engsten, wie weitesten Sinne des Wortes) immer mehr anschwellen sehen und trug alledem und alledem nicht verzweifeln dürfen, verlangen all Diejenigen, welch vorzugsweise daran seduld sind, daß die Staatsbürger von der Last des ihnen aufgebürdeten Liedes fast erdrüct werden, „man solle und dürfe die Wahrheit „nit beim rechten Namen nennen; man folle „und müsse die Unterbrücer mit Glacshandschuhen „anfaffen, damit sie nur ja nit in die Lage kommen, sich aufzuregen oder zu erzürnen. — Heilig und unantastbar ist das Recht eines jeden Volkes, wie eines jeder Individuums, auf dieser Erde so glücklich als möglich zu werden Es gibt Leim „göttliches Gefegt — (um em$ der Phrase gewisser Kirchenlehrer zu bedienen) — welches das verbietet. Dagegen ruht in jedes Menschen Brust das Gefühl, daß es eine Sünde ist, einzelne Völker, einzelne Klaffen im Staate, einzelne Individuen zu Inechren, auszusaugen, zu unterdrücken. Und weil das der all ist, ergibt sich für Alle, die heute unter der Haft der verschiedenartigsten „Weisheitspläne“ erseufzen, von selbst die zwingende Nothwendigkeit, an Syene, welche das Negieren (gleichviel im weltlichen, wie geistlichen Sinne) als ihre ureigenste Domäne betraten, die strikte Frage zu richten: „Was plant hr denn eigentlich, das hr uns Brod und Erwerb entzieht oder verfümmert? Was plant Ahr denn, daß hr uns das Mark aus den Knochen saugt ? Was plant Ahr denn, daß hr von uns verlangt, mir müßten Tag um Tag im Schweiße unsers Angesichts bei schwerer Arbeit hungern und darben ? Und was plant ihr denn, daß Yhrung aufbürdet, wir müßten einzig und allein nach Eurer Pfeife tanzen,nah Euren Befehlen selig, nah Euren Ansichten gebildet, nah Eurer Einbildung religiös, nah Eurer Borforist fittih und nah Eurem Dafür halten „gute Staatsbürger werden ? Wo ist denn das unumstmeglich „göttliche Gefegt, daß nur und, den im Staube Gebornen, befiehlt, an die linke Bade hinzuhalten, wenn die rechte einen Streich empfangen hat? Wo ist denn die „göttliche Verordnung”, welche befiehlt, daß wir uns, gegen unsere bessere Einsicht, drüden und Inechren, aussaugen und jeden Genuß des Lebens und jede Freiheit des Willens und der Ueberzeugung verbieten lassen sollen ? Wo steht er denn geschrieben, daß er nicht ebenso wie wir geduldig und friedfertig und sanftmüthig und ehrbar und sitticc und uneigennügig sein sollt? So werden Paragraphen, melden Gefeßes ist es denn enthalten, daß zwei Drittel des Erwerbes aller Unfemittelten dem Staate zum Opfer fallen, daß das unumgänglich zum Lebensunterhalte nothinen« digelegte Drittel auch noch besteuert werden soll ? Yu welcher Gefeges-Ahnea kommt es denn vor, daß Armuid [händet und Neihthum und Müßiggang lobesame Zeugenden seien? Wo steht *8 denn geschrieben, daß Millionen von Anbeginn zum Hungern und einige Tausende zur Völlerei erfielen sind ? Wer hat denn die Gefege gemacht, in denen es heißt, daß die geistlichen Lehrer des Volkes jährich Hunderttausende von Einfünften haben müssen ? Sind das wirklich göttliche Gefege oder heißt es in den Lepteren: nicht gerade: „Er, die Lehrer des Bolfes, sollt arm und trog dem liebevoll und wohlthätig sein ." Wir haben im Vorstehenden einmal all’ die Fragen zusammengestellt, welche die Millionen der unbemittelten Klassen in Mittel-Europa, und zwar nur nur erst seit gestern oder vorgestern, sondern schon seit Langem bewegen, und all’ diese Fragen sind in letten Zeit zu wahrhaft brennenden geworden, weil den Regierern oder vielmehr den regierenden Klaffen in den verfiehenen Staaten unserer Zone alles BVerständnig für die wahren Bedürfnisse der Regierten vollständig abhanden gekommen zu sein scheint. Man muß im Bolfe und mit dem Bolte leben, um zu wissen, wo diesem der Schuh - 1m feuilleton. Die schöne Scneiderstochter. Roman aus dem Wiener DVolsleben von Heinrich Frey. (Bortregung.) „rau Sali, ich Tomme glei wieder”, rief er ihr halblaut zu. „Bleiben Sie ruhig figen.“ Damit eilte er fort. „a, wo läuft denn der Hin. J8 er a Narr werd’n ?* meinte Frau Sali. Doch im nächsten Augenblicke sah sie ihn schon zurückkommen und zwar in Begleitung der schönen Pepi, des jungen Seidel und aller Kollegen und Bekannten, welche die Gesellschaft dieses Tisches bildeten und nun paarweise kamen, um an denselben wieder Plag Pla zunehmen. Einem seiner intimsten Bekannten hatte Nofenbaum einige Worte zugeflüstert und Dieter sie wieder den Anderen mitgetheilt. Als nun die Paare beim Tische eintrafen, nahmen die Mädchen und Frauen, scheinbar wie zufällig, an demselben nebeneinander Plaß, während die Männer fämmt,li stehen blieben und sich auf ihre Stöde fragten, als ob sie irgend ein besonderes Vorkommniß erwarteten. Al das war so rasch geschehen, daß vielleicht sein Einziger von den sonstigen, an den übrigen Zwischen vertheilten Gästen er bemerkt hatte, und auch die „Finsteren“ nit.Nun gab Rosenbaum auch seinem Kollegen Hangerschmied einen Wink und dieser stand von seinem Sige auf. „Wohin zehst Du, Sofer?“ fragte Rosa ihren Gatten. „shh bleibe hier. Rüde mit den Kindern zur Frau Sali.“ „Wissen Sie, Herr Kollege,“ flüsterte Nofenbaum Hangerschmied zu. „shh glaube, er muß si irgend Jemand einen Yux erlaubt und das Musikftüd extra bestellt haben, um Den oder Venen zu ärgern. Außerdem fürchte ich eine Schlägerei. Was glauben Sie, bleiben wir hier eigen oder schauen wir, daß wir mit der Gesellschaft fortflammen ? Ach hab’, wie ich die jungen Leute und die Kollegen holte, einige böhmische Worte gehört.“ „Bleiben wir hier, antwortete Hangerschmied. „Sie haben ja die Männer ganz gut postirt. Wenn sie Stand halten, wird den Frauen und Kindern nichts paffiren. Mich wunderts nur, daß die Kapelle noch immer nicht zum Kern, nämlich zum eigentlichen Liede kommt.“ „Das ist doch zu dumm, zu fad,“ vief jetzt einer der „‚Sinfteren‘‘ am andern Tische. ‚Maul halten. Das geht Sie gar nichts an. Ich hab’ das Stüc beteilt. Wenn es Ihnen nicht gefällt, paden Sie sich fort,“ schrie ebenso laut ein riesiger Mann, der bis jegt unbeachtet an einem Baum gelehnt gestanden. Wie, als ob der Kapellmeister nur auf dieses Wort gewartet, braußen, fegt plöglich die Töne des „Deutschen Liedes“ in vollen Akkorden dur die Luft und ein ohrenbetäubendes Bravo affompagnirte die Weise. „Ale Frauen ruhig figen bleiben und fest aneinander rüden, fagen Sie e8 weiter,‘ flüsterte Rosenbaum den nächsten Männern und Frauen zu. „Kollegen, Stöde zur Hand,” sagte dann etwas lauter. „E8 wird was abgeben.‘ ‚Ja was denn, Herr von Rosenbaum ? fragte Frau Sali ganz verwundert. „Nicht so laut,“ erwiderte Dieser. ‚Nennen Sie nicht meinen Namen und verhalten Sie sich ganz ruhig.‘ Die Kapelle spielte mit Kraft und Schwung das „deutsche Lied“. Die Bravorure waren mittlerweile langsam verhallt. Da ertönte zuerst von dem Tische der „Finsteren“ ein gellender Pfiff und gleich darauf von verschiedenen Seiten der Ruf: ‚Bollshymne spielen !“ Aber der vorhin erwähnte große Mann, welcher sich als den Besteller des Musik jtüces fundgegeben, rief abermals mit Stentorstimme: „Maul halten, Ihr stehen, wir sind Deutsche, und wenn ihr mucst, werden wir Eu) Eins aufspielen.‘ Einen Augenblick seien die Ruhe wieder hergestellt, edoch waren auch die noch immer am Zanzplage befindlichen aufmerksam geworden und begaben sich langsam zu ihren Zeichen zurück. Die Musik lenkte nun wirklich in die Volkshymne ein, spielte Ddieselbe einmal dar, was von dem Gros der Gäste schweigend angehört, von den „Finsteren“ aber und deren an ver RT RER TR ERERRITE Ndr END NENNE Bu Ar a SEE a nee = ee af FA en “ Ki ELEND ran En THE« wi Ben «