Oedenburger Zeitung, 1883. April (Jahrgang 16, nr. 74-98)

1883-04-01 / nr. 74

« By ie ei .»—s«.­«u·fsassp«iisia . ein Laie das ungarische Kommunikationswesen . Fünfzig leiten und die Steuerträger können sich da­­­­rauf vorbereiten, daß wieder auf dem Gebiete un­­serer Verkehrspolitik verhängnißvolle Fehler began­­gen werden, die gewiß manche Summe verfälingen werden. Nun ja, bei uns wird eben zuweilen selbst das scheinbar Unmögliche möglich gemacht, wenn es nur Herr von Tipa und Graf Szapáry ernstlich wollen. Gerade auf dem Gebiete der wirth­­schaftlichen Politik, welche die größte Sorgfalt, Klugheit und Erfahrung beanspruch, weil hier be­­gangene Fehler sich am schwersten rächen, gesciehen Dinge, welche oft geradezu unglaublich sind, so daß es scheint, als ob die bittersten Lehren, für melde sc­­weres Lehrgeld aus­­ der Tasche der Steuerzahler gezahlt werden mußte, spur- und wirkungslos vorübergegangen sind. Die Geschichte des ungarischen­ Kommuni­­kationswesens zeigt sehr viele dunkle­ Blätter. Wir erinnern nur an die verschiedenen Ostbahn-Skan­­­­­dale, an die „Familienbahnen“, wir weisen auf die zahlreichen heute noch motkleidenden Eisenbahnen hin, welchen der Staat aljährlich Millionen an Subvention zahlen muß. Trogdem wird nun­­­ie­­der in Herrn Gabriel Baross ein Dann die Leitung des ungarischen Eisenbahnwesens überneh­­men, welcher vom Kommunikationsressort so viel versteht, wie ein Blinder vom Farbenspiele. Doch nur zu­ Ungarn ist ja weich genug, die Fehler sei­­ner Minister und Staatssekretäre zu bezahlen, so lange die Nation nicht müde wird, den eigenen mühevollen Erwerb dem Staat[­Moloche zu opfern. E.M. sondern] „Du nein“, erwiderte die Legtgenannte erre­­ichend. „Pardon“, ich meinte des Fräulein Pepi’s Beriohter. „Du, Marie,“ sagte die Nichte der Frau Sali leife zu ihrer Freundin, „der Bekannte des Herrn von NRofenbaum ist doch gewiß ein sehr an= ständiger Dann. Ich begreife gar nit die Anna, daß sie den Antrag von einer solchen Persönlichkeit so jhnöde abgewiesen hat.“ „Die Anna hat von dem Herrn Doktor einen Antrag erhalten ?* fragte Diese sichtlich erschrocen. „Weißt Du das nit ?“ „Kein Sterbenswörtchen.“ „Der Herr Doktor erzählte mir vorhin, wie er sich in diesen Leuten getäuscht.“ „Hätte ich das gewußt !“ „Du mußt die Sache nur nicht fair auf­­faffen, liebe Marie. Die Anna war kürzlich bei mir und wollte sich Raths erholen. Mir scheint, ihr hat derselbe aber nicht sonvenirt.” „Also hat der Doktor allen Mädchen den Hof oder vielmehr Heiratsanträge." „IH halte Dich da für Enger als die Anna. a. ist ja ein Dänscen, wie es sobald seine Zweite gibt.“ „aber schön ist es doch nicht von ihm, dag —" „Mädeln, wenn ihr Schwaten wollt, so thut das im Stillen,“ unterbrach Frau Sali das Ge­­spräch der 7 Freundinen. „Wir verstehen ja sein Wort von dem, was der Herr von Rosenbaum er­­zählt.“ (Bortregung folgt.) ) Und ein Resultat der Donau-Konferenz. Derenburg, 31. März 1883. (H. G.) Die kür siich in London abgehaltene Donaus$onferenz, über deren eigentliche Resultate an heute no ein geheimnißvoller Schleier ruht, hat troßdem bereits gar sonderbare Dinge zu Tage gefördert, welche selbst der nüchternste Politiker nicht im Stande ist, mit der landläufigen Phrase: „Das sind lauter unfruchtbare Kombinationen !“ abzuthun. Zu diesen „sonderbaren Dingen“ gehört wol,­ald die allgemeine Aufmerksam­eit im höchsten Grade in Anspruch nehmend, in erster Linie das Wiedererwachen der „polnischen Frage." Nun kann man keineswegs behaupten, daß die Polen von heute an nur annäherungsweise jener Sympathie begegnen, die ihnen in früheren Sachen, man mögte sagen von allen Gebildeten des Erdballs, entgegengebracht wurde. m Gegentheile hat­te ein sehr großer Theil der Legieren — (vornämlich aber alle für wahre­reiheit begeisterten Nicht­­slaven) — von den Strebungen der Polen abge­wendet und verhält sich diesen gegenüber fühl bis and Herz hinan. Es ist genugsam bekannt, daß an folger Wandlung vornämlich, wenn nicht ganz allein, die heutigen Polen selbst schuld sind. Denn die Freiheit haben sie gleich einem abgetragenen Gewande nicht nur in den Winkel geworfen, fon­­ förmlich mit Füßen getreten, und indem sie sich mit all Senen, welchen Vollsreht und Volkes­freiheit von jeher ein Gräuel dürfte, aufs Innigste alliirten, ging den Polen nicht nur die Sympathie aller Nichtflauen, sondern, was weit schwerer in die Wagschale fällt, auch jener begeisternde Schwung, wir allein Heroische Tiraten gebären kann, ver­­loren. Unter der lebenden Generation dürfte es noch genug Personen geben, welche in ihrer Jugend aus voller Seele für die Polen geschwärmt, die Geschichte ihrer Leiden, Kämpfe und Thaten mit Heißhunger verflungen, die polnischen Revolutions­­führer als unsterbliche Helden gefeiert und beim Singen der Nationallieder si von einem verzehrenden Feuer des Enthusiasmus durchhrauft fühlten. Und das war nit nur erklärlich, sondern sogar selbst­­verständlich. Denn die Geschichte der Polen von der zweiten Theilung bis zu den Sechziger­­ Jahren dieses Jahrhunderts enthält ja­des Hocinteressan­­ten und Anregenden genug, um selbst trockene­ Historiker zu begeistern, und sie bildet ferner in ihrer Gesammtheit eine „Odyssee” und „Sliade,“ welche der altgriechischen als vollflummen ebenbürtig an die Seite gestellt werden darf. Aber seit den Sechziger-Jahren, nämlich seit der legten polnischen Erhebung, ist der frühere Geist, welcher enthusiasmirte, zindete und allerorts Sympathieen für die Landsleute Koziusko’s und der „legten Zehn vom vierten Regiment“ förmlich hervorzauberte, aus den Reihen der Polen und vornämlich ihrer Führer entschwunden. Ka e8 ist heutzutage bereits so weit gekommen, daß selbst ernste und leidenschaftslose Männer offen ausspre­­chen: „Diese Nachkommen eines unterdrückten, „seiner staatlichen, Selbstständigkeit und Freiheit “beraubten Bolfes verdienen seine Sympathieen „mehr.“ Und all das ist begreiflich. Denn wenn sich Niedertragt und Heuchelei mit ultramontanem Aberwig und feudaler Unterdrückungswuth ver­­binden, kann von einem zu großen Thaten an­­spornenden Heroismus und Freiheits-Enthusiasmus ebensowenig die Nede fein, ald von begeisterter, Alles mit sich fortreißender Sympathie der Zeit, genosfen. — — Die Theilung Polens bleibt ein unauslöse­­icher Schandfled. Das wird auch heute Niemand zu bestreiten wagen. Die beiden, welche die Söhne dieses Volkes zu erdulden hatten, werden niemals aus dem Gedächtnisfe Derjenigen entschwinden, welche die Geschichte von der ersten Z­eilung Polens bis zu den Schziger­ahren des Laufenden Jahr­­hunderts vorurtheilsfrei lesen. Aber es läßst sich auch nicht leugnen, daß seit damals sich eine Thaten- Aera herausgebildet hat, welche den Polen nicht nur nicht zur Ehre gereicht, sondern recht eigentlich darnach angethan ist, den Ausspruch zu rechtferti­­gen: „Seit dem besten Aufstande ist den Polen das Gefühl für wahre Freiheit volltändig abhan­­den gekommen.“ Denn was sie denken, ist Unter­drückung, und was sie planen, ist Egoismus, und was sie Schaffen, ist Reaktion und Fanatismus. Und so sind denn aus den Nachkommen der Frei­­heitshelden und Märtyrer politische Spekulanten e8 sind Weamelufen des fraffesten Materialismus, sowie des perfideften SYefuitismus geworden. Das erhellt wol am beten daraus, daß sie ihre Selbstständigkeit auf Kosten des Verlustes der Freiheit erringen wollen und deshalb Allen zujauchzen, die ihnen helfen, die Altäre D­ieser hehren Göttin zu zertrümmern. “ — „Die Wiederherstellung eines selbstständigen „polnischen Staates unter einem energischen Kürsten ‚„deutscher oder ö­sterreichischer Provenienz und unter „dem Schuge d­ieser beiden Staaten,‘ bezeichnet gegenwärtig ein Bismarck’sches Journal nicht etwa als den „Traum der Polen,“ auch nicht als Röfung der „polnischen Frage,“ sondern als das einzig denkbare Entschädigungs-Objekt, welches Rußland unserm Kontinente dafür zu bieten hätte, daß Europa dem Czarrenreiche bei der endlichen Theis­tung der türkischen Erbschaft gewissermaßen freie Hand raffe. — Wenn nun aber Bismarc derartige Thesen aufiielt, so muß in Anbetracht weifen, daß gerade jet in Preußen die Polen ebenso zu rumoren beginnen, wie drüben in Oesterreich schon seit längerer Zeit, die Sache wol einen ernsteren Hintergrund haben. Und diesen dürften die „ge­­heimen­ Abmachungen“ zwischen Bismarck, Giers und Rathofy bilden, was dann freilich sofort einen neuen Erklärungsgrund für das freiwillige Zurück­­weichen Oesterreichs auf der Londoner Donaukontes­zenz — (zu Gunften Auslande) — bieten würde. Etwas dunkel bleibt aber groß alledem der jede Sinn, den das Bismarck’sche Journal fultivirt. Die unsere Sache fand es nicht fein, deshalb an der Charybdis politisger Kombinationen zu zerschel­­len. Im Gegentheile legt gerade das Sinn den­ Vordergrunds­chieben der polnischen Frage dur den deutschen Kanzler die Verpflichtung auf, bei den wacten Thatsachen zu bleiben. Diese lehren aber, daß der „Polen Traum“ darin besteht, ss nicht mit einem selbstständigen Ruffish-Polen unter einem Könige aus deutschen oder österreichischem Bürstengeschlechte zu begnügen, sondern mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß dem von dem Biss­mard'schen Journale in Aussicht gestellten polni­­schen Zukunftsstaate, nach eingetretener Konsolidis­tung desselben, mindestens das österreichische Gali­­zien sofort als reife Frucht in den Schooß falle. Auf solche Abdjihten deuten aber auch jene aus dem Gedächtnis der Leser wahrscheinlich noch nicht ents­cwundenen Gnungziationen der Bismarck’schen Organe hin, welch’ Leitere kürzlich proflamirten : „Os­terreich-Ungarn könne recht gut ohne Gali­­zien bestehen.“ SKaufionsschwindel und Monopole. (Ein Kapitel aus dem sozialen Leben der heutigen Tage.) Dederburg 30. März 1883. (Schluß) Wir kommen nun zu dem andern Kapitel, nämlich den Monopolen. Der ärgste Monopolist ist bekanntlich der Fiskus, nämlich der Staat. Das Tabak-Monopol und das Kleine Lotto liefern dafür die herrlichste Kastration. Es ist kaum nöthig, nochmals all das zu wiederholen, was betrefft dieser zwei Synstitutio­­nen in unzähligen Reden und Artikeln und in eben so vielen Variationen über die Ausbeutung des P­akii­ums durch den Staat gesprogen und ge­­schrieben worden ist. Darum möge an dieser Stelle nur darauf hinge­wiesen werden, daß es bei dem Tabakt­­onopol der mit lapidaren Leitern geschrie­­bene Staatsgrundfaß ist: „für sehr viel Geld möglichst schlechte Waare zu liefern“, damit Letztere­s zu Wege bringe, daß die Konsumenten einige Jahre früher ins Gras beißen und auf diese Weise anderen Sonsumenten Plag machen. Beim Lotto aber, dem von allen National-Defonomen als „auss­gesprochensten Schwindel“ gekennzeichneten Auszie­­hungsmittel der ärmsten Klafsen im Staate, steht dem objektiv urtheilenden Wolfsfreunde förmlich der Beistand st­lle, wenn er sieht, wie der Staat ni­­cht nur von den Blutkreuzern der Armen mästet, sondern förmlich die Dummheit der Maffen frusti­­fizirt, statt daß es seine heiligste Pflicht wäre, alles Mögliche zu veranlassen, damit volles Licht und ganze Aufklärung endlich in die Reihen der ohne­­hin genug bedrohten „Blebejer“ bringe. Betrachtet man nun aber Tabasm­onopol und Lotto von einem gewissen andern Standpunkte, so erscheint es fast begreiflich, ja selbstverständlich, daß der Staat das Recht der höchsten Frustifizie­rung seiner glückigen Unterthanen nicht allein aus­­üben will, sondern Solches auch sehr gerne an einzelne Staatsbürger, natürlich gegen Zahlung eines gewissen Sündenlohnes, überträgt, denn hie­­durch kommt er ja, gleich manch anderen Sündern, in die angenehme Lage, zu jagen: „Ich scröpfe ja nit allein das Volk, sondern Andere thuen es auch.“ Diese „Anderen” aber berufen sich hinwie­­derum auf das Beispiel des Staates und erklären mit grandioser Offenheit: „Wenn der Staat Alle auslaugt, warum sollen wir, die wir für das Ausbeutungs-Privilegium Hohe Steuern zahlen müssen, nicht sc­uliches thun, und so lange drüden und preffen, als eben wo ein Resultat zu erwar­­ten ist! — So werden denn die Maffen von Staat und Gesellsshaften als weiter nichts denn als Ausj­auge-Objekte betragter und selbstverständlich auch derart behandelt. — Ueber das Kapitel „Staatliche Auslaugung sind, abgesehen von „Tabak und Lotto“, bekanntlich Berge von Papier vollkommen in glo­­ser Weise verschrieben worden, denn die Antwort, welche die dringendsten Mahner im günstigstem Falle erhielten, lauteten regelmäßig: „Wir sehen ein, daß es eine Schande ist, die Aermiten der Armen zu schröpfen, aber wir fühnen nicht anders, denn die­­ Armee fojtet viel Geld." Aus die­­sem Grunde wollen wir es unterlassen, die staat­­liche Frustificirung der glücklichen Unterthanen no des Näheren zu beleuchten. Denn nügen würde es ohnehin nichts. Etwas anders stellt sich aber die Sache mit den von dem Staate privilegirten „Ausbeutungs­­gesellschaften“, die vornämlich seit den gloriasen Siebziger Jahren gleich Pilzen aus der Erde her­ vorgeschoffen sind. Was diese — (nämlich die Ger fellfaften und nur die Pilze, obgleich auch in den Ersteren genug von der legteren Gattung zu frie­den ist) — frustificiren, spottet fürwahr der Bes­chreibung. In erster Reihe find­es vornämlic diverse — (wir jagen absichtlich nit alle) — Bereicherungsgesellschaften, deren Existenzbedingun­­gen förmlich auf der Basis de8 dem P­ub­­likum in die Augen zu streuenden Landes beruhen. Dann kommen neuester­heit, also in zweiter Reihe, ebenfalls d­iversse „Sparbanfen“, „Spar= faffen“ u. f. w., die selbstverständlich nicht des afund Krämer, ER DR ee -. « .s D­­ TL"-« «.s-·« "-.".:, «x-.';k«- « » vs ET NK LATEIN NEE ET RR Se - u lähe

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