Oedenburger Zeitung, 1883. Mai (Jahrgang 16, nr. 99-122)

1883-05-01 / nr. 99

ı ” s .MERMITHEA-JOHNHI-END-is-«sgrjsssssssskssxMAX-Ist.—--s-·—-.T « Dienflag, 1. Mai 1883. « « le..Za6r«gc'mg. Ar. 9, OedenburgerBeifung, (Vormals „Ledenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Ehr? — Berrüichten alle Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ an die Redaktion portofrei einzusenden. Das Blatt ersceint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Vierteljährig » »2f«’l.50kr.,Monatlich 1. FürAuslwärts:Ganzjährig 12fl.,Halbjährig 7fl.,Vier­tel­­jä­hringl.50b­. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind Administeasion, Deninn und Inseratenaufnahme: Buchdrukerei &, Nomsvafter & Sohn, Grabenrunde 121, KE Einzelne Ru­mern Rotten 5 Steger. U Inferate vermitteln: Im Wien: Hafenstein & Vogler, Wall­­fiegpasie 10, A. 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Man weiß aber auch wie Häglich das Fahne Unterfangen des großen Korfen , sich den größten Theil der europäisgen Staaten zu unterwerfen, endete und wie sein ftol­ 3.8 Wort: „Ueber der Welt berrfhe ein Gott und ein Kaiser“ doch die Mai -Ereignisse des Jahres 1816 (Schlacht bei Waterloo) zu Schanden wurde. Auch der unerreicht geblichene erden- und Siegerruhm eines Napoleon ver­­elch als die Sonne von Aufterlig blutig vorh aufging, das Fluhgesichd des Vermessenen zu be­­siegeln und er mußte, um weiter mit Yangbein zu sprecen, dann mit einer­ Schaufel ®rde, doch zulegt zufrieden sein.“ Ein gleiches Schicsal erreichte den Kriegäge­­waltigen von Macedonien: Alexander I. des­­sen Neb­y zerfiel, als ob er nie unter einem und demselben Szepter gestanden hätte; und Karl V. in dessen Staaten die „Sonne nicht unterging“, nahmn Schließlich mit einer engen Klosterzelfe verlieb, wo er abgeschieden von seinen Schmeichlern unbe­­trauert, allein und einsam, seine nach der Welt­­herrschaft dürftende Seele aushauchte. Dieß beweist, daß nicht das Schwert das Werkzeug ist, wo­­mit man sich die Menschen unter ihan machen kann, wenigstens nit auf die Dauer. Und dennoch leben­­ wir jeßt wieder, und vielleicht mehr als je, in dem Zeitalter der Expansiv-Politik. Wieder verbreitet sich von Stanfreid um desgleichen von England aus, das Gelüfte nach dem Besige fremder Länder, allein die Welt ist Hunger und an Erfahrung weicher geworden, man versucht die Eroberung nur mehr bloß durch rohe Waffengewalt, sondern durch Verbreitung von Kultur um Civilisation Nicht Helden sind es, die ausgesendet werden ihrem Vaterlande neue Machtgebiete zu gewinnen, sondern s­laue Diplomaten langsam die Geister fi unter­­johende Missionäre und insbesondere die ge­­winnverheißenden Pion­iere des europäischen Han­­dels und der Industrie, die stetig weiter und immer weiter in fremde Länder dringen,dort Be­­dürfnisse einimpfen, welche ehedem den Naturwöl­­fern nicht einmal dem Namen nach bekannt waren und für die sie jeit Freiheit und Selbstständigkeit willig eintaushen. Allerdings müssen dem Diplo­­maten, wie dem Standeltreibenden auch die Gewalt und die Kunst der Heere zur Seite stehen seine Expansiv Bestrebungen zu verwirkligen, doch Die Hauptsache bleibt Doch der erleuchtete Geist und nicht die bewehrte San­ft. Beschäftigen wir und ein wenig mit den Ero­­berungsplänen der zivilisirten Völker unseres Zeit­­alters: Oesterreich-Ungarn erkämpfte und zivilisirt (!) fl­iegt Bosnien und die Herze­­gowina, Rußland will sich mit Lift oder Ge­­walt der Türkei bemächtigen und England zwingt und den Blick der Fieberlüfte Westafrikas zuzumwenden. Bevor wir und jedoch wo über diese Eroberungspläne klar werden, methigt un­ Frankreich wieder seinen Schachzügen in fremden Welttheilen einige Aufmerksamkeit zu schenken. Wir wissen, daß die Franzosen unter Herrn Sapvorgnan de Brazza eine Mission nach Kongo ausrüstet, sofort anerkennt Großbritanien die portugisische Oberheit an der Kongoküste, die er bis dahin sehr wenig respektirt hat, und angese­ti­t sich kurzweg ein ganzes Königreich in der Nach­­barschaft von Liberia. Frankreich richtet si in Tunis häuslich ein, England thut dasselbe in Egypten. Frankreich jenet sich an, im stil­­len Ozean eine neue Position zu gewinnen durch die Expedition gegen Tonfing, plöglich erscheint ein harmloser Polizeirieter der Kolonie Queensland und verkündet die Annexion von Neu-Guinea! Frankreich sucht offenbar für dasjenige, was er in Europa verloren hat. Er lag in Afrika und Asien, aber natürlich geräte er dadurch in immer schärfe­­ren Gegentug zu England. Neben den beiden Nieten des Westens und neben Rußland, das feinen asiatischen Besit schrittweise werthvoll zu gestalten und gleichzeitig zu erweitern suht, trachten all die Seemächte zweiten Ranges, si Ableger für ihre In­­dustrie und ihren Handel zu verschaffen. In Deutschland verschwindet die Kolonienfrage nicht von der Tagesordnung; Spanien hat ei­­nen Besiß auf den Philippinen etwas zu er­­weitern gesucht; die Niederländer haben Sumatra ganz unterworfen und gehen auf Ce­leben und den anderen großen Sunda­nfeln lang­­sam, aber systematisch vor. Die Portugiesen suchen ihren bis jegt arg vernachlässigten Besiß an der Delagra-Boi irgendwie zu verwerthen und rühren sich auch ein wenig an der Westküste Af­­rika’s. Man bekommt den Eindruck, als ob die Welt neu vertheilt würde. Die „Pannonia," der wir die legten Aus­­führungen entnehmen, spricht ein Huges Wort, wenn sie auf die merkwürdige Aehnlichkeit unserer Zeit mit den Tagen hinweist, in denen die Mensc­­hen­ gleichzeitig eines Kolumbus, eins Bassto de ama, eines Nafael und eines Luther Jeuiflelon, un wEELBMa A. Noman von * * (Alle Nechte für den Autor vorbehalten ) (Fortlegung ) „DO, ich habe nichts mehr zu erlauben“, er­widerte die Oberin. „Ich übergebe das Fräulein, das unserer Erziehung anvertraut war, seiner Mutter in dem Bewußtsein, daß nichts unterlassen worden, um Geist und Körper auszubilden und die Beredlung des Herzens und der Seele zu erstreben. Diese Ueberzeugung ist für mich der s­chönste Lohn. „Sie aber, Adrienne“, fuhr die Rebü­ffin, zu dem Mädchen gewendet, fort, „gehen jegt no einmal in ihre Zelle, um das Klostergewand abzulegen. Sie werden darüber gewiß Freude empfinden, denn die Tracht der Rüferinnen war Ahnen ja oft ge­nug lästig. Und dann werden wir noch einmal, zum legten Male, zusammen speisen, um später von einander Abschied zu nehmen.“ Während dieser von der Rebtissin in sehr liebereichem Tone gesprochenen Worte hatte Adri­­enne ihre Hände aus jenen der Gräfin gelöst und Stand nun mit gesenzten Wien Bleib und exbei bend vor den zwei Frauen. Plöglich aber quollen Thränen aus des Mädchend Augen und mit er­­sü­fter Stimme preßte sie Die Worte hervor : „Nein, nein , heute fann und­ darf ich das Kloster no nit verlassen. ... . Ich habe ja gefehlt, gesündigt, bin ungehorsam gewesen. .... . Ich habe zu büßen, was ich verschuldet ... . Das muß erst gefühnt werden... . Heute muß ich no im Kloster blei­­ben. Und ach, die Frau Aebteffin nennt mich nicht einmal mehr „Du.“ Du, ich bin eine große Sün­­derin.” Uederrascht warf Die Gräfin einen fragenden Blick auf die Oberin. Diese schien aber Solches nt zu bemerken, sondern wandte sich abermals zu Adrienne: „Nun wohlan, mein Kind, so lange Du in diesen Mauern weilst, werde ich Dich „Du“ nen­­nen, aber alles Uebrige hat aufgehört. Du bist nur noch unser Saft. Unsere Regeln sind für Die feine Gefege mehr. Dein kleines Bergehen ist Dir verziehen. Du... . .“ „U verfrogen Sie mich nit!" schluchzte Adrienne, indem sie vor der Rebt­ffin in die Knie fanf. „Ich muß meine Sünde abbüffen, fant würde ich mich für immer unglücklich fühlen." Laß das sei, Adrienne. Ich habe Dir ver­­ziehen. Dein Vergehen sehe ich durch die bewiesene Neue für gefühnt an. Und jegt stehe auf. Die legten Stunden unseres Beisammenseins dürfen durch nichts getrübt werden.“ Adrienne erhob sich schluchzend und die Hände der Rebt­ffin mit Küffen bedeckend. E83 währte längere Zeit, ehe sie sich vollkommen beruhigte und dann, um das Höfterliche Gewand abzulegen, sich in ihre Zelle begab. Als dieses geschehen, erhielt das junge Mädchen die Weisung,­ von den anderen Pensionärinen Abschied zu nehmen. Die beiden Frauen vertieften sich aber neuerdings im ein, Adrienne betreffendes Gespräch. „Es fehlt Ihrer Täter, noch die möthige Kraft, ihre Empfindungen zu beherrschen“, meinte die Oberin. „Sonst ist sie aber ein sehr begabtes Wesen " . »Mit Gottes Hilfe wird sie auch diese Kraft erwerben«,erwiderte die Gräfik­.»Zeit und Er­­sthungen stärken selbst den schwächsten Menschen; außerdem ist Adrienne noch sehr jung.« »Gewiß.Aber je leidenschaftlicher ein Mäd­­chen ist,desto nothwendiger ist eine sorgfältliche Ueberwachung Denn Erfahrungen werden oft thewer erkauft.« .,Glauben Sie,daß bei Adrienne eine solche Ueberwachung ganz besonders angezeigt sei?« »Ich halte es für meine Pflicht,Ihnen das ans Herz zu legen.Denn Ihre Tochter verbindet mit großer körperlicher Schönheit einen lebhaften, für jeden Eindruck empfänglichen Geist und besitzt ein nur zu leicht erregbares Gemüth.Sie wird in der Welt gewiß eine hervorragende Rolle spielen. Möge der Allmächtige sie in seinen gnädigen Schutz nehmen.“ Die Gräfin verharrhe in ernstem Schweigen: „Sie dürfen mir nicht­ zürnen, daß ich Sie, als Mutter, auf die Eigenschaften ires Kindes EEG

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