Oedenburger Zeitung, 1883. Juni (Jahrgang 16, nr. 123-147)

1883-06-01 / nr. 123

Freitag, 1. Juni 1883, XVI. Zaßrgang. | Ar. 123. SebenburgerBeihun (Hormals „Bedenburger Nadhrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortferitt zur Ehre? — Berrachten zur Wehr — Der Wahrheit eine Gaffe.“ j« Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen &­on­= oder Feiertag folgenden Tages. H Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljährig N 2,22 fl. 50 fl, Monatlich 1 fl. Für Auswärts: Gan jährig . A Hetd­ährig 7 fl., Biertel­­jährig . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen,mit Ausnahme vonguieraten,Prä­mmerations-und Insertionsgebühren,sind In die Redaktion portofrei einzusendern . 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Ob es direkt als u­n­­­garische Provinz, oder ob nur als ein An­­hängsel Kroatiens der ungarischen Krone mit­telbar einverleibt werden soll. Soviel man übrigens aus der Stimmung im ungarischen und im kroatischen „Lager“ ent­­nehmen kann, werden die Berathungen der Negri­­folar-Deputationen die Frage nut so leicht vom ‚lede, wenigstens nicht so leicht eine Lösung der­­selben zur Welt bringen. Kroatien will natür­­lich durchaus Fiume als froatische Pro­­­vinz erklärt wissen, obgleich die Fiumaner selbst davon ganz und gar nichts wissen wollen. Von allen kroatischen Parteien wird die Zugehörig­­keit Siumes zu Kroatien sozusagen als Dogma eingestellt. Dagegen will Ungarn im engeren Sinne, welches Siume zur Zeit thatsächlich direkt regiert, von dieser Seestadt durchaus nicht lassen, da er darauf historisches und geiegliches Anrecht beritst, er für seine kommerzielle Entwickelung als unentbehrlich ansieht und namentlich duch den Hafen von Fiume festen Fuß, besser gesagt: Anferplaß auf der Adria raffen will, da er nur dadurch auch üb­er­­seeischen Handel zu treiben vermag. Dass Un­­garn am adriatischen Meere unbedingt ein Anrecht haben will, darüber sind alle Parteien des ungarischen Reichstages einig. Man sieht es daher als ausgemachte Sache an, daß fon der erste Nuntienwechsel zwischen den beiden Regnifolar- Deputationen die Schwierigkeit ihrer Verhandlun­­gen klarlegen werde. Wer die Beh­affungsgeschichte Ungarns kennt, wird seinen Augenblick darüber im Zweifel sein, daß Siume eine direkt Ungarn ange­fügte Provinz ist und Kroatien da­­rauf seine Ansprüche mehr erheben darf. Zwischen 1776 und 1779 war Fiume al­­lerdings ein Ungarn und Kroatien gemeinsames Gebiet, auf welches Kroatien Einfluß besaß. Im Jahre 1779 wurde aber Fiume unmittelbar Un­­garn angeschlossen und blieb es bis 1868. Nur durch die Verfügungen des Absolutismus ward dieses geietliche Verhältnis zeitweilig alterirt. Mit der Wiederherstellung der V­erfassung aber wurde an das frühere Rechtsverhältnis zwischen Yiume und Ungarn wieder hergestellt. Als jedoch Franz Deäf die Kroaten, durch die 1848er Ereignisse flug gemacht, zu einem dauerhaften V­erhältnisse mit Ungarn bringen wollte und ihnen das berühmte „weiße Blatt" darreichte, da festen sie die Forderung nach den drei flavonischen Komitaten und nach Fiume darauf. Die flavonischen Komitate, obgleich zu Ungarn gehörig, ließ man ihnen, be­treffs Fiume jedoch ward ein Provisorium geschaf­­fen. Man trat es nur an Kroatien ab, vermeis­terte es ihm aber auch nicht in aller Form, son­­dern verschob die endgültige Austragung der Frage und erklärte Siume als autonomes Gebiet, wie Kroatien es ist. Inzwischen begehren die Kroaten immer eifriger nach Siume, die Yiumaner dagegen verlangen immer dringlicher den direkten Anschluß an Ungarn und wir Ungarn selbst haben uns dur die Gefege und unsere Landes und BVerfassungs­­geschichte die Gewißheit verschafft, daß Fiume uns und nur uns unmittelbar gebührt. Auch wir wol­­len also dieser Erkenntniß die gefegliche Anerken­­nung verschafft sehen, umso mehr, als ja die Zukunft unseres Landes theilweise daran geknüpft ist. Wie aber die Dinge stehen, werden wir aber­­mals darauf verzichten müssen, die Frage eins für allemal entschieden zu willen. Das Provisorium, wie es 1868 geschaffen wurde, wird prolongirt werden müssen, da Kroatien auf seinen vermeint­­lichen Ansprüchen beharrt. Die Fiumaner selber möchten eigentlich am liebstenqut alien gehören,aber wenn sie die­­sen Herzenswunsch nicht verwirklichen können,sind sie doch noch lieber Ungarn,als Kroaten. Wenn man sich fragt, warum Kroatien so hart­näckig Fiume fordert,dann nimmt sich die Sache doppelt bedenklich aus.Kroatien ist es nicht so sehr darumzu thun,Fiume zur Besserung seiner eigenen finanziellen und wirthschaftlichen Verhältnisse zu ge­­winnen.Die Finanzen Kroatiens sind schließlich nicht derart,die kostspieligen Investitionen für Fiume leicht zu erschwingen.Und auch die verkehrss­politischen,kommerziellen Ziele,welchen die Ein­­verleibung Fiumes in Kroatien dienen soll,könnte schließlich Kroatien auf dem Umwege über den Budapester Reichstag unschwer erreichen,wenn es den Kroaten darum zu thun wäre,mit U­ngarn gute Freundschaft zu halten und hierdurch seine Interessen zu fördern.Allein die Kroaten haben andere Pläne:Ihnen erscheint das Groß-Kroa­­tien,von dem sie trämnen,als oberstes Ziel aller ihrer Politik,und zur Lebensfähigkeit dieses Groß-Kroatiens bedürfen sie auch des Fiumaner Hafens.Auch ihnen schwebt die ungarische Parole:,An’s Meer!«­­natürlich in ihrem Sinne­—vor Augen und des­­halb klammern sie sich an die fadenscheinigen An­­sprüche,deshalb wollen sie Fiume um jeden Preis ergattern. Dieser Gedankengang, den sie freilich nie hervorfehren, mit dem sie hinter dem Berge halten, zeigt deutlich, dass Ungarn in seinem eigenen vitali­­­sten Spätereffe­k­t von Yiume lasfen darf und · feuilleton. wWErnLnBs Aa. Roman von * * (Alle Rechte für den Autor vorbehalten ) (Fortlegung ) Der Gabenweihe folgte ein Imbig und dann ein Spaziergang fur einen Theil des Parkes, während der andere hermetisch verschlossen blieb. Hierauf zogen sich die Damen zurück, um dem wichtigen Geschäfte abzuliegen, sich in große Toilette zu fegen. Um 5 Uhr versammelte man sich wieder in dem großen Saale zum Diner. Was Küche und Keller unter den gegebenen V­erhältnissen “darzubieten vermochen, 309 ein kunft voller Zube­­n über die von Silber und Krystall streßende­afel. Die vorhin erwähnte hohe und reich besternte Persönligkeit brachte in etwas schwülstiger Weise die Gesundheit Adriennens, der Gefeierten, aus, indem er sie mit einer Blume verglich und sie die Thönste und Fortbarste Perle in dem reichen Blüten­­garten ihres Diaters nannte. Als si der Graf im Namen seiner Tochter bedankt und das Wohl des Zonftirenden ausgebracht hatte, erhob sich ein ande­­rer Magnat, der wieder auf die Gesundheit des Grafen und seiner liebenswürdigen Gemalin toasterte, und so ging es­ fort, bis man sich in den üblichen Redensarten erschöpft hatte und die Geister des Weines eine laute und ungebundene Fröhlichkeit entfesfelten. Dem Grafen Beylen war absichtlich ein Plag neben einem früheren Militär, einem Obersten, der den Dienst quittirt, angewiesen worden, weil man annahm, Beide würden in den Ktriegserleb­­nissen den beeten Stoff gegenseitiger Unterhaltung finden. Diese V­orauslegung ging zwar in Erfüllung, der Oberst war jedoch ein abdelstolzer, von den frasiesten Vorurtheilen beherrschter Mann und zu­­gleich ein beschränkter Kopf. Sándor empfand nach einigen­­ wachen Ver­­suchen sein Verlangen mehr, diesen alten, ver­­witterten und in seinen Vorurteilen verm­orpelten Haudegen in andere Richtung zu bringen, und 309 e8 vielmehr vor, das Gespräch mit ihm ganz ab­­zubrechen. Hiezu bestimmte ihn jedoch noc­h sein anderer Umstand, unter dessen Einwirkung er sich unbewußt befand. Adrienne saß ihm schräg gegenüber. Zwischen ihnen, auf der breiten Tafel, stand ein kostbarer silberner Auffaß, so daß es in seiner Macht lag, indem er si davon decken ließ, si ihres Anblickes beliebig zu entziehen. Eine leichte Wendung seines Kopfes machte sie für ihn wieder sichtbar. AS des jungen Mädchens Gesundheit aus­­gebracht wurde, blichte Sándor zum ersten Male zu ihr Hinüber, weil es ihm interesfirte, zu beob­­achten, wie sie sich bei diesen übertriebenen huldigen­­den Schmeicheleien verhalten werde. Er mußte zu seiner Befriedigung anfenden, daß sie si, ganz gegen seine Erwartung, geziemend benahm. Denn Adrienne saß da mit gesenkten Wimpern, verlegen, ja fast gedrüct, und schien erst wieder freier aufs zuathmen, als die Ootation beendet war. Auch während sie mit den vielen, sich ihr zudrängenden Personen anstieß, erhob sie ihre Augen nit, und als sie si endlich fegte, schien es ihm, als [chwebe ein versteetes Lächeln um ihren Mund. Auch Sander lächelte, und zwar unbewust, denn er empfand Mitleid für dies gequälte Kind, und er freute ihn, daß sie Alles wie eine drückende Pflicht hinnahm, deren sie sich nicht zu entziehen vermochte. Beglen rüc­e seinen Stuhl etwas von dem, so eben wieder auf die dermalige Kriegsführung raisonnirenden alten Haudegen weg, so daß er Adrienne nun ungehindert sehen konnte. Auch jet änderte sich ihr Benehmen nicht. Sie aß wenig, trank fast gar nit und beantwortete­n Hüchtern und kurz die an sie gerichteten Fragen, ohne si überhaupt an einem Gespräch zu betheiligen. Es schien, als ob sie geistig gar nur bei diesem ihr zu Ehren stattfindenden Mahle anmesend sei. Worüber durfte Adrienne in diesem Augen­­blicke wol nachsinnen? Womit mochten sich ihre Gedanken, welche da nur die eines Kindes sein konnten bescäftigen ? Diese Fragen durfrenzten pröglich Beylen’s Gehirn und sein Sinnen gerieth dabei auf allerlei sonderbare Abwege. Er konnte Adrienne während» dessen unausgefegt befragten, und er that ed auch, denn sie bliete nicht ein einziges Mal zu ihm Hin> über, sondern saß fast immer mit gesenkten Augen da. (Bortfegung folgt.) Be A ' l’-« » c . > s — Bene en NE eh RE ET Dat een

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