Oedenburger Zeitung, 1883. Juni (Jahrgang 16, nr. 123-147)

1883-06-01 / nr. 123

s! - I---.z.,«-.-·p»v.:«. EIS rg Alt es an­zu wsn­den habe,um­­schrift dieses Auftrages besagt — das Weic­ des heiligen Stefan auszubreiten von der Leitha bis zur — Maria!! ER NN. PET 27 er . .r.« .-»·, . - »,—-.».- « I« BEE tn RE Pe ä RER TER ’ et EU NR RETTEN a, a x al en wie e8 die Ueber-[Mutter. Was das Bolt erwirbt, fällt in den Sädel des Staates. „Der Staat bin aber ih", sagt Anna und Majestät, und so fallen die dem Wolfe abgepresten Summen in des Kaiserd Sädel. Auf welche Rechte fs Frankreich fragt, seine Forderun­­gen zu erheben ? Nun, auf das Net des Stärke­ren, auf dasselbe Net, das einst Spaniens Kon­­quistatoren gegenüber Mexikos Kazizen und den Peruaner AInkas zur Anwendung braten. Frank­­reich beruft sich auf einen nur in allen seinen Stipulationen durchgeführten Handelsvertrag. Die Erfahrung lehrt aber, daß Handelsverträge unzi­­pilisirter Staaten mit europäischen Mächten im­­mer ein höchst gefährliches Instrument in den Hän­­den septerer sind, eine bequeme Handhabe, um den an­­deren Kontrahenten mit Sad und Pad in die Tasche zu schieben. An Frankreich hat in Annam mit verflos­­senen Han­delsverträgen recht gute Geschäfte gemacht. E83 annektirte sich sechs Provinzen von Nieder- Cochinchina im Jahre 1862, später nahm es Cam­­bodia, welches zwar nominell dem Neid von Anz­nam gehört, doch unter französischer Oberhoheit t­atsächlich Domäne der Republik geworden. Die vierte Auflage des Handelsvertrages, welcher am 15. Mai 1874 perfekt geworden, lieferte man auch drei Häfen der Provinz Tanjing, die Zu Duc’s friegerische Vorfahren dem Chinesen-Kaiser abge­­jagt, in die Hände der Franzosen. Eine Waffen­­visite, die 4000 Chinesen und Annamiten dem Vertragshafen Hamoi, der Provinzialhauptstadt von Zonfing, am 20. März d­ieses Jahres ab­­statteten, lieferte Frankreich nun den gewünschten Vorwand, die ganze Provinz zu offupiren. Yadep ist es mehr als fraglich, ob der Gelbstherrscer der Annamiten und Codindinesen so leichten Kaufes auf die von Kergaradac ihm überbrachten Propo­­sitionen eingeht und sich mit der Rolle eines Schattenfassers von Frankreichs Gnaden begnügen werde. Das Kaiserreich Annam, am äußersten Osten Hinterindiens gelegen, ist beiläufig so groß wie Frankreich und liefert das denkbar günstigste An­­griffsobjekt für eine Seemacht von dem Kaliber Frankreichs. Denn nur der Wesen und Norden des ein unregelmäßiges stumpfwinkeliges­­ Dreieckk bildenden Neiches befigt eine trockene Grenze; das Neich der Mitte im Norden, Birma und Siam im Oosten, sind Annams Nachbarn. Aber im Westen bespült, bei einer Küstenentwiclung von 1000 Kilo­­meter, das chinesische Meer die Gestade Annams. E83 kauft ein böser Gast in diesen Gewässern, der Adamastor der under, der Taifun, wie ihn der Ehinese nennt, der sichredlichste aller Stürme; und verloren ist jedes Schiff mit Mann und Maus, das sein Ödem trifft; er zerfcellt in Atome an den Marmorklippen der anmamatischen Uferberge. Die „rochers de marbre“ sind seit mehr als einem Jahrhundert in bösem Renommee bei der französischen Dearine. Hat sich der Schiffer aber glücklich durchge­­wunden durch das Labyrinth der Uferriffe, so bie­­tet sich seinen Bliden ein herrliches, von Palmen­­hainen und wogenden Saatenfeldern bedecktes, von prächtigen Flüssen durchströmtes, von zahllosen Ka­­nälen durchkreuztes Land. Z­errassenförmig steigt der Boden an gegen die Dirmanische und chinesische Grenze, alle Tropenpflanzen gedeihen, der Boden gibt zwanzigfach die Aussaat zurück, die man ihm anvertraut, und aus der Berge Schacht fordert der Bergmann Gold und Silber, findet er in Sooden geschloffen den Saphir und M­ubin, gräbt er den Opal und Amethyst. Edelhölzer decen die Höhen, und auf den Hügeln gedeihen die seltensten Gewürze. Dies Land bewohnt ein indolentes, harm­­loses Wolf, das gerne die Hände in den Schaf legt und Mutter Natur für si sorgen läßt; nur in den Hafenstädten haust ein reges, emsiges, auf Gewinn bedachtes B­ölklein. Die Einwohnerzahl des ganzen Striche beträgt 22 Millionen, von denen allein 16 M­illionen auf das von den Fran­­zosen begehrte Tonfing kommen. Des Kaiserd Hauptstadt Hue zählt 60.000 Ein­­wohner und gewährt einen feenhaften Anblick. Dan denke sich einen im vollster tropischer Vegetation prangenden Urwald, den strahlenförmig zahlreiche Kanäle durchziehen. Zwischen den Federfronen der Palme, dem dunklen Laub der Banane hindurch schimmern die goldenen Dächer des Kaiserschlosfes, glänzen die mit Porzellanplatten umkleideten Ba­­godenthürmchen und strahlen die mit Zinnplatten, belegten Tempel. Arnam besitt, wie selbstverständlich, auch seine Armee, welche, da jeder Annamite vom 18. bis zum 60. Kadre kriegspflichtig ist, in Kriegs­­zeiten auf eine außerordentliche Stärke gebracht werden kan­ı, aber in Friedenszeiten bestehen nur kleine Kadres in der Stärke von 25.000 Mann, welche, im ganzen Reiche in unzählige Garnisonden verzettelt, 1 Garde und 6 Armee-Korps formiren. Die Infanterie ist mit allen möglichen englischen Ge­wehrsystemen bewaffnet, trägt indische Sonnen- Der französische Kolonialug nach Hin­­terindien. Dedenburg, 31. Mai 1883. (H. G.) Zu derselben Stunde, als der große Emir Abd-el-Kader — (welcher seinerzeit, in des Birgerkönigs Ludwig Philipp’S Tagen, den Frans zofen manche schlaflose Nacht bereitete) — sein müs­des abjähriges Haupt in Damaskus zur ewigen Nähe bettete, sind für die Nachkommen jener alge­­rischen Kolonisatoren neue Ziele in Hinterindien erwachsen, welche zu erringen,­­wahrscheinlich viel Geld und Blut kosten, aber sehr wenig materielle Erfolge eintragen dürften. Tonfing, China, Annam, Hanoi, Niviere — das Alles wirbelt gegenwärtig bunt durcheinander, begeistert aber trogdem alle­­ französischen Parteien zu dem Extschluffe, Die „ruhmreichen Kinder Frank­­reichs“ zu rähen. Diese Legieren sind aber jene, unter der Anführung des Seeoffiziers Niviere, ge­­legentlich einen unternommenen Ausfall bei Ha­­noi, also ziemlich weit von der französischen Mut­­tererde, Gefallenen. Vom politischen Thatenshauplage in Europa durch die eigenthümlichen Gestaltungen der Gegen­­wart zurückgedrängt, in industrieler Hinsicht von den übrigen Staaten unseres Welttheils ebenfalls bei Seite geschoben, hat sich das republikanische Stanfreich plönlich veranlagt gesehen, diese mora­­lischen und industrielen Schlappen durch eine Ko­­lonisations-Kampagne im fernen Indien wett zu machen, und zwar selbst auf die Gefahr hin, nicht nur in einen Krieg mit dem nur wenig genug zu fürchtenden subaritischen Fürsten von Annam, fer­­ner in einen solchen mit dem schon etwas mehr Nespert einflögenden China verwidelt zu werden, sondern auch in ernstliche Kollisionen mit England zu gerathen. Denn Legteres nimmt bekanntlich all­­überall für sich allein das Recht in Anspruch, die unzivilisirten Beffer des Erdballs mit europäischer Kultur zu beglüßen, respektive selben das Mark aus den Knochen auszupressen. Freilich, hat seiner­­zeit auch Frankreich, unter Napoleon’s III Re­­gime, bewiesen, daß er von den Naubrigen der Briten genug profitirt hat, um fol­glorioses Bei­­spiel in würdigster Weise nachahmen zu künnen, und der berfichtigte Bazaine, bekanntlich Herzog von Palifao, hat gar keinen Zweifel darüber aufkom­­men lassen, daß die französischen Soldaten der Neuzeit gegebenen Falld ganz ebenso ausgiebig zu rauben und zu plündern im Stande sind, als Eng­­länder, Auffen und ähnliche „Welteroberer.“ Seit des gloriasen Bazaine’8 Tagen hat sich aber die Erde einige Male um ihre Art und um die Sonne, und mit dieser um die seit mehreren Jahren von den Astronomen entdeckten Centralsonne gedreht und mithin haben aber auch die Berfer Hinterindiens, allen voran aber China, fi mit der europäischen Fehlart und den „Sweden-Tod- Beförderungsmitteln“ unseres bezivilisirten Kon­­tinents vertraut gemacht, mithin dürfte es diesmal den Franzosen nicht so leicht gelingen die Chinesen zu Paaren zu treiben, wie anne Bazaine, wo ene noch glaubten, es sei vollkommen genügend, blind in die Luft zu feuern, um die Feinde zu verjagen. Doch das nur nebenbei. Da aber voraussichtlich in Bälde der französische „Kolonialkrieg“ in Hinterindien „mächtige Blasen“ treiben dürfte, so glauben wir die Beschreibung jenes Landes, um dessen Erobe­­rung 88 den Franzosen fast ausschließlich zu thun, nämlich Annams, im Nachstehenden flizziren zu fal­­len und halten wir uns hiebei an jene Darstel­­lung, welche das „Wr. Tagbl.“ von den Zustän­­den in jenem hinterindischen Königreiche gibt. In Annam herrsch, ähnlich wie in dem hoch­ zivilisirten Nußland, als oberstes Negierungsprin­­zip der Kantihu oder die Knute. Der annamitische Kaiser prügelt nämlich Höchst eigenhändig seine Minister, diese wieder walten persönlich ihre Sekti­­onschefs und Hofräthe duch, wofür si jene da­­durch zu verandiren suchen, daß sie ihre Subalter­­nen, und diese wieder die armen Unterthanen mit ausgiebigen Prügelsuppen vegab­ren. Geprügelt wird i­mmer, nur ist die Art des Prügelns duch unum­­stögliche Normen geregelt ; die Exzellenzherren dür­­fen nur durch den Kaiser, und zwar mit einem edelsteinbelegten „Bambusröhrl“ gedroschen werden, die nächststehende Diätenklasfe hat nur auf einen Stod mit Goldk­opf Anspruch und so gradatim abwärts. Wird diese Norm verlegt, so darf an das annamitische Gericht apellirt werden, welches daum dem Fageführenden Funktionär zu seinem Nehte und zu der seinem Rang zusommenden Prü­­gelsorte verhilft. Hand in Hand mit dieser­ Prügelmanie geht ein kompletes Auslaugungssystem nach hineinscem Keime, abgelegte französische Nationalgarde-Unifor­­men: vom Obersten abwärts läuft Alles darauf. Die Kavallerie ist ganz unbedeutend,­­bio­ einige Schwadronen statt. Die annamitische Artillerie it­ furchtbar — für die eigene Armee i­m Februar 1859 bei der Vertheidigung von Saigon gegen die Franzosen und Spanier, gingen die bis an die Mündung geladenen annamattigen Kanonen meist von südwärts 108. Segt hat sich Kaiser Tu Duc Hinterlader angeschafft, von welchen er hofft, daß sie sich besser bewähren werden. Die annamitischen Lelzungen und Küstenforts sind für die eigene Gar­­nison weit gefährlicher, als für die Feinde; sie bes finden sich im Zustande kompletester Verwahrlosung und drohen seit Jahren den Einsturz. Dem Tage. O) Auszeichnungen durch den Monarchen. Seine Majestät der König hat dem bekannten Groß­­industriellen Franz Kiebig in Wien in Aner­­kennung seiner patriotischen Mitwirkung zur För­­derung militärischer­nteressen den Freiherrne­stand und den Sektionsräthen im Handelsmini­­sterium Dr. Johann Georg Woerz und Dr. Wilhelm Seddin den Orden der Eiser­nen Krone dritter Klasse tarfrei ver­­liehen. Ferner erhielten der gewesene M­ichter von Szoßmagyaros Michael Boles­ch, in Anerkennung seiner vieljährigen, im öffentlichen Dienste erworbe­­nen OBerdienste und der Finanzwach-Oberaufseher Thomas Salamon, für Rettung einer Frau vom Flammentode, je Berdienstkreuz mit der Szene. O Allerhöchste Spenden. Seine Majestät der König hat der evang. Gemeinde zu Nagy­­ter und der griech.-lath.. Gemeinde Hrabov­­csifi und Choma zu Schulbauzweden je 100 fl. gespendet. O Parlamentarisches. Im Szab­ser Wahlbezirke (Tolna) welcher durch das Ableben Burtan Kammerers in Erledigung gekommen ist, findet morgen Samstag eine Neuwahl statt. Ernstlich in Betracht gezogen kan nur­ der Kans­didat: Bela von Döry werden, derselbe ist Stuhlrieter-Adjunft und benennt sich zur Libes­tvalen (oder besser gesagt: Tiga-) Partei. Wohl­ haben die Anti-Semiten den Dr. Karl Nendt­­wich, Professor am Bolytechnikum, für den Szar­­oser Wahlbezirk aufgestellt, er hat aber wenig Chan­­ce. Nendtwich erschien im Wahlbezirke in Bes­gleitung Sztoczy’s und des anti-semitischen Grundbesigers Andor Badnay. Im Programme, welches er vor den Wählern entwickelte, bekennt sie Nendtwich entschieden zum Anti-Semitismus.­­ Der ungarische Landesvert­eidigungs- Minister will auf Grund des sanktionirten Ge­­seßes, betreffts der Ergänzung des Mann­schaftsstandes der Densdarmerie- Distritte Nr. 5 und 6, sämmtliche Kom­­mandanten derdonved-Bataillone anweisen, die Jahrgänge 1879, 1830 und 1881 einzuberufen, von den Einberufenen die zum ende­darmeriedienst geeigneten Leute auszuscheiden, Diele auf Probedienst zurückzuhalten, die übrigen aber zu entlassen und dem Ministerium detaillerten Bericht zu erstatten. Der erforderliche Stand von 1450 Mann wird übrigens theilweise aus Freiwilligen bedeckt werden, die ss in großer Anzahl melden.­­ Die Administration Stroatien-Slawo­­niens soll gründlich umgestaltet werden. Die Lan­­desregierung will das System der Ernennung der Beamten einführen Das Land sol in acht Komitate mit den Ligen in Agram, Ogus­lin, Gospics, Warasdin, Belovar, Effjeg, Pozlega und Mitrowig getheilt werden. An der Soige jedes Komitates soll ein ver­­antwortlicher vom Banus vorzuschlagender und von Sr. Majestät zu ernennender Obergipan ste­­hen ; das gesammte Konzepts- und Fahrpersonal wird über Borschlag des Obdergespans vom Banus ernannt. In jedem Komitat wird ein Verwaltungs»­ausfhur organisirt, doch wird si derselbe blos mit Steuerangelegenheiten zu beschäftigen haben. »For- und Telegraphenwesen. In Bärfeld und Zatra-Füred wurden seit heute 1. Juni für die Dauer der Badesaison Post- Ämter eröffnet. Ferner wurde auch in Nagyro­­dEemes, Presburger Komitat, ein neues Postamt errichtet. — Das Kommunikations Ministerium gibt bekannt, daß laut V­erständigung der bulgaris­chen Postdirersion Hinsichtli­cher Sendungen nach Bulgarien u fg. „Colis postan­“, aus dem Gesichtspunkte der Zollbehandlung immer auch der wirkliche Wert­ der Sendungen aufzulegen ist, gleichviel ob auf dem Fraktoriefe ein Werth des Hariot ist oder nicht. — Für die Dauer der Bade- Saison wurden 7 Telegraphenstationen etablirt in Várad-Toplice, Topusko, Elepatak, Balaton-Füred, Zrenczin-Teplicz, Herkulesbad und Szk­ács, dag silberne, 4 ? v “

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