Oedenburger Zeitung, 1883. August (Jahrgang 16, nr. 174-198)
1883-08-01 / nr. 174
+ sand = — ud 1883;is ia, de Sl, (vormals „Oedenburger H Nachrichten“.) Hrain für Tori, "Salibet,, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Een überhaut. Motto: „Der Fortschritt zur Ehre’ — BVedridten an Wehr” — Der Wahrheit eine Safe.“ M ’MOTU Hi Fr 'D1179 T30L va Frou ger Das Brett er geit täglic, mit Ausname des auf einen oım= Hder Yeitstag folgenden Tages. ' Pränumerationsreife: Für 8oeo: Sargisteig s fl., gt Hr 5 fl, Bierteljährig Monat gie Undwärts: Sanftäig IR fl., aljäirie 7 fl., Biertels ‚jährig 3 Alle für d08-Blatt, bestimmte a mit Ausname von Inseraten, Pränumeration und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion partefrei r einzusenden. EEE ES ER ER ” w. Adminiseation, Dekan und Inferatenaufnahme: Buchdrukerin, Hombiker & Sohn, Grabenrunde 121, BED Einzelne Nummern Bofen 5 Stenger. a Dnferate vermitteln: In Wien: Hafenstein - Vogler, "Wall:klagete 10, U Dppelil., 1, Stubenbastei 2, Heinrich Schalet, olfgeile 12, I. Molle, "Seilerstätte 2, M. 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In diesem speziellen alle spielt aber auch wieder einmal die Politik, welche nur zu oft mit im DVatifan aufgeworfenen Fragen verqutet ist, eine ihr wahrlich nicht gebührende Rolle. Schauen wir ung die überwähnten Enthüllungen weht genau an, so drängt si sofort die Ueberzeugung auf, daß jede eigentlich weiter nicht enthalten, als Berichte über das von den verschiedenen Kardinälen des Batkans, wie er scheint mit ganz besonderer Vorliebe, betriebene Autriguenspiel, welches wol Bersonen zum Ziele hat, aber unbedingt einen politischen Hintergrund besikt. E83 Handelt ich nämlich um den Sypntereffen- oder Mahdampf der diversen, am päpstigen Hofe seßehaften Kirchenfürsten, was wahrscheinlich einer früheren Zeitperiode, eine weit höhere Bedeutung, gehabt hätte, als heutzutage, wo der Papst dog in Wahrheit einzig und allein das von allen Gliedern der katholischen Konfession anerkannte geistliche Oberhaupt derselben it. Aber ‚trogdem und “gerade deshalb muß er in erster Reihe vornämlic die Anhänger dieser Konfession ungemein peinlich berühren, wenn sie Sehen und hören, daß die Kardinäle, statt sich einzig und al” Lein mit den Pflichten ihres Amtes zu beschäftigen. Nicht nur ganz gewöhnliche, sondern auch Nationalitätspolitik treiben und zwar in einer Art und Weise, daß dadurch das Ansehen jener Kirchenfürsten wahrlich nit erhöht werden kann. Hiezu wollen wir nun,vor Allem bemerken, daß Papst Leo XII. (nach jenen römischen Meldungen) dur seine, offenkundig dargelegten Ziele sich wol in den Streit gemischt, nämlich gegen eine bestimmte Partei unter, den Kardinälen im ganz entschiedener Weise ausgesprochen hat, aber wie aus Allem hervorgeht, ist Soldes in diesem speziellen Sale doch ur geschehen, um endlich einmal wenigstens mit einem europäischen Staate einen Dauer versprechenden Frieden herbeizuführen. Ein Gleiches läßt sich aber von den streitenden Kirchenfürsten seineswegs behaupten, sondern er leuchtet auf deren Streitigkeiten die Thatsache hervor, ‚daß es ei ihnen einzig und allein darum handelt, im Vatikan „die erste Geige zu spielen." Kommen wir nun zu dem eigentlich Meritorischen der römischen Enthüllungen, so zeigt sie, daß Papst Leo XI. um jeden Preis den vollständigsten Frieden mit Rußland und in Folge dessen eine von dem Czarismus freiwillig anzutrennende, aber möglichst ausgedehnte Autornomie der römische katholischen Konfession in dem in Rede stehenden vordischen Neice zu erzielen bestrebt ist. Nachdem dieses Faktum auch schon für frühere Meldungen aus dem Vatikan erhärtet worden, ist es wol begreiflich, daß der Bapst von den in Rußland ansässigen Polen verlangt, sie mögen um des lieben Friedens willen vor allem, wenn nit ganz allein, mossowitische Katholiken werden und ihr Polenthum in dieser Hinsicht wenigstens einfangen. Ob solches Verlangen zu erfüllen möglich ist und ob ferner das geistliche Oberhaupt der katholischen Kirche hiedurch nicht am Ende in einen ebensolchen Segenfaß zu den Polen geraten wird, wie es unlängst betreffs der Irländer befragenswerther Weise geschehen, ist nicht unsere Sache zu untersuchen. Für die wahren Ansänger des Bapstes kann e8ch in diesem Falle immer nur darum handeln, daß der Pontium den Frieden jex das Wiens denmöglicfte thut, herbeizuführen, in. Die »Stüßen des Vatikans, nämlich die, in Rom feghaften Kardinäle sind jedoch von solcher Friedengliebe, wie. Schon oben angedeutet worden, teineswegs. ‚erfüllt, sondern ‚sie. -bewüßen ihre bevorzugte ‚Stellung, um gegeneinander + zu agitiven und, zu ‚intriguiren Die polnischen Kirchenfürsten suhen vornämlich, die französischen auf dien Seite zu drängen; diese legte ven, hinter, denen die römischen Sesuitenpatres stehen, wenden. wiederum alle, ihnen . zu Gebote stehende Macht » an, sam einerseits ihre polnischen Amtsbrüder aus der Nähe des Papstes zu entfernen, andererseits aber alle Welt aud mit allen Mitteln gegen die Regierung Deutschlands aufzuhegen. Gewiß,ein ‚recht ,unerquidlices Spiel, das keineswegs dadurch abgeschwächt wird, das: der Bevollmächtigte der rufsischen Regierung beim Vatikan ebenfalls das Seinige thut, die Jntriguen der ‚Kardinäle,zu schüren, um sauf diese Weise eine unentbehrlich, oder, wie, es gar Scheint,wenigstens eine, zeitlang herrichende oder maßgebende Bersünlichkeit in dem päpstlichen Rom zu werben. Nach, ob erwähnten . Enthülltungen , will uns fast dürfen, als ob Letteres bereits thatsäch äclich der Fall sei. Hält man damit, aber die, seit etwa, vierzehn, Zagen von, den ‚russischen Offizieren,gebranten Auslassungen gegen die Polen im Allgemeinen, wie gegen,die galizischen insbesondere, zusammen und zieht man ferner nur in Betracht, was kürzlich ein Petersburger offizielles Journal über die vollständige Polonisirung Desterreichs gesagt — (18 meinte nämlich, wenn ed. jo. fortgehe, werde 8 demnächst statt des österreichisch-ungarischen Staates ein „Ungarn= Polen“ geben, welche, Absurdität, da, ja die transleithanischen ‚Negierer Desterreich flavifiren, nicht..aber polonisiren wollen, was absichtlicherweise von den Ruffen in die Welt geschielt werden) 7 To muß ‚8: jedem Unbefangenen,einleuchten, ‚Daß in der ganzen Seihicht, Jeuilleton. WEILNWER. Roman von * * (Alle Rechte für den Nutor vorbehalten ) (Bortregung.) Das Benehmen des Legieren blieb jedoch dasselbe und verrieth niemals, daß er es fühle, wie Szolomy dur die oft ohne jede Veranlassung gemachte Hinweisung auf des Erziehers untergeordnete Stellung diesen absichtlich zu Tränfen beabsichtige. Devay erschien nur bei Tische, wenn er dazu besonders geladen wurde. Selbst als dies eine Zeit lang täglich geschehen und gleichsam"schon: zur Negel geworden, dann an einem Tage vergessen, aber als selbstverständig betrachtet war, blieb er fern, und hatte, als man nach ihm sandte, das Kartell verlassen. Seinen Berufs, die „Erziehung der Knaben, erfüllte er auf das Gewissenhafteste, und auch der Unbefangenste mußte anerkennen, daß mit seinen Zöglingen eine vollständige und vortheilhafte Wandlung vorgegangen sei.. Devay’s Umgangsformen waren, wie von in einem früheren Kapitel erwähnt worden, diejenigen eines gebildeten, in den höheren Gesellschaftskreisen vollständig heimischen Mannes. Ungeachtet der sein Benehmen stets kernzeichnenden Bescheidenheit und Zurückhaltung, übte seine Gegenwart dennoch bald einen beherrschenden Einfluß aus, dem si selbst der Graf nicht zu entziehen vermochte, was so durch ein minderes Sichgehenlassen und der Enthaltung oft unpassender Scherze dokumentirte. Devay sprach unveranlaßt selten "oder nie,f dann aber den Gegenstand in einer Weise beherrschend und mit einer so anziehenden Beredsamkeit, dag man ihm mit steigender Aufmerksamkeit, oft sogar mit Bewunderung zuhören mußte. Sobald das „Gespräch eine andere Wendung nahm, oder ‚ex mit scharfer Beobachtungsgabe erkannte, daß das verhandelte, Thema an Anziehungskraft zu verlieren beginne, ließ ex es fallen, und fand leicht und gewandt den Webergang zu einem andern, oder aber auch zu zurüdhaltendem Schmeigen. Kurz man mußte anerkennen, ‚der Hofmeister sei ein gewandter, sehr unterrigteter, hocst anz jtändiger und zugleich feine, Stellung ,vollständig erkennender und sie nie überschreitender Mann. Campofi mied den Erzieher offenbar, legte sogar öfter eine gewisse Nichtachtung und ein lauserndes Mißtrauen gegen ihn an den Tag, was Devay nur doch ein Fernhalten von seinem Gegner erwiderte, den er bald als solchen erkannte und um so schärfer beobachtete. Gegen Adrienne, zeigte sich Devay im höchsten Grade zurückhaltend und ehrfurgtsvoll. Er redete sie nie an, und sprach nur zu ihr, wenn Dies im Laufe einer gemeinsamen Unterhaltung nöthig wurde, und auch dann niemals mehr, als erforderlich. — Der Winter verging in sehr geselligereife, man war vielfach eingeladen, hatte selbst während des Karnevals eine Woche in Pet zugebracht, darauf mehrere größere Gesellschaften in Laubendruntz in Szene gefett, wobei der Graf, jept, nicht mehr in feinen Geldmitteln genixt, wieder, eine, verschwenderische Pracht entfaltete. Devay war natürlich von al diesen Dingen fern geblieben; eine längere Zeit hatte man sich gar nicht um ihn über fümmert, ja ihn fast vergessen., Solches schien den Hofmeister angenehm und erwünscht und ‚er, 308 ich mit den, Knaben vollständig zurückk, studierte und arbeitete, viel, oft tief in die Naht hinein, so daß oft der Schein der ja noch, doch die ‚bestabgelasfenen Vorhänge seiner Fenster sichtbar, blie, wenn die strahlenden Lichter in den Gesellschaftssälen bereit erlorchen waren. Seinen Arbeitstil bedeuten eine Menge Bücher, meist philosophischen und naturwissenschaftlichen Inhalts,worunter, besonders Bohair, und Nouffeau vertreten waren. ALs der Karneval vorüber und die Sajtenzeit Eingetreten war, hörten die geselligen Zerstreuungen auf. Nun mußte Devay Abends zum eilen vorlesen. Bei dieser Gelegenheit erinnerte der sich schredl ich langweilgıbe Szolomy einmal, daß der Hofmeister ja, auch musikalisch ie und eine schöne Stimme haben solle. Er selpst war zwar durchaus fein ne der Musik, 28 durfte nie in seiner Gegenwart ‚gespielt oder gesungen werden, heute forderte,er zum Erstaunen ‚seiner Frau jedoch den Hofmeister dazu ‚auf., Er, wußte die Zeit eben nicht besser todt zu schlagen. CBortiepung folgt.) H Din Kr 1 ee er Kl