Oedenburger Zeitung, 1883. November (Jahrgang 16, nr. 250-274)
1883-11-01 / nr. 250
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Die Regierung wird diese Interpellation in drei Tagen beantworten. „Dedegg denbuger Bin BurTe Fe ee ne en Die internationale Elektrische Ausstellung in Wien. (Von unserm ständigen Wiener Korrespondenten.) XXVI Wien, 31. Oktober. Die Ausstellung steht fürwahr unter einem günstigen Sterne, wenigstens beiriffs der Witterung, die es auch seit nech Tausenden ermöglicht, die Reise nach der Pirater-Rotunde anzutreten. Am besten Sonntag Abende war es aber, des uns geheuren Zudranges wegen, schon sehr ungemüthlic da drinnen, und wer ohne Kontusionen und ohne Zurücklasfung eines Theiles feiner Kleider (besonders im Maschinenraume) ‚davon gekommen, der konnte wol von Glüc jagen. 8 dürften an diesem Abende, nach unserer Berechnung, für melche wir die Besuchsziffern früherer gedrüct voller Räume als Anhaltspunkt benügen, zwischen siebzehnbis achtzehntausend Personen fi in der Prater- Rotunde befunden haben. Bom Gehen, Ausweiden und etwas dem Rechnlichen war unter solchen Umständen natürlich Feine Nede, Da wurde nur gedrüht, geschoben, gequetscht, gestoßen. Und wer es glücklich zu Wege gebracht, sich aus dem Menschenwirrsal Bis zu irgend einem Ausgange zu retten, den übersam wol nicht mehr die Luft, si wo anders Hin, als nur und Freie zu begeben. Wahrseinlich wird es in ähnlicher Weise auch noch an den legten Expositionsabenden in der Rotunde zugehen ; am ungeheuerlichsten aber jedenfalls am allerlegten, wo die elektrischen Hallen, bevor sie für immer geschlossen werden, sich zum Besten der „Ansstelungs-Arbeiter“ öffnen sollen. ° Dieser unwiderruflich legte Expositions-Tag, respeltive =Abend, ist der vierte November, also der nächte Sonntag, und wird die ganze Einnahme, ohne jeden Abzug, unter die zweihundert und etlichen Arbeiter vertheilt werden. Von der Schliefung der Rotunde am Allerheiligen und Allerseelentage ist e8 mittlerweile ganz stille geworden, mithin muß doch die Einsicht Play gegriffen haben, daß, nachdem die Exposition statt am 1. August erst Mitte des genannten Monate eröffnet wurde, c8 nicht gut angeht, aus diesen oder jenen Gründen — (seien e8 nun Fir lche religiöse oder andere) — den ihre freie Zeit in der Notunde verbringen wollenden Menschen findern Solches unmöglich zu machen. Uebrigens möge hiezu bemerkt werden, daß es nicht recht zu ergründen möglich gewesen, warum die Notunde am 1. und 2. November hätte geschloffen bleiben sollen. Von gewisser Seite wurde behauptet, daß den Anstoß zu diesem Plane die Verkehrsgesellschaften, wie Trammway- und Omnibus-Gewaltige, gegeben haben sollen, und ist es demnach auch möglich, daß ein großer Theil der Exposition der Besucer gezwungen sein wird, an den genannten Tagen und Abenden per pedes in den Prater hinab» und wieder zurück zur Heimat zu wallen. Durch solche Eventualität dürften sich aber nur Wenige von dem Besuche der Ausstellung ab halten lassen. Vor Allem wollen wir nun in Kürze mittheilen, was während der legten Tage in der Exposition vorgekommen. Der Kaiser, nur von einem Flügeladjutanten begleitet, besuchte die Ausstellung abermals, ohne jedoch diesmal die Maschinenhalle zu besichtigen. Ferner erschienen etwa vierzig Mitglieder der Wiener Akademie der Wissenschaften in der Rotunde, und gleichzeitig an der Kronsprinz Erzherzog Rutelf. Endlich kamen auch noch diverse Angehörige der bekamtlich gegenwärtig in Wien tagenden Delegationen, um ihre „elektrischen Kenntnisse“ in corpore zu bereichern, vielleicht auch wegen Steuerbewilligungszwide. Denn das ist ja doch der genannten Herren vornämliche Aufgabe. Außerdem ist jegt die Aera der „elektrischen Zweckiffen“ angebrochen, und vergeht sein Tag, wo nit dieses oder jenes „berühmte“ Miitglied des Vereines zur Hebung des Fremdenverlehres“ von den diversen Zefteffen-Veranstaltern zu dem Zweckk in Anspruch genommen wird, um ver viel Geld einzuheimsen. Seichtverständlich sind das nur lauter „auf den Höhen der Menschheit Stehende,“ die zu „nobligen“ Zweden feitoffen gehen.“ Die gewöhnligen Expositionsbelager dagegen sind froh, wenn sie „bei Wigmann“ ein behagliches Plätchen ergattern künnen. I Maschinensaale, wo flegt das schaulustige Bubliktum am meisten staut, gab an einem der legten Abende die Elphinstone Dynamo-Maschine einen neuen Beweis ihrer Kraft. Es wurden nämlich troßdem die von ihr gespeisten vierhundert Glühlampen in herrlicher Schöne strahlten, auch noch zwei Stottermann’sche Bogenlampen eingeschaltet, und da zeigte er sich, daß die „Elphinstone“ wo immer zu viel Strom besaß, denn all die vorgenommenen anderen Einschaltungen konnten es nicht verhindern, daß zwei Epirale der Legieren abschmolzen. Das ist wal der deutlichste Beweis dafür, was diese Maschine zu leisten im Stande. Die Irma Egger und Szemenegfy hat ihre in Wien erzeugten Bastion-Lampen vor einigen Tagen an zum ersten Male dem Bublikum vorgeführt und mit diesem Speriment einen durchschlagenden Erfolg errungen. Aehnlich erging es dem Wallachen Mikrophon in der von Protasievicz etablirten Zeliphonkammer, wo die Besucher zum ersten Male eine neue Musikübertragung vernahmen, nämlich die Produktion einer im „Lagerhause der Stadt Wien“ (im Prater) untergebragten Rolfsfängergesellfaft. Auch eines Todesfalls muß erwähnt werden, weil er nämlich mit der „elektrischen Exposition“ in gewissem Zusammenhange steht. Die betreffende Ausstellung hatte nämlich dem Todestage ihres Chefs, des Bariser Uhrmachers und Physikers Breguet, um den dahingeschiedenen Trauer angelegt. Shließlich sei noch des jüngster Zeit zu einer gewissen Berühmtheit gelangten AJngenieurs Kittel gedacht, der si um die Vervollkommnung der Telephone bedeutende Verdienste erworben und die der strebsame Mann zu verfolgen gewiß nicht unterlassen dürfte. — Da er vielleicht nur Wenigen bekannt, wer der eigentliche Erfinder des Telephons ist, so sei den Lesern der Name desselben hiemit bekannt gegeben. 8 war, wie der berühmte Engländer Thompson in einem seiner jüngst veröffentlichten Werke nachgewiesen, der Lehrer Philipp Reis in Friedrichsdorf nährt Transfurt am Main. Und nun, nachdem wir getreulich von den Vorkommnissen der leßten Züge berichtet, wollen wir nochmals darauf aufmerksam machen, dag am 4. November die Wiener elektrische Exposition unwiderruflich geschlossen wird. Wer also von unseren Landsleuten dieselbe noch nicht gesehen, beweile sich, Solches zu thun. Denn trog all der ihr anhaftenden Mängel, ist sie es wahrlich werth, einer eingehenden Besichtigung und Prüfung unterzogen zu werden. * Zur Lutherfeier, welche die hiesige edang- Gemeinde in sehr solenner und denkwürdiger Weise am 11. November I. 3. begehen wird, wurde vom Presbyterium folgendes Programm festgefegt : I. a. Am 10. November, Nachmittags 2 Uhr, ist Kindergottesdienst, an welchem die ganze Schuljugend theilnimmt, welche von den Staffenlehrern in schönem Zuge in die Kirche, und nach Beendigung des Gottesdienstes, wieder in die Staffenlefole zurückgeführt wird, woselbst die Lehrer über die Bedeutung des Festes eine kurze Nede halten und als Festgabe, buch“ vertheilen, und zwar an ‚die Armen unentgeltlich — b. Das Hauptfest findet am 11. November statt. Tags vorher wird das et mit der großen Ölode eingeläutet. — c. Am 11. November versammeln fi die Mitglieder des Konventes und Presbyteriums im großen Saale des Lyzeums, von wo sie um 9 Uhr korporativ in die Kirche ziehen. Diesem Zuge fliegt fi die gesammte Gymmasialjugend an. — d. Feier in der Kirche. 1) Lied: „Erhaltung Herr bei Deisnem Wort“. 2) Altarsgottesdienst, während desselben singt der Chor: „Ein’ feste Burg ist unser Gott.“ 3) Hauptlied ist das vom Heren Pfarrer Kolbenheyer gedichtete Subellied. 4) Festpredigt, dazwischen Chorgesang. 5) Schlußgesang. 6) Offertorium, dessen Ergebniß theil ® für den Gustav-Adolf-Verein, theil3 zur Anschaffung von, in den Schulklassen anzubringenden hübischen Lutherbildern verwendet wird. 7) Nach beendetem Gottesdienst Beichte und Austheilung des heiligen Abendmahles. 8) Nachmittag 2 Uhr Predigt, mit Bildern aus Luthers Leben. — II. Die Kirche wird, so weit er die vorgerühte Jahreszeit gestattet, defürmrt. — 11. Das vom Heren Pfarrer Kolbenheyer gedichtete Festlied wird an den Kirchenthüren ausgetheilt. * Militärisches. Unter den n militärischen Beörderungen vom 1. November, soweit dieselben hiesige Belannte betreffen, haben wir anzuführen vergessen, den Heren Regimentsarzt 2. Kaffe Dr. Edvin Hollerung de 7 6. Infanterie-Regimentes zum Regimentsarzte 1. Klasfe und mit der Zutheilung zur Infanterie Stadetenschule in Liebenau , dann die Ernennung des Hußaren-Kadeten (Offiziersstellvertreters) Franz Preihern von Grimmenstein zum Lieutenant im 5. Hußarenregimente. * Was giebt’s heuer für einen Winter? ist die allgemeine Frage. Nun, nach Allem, was man über das Wetter und feine Launen weiß, fürchtet man einen frühen, anhaltend strengen Winter. Die zuverlässigsten Bauern begeht Taffen daran auch seinen Zweifel, denn schon im Juli heißt es: „Sind um Jakobi die Tage warn, giebt’s früh im Winter Kälte und Harm*. Harm wohl deshalb, weil die meisten Leute auf Borräthe nicht frühzeitig genug bedacht gewesen sind. Deßhalb sorge jede Hausfrau für den Wintersbedarf an Kartoffeln und anderen unentbehrlichen Bedürfnissen. Eine weitere Bauernregel sagt: „Fallen die Eicheln vor Michaeli ab, kommt der Winter im schnellen Trab”, und „Hat der Herbst viel Obst gebracht, friert3 recht bald, daß er Fracht." In Bezug auf Teste Negel wird in Chroniken und Kalendern zuweilen von einem obstreichen Jahre berichtet, dem der Winter so früh und strenge folgte, daß die Kartoffeln theilweise noch im Boden, theilweise aber auf dem Transporte erfroren, so daß die Preise in die Höhe gingen. Weiter sagt eine an heuer zutreffende Försterregel: „Wenn der Eichbaum lang sein Laub behält, so folgt im Winter strenge Kälte und der Jäger: „Wenn rauh und dich des Hafen Fell, dann sorg’ für Holz und Kohlen schnell.“ * Durchs Fenster eingefliegen. Am 29. d. M. zwischen 6 und 7 Uhr Abends wurde dem Michaelisgasse 16 wohnhaften Josef Grafel, aus dem Ratten ein Spartaffabadh, in welchem sich 23 fl. Baargeld befanden, entwendet. Als Grafel den Diebstahl bemerkte, sah er sich im Zimmer um, und gewährte alsbald am weißgetünchten Fenster den deutlich sichtbaren fForhigen Abbruch eines Knabenfußes, welche Spur am Fußboden bis zum Kasten führte. Bei näherer Durchforschung fand sich zwar das Sparkasfadult im Kasten vor, aber das Geld fehlte. Der Verdacht fiel gleich auf dem im Hause dienenden 16jährigen Kucht Zosef Wurm, dessen Fuß denselben Abbruch lieferte, wie der am Fenster ersichtliche. Der Junge wurde auch eingezogen, doch leugnete er entschieden die Thäterschaft. Wurm hatte bei seinem Herrn Jon mehrere kleinere Diebstähle begangen und wurde v demselben vor einigen Tagen der Dienst gekündigt. = Zum Baufexzesse in Yrennberg. Ueber diesen am 29. Oktober vorgefallenen, von uns bereits Furz erwähnten Naufexrzeh, wird und des Näheren geschrieben: Die beiden Bergarbeiter, %. Nieder aus Dolliig, 17 Sabre alt, und Wolicz Kofer aus Krumbad, ebenfalls 17 Jahre alt, solten eine leere und eine volle Kohlen-tonne auf dem Eisenbahngeleise weiter befördern, da kam der Bergbauer Peter Hummel und warf beide Tonnen in den neben dem Geleise sich hinziehenden Graben. Peter Hummel, durch die Beiden zur Nede gestellt, faßte einen Gummischlauch, den er in Händen hatte, länger und schlug mit demselben auf die Köpfe der Genannten 08, 19, raus sich dann die Maurerei, bei welcher Hummel das Gleichgewicht verlor, in den Graben stürzte und sich dabei die Nirpen brach, entwickelte. Nieder und Wolicz sind dem Gerichte eingeliefert worden. n * Unvorsichtige Sranenzimmer. Die Sat» tin des bei der N Haaber Bayı bediensteten Arbeits von der III. Klasse angefangen, ein ilustrirtes „Luther- ters Krexra hatte am 30. d. M. den Lohn für a Sokal-Bettung. SoRafnofizen * Mittheilungen aus dem Publikum, Ddessen Wiünsche und Beschwerden, welche von allem einem Interesse sind, nicht aber persönliche Angelegenheiten behandeln, sind uns jeder Zeit erwünscht und finden unentgeltliche Aufnahme in unserem DBlatte. Derlei Mittheilunen erbitten wir uns womöglich christlich furz fizzirt und mit der vollen Namensunterschrift, sowie Angabe der Wohnung versehen, einzusenden und betonen wir hiebei wiederholt ausdrüclich, Daß anonyme Briefe seine Berücksichtigung finden, dasselbe gilt von veralteten Angelegenheiten. Die Namen der Einsender bleiben natürlich strengstes Redaktionsgeheimmis und übernimmt für die im redaktionellen Theile je nieben derlei Einsendungen die Redaktion vollständige Verantwortung. personliche Mithelligkeiten Hingegen sönnen nach wie vor nur im „Offenen Sprechsaal“ auf Kosten und Gefahr der streitigen Theile zur Auseinanderlegung gelangen. Die Ned. Er NE NE WE EEE TA 2 EEE en , € re a ke a ae "S 2 3 ES. Ba ea ie