Oedenburger Zeitung, 1883. Dezember (Jahrgang 16, nr. 275-297)

1883-12-01 / nr. 275

.,­·,,.—«»..,.«ss ofe Lü g enth­al seine Stell- | .ükch-di«jst:e«;»xgzvä. vertretung des großen Mohamed auf Erden gründlich zu dokumentiren. Nebenbei wollte er aber auch wohl beweisen, daß er den europäis­­chen Diplomaten in jeder Hinsicht ge­wachsen sei. Und fürwahr, d­ieser Beweis ist dem türkischen Badishah glänzend gelungen .... EORZTETR TERN ER a EEE er Be ee­Rn: 4 EWEETFTERETFERERE REEL er zur internationalen Klage. Oedenburg, 30. November. (Tr.) Eben jeßt erst wieder beschäftigen zwei Ereignisse, die nur eine friedliche Deutung zulas­­sen; die Reife des russischen Ministers des Aeußern, Herrn von Gierd, und jene de deutschen, Kron­­prinzen, die politische Welt ; aber das Unbehagen will trug alledem nicht weihen. Woher, diese, merk­­würdige Erscheinung? Wir wissen wohl, daß ein absolutes Vertrauen, volle Beruhigung, eigentlich niemals einzutreten pflegt, außer — unmittelbar nach einem großen Kriege. Nach einer längeren Friedensdauer erstehen in der Welt regelmäßig hie und da Besorgnisse, allein dieser Umstand erklärt und rechtfertigt noch nicht genügend die augenbilck­­lichen Verhältnisse, denn jegt ertönen nit nur hier und dort, nicht allein stellenweise Untenrufe und Schredensschüsfe, nicht einzelne Kreise zeigen Der­­stimmung, sondern das Mitbehagen ist ein ziemlich allgemeines. Niemand vermag es hinreichend zu be­­gründen, aber es ist da. Niemand behauptet, seine Berechtigung sei eine un­widerlegl­e, aber al­ch Niemand, es sei zu leugnen. Ein Alp liegt den Mengen auf der Brust, sie können ihn nit laf­­fen und nicht verscheuchen. Und doch wissen wir, daß es mur ein Alp ist, wir sagen uns immerfort, daß nur Ein Gespenst uns äfft. Doch nein, nicht ein Gespenst ist e8, e8 sind deren mehrere und während wir das eine verjagen, erscheint das an­­dere, um uns zu neden und zu ängstigen und des­­halb kommen wir aus den phantastiigen Kriegen nit heraus. "Wir wollen e8 versuchen, wenigstens "das eine oder das andere der Gespenster näher ins Auge zu rassen, vielleicht verringert sich dann der Spur. , Fangen wir mit einer Schredgestalt an, die sich am meisten vor unseren Augen tummelt. Sie wird von der ruffischen laterna magica, d.h. von jener der ruffischen Presse oder doch eines großen Theiles der Teteren ohne Unterlaß auf die Bild­fläche gezaubert, und die Schuld daran, daß die Gemüther sich nicht vollends beruhigen können, trifft daher in erster Reihe die ruffische Pfesse. Dieselbe Hört nicht auf, den Krieg an die Wand zu malen, sie behauptet immerfort, daß böse Oe­­sterreich-Ungarn wühle gegen Rußland, sie gleicht jenen Menschen, die etwas vorbringen, e8 wieder­­holen und die Wiederholung als ein Argument dinstellen, das e8 in Wahrheit nicht ist. Indem sie gegen Andere grundlos bett, erweckt sie das Miß­­trauen dieses sich schuldlos fühlenden Anderen, er­­f­üttert sie den Glauben an die eigene Negierung, an das eigene Neid. Sie thut dies, ohne vieleicht selbst die Tragweite des eigenen Thun und Laffens zu erkennen, aber sie thut es; sie weiß nicht, daß sie ihren Staat, das Vertrauen in denselben, fei­­nen Kredit, feine Beziehungen, feine Politik unter­­gräbt, aber sie untergräbt die Alles und sie ar­­beitet den Gegnern ihres Landes in die Hand und sie erschwert den Freunden ihres Landes die Be­­wahrung der Freundschaft, das Festhalten und das Vertrauen an und zu Aufßland. Die jüngste Ver­­gangenheit erst hat uns in dieser Hinsicht ein dra­­stisches und ungemein charakteristisches Pröbchen ge­­liefert. Dean hatte in Oesterreich-Ungarn und über­­haupt im nichruffischen Europa allgemäch sich da­­ran gewöhnt, eine Unterscheidung zwischen der ruf­­fischen Regierung und der ruffischen öffentlichen Meinung, die wir hier im Auge haben, zu machen. Der Ersteren vertraute man unbedingt, und von der leßteren hoffte man, daß sie nach und nach si beruhigen werde, speziel auch mit Bezug auf die bulgarischen­ Vorgänge, also, mit­ Bezug, auf eine Angelegenheit, welche eine Weile Fritisch sich anlieg Die Besorgnisse schwanden allmählig, weil­ Rus­­land Mäßigung und Entgegenkommen zeigte, der bulgarische Minister Balabanow in St. Petersburg gute Aufnahme fand und von der Misizion des Obersten Kauldars nach Sofia­ eine friedliche Ver­­ständigung auch in der Heeresfrage erwartet wurde. Schon hatte er den Anschein, als würde sich der ganze bulgarische Rummel in Wohlgefallen töten — da taucht plöglich der Vorschlag auf, aus Bul­­garien eine Republik zu machen, d. h. den Fürsten Alexander zu verjagen, Ostrumelien mit Bulgarien unter dem Fürsten Vogorided zu vereinigen und so den Berliner Vertrag einfach zu zerreißen Dieser wundersame Plan hat allenthalben peinlich berührt, und dies umso mehr, als er von einer in Ausland so einflußreichen­ Bersönlichkeit herrührt, wie es der Chef der „Moskovnskija Be­domosti“, Herr Katkov, ist; dieser Plan wider­­spricht Allem, was das offizielle Rußland bisher gesagt, aber er hätte nicht ausgesprochen werden können, mindestens ohne Confivenz des offiziellen Aufland. Und wenn der Plan nachträglich vor Europa auch in der formellsten Weise desavouirt werden sollte, wird er doch auf die Bulgaren einen tiefen Eindruck machen, die Stellung des Fürsten Alexander erschüttern oder wenigsteng erschweren und so mit der Zeit fi) felder realisiren, sich durch fi) selbst vorbereiten und entsprechend, d. h. um­­stürzend fortwirken. Stück­herweise gibt es noch Staatsmänner, die sich dem Einflusse solcher Gespenster, die mur­chreden, aber sein wirkliches Unheil stiften, zu entziehen vermögen, und wenn ein Meister auftritt, der mit kräftigem Kommando den Besen in die Ehe weist, kann noch Alles gutgemacht werden. Wir hoffen, daßs sich Herr dr. Gier­au diesmal, wie anläßlich seiner vorjährigen Besuche in Wien und Berlin, als jener Meister ermessen wird, vor dessen Wort man der Spur in Nichts zerrinnt. Der russische Minister des Reußern ist der Mann dazu, denn in seine Loyalität, in seine Aufrichtigkeit sett Niemand einen Zweifel. Er wird an­cls Staats­­mann und als Patriot, sowie als Freund des Frie­­dens so Heh geachtet, daß man von ihm das Beste erwarten darf.‘ Seine Unterredung mit dem Gra­­fen Hasfeld, sein Empfang beim Kaiser Wilhelm, sein Besue in Friedrichsruhe beim deutschen Reiche­­kanzler, ferner sein in Aussicht tehender Besuch) in Wien werden hoffentlich wieder gut machen, was Einseitigkeit, Uebereifer und Mitverstand Anderer verdorben haben. Dem Tage. Die bevorstehende Wienererhöhung, wohl glauben, daß eine weitere Erhöhung Dedenburg, 30. November. Heute Freitag werden die Auserwähl­­ten(!)der Nation, die Reichstagsdeputirten in­­ Buddapest, darüber einig werden, ob dem Volke von der ohnedein überall zu kurzen Dede seiner bürgerlichen Wohlfahrt nicht wo an irgend­einer Stelle Etwas weggeschnitten werden konnte, um es in den beständig offenen Rachen des Staatsfisfus zu werfen. Und richtig: nach lan­­gem reiflichen Nachdenken kommen die Finanzz­ün­ft­­ler (!) Ungarns auf einen neuen Steuertitel, unter welchem man die besagte dünne Dede mitten im Winter in der That no­ sehr merklich zufragen könnte. Die mit elektrischer Raschheit ausgemittelte Steuer wird dem hohen Abgeordnetenhause in euphemistischer Weise unter folgender Firma unterbreitet: „Ueber die Modifikation (aha!) der Grundsteuer, Haussteuer und des allgemeinen Einkommen­­steuerzuschlages Nur zugeschlagen, das arme Volf hat ja einen breiten Rüden !) Im Jahre 1874, da die Wera der Steuer­erhöhungen noch nicht begonnen hatte, betrugen die direkten Steuern Ungarns 68 Millionen. Für das Jahr 1884 sind an direkten Abgaben 9% Mil­lionen präliminirt. Das macht eine Mehreinnahme von 24 Millionen Gulden blos aus den direkten Steuern. Daraus ergibt sich eine Erhöhung der Last der Steuerzahler um fast 40 Perzent in zehn Jahren. Da sollte man dieser Last unbedingt ausgetgloffen sei. Doc will Graf Szapary den Steuerzahlern noch­ eine weitere Last von drei Millionen Gulden aufbürden. Die Steuerzahler Ungarns würden demnach im Jahre 1884 an direkten Abgaben 99 Millionen be­zahlen müssen. Im den Jahren des „volkswirthschaft­­lichen­ Aufschwunges“ betrug ihre Steuerleistung in runder Summe 60 Millionen, vier Jahre später, nalb der großen Sinie, erhob si die Summe der direkten Steuern auf 68 Millionen. Der energische Finanzminister Szell brachte sie Hin auf 87 Mil­­lionen Gulden hinauf. Das war im Jahre 1877. Damals betrug das Defizit 26 Millionen Gulden. In diesem Defizit war aber auch die auf Schulden­­tilgung verwendete Summe inbegriffen. Graf Sya­­pary hat seit seinem Amtsantritte alle indirek­ten Steuern erhöht, mehrere neu einge­führt, die Finanzzölle wurden in unerhörtem Maße hinaufgeschraubt, die diveften Steuern will­ er im­ Jahre 1884 auf­ 95 Millionen hinauf­­bringen. Dabei beträgt sein Defizit 20 Millionen, auf Schuldentilgung braucht er außerdem 10 Millio­­nen, aus dem Verkaufe von Staatsgütern realisirt er 10­ Millionen. Alles das entspricht einem Defizit von 40­ Millionen. Einen solchen Fortschritt haben wir seit 1877 gemacht. Und da­s nennt man die Regelung des Staatshaushaltes! Jeder vernünftige, nicht aufs Hirn gefallene Rechner Ungarns sieht mit Schreden den Reitpunkt herannahen, wo da nicht mehr weiter gehen kann, ohne daß die Existenzbedingungen der ganzen Nation in ihrer Grundlage angegriffen und auf das Ernstlihite den Ruine zugeführt werden. Von einer Kapitalsbildung, von der Möglichkeit, ein Vermögen auf ehrliche und gerade Weise zu erwerben, das heißt, seine eigene und die Zukunft seiner Familie für die Tage der­ Erwerbsunfähigkeit und des Alters zu schüßen, ist bei uns, seltene, besonders tom: Zu­­falle begünstigte Personen ausgenommen, längst seine Rede mehr. Man hat sich bei uns schon längst daran gewöhnt, von der Hand in den Mund zu leben und daß auch diese wenig beneidenswerte Lebensweise immer schwerer und­ färglicher gemacht wird, dafür sorgen unsere Finanzkünstler, die der Bürger nur mit Schreden nennt und die die wahre ®ei­­ßele Ungarns sind. Allein nicht nur den dur Steuern fast erdrüh­­ten Bürger wurde die Dede zu seiner Erhaltung längst von so kurz, daß er si gar nicht mehr nach derselben streben kann, er beiße si denn in sein eige­­nes Knie; auch die Rede zur Bededung des Staatsbudgets ist im Laufe der Jahre immer kürzer und nun vollends zu kurz geworden, denn das riesige Defizit wählt schon von selber immer­ mehr, ohne die Gewissenlosigkeit oder den Unverstand unserer Staatsmänner, die, als grausame PBrofruftes das bewußte Defizit immer weiter auszerren, um es sie zulegt doch zu recht zu legen. Die ganze Proze­­dur ist falssh, gerade umgekehrt sollten die Finanz­­fünftler vorgehen, das heißt, dem Defizite gewaltsam Kopf und Fuß vom Numpfe trennen, denn selbst die elastishefte Dede Fan ja nicht bi in die Unendlich­­keit ausgedehnt werden und wenn selbst die größte Kraftanstrengung dazu in Anwendung gebracht werden möchte. Es muß unvermeidlich der Moment eintreten, da dieselbe reißt und dann absolut nicht mehr fähig ist, die Delegen­ unserer so genialen (!) Finanz­­wirthschaft zu deden. Wenn sich ein Privatman­n durchaus nicht nach der Dede streben wollte und immer mehr ausgäbe, als er befist und einnimmt, was käme das: Das Konkursgericht und der Banferott.E.M. O Ihre Majestät die Königin und Aller höchst deren Tochter, Erzherzogin Marie Balerie kommen heute Sa­m­stag, um 10 Uhr Vormittags, mittels Separat-Hofzuges der Staatsbahn nach Södölld zurück. Kronprinz Rudolf und Kronprinzessin Stefanie, welche seit ihrer Rück­­kehr aus Prag in der Wiener Hofburg weilten, haben sich wieder nach Larenburg zurückbegeben. O­berleitungen. Mit a. hd. Entigh­egung vom 27. d. wurde dem Bürgermeister von $iume, Johann Ciotta, in Anerkennung seiner in dies­­er Eigenschaft erworbenen hervorragenden Ver­­dienste zu dem schon in seinem Befige befindlichen Komthur-Kreuz des Franz -­ofef- Ordens der „Stern“ verliehen. — Dem Hon­­vedmajor und Leiter der I. Abtheilung des unga­­rischen Landesvertheidigungs-Ministeriums, Franz 31010808, wurde in Anerkennung­ seiner hervor­­tragenden Dienste tarfrei der Orden der Ei­­sernen Krone II. Klasse verliehen. O Ernennungen. Mit a. 5. Entschliegung vom 27. d. wurde der mit Titel und Charakter­ eines Ministerialrathes bekleidete Sektionsrath des Kommunikations-Ministeriums, Ludwig Bodoly, zum wirklichen Ministerialrath und der Bau-San­­­ speftor Andreas Mofry zum Seftionsrath ev» nannt, ».­­- er gedecht war, mit weißem Tischtuch mit goldgelben Brödchen, mit funfelnden Krystallgläsern. Als ein fetter Kapaun und seine herrlichen Düfte zusandte, als er, getheilt zwischen uns Bei­­den, unter unseren Messern lag in bräunlichem Bratensaft, als nach den ersten mit fieberhafter Haft geworfenen Riffen wir einige Schlud guten Burgunders hinabgegoffen Hatten, da schauten wir und schweigend an und unsere Augen fagten und über den Tisch weg; Geh­? Das Leben ist doch ön ! " — Himmel! wenn ich Sie nit angetroffen hätte, seufzte Karl, das Herz voll Dankbarkeit. Und ich meinerseits dachte in aller Stille: — Himmel! wenn ich ihn nicht angetroffen hätte! — Riffen Sie, nahm mein Gegenüber nach einem Schlud das Gespräch wieder auf, daß «… eigentlich eines unerhörten Zufalls bedurft hat, Sie gerade in diesen Theil des­ Gehölzes zu führen, wo Sie mich angetroffen haben ? Ich schwieg. — Uebrigens, sagte es nach einer Weile, was Teufel hat Sie, denn in so früher Morgenstunde dorthin geführt ? Ich konnte mich nit enthalten zu erreihen. — Sie werden es mir nicht glauben wollen, stammelte ih. Xh, ih . .» . kurz ih ging juft hin, um mich aufzuhängen, gerade wie Sie, — Ah bah! rief mein Freund und platte mn­ein Gelächter aus. Das ist ein guter Weg ! Und wir ließen unsere Gläser aneinander: Klingen. — ern Be ae? ee nn 0 zij . ' EEE NEE

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