Oedenburger Zeitung, 1884. Januar (Jahrgang 17, nr. 1-26)

1884-01-01 / nr. 1

III-WITH-»s-;sksswsssscszsdxssvsges-Mk·THIS-«. 45 d. E k-! LI- « ä­­MAY-Isi­­ae —— Terug ET EEE EEE ZERTEWEEBFEELERLEEREVORET ERBE TS REN .—-—Betrausckjt! cEin Nückblick auf das sahrisssJ Oedenbi­rg,31.Dezember. (E.G.)»Endlich vorbei!«können wolche sämmtlichen Bewohner bei der Reichshälften jetzt,wod­a6 IssZer Jahr das Zeitliche gesegnet, tiefaufathmend ausrufem Denn«Unglück,­Hader, Gent­ und ähnliche schöne Dinge hat es in dem Leben verflossener Zeltabschnitte genug gegeben,wäh­­rend von wirklich großen Geschehnissen welche dre Grundstein zum materiellen Wohl einer dividuen,wieder Völker hätten legen können, in dem Laufe des IssZer Jahres wenig genug zu erblicken gewesen. "Dreierlei Bewegungen machte sich in der Epoche,di’e wir nun zu Grabe getragen,vor­­-nämlich bemerkbar:Die nationale,die sozia­­­listische und die antisemitische.Die­­­ ersten beiden sind bekanntlich von Frankreich aus inunteresonen importirt­ worden;die letztere,in Deutschla­nd entstanden,in Rußland z zu einer Art Pestkrankheit ausgeartet,griff auch «nach Ungarn hinüber und forderte hier,wie noch in Aller Erinnerung steht, ihre Opfer. Was die nationale Bewegung in den­­ drübigen Erblanden für herrliche Dinge und Zu­­stände geschaffen, ist bekannt genug ; mithin bedarf es wohl erst seiner ausführligeren Schilderung all jener Kämpfe, in denen drüben, jenseits der Leitha, Mann an Mann gereiht, gegen den er grimmten Feind und Widersacher gerungen wurde. Außerdem haben wir Ungarn auch an unseren eigenen „geliebten flavischen Brüdern” in Kroatien ein herrliches Spiegelbild jener Zustände, wie sie seit der Inauguirung der transleithanischen „Ver­­söhnungs-Arra”­fi beispiel­­weise in dem gloriosen Neudzechien, nämlich in der österreichischen Provinz Böhmen, breitmachen. Die sozialistische Be­­wegung ist dagegen in den beiden Reichshälften, wenigstens bis jer, nicht zu jener Entgegen er­­regenden Ausdehnung gediehen, daß von derselben für Staat und Gesellschaft irgend ein ernstes Un­­heil zu befürchten stünde. Kamen an einzelne Ausschreitungen, kamen auch bedenkliche Thaten — (wie beispielsweise trüben in Oesterreich die „Merstallinger- Affaire” und die Ermordung ‚eines nur seine Pflicht erfüllt habenden Polizei- Beamten) — vor, so waren es doch immer nur Aus­­nahmefälle, die auf Konto einzelner In­dividuen, nicht aber auf jene ® von ganzen Grup­­­pen und­ Klasfen der Staatsangehörigen oder gar der Maffen, zu fegen waren. Dagegen ist es un­­leugbar, daß die Noth, die Berahmung und das Elend immer weitere Kreise erfaßten, und daß gegen diese dreifingerhüme die sporadisch angewendeten Palliativmittel vergebens anzukämpfen fuchten. In politischer Hinsicht hat sich, strenge genommen, während des 1883er Jahres gar nichts Großes begeben ; der Ehronist hat Johin Fein welt erschütterndes Ereigniß zu verzeichnen, wenig»­stens fein solches, daß darob Klio einen rothen oder schwarzen.. Stich in die Blätter der Geschichte, auf welche die Geschehnisse des eben ab­­gelaufenen Jahres eingetragen werden, zu machen ‚gezwungen wäre. Kam in dem einen oder andern Lande. Europa’3 ja etwas Besonderes vor, so trug Soldes einen rein internen Charakter und vermochte meistentheils nicht einmal die allernächsten Grenznachbarn nachhaltig zu erregen. Was aber ist nit zu leugnen, daß in dem verfloffenen Sabre der Samen zu neuen Gestaltungen gelegt wurde, die vielleicht in der Zukunft einen gewaltigen Einfluß auf die Gefihde der Völker, wie der In­­dividuen unseres Kontinentes ausüben dürften. Ob aber dieser Einfluß auch ein segensreicher sein wird, das ist freilich eine andere Frage, die heute zu beantworten sein Sterblicher im Stande ist. Werfen wir nun einen Bli auf die be­merkenswertheren Ereignisse in den ver­­schiedenen Staaten Europa’s, und beobachten wir dabei eine gewisse chronologische Reihenfolge, so er­gibt sich zunächst, daß wor von allen größeren Staaten des Festlandes Italien al der re­lativ glücklichste zu preifen ist. Der aus der favoriigen Dynastie hervorgegangene König Humbert ist mit der Majorität des von ihn regier­­ten Bolles Eines Sinne in dem­­ Bestreben, freiheitliche Bahnen zu wandeln und auf diesem Wege zu einer dauerhaften Wohlfahrt der Bewohner Italiens den Grundstein zu legen. Dabei befinden sich schon jet die italienischen Finanzen in einem beneidensmwerthen Zustande, und diese er­­möglichten auch, daß die die armen Klaffen be­drohende Mahlsteuer abgeschafft werden konnte. Jaliens Nachbar, das republikanische Frank­­reich, ist aus jenen Seiten, welche es im­­ ver­­froffenen Jahre, seit dem Tode des großen Patrios­ten Leon Gambetta, durchzumachen hatte, als Sieger hervorgegangen. Mit starker Hand senkt Ferry, „der Eiserne," das französische Staatsruder, und läßt sich ebensowenig durch das unwüste Geschrei der Anarchisten, wie duch die geheimen Um­­triebe der Klerikalen und die mehr öffentlichen der verschiedenen Kronprätendenten in seinen M­aß­­nahmen beirren. Daß die in den ersten Monaten des 1833er Jahres vom Prinzen Napoleon inszenirte Komödie spurlos vorübergegangen, ist allgemein bekannt, und nicht viel weniger bekannt dürfte sein, wie der Tod des Grafen Chambord, des Legten jener von den „französisgen Lilien”, die französi­­se Republik von einer gewissen Gefahr befreit hat. Der gegen Schluß des Vagres errungene Sieg der französishen Truppen im fernen Zanking dürfte übrigens mit dazu beitragen, um das verloren gegangene Prestige Frankreichs wenigstens­­ einiger­maßen zu repariven. England, das fieumgürtete, hat auch heute noch, trug an seiner Größe, Mut und Stärke, genug mit den rebellirenden „Söhnen Erin’ von der Grünen Yusel“ zu thun.­­ Die fortwährenden Dynamit­ und sonstigen Explosionen, die verheerenden Brände u. s.w. in England, deren Entstehung sämmt­­lich auf irländische Niedertrage zurückzuführen sind, haben in den britischen Gesellsgaftskreisen eine Art fieberhafte Aufregung erzeugt, die noch lange nachzittern wird, vielleigt so lange, bis sich England doch entschließt, den ren das zu ges ben, was ihnen gebührt, nämlich Freiheit und Selbstverwaltung, und vor Allem das nöthige Brod. In Egypten Hat England wol Fortschritte gemacht, aber wahrlich nicht in dem Sinne, daß es­ dort Liebe geerntet; denn der U­rtrıd des „Mahdi“ hat zur Genüge bewiesen, ich,­ es nur Eines Funkens bedarf, um die unter der­ mohamedanischen Bevölkerung in Egypten kaum unterdrückte Lohe des Hafses gegen die Europäe aufs Neue zur hellen Flamme anzufachen, er wenn es England nur in Bälde gelingt, dem „fals­cen Brofeten“ aufs Haupt zu schlagen, so dürfte des Britenreiches Prestige, in den Augen der Mo­­hamedaner Afrifas wie Asiens, eine arge Schädi­­gung erfahren. .. Bietet Italien gegenwärtig dec­ Anblick einesj» wahrhaft beneidenswerd­en Staates,und sind vo"x;kxs,,( nämlich dessen Bewohner aus dem Grunveglustsz sich zu­preifen weil die Regieru­ng des stransalph«·» nischen Königreichs unentwegt die Bahnen die7 Freiheit und Bokswohlfahrt waxtdilDH so präsentirt das von desn Fürst­en Bismarck««»« gierte Deutschland das teil eines von der­, ganzen Nimbus der Stärke und Macht umflossenen­­ Staates.—Die vor Wochen im Nieders­­walde errichtete­ Germania«sollte versinkthild«-7"E­­lichen,daß Deutschland einig geworden.Die,vom— Fürsten Bismarck aufgerichtete»Friedens-Allia­nz««s —(welche bekanntlich·Deutschland,Oesterreich,gug­­garn,Serbien,Rumänien,ferner·Italien,Spa­...» nien,und in gewisser Hinsicht auch die Türkei ums--«" schlingt)——hat aber Deutschland zu nuropa beherrschenden Weltmacht gestempelt,und dies jüngste Reise des deutschen Kronprinzen nach Rony bildet, symbolischer Weise gesprochen, den Schluß­stein zu jenem Gebäude, welches der unstreitig ges n­ale Kanzler Deutschlands errichtet,­­ ge­gen vollsten Gegenzug zu dem auf der h­öch­sten Stufe seiner Macht stehenden Deutschland bildet das dahinsiehende, einem hochbetagten Greife nur zu sehr ä­hmelndes Hußgland. Die Ezarem­krönung in Moskau hat nicht vermocht,­­diesem Reice Jugendfrische zu verleihen. Er franft nar wie vor an denselben Gebrechen, denen Ezar Al­­­ander, II. zum Opfer fiel. Der Despotien­mus und die Korruption gehen in Haußland mit­einander Hand in Hand. Der E­zar selbst lebt, gleich einem harmlosen Privatmanne, nur i­n seiner Familie und fühlt sich glücklich, wenn er sein Lieblingsschlag Gatihina nigt verlassen darf. Dazu kommt noch, daß die dieser Tage in Petersburg, wie in Moskau ausgebrogene Handelds frise furchtbare Verheerungen in der Handeld-, wie Geschäftswelt des russischen Neic­es anrichtet, und endlich Hat auch die jüngst in Berlin entrirte Anz­leihe von fünzig Millionen Rubeln, die im eigenen Lande nicht mehr aufzutreiben waren, den lege ten Nimbus der Glorie des „heiligen Rußland“ vernichtet. Meithin ist nicht zu viel behauptet, wenn gesagt wird: Das Ezarenreich ist so tief gejunden, daß 28 gar Niemanden mehr Furt einzuflögen,­ im Stande, und ferner, daß wenn ihm nicht bald ein Netter, nämlich ein Reformator, ersteht, der das Neid von Grund auf wegeneh­rt, er uns abänderlich demselben Shidjale verfallen muß, wel­ches seinerzeit das byzantinische Kaiserreich und in unseren Zügen die Türkei ereilte. In dem mit unserem Staate duch die dyas­tistischen Gefege annoh aufs Yunigste verbundenen Desterreich hat das verfroffene Jahr nur jene Früchte gezeitigt, welche die sogenannte „Verführung feuilleton. Ein recht großer Neujahrstag! Novelle aus dem Branzöfilien.­ ­ € 8 war am Übende vor Neujahr. In vielen Häusern feierte man die Sylvesternaght. In einem der abgelegensten Theile der Stadt­­ lag ein großes graues Haus,im Munde der Be­­wohner dieser Straße nur»Die Künstler­herberge« genannt.So stillnsnd verfallen das alte Gebäude­tage zwei junge hübsche Mädchen mit dem Auf­­räumen ihres Wheatergeräthes beschäftigt. Das Zimmer war sehr geräumig und überaus freundl­oi, hatte aber gar seinen anderen Schmud als Blumen und tropische Pflanzen, die in den präch­­tigsten Exemplaren in allen Eden auf Tischen und Konsolen in Kübel und W­asen herumstanden. Trog seines bunten Durcheinanders war in diesem Atelier durchaus nur jene gesuchte künstleris­che Unordnung zu bemerken, die bei unseren Malern zur Mode geworden ist. Nein, jedes Möbel, jede Staffelei stand mit fast peinlicher Genauigkeit am richtigen Plage. Der ganze Raum athmete fürm­­lie Ruhe und Harmonie. Ein Vorhang trennte das Atelier von einem kleinen Erker, der, wunderl­­ich genug­ nigts­als das mit Flor umhangene Bildung eines alten Mannes und davor eine Art Bellhemel enthielt. Es war das Sanftuarium der Künstlerin, in das Niemand treten durfte, wollte er nut von der sonst so Hefligen Ftau barsch zu­­rechtgewiesen werden. Man mußte nit viel über ihre privaten Verhältnisse Sie machte und empfing seine anderen Besuche als die, welche mit ihrer Kunst zusammenhingen, war meist still und einsilbig, also ganz das Gegentheil der früher erwähnten zwei jungen Mädchen, weite unter fort, während ein Schwagen ihre Arbeit endlich beendet hatten und jegt neugierig vor dem Erler standen. AG, sie Hätten Beide nur­ gar zu gerne ge­­mußt, was er mit­ dem geheimuisvollen Thun ihrer­ Meisterin zu bedeuten habe, die am Sylvester­abend sich stets in Schwarz kleidete und ihn in Voriges Jahr wo die älteste der Beiden,­di­es, blonde Gertrude,nochmals ins Atelier zurückge­­k­langen war,um einen vergessenen Gegenstand zu holen,hatte sie sogar zu ihrem namenlosen Ltrui­den durch eine Spalte des Vorhanges gesehert, wie die Malerin in der Nacht vor Neuja­hrs die Kerzen anzündete und ein Pacet Briefe und einen längst verdorrten Blumenstrang anstarrte, „Ah“, meinte die blonde Gertrude, „da ist gewiß eine ehemalige, unglückliche Liebe im Spiel. “ Arme, sie gönnt ich gar Feine Freude, und träf weder Pug noch Juwelen, was sie nur mit dem vielen Gelde anfängt, man reißt sich ja fürmlich um ihre Bilder, wozu sie also nur sparen mag? B Viel­­leicht um am Ende noch einen Küshen junge Mann­­ zu heiraten ?* — Männer besäme sie genug, lachhe ihre­ Gefährtin, wer ficht Heutzutage auch auf Schön­heit, und sie wiegte si dabei vor einem Spiegel fofett in den Hüften, Alle jungen Maler machen ide ja den Hof... >­­.·­­— Dir, da meinst Du aber vor Allem ma­chen einen Maler, den Monsieur Ossar, nebenan Schäden, aus Dir spricht die pure Eifersucht, —­­Was Die nicht einfällt, Gertrude, die liebt­ weder mich,­noch unsere Meisterin, die er­ nu besuht, um sie anzupumpen. "XH möchte ihn nicht zum Manne. Er steht sie über die Düre in Schulden und würde sogar, wie ja alle Welt im Hause weiß, niemals seine Mierde zahlen, wenn der Hausmeister ; nit -auf-die- originelle-%b, -ger kommen wäre, ihm manchma­l ein Vorhängigl vor die Thüre zu legen und ihn dadurch fola « ZEIT-www KLEMMngreumsylvesters ihrer Nische im stillm Gebeten verbrachte. «­E­"ckuch«von außen aus sahro lebhaft ging es in seinem Innern her und die langen Korridore widerhallten beinahe den ganzen Tag von Lachen und Singen- Es war ein fröhliches Völkchen,diese Künstler­, welche sich da an gesiedelt hatten.Immer heiter und guter Dingtz mochten in schmal hansbeiiönenden Küchenmeister spielen oder jeder Ton aus ihrer Kehle, jeder Quabdratrug ihrer bemalten Leinwand mit Gold aufgewogen werden. Die Zunft der Maler war am stärksten vertreten. Sie wohnten alle nach der Ostseite des Hauses hinaus, wo es prächtiges Bit für ihre Ateliers gab. Auf der Treppe zu diesem Viertel des Hauses konnte man außer dem Bunten Künstlervolt deswegen an­ftell­ den ver­­schiedensten Typen der Gesellsgaft begegnen ; hoh­­en, starrgebauten Männern mit langen Bärten und auedrudvollen Gesichtern, in weite fadenscheinige Mäntel geüllt; jungen Mädchen­­ verschiedenster Schattirung, in­ dide: Shaw! „und: Kapuzen gewidelt, die alle als Modelle standen. In einem der größeren Ateliers, dem ber "nit in feine­­r Wofnung einzulasfen, Bi­er eine — MO­#

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