Oedenburger Zeitung, 1884. Januar (Jahrgang 17, nr. 1-26)
1884-01-13 / nr. 11
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Inferate vermitteln: Jn Wien: Bafenfeind , Bogler, Wallgaffe 10, A. Oppelis, ı., Stubenbaftei 2, Heinrich Scalet, ollgeile 13, R. Moffe, "Seilerstätte 2, M. Dufes, ı, Rieu Budert: Saulus Gy. Dorothenga 6.13, ang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplag 8, Infertions: Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zweis, 15 Tr. für die dreis, 20 tr. für die eerspatie und 25 !. für die dur laufende Bretitzeile evclusive der nnpeige ühr von 30 Bei mehrmaliger Einshaltung Deasst sehie Rabatt, übrig, als daß die sämmtlichen Gebildeten Ungarns Anlaß nehmen, ihre wirkliche Gesittung zu bethätigen, für kurze Zeit des Haders mit den Halbliberalen zu vergeffen und ein» müthig einzustehen für die großen Prinzipien der Freiheit, der Wahrheit und des Menschenrechtes. Denn was müßte oder könnte geschehen, wenn nach des Premier Sturze thatsächlich anstatt der regierungsbefähigten und berechtigten Opposition, jene feudal-reaktionäre Alliirien- Elique an’8 Nuder käme ? Gibt es Viele, die da glauben oder überzeugt sind, daß sich die Ungarn ein derartiges Regime gefallen lassen würden ? Gibt es Viele die von dem Wahne befangen sind, an eine solche, von mittelalterlichen Dünsten durchsättigte Herrschaft werde das Voll [hweigend ertragen und auch fernerhin voboten, Steuer zahlen, sich behinden, fehren und ausfaugen lassen, blos um das Wohlgefallen jener Hochgeborenen Berschwender, Nichtsthuerr und Sporidmen zu erringen? Wer von solchem Glauben befangen ist, fürwahr, der rennt weder Ungarn, noch dessen politisch reife Bewohner, und derartigen Blödsinnigen ist es au unnüg, Vernunft zu predigen. Denn sie stehen ganz genau auf demselben Niveau geistiger Erkenntniß und politischer Reife, wie jene „edlen S Konservatisten,“ die da glauben, weil sie ihrem Dienertroß als Halbgötter erscheinen, müsse auch der freigeborene Staatsbürger vor ihnen auf die Kniee finkten und winselnd ausrufen: „Herr, ich fühle mi glücklich, Dein Knecht heißen zu dürfen !“ Nein, diese Zeiten sind in Europa im Allgemeinen, wie in Ungarn insbesondere, für immer vorüber. Die „Konservativen” nichts, und die Hochadeligen und deren Verbündete werden von dem ungarischen Bolfe nur so lange geduldet, als sie den Beweiß liefern, daß sie sich des ungarischen Namens würdig zeigen. Sollte aber jeder Fall eintreten, daß die vorhin gekennzeichneten „mobligen Der Tag des Kampfes. Debenburg, 12. Jänner 1884. (H. G.) In dem Augenblice, wo diese Zeilen auf Papier geworfen werden, wogt im ungarischen Oberhause die große Nederschlacht, die darüber entscheiden sol, ob unser Vaterland den Geüsten einer Anzahl Blaublütiger, die längst versefsen haben, daß sie naht in ihren Kleidern stehennd an nur Erdenklöße sind, in Hinkunft preisgegeben werden soll. Schon die Sigung vom Donnerstag, in welcher die „Herren vom QTurf“ mit einer Majorität von dreizehn Stimmen einen Sieg über die Anorderungen der gesunden Vernunft errangen, hat genügend gezeigt, weg Geistesfinder jene edlen Magnaten sind, deren ganzes Lebensziel darin besteht, zu spielen, zu wetten, Mennpferde zu Bode u jagen, Komödiantinnen zu fouteniren, die Einüiiffe ihrer Güter zu verpraffen und dem hungernden Bolfe bei jeder thunlsihen Gelegenheit Fußvitte zu verfegen. Und solche „Dunkelmänner” wagen es, den ehlerligringenden © teuer ablern Gefege diktiren zu wollen; folge Sole, die no niemals etwas Anderes gedacht und jebban, als ihren absonderlichen Leidenschaften zu röchnen, erfrehen si in ihrer Bernirtheit, dem ungarischen Volke neuerdings das caudinische Joch es Mittelalters aufoktroyiren zu wollen! Fürs wahr, wenn im Angesichte derartigen Gebahren sich die Masfen der ungarischen Steuer ‚abler wie Ein Mann erheben und stürmisch ordern würden, daß dr Schandwirthschaft nit Einem Schlage ein Ende gemacht werde, wäre wohl nicht zu wundern. ‘Denn Alles hat sein Ziel, sohin all die Geduld und tangmuth der Maffen Wenn aber jene ‚Herren vom Zurf und Sport“ durchaus nichts gelernt haben, so muß ihnen endlich der Standgunst gründlich rar gemacht worden und gerade diesen hochadeligen unfern gegenüber ist es ein Verbrechen, wo länger ein Blatt vor den Mund zu nehmen , sondern es muß ihnen in die Blaublütigen Ohren gedonnert werden: „Hinweg mit Euren Privilegien und Pergamenten ! Hinweg mit Eurem Firlefanz und Trödel! Wir leben nicht mehr zur Zeit der Kreuzzüge, wo Yhr die nichtadeligen Erdenwürmer als Sklaven und Leibeigene behandeln durften, sondern unser Zeitalter ist das die geistigen, wie materiellen Ningens und Schaffens Da &’Yhr aber das Arbeiten nicht gelernt habt und deshalb an nicht arbeiten wollt, so habt Yhr schon aus diesem Grunde in den Sigungssälen der Parlamente, wo über das Wohl des Volkes entschieden wird, nichts zu suden.“ — Night um das Tiga’she Nothemlehegejek handelt es ft gegenwärtig. Das ist an dieser Stelle insbesondere, wie in diesen Blättern überhaupt, unzählige Male betont worden. Denn der nun den hochadeligen Nictsthuern als Handhabe gegen ZTiga, wie no weit mehr gegen die Prinzipien der wahren Freiheit dienende Gelegentwurf ist ja so mangelhaft, so gar nicht den Bedürfnissen der Zeit, wie des ungarischen Volkes entsprechend, daß aus tiefster Seele befragt werden muß, daß der ungarische Premier nir die opfigatorische Bifde als Anlaß benügt hat, um den Kampf mit den Geistern der Vorzeit zu inauguriren und ihnen zuzurufen:: „Ihr grabt Euch selbst die Grube; denn Hinter mir steht das ganze ungarische Bolf !“ Aber heute, wo die Würfel gefallen und der Kampf entbrannt ist; heute, wo aufs Neue der ganze mittelalterliche Plunder aus der NRumpele fammer hervorgesucht und auf den modernen Zurs nierplaß geschleppt wurde, um unter dem Zeichen des Feudalismus gegen Volfs- und Menschenrecht zu Felde ziehen und diese beiden Legieren mit dem Kainszeichen der gloriosen Kreuzzüge zu versehen, heute bleibt nicht. Anderes gelten Jeuilleton. Biergefheilter Klee. Original-Novelle von Hermance Potter. Nachdruch verboten. (Bortregung ) Der Oberst rüdte ein wenig zurück, kreuzte die Arme und sehwieg ; er war so gar ni ge Haffen für die Gesellsschaft und den Salon. Er gemernte nur, wie der Graf unruhig mit den Händen tippte und häufig zur Thüre blickte. „Herr und Frau von Perisot,“ rief das Kammermädchen und wie eleftrifirt sprang Arveduf. Der Oberst schmunzelte, blidte die Dame an, die Klotilde zärtlich umarmte und wie von plöglichem Schwindel erfaßt, fan sein Haupt zurück,eine Nasenflügel zitterten und seine bleichen Wanzen färbte ein tiefes Not. „Oberst Reutlingen, Herr von Perifot — ‘eine Frau‘, stellte Klotilde vor und infiinftiv die Bewegung Ferdinands errathend, steche ihr Athem — sie konnte momentan nichts sprechen und blieb nie versteinert stehen. „Ach, Herr Oberst“, rief Frau von Perisot „Sie da? — Kennen Sie mich yenn noch? ich bin Erescence !“ Ach Habe das Vergnügen mich an Sie zu erinnern“ antwortete Ferdinand frostig und adels zudend wandte die schöne Frau sich von ihm ab, um sich bald darauf in höchst noncalanter Weise einzig und allein den Grafen Arved zu widmen ? „Also, Herr Oberst fennen meine rau — na shön, freut mich, freut mich,“ versicherte Herr von Perifot ein über das andere Mal. „Und der böse Krieg hat Sie das Bein gehottet ? das ist ihredich — gut, daß die Frauen von der Zeit Malheurs bewahrt sind, schon von wegen der Baderinnen ! Nun, Graf Arved, sprach Herr von Peritot zu diesem: „Sie sigen so ruhig da, als ob Sie gar nicht wüßten, daß die nediiche yanıy von der zweiten Quadrille ein Engagement nach Rußland angenommen hat — welcher Schmerz. Graf Arved hob die Lider über seine schönen müden Augen senkte sie sogleich wieder „quant ä moi!“ seufzte er und vertiefte sich neuerdings in’s Gespräch mit Crescence. Herr von Berikot hatte die Zwecklosigkeit eines Versuches, Ferdinand für seine Erzählungen zu interessiren, aufgegeben und sprach mit Klotilde, indem der Oberst den Beobachter spielte. Dieser betrachtete heimlich Erescene und er fühlte das erste Mal, seit jenem Schmerze der Enttäuschung, den er durch sie erlitten, so eine Art von Befriedigung in seiner Brust, denn er dachte sich an die Stelle Berikot’8 und dankte seinem Schidsale, daß er nicht dieser sei. Das Gespräch wurde allgemeiner dur Klotideng Gewandtheit und Graf Arvedmar, wenn er einmal aus seiner Lethargie erwachte, einer der angenehmsten, liebenswürdigsten Gesellschafter. „Und ich versichere Sie, verehrte Gräfin, es gibt Feine wahrhaft aufopfernden, sogenannten großen Seelen, wir Alle sind geleitet durch unser persönliches Interesse, der Selbstsucht und Eigen« liebe , wäre er Mann oder Weib, seine Natur ist so erhaben, um nicht an fleinlichem Egoismus zu kranken , und gehen wir auf den Ursprung jedweden Gefühles, jeder Regung, jeder Handlung zurück, daß „Ich“ wird seine Entstehung sein !* behauptete Graf Arved und Herr von Berikot late breit und minfte ihm zustimmend mit seiner wohlges pflegten Hand. „Wir würden da hart aneinander gerathen, lieber Graf“ meinte Klotilde „denn ich bin völlig entgegengefegter Ansicht, indem — mag sein — Sie haben unbedingt mehr Erfahrung als ich !“ „Hm, ja“ schmunzelte er und Crescence lachte ausgelassen, so daß Klotide bis zu den Haarwurzeln errethete. „Mann, das ist schon richtig“ sprach ferdinand, hauptfählt deshalb um Klotilden aus der Berlegenheit zu helfen, „was Sie da sagen, Graf, von den großen Seelen, erhabenen Naturen, sie sind selten, sehr selten, spärlich, wie Blumen auf einem Schlachtfelde, unser rauher Fuß Iincht und zertritt sie, aber die und da Feimt doc eine auf und blüht und treibt, doppelt herrlich, doppelt herzerfreuend, fie ein Wunder sozusagen ist.“ „Und haben Sie schon Gelegenheit gehabt eine solche Ausnahme zu finden ?* frug Herr von Perisot. (Kortfegung folgt ) Be Sin ein halber Bogen Beilage und das „Mufiirte Sonntagsblatt“. ZIN ti we a 44 b