Oedenburger Zeitung, 1884. April (Jahrgang 17, nr. 76-100)

1884-04-08 / nr. 82

— | ' = ne EIER­L­e-« T Ye- Ar. Saargang.. Mormacs,,OedenburgerYachrechten«) OrganstirYolstik,­Handel,Industrie undgandwerthschafh damif ur sozeake Interessenusertraupt Natio:,,Dem Fortschritt zur­ Ehr’—Bedrü­ckten zur Wehr’-Der Wahrheit eine Gasse.« -i Daislatte scheint täglich,mit Ai­suaedes auf ein­en ein oder Feiertag folgenden aged jährig . Alle für das Blatt bestimmte ehe mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, erlag und Inseratenaufnahme, Buchdrukerei­­, NRomtvalter , Sohn, Grabenrunde 121. EI Einzelne Nummern Rotten 5 Kroner. mit Zram­merateonsYreese Für Loco: Ganzjährig 8 Mw­ei­ährig 5 fl., BVierteljährig Monatln­ Für Auswärts: ana 12 di­e Detojägig 7 fl., Biertel­­« Inserate vermitteln; In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall- Flag­gie 10, U. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schale, ollzeile 12, R. moire, "Seilerstätte 2, MM. Dufes, 1, Rite­mergafie 12. I Bud­abeit: Saulus S. Dorotheagafje 11, Sepp Lang, Oijellaplag 3, A. 2. Goldberger, Servitenplag F Ö Insertions:Gebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die z­weis, 15 fr. für die Ddreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Betitzeile exclusive der Stempelgebühr von 30 f Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Fabatt, Arsachen und Wirkungen. Dedenburg, 7. April. Soweit wir nach den und vorliegenden Preß­­stimmen, welche fs mit unseren jüngsten Parla­­mentsskandalen beschäftigen, urtheilen können, wird die ultima ratio al’ der betauernswerthen Skan­­dalszenen, all’ der Ausbrüche persönlicher Rankünen, deren Schauplag während der legten Tage unser Abgeordnetenhaus und dessen nächte Umgebung ge­­wesen, auf eine Urquelle zurückgeleitet, und dies ist der­e­n Antisemitismus. Der Bligstrahl des Anathema wird von diesen Gesellschaftsrettern gegen alle Träger antis­­emitischer Prinzipien geschleudert, unter diese wird selbst Tipa, wegen seines passiven Verhaltens, gereiht. Durch die in’s Gewissen redende Fastenpredigt des Papa Pulpty im „Neuen Peiter Journal“ erbaut, gerät" au „Egyetertes" in gerechte Ent­­rüstung, reduzirt die Ursachen aller Krebsschäden in politischen wie in sozialen Fragen auf das Ge­­spenst des Antisemitismus und fordert den Reichs­­tag dringend auf, dafür zu sorgen, daß den Abge­­ordneten außer der Immunität den Gerichten gegenüber, als noch eine viel wichtigere und seines Ernstens viel nothwendigere Immunität verliehen werde, nämlich die Immunität vor dem Knüttel. Diese Wünsche verdalmet sät in der Depu­­tirtenkammer der Klubpräsident der Unabhängig­­keitspartei, Ludwig Macfary, und fordert das „geehrte Haus“ schleunigst auf, einen Beschluß zu faffen, wonach gegen a. Attentäter Otto Herman’s auf Grund des Gefegartsfeld VII vom Jahre 1723 eingeschritten werde, demzufolge die Mitarbeiter des „Függetlenseg“ Klairv und Szemmecz, der Todesstrafe mittelst Rad verfallen sind. Nun, wir haben dem Antisemitismus nie­­mals das Wort geführt, er hiege auch Eulen wahl... Athen tragen, wollten wir uns Heute an dieser Stelle über den nachtheiligen Einfluß der Religion­ hegen und der Racenkämpfe ergeben. Die Fata morgana des Antisemitismus sind in anderer Ges­­talt und unter anderem Namen vor Dezennien bereits aufgetaucht und wieder verschwunden, ohne jemals sozial erspriegliche Spuren zu hinterlassen. — Soweit indessen unsere Wahrnehmungen reihen — und sie reichen hoch Hinauf und tief hinunter — sind die Urquellen der heutigen Standalfugt und der allgemeinen Entsittiichung viel tiefer zu fuder, als in den Gehirnauswüchsen einer abge­­schmackten­dee, die man Antisemitismus nennt. Suchen wir diese Quellen in der demoralis­ierenden Partei sucht, suchen wir sie in deren Mitg­eburt, vom Nepotismus um dem hieraus entspringenden Proletariate der sogenanten Halbgebildeten, die zur Erreichung ihrer Zwecke Tagesfragen aufgreifen, suchen wir sie in dem Egoismus der an den Brüsten der Ger nußsucht großgezogenen Intelligenz ; suchen wir sie in dem Streben nach Leichtlebigkeit, nach dem des quemen dolce far niente, welches in den­ Palästen der Reichen, wie in den Hütten des Armen und selbst im Saale des gefeggebenden Körpers seine Herrschaft bethätigt , suchen wir sie in dem Manz­gel an Boltsbildung, welcher wir, wegen der „viel dringenderen“ Heeresausgaben, strategischen Eisen­­bahn-Zrack­ungen und Palasitlauten, nicht gerecht werden können, und wir werden zu dem­ Geständ­­niße gezwungen werden, daß wir den Wald vor lauter Bäumen nicht seh’n, daß der Antisemitismus ‚nur die Wirkung und nicht die Ursachej sei. Was wir am meisten bedauern, ist der nie begreifliche Zinismus, mit welchen der Saal des ungarischen gefeggebenden Körpers zum Gehaus plage legislativer Unmögli­eiten, an die Lächer­­lichkeit streifender Justiz- Anträge devalvirt, durch Berathung juriditer Absurditäten seines hehren Berufes entkleidet, vom Niveau seiner feierlichen Glorie herabgebrahht, in den Bereich alltäglicher Krippenpolitik gewaltsam gezerrt,­­profanirt, und vor dem Auslande diskreditirt wird. Das Jahr 1848 liegt weit, sehr weit Hinter­ung ; beinahe ein Menschenalter trennt uns von diesem Datum. Eine Generation von Männern­ wuchs heran, denen die Gefege über Homagialbußen, über den „actus majoris potentiae“ — über die „poena mortis cum exasperatione* wie eine Mythe klin­­gen. Und die Anwendung dieser Gefege beans­tragt ein Gefeßgeber Ungarns in vollem Exm­ite, die Anwendung dieser Gefege beantragt ein her­vorragendes Mitglied unsere ® corps legislatif’s, — der Präsident jener Partei deren Panier das Freiheits-Embleme. „1848“ trägt. Wahrlich, de sublime au ridicule il n’y a qun pas! Es ist gewiß hoch an der Zeit, daß der Landtag dazwingen trete, nit um die Strafe für zwei verwogene Hitlöpfe zu bestimmen, dieß wird feuilleren. Der Sraum de des Yrieslers. Ars Tagebuchblättern von Elvira Leopoldine Karch.*) Bor mir liegt das Vermächtniß eines Todten, den man vor etlichen Wochen in blumengeschmückten Sarge der Klostergruft beigefegt hat. AK sehe sie noch vor mir, die hohe, gebieterische Gestalt mit der breiten energischen Stirne, den Flaren durch» geistigten Mugen, die bis in’s Innerste der Menscens­­eele zu dringen verstarben. Ein altes, vergilbtes Tagebuch ist «…, das vor mir liegt — mit erblichener Handfrist und abgeneigtem Einbande. Da er nun todt, ist er mir wohl erlaubt, den Schleier zu heben, der über sein Leben gebreitet war. Mit Andacht im Herzen beginne ich zu sesen, und der Zauber längst vergangener Tage hält mich umfangen. Aus den Blättern weht mir geheimni­s­volles Leben entgegen, süßer Duft strömt mir dar­­aus empor, gleichwie duftige Blumen, im Lenze gepflückt, zwischen den Blättern eines alten Buches uns wehmüthig zum Herzen sprechen von Frühlings: [dauern und Sonnenmilde, von Frühlingsturm und Sonnengluth. Das erste Blatt: — den 11. Martii 1835. Ein rauher Frühling ist in unser Land ges­togen. Der Himmel ist stets ummöh­t und in den Wäldern schwanfen und ädzen die Tannen und die Föhren, und der Föhn, fast zum Sturme ge­­worden, wählt mit Wollust in deren grünen Armen. Und dennoch hält er mich nicht mehr im trauten, wohldurchwärmten Heim, das mir die milde, füde Mutterhand geschaffen. Immer wieder treibt mir eine geheime Macht hinaus in die Brausenden Wälder, an stürzenden Bochen vorbei, hinein in das raushende Föhrengewirr . . . . Aber siehe da, immer wieder gelange ich an den Plaß, den ich ge­­rade meiden wollte. — — Wer mag Hedda sein? Seit dem Tage, da ich sie gerettet, bin ich, fast möchte ich sagen, ein Anderer geworden. Wohl hält mi die Spannung gefangen, was das Gericht über den ganzen Sach­verhalt zu erforschen im Stande sein wird... Abscheuliche Bande! Sie mißhandelten unbarmherzig das arme weiße Kind, das sich zur MWehre sekte, als sie, ihm das Legte, das kleine Medaillon, welches er an einer goldenen Halskette trug, das leßte Andenken seiner Angehörigen, entzeigen wollten. Und dieses anwidernde, alte Zigeunerweib, wie es böhnte, als ich fragte, wen sie Hedda geraubt! „Nehme sie der Schwarzrod nur hin; sie mag ihm folgen­­, hatten eine liebe Noth mit ihr. ’S ist nichts für Zigeunerleut’ ! Aber Hüt’ sich der Schwarzrod vor ihren Augen, das rath’ ich ihm!« Damit grinfte sie mit Beratung Heddda und mich an und munterte mit Schlägen, den magern Gaul zur Eile auf, meinen Shügling mir zurücklaffend . Wenige Augenblicke darauf waren wir allein. Ich blickte Hedda an. Welch’ zarte, feine Sestalt! Welh’ strahlende­r Jugendanmuth! unsagbar lieblich ihre Züge! Die Stirne so hehr und weiß, die Brauen so dunkel und mächtig ges­wölbt, die Lippen so trogig und doch so süß und die goldigen Loden, die flatterten wie ein junger Bugenwald im Frühlingssturme. „Hebbal* sprach ich leise und legte mitleidig die Hand auf ihr Haupt . Do erstaunt lieg ich sie finten; zwei Augen drangen tief, in die meinen, tief und unergründlich ... . und „hät sich der Schwarzrod vor ihren Augen“, Hellte e8 In meinem Sunern nach. „Hedda danft Eug“, ‚Sprach nun ir Rosenmund sanft und innig und, wie da die kleine schmale Hand in der meinen lag, da wallte er pröglich heiß zu meinem Herzen empor und ich rief hastig: „Komm, Hedda, folge mir“, dann rannte ich vorwärts, so daß mir das arme Kind Flaum folgen konnte. Heute sind es gerade neun Tage Wie sie sich unter dieser Zeit geändert hatl Ja,ja,meine Mutter ist eine treffliche Frau Wie hübsch das eifrig sie den kleinen Hausarbeiten an der Seite meiner Mutter obliegt ! Hedda wird in der Hand meiner Mutter ein prächtiges Mädchen werden. » Sie kann nun kaum sechzehn Jahre zählen ! Mit welcher Aufmerksamkeit sie meinem Vortrage laufht, wenn ich sie unterrichte! ie hat eine wasche Auffassung . . . Wie lieb iich sie mir gestern, als ich aus dem Walde heimsam, den Abhang Hin»­unter entgegensprang! Mit kindlich frohem Lächeln erfaßte sie meine Hand und zog mich zur Mutter in die Stube. (Bortfegung folgt) [zarte Mädchen das Haar genettelt trägt, Wie und wie *) Die Schriftstellerin, deren reizende Novelle wir vorstehend bringen, hat ihren ersten literarischen Versuch in diesen Blättern unternommen. Sie schrieb für uns vor is drei a das romantische Seelen- und Landschaft s­­ich „Schloß Rottenstein“, was bekanntlich damals viel Bei­­fall gefunden hat. Inzwischen haben angesehene Wiener Journale dieses reiche Talent für si gewonnen und Frau Elvire, Leopoldine Kafch (eine junge Dedenburgerin) sorgt nun ununterbrochen für den Kefestoff ermähnter Blat­­t unter eigenem Namen sowohl, wie unter den Pseudonyms: A. Friedrich, Leonold John, Elvire von Ranet und Fr. 9­8. Winfrien. Mit 1edhnen e8 ung zum Grolze­n Raid in die Schriftstellerwelt eingeführt und ver deutschen Literatur eine jugendliche, sehr begeisterungsfähige Kraft zugeführt zu haben, die uns berufen scheint, eine Bierbe derselben zu werben. Ihre vorstehende geistige Arbeit schildert getreu dem wirklichen Leben nacherzählte Er­­eignisse. Die Redaktion, Er DU a FAN. ara Eee Dale ae a De « ee a; N­ eu ii Et a DR ea kswsqqspswi-«-««--·--.-Q«.---s-«ÆMT«-. = PEN RLERTAT BERN ueiirtanlsituins

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