Oedenburger Zeitung, 1884. Mai (Jahrgang 17, nr. 101-126)

1884-05-01 / nr. 101

- c »O­s «s»-·.­­ee RETTET F E den nicht meh­r » g ..­. wer krbin sich in dieses unverständig einmengen können.Weiters wird den Korporationen für die fachmännische Ausbildung der Standesangehörigen und für das materielle Wohl derselben ein so ausgedehnter Wirkungskreis eingeräumt, daß die Gewerbetreibenden in der Ge­­werbekorporation sicherlic jenen Hort ihres Standes» wohles erblicen künnen, welchen der Einzelne in seiner Familie besigt. Damit nun aber dieses Ziel erreicht werde, muß jeder einzelne Gewerbetreibende seinen Stolz, seine Ehre dareinfegen, aus der Gewerbeforporation das zu machen, was zu werden sie berufen ist und wonach sich die Gewerbetreibenden seit 1872 so lebhaft gesehnt: das Alle für Alle vereinigende Organ des Gewerbestandes. Wenn sie jedoch nicht den freudigen Eifer an den Tag legen, die Ge­­werbeforporation mit frisfdem, bürgerlichem Geiste zu verwirklichen, wird sie auch alle an sie geknüpften hoffnungsvollen Erwartungen tätigen, der Gewerbe- Stand wird auch ferner nicht gedeihen und das Wohl der Gemwerbetreibenden wird wie Vieles zu wünschen übrig lassen, bisher trug dem man feiner Wort- und Sagfügung noch| Rd; Graf @pponmyi ist ein vorzüglicer Redner, immer die auslintische Erziehung anmerkt; er ist ein Birtuofe vr V­ortragszunft, ein guter Musikant, aber — ein schlechter Komp­o­­siteur. Möglich übrigens, daß seine Politit — Zukunftsmusik ist, und eine günstige Wens dung der äußeren Politik ihn plöglich zum großen Komponisten machen wird. Eines steht fest, meint der Autor, in Uns gar liegt das Haupthinderniß der Konstituirung einer großen politischen Menjorität in enen, Die sich die Führung der konservativen Sache anmaßen, aber ihre Geburts- und konfessionellen Vorurtheile derart hervorkehren, daß sie all’ jene Elemente von si­­ch reden, ohne die man in Ungarn seine Ma­­jorität bilden kann!“ Wir behalten uns vor, die irrigen Ansichten des Broschürenscreibers zu berichtigen, obgleich es kaum eines Nachweises bedarf, das der Schuß auf Apponyi und Seunyei aus dem Lager Tipa’s kommt und daher als blinde Ladung­ ziemlich wirkungslos verpuffen wird.­­ Baron Hennyey und Graf Apponyi. DOrdenburg, den 30. April 1884. Bei Herrn Julius Thiering ist jegt eine in­ Budapest kürzlich erschienene Brocüre angekün­­digt und natürlich auch zu haben, welche unter dem Titel, den wir diesem Auflage zur Uebers­rift ge­­geben haben, das öffentliche Wirken der beiden erz­­euteten Staatsmänner, insbesondere aber das des Grafen Appompi, einer mehr geistreich sein wollenden, und daher mit ägender Salgre arbei­­tenden, als zutreffenden Siitit unterzieht. Der anonyme BVerfasser (man zlauft in Budapest allgemein, derselbe sei Johann ASboth), nennt sich „ein ungarischer Konservativer“; er ist aber in Wirklichkeit ein Tiga’scher Prephugar, besigt unleug­­bar eine gewandte, auf langjährige publizistische Thätigkeit deutende Feder, die aber besseren Emweden dienen sollte, um so mehr, als sie sich mit den Koulissengeheimnissen der Parteigänger Sen­­nyey’s und KXpponmyi’s außerordentlich ver­­traut zeigt. Das Werk k­eidet sich im zwei Theile; der erste führt den Titel: „Baron Paul Sennyey, eine politische Skizze" ; der zweite beschäftigt sich mit dem Grafen Albert Apponyi und nennt sich „eine politische Bivejection“ (Leitung bei lebendigem­ Leibe.) Mit Baron Sennyey geht die Streitfrist no ziemlich gelinde um; sie nennt ihn eine im höchsten Grade hervorragende poli­­tische Individualität, die jedoch in Folge eines eigenthümlichen Gefüh­les zu ewiger Unthätig­­keit verbannt ist. „Baron Sennyey — sagt die Brochüre — war seinerzeit einer der ‚mächtigsten Faktoren unserer Politik. Er hat die Sache des Baterlandes und der Verfassung unfrägbare Dienste erwiesen ; all­ dies jedoch nur so lange, als die Entscheidung auf den glatten Parketd der Salond und des Hofes lag. In dem Momente, wo sich der Kampf in’s Parlament übertrug, wurde Sennyey total machtlos. Er tt nit zum Parlamentarier ger­boren.“­­ Desso schärfer geht die Brodüre mit dem Grafen Apponyi um, an dem, allerdings mit möglichst ausgesuchter Höflichkeit — worin sich wenigjtreng die Schrift, und dies ist das­ einzig wirklich lobenswerthe an ihr, vortheilhaft von den anderen Ähnlichen Erscheinungen der jüngsten Zeit unterscheidet — eine Dienge Dinge auslegt und bestrebt ist, den illustren Glanz des Namens A­p­­ponyti zu verdunkeln. Nachdem eine ziemlich ironische Beschreibung des aus dem Karfsburger Jesuitenkollegium in’s Parlament tretenden jungen Wagnaten, mit der an Don Quijote erinnernden langen Gestalt, gegeben und die Geschicte der ersten mißglücten parlamen­­tarischen Aktionen Apponmyi’s erzählt wird, sagt die Broigüre: « «Nach so viel Umhertappen,nach so viel Vers­­uchen und Experimmten findet sich Grafu­pi­ponyi,dersteli das Prinzip verfecht,daß die Parteien aus möglichst gleichförmigen Elementen bestehen müssen,heute inmitten einer Partei,welche kein einziges gemeinsames Prinzip,­keim­ einzige gemeinsame politische Bestreb­ung besitzt;inmitten einer Partei,deren Mitglieder in keiner einzigen Frage übereinstim­mt,wo Jedermann etwas anderes will mich die meisten überhaupt nicht wissen,was sie wollen.* Die Broshüre bestrebt sich dann, nachzuweisen, dog Graf Apponyi in der bosnischen, in der Ausgleichs-, Verwaltungs und sozialen Frage seine Vom Tage. “ Die Ankunft des Stronprinzenpaares in Wien erfolgte­­— wie wir bereit gestern im leitenden Artikel, mittelst einer Meile vion andeutes­ten — am Dienstag um 12 Uhr 10 Minuten. Die Fahrt wurde mit einem Separatzuge der Staatsbahn zurückgelegt. In Budapest nahmen die Hohen Neffenden nur 14 Minuten Aufenthalt, wurden aber von einer fi trogdem vasch einge­fundenen größeren Wolfsmenge ebenso herzlich als ehrfurchtsvoll begrüßt. Am Wiener Bahnhofe hatten sich zum Empfang der f. und f. Hoheiten einge­­funden der türkische Botschafter Saadullap PBaiha, Flügel, Adjutant Korvetten » Kapitän Wohlgemuth, Hauptmann Csanády und Oberlieutenant Baron Giesl. Das Kronprinzens­paar begab es sofort in die Burg, wo die Bes­grüßung durch den Laiser-König stattfand. Das Aussehen der hohen Orientreisenten ist brillant, die doch sonst ziemlich anstrengend gewesene Tour hat ihnen trefflich bekommen. O zur Reife des Königs nach Arad. Aus Arad wird belistet: Ein Hofbediensteter trifft bereits Ende Mai oder anfangs uni in Arad ein, um betreffs der Einlogirung des Königs und seines Gefolge die nöthigen Verfü­­gungen zu treffen. Die Stadt hat zwar offiziell noch seine Kenntnis von dem hohen Vesuche, dessen ungeachtet beschäftigt man fi Lereits mit den Der­tails des Em­pfanges. Se. Majestät wird aller Wahrieinligkeit nach in dem neuen Stadthause einlogirt werden. Die städtische NMepräsentang wird jedenfalls einberufen werden, um über die zu treff­­enden Vorbereitungen zu berathen, wenn der Bet­rug des Königs amtlich angemeldet werden wird. O Aus dem ungarischen Reichstage. Uns liegen Nachrichten über die legten Verhandlungen in beiden Häusern vor: Das Dolberh­aus nahmn in einer sehr kurzen Sigung am Montag zunächst die Gewerbe» gejeg Vorlage seitens des Schriftführers des Abgeordnetenhauses entgegen ; sodann wurden mehrere Berichte des Berifikations-Ausschusses über eine Reihe von Gesuchen um Erwirkung des königl. Einberufungsschreibens erledigt, endlich wurde beschlossen, den Bericht des Dreierausschusses über die Spiritussteuervorlage für heute Donner­stag 11­ Uhr auf die Tagesordnung zu legen. Gleichzeitig legte das Abgeordnetenhaus die Debatte über die Strafh­aus-Vorlage fort. Nachdem Adam Lazär sowohl die Vorlage, wie auch das Vorgehen der beiden Ausschüsse, die dieselbe zur Annahme empfehlen, einer wahrhaft vers nichtenden Kritik unterzogen, der man lafonische Kürze am allerwenigsten, vorwerfen konnte, hielt Dito Her­­man eine beredte Philippina gegen den übertrie­benen Humanismus unserer Strafanstalten, die im Derein mit den­ minutiösen Schilderungen, die ein Teil der Presse der Schauerchronik widmet, schuld seien, an der großen Anzahl der Nachfälligen. In seiner Ermwiderung reflektirte der Justiz­­minister kurz auf die Bemerkungen Herman’s, dem­ er­ sagte, daß die Regierung der Presse nichts anhaben könne, so lange fi dieselbe innerhalb der Schranken, des Preßgejeges Hält und replizirte ein­­gehend auf die „Jahlichen“ Einwendungen Lazar's. Damit war die Generaldebatte zu Ende. In der­ Spezialdebatte wiederholte JZränyi seinen Antrag, daß die­ zu den­ fraglichen Bauten nör­thigen Kosten dem Sträflingsfond nur Teilweise zu entnehmen seien. In der Motivirung seines Antrages wies der Redner auf den wohlthätigen­ und veredeln­­den Einfluß hin, den Korrektionsanstalten in anderen zu verwenden. ··­­ — Nachdem noch der Justizminister seine Argu­mente für die Inanspruchnahme des Fonds zu Ge­­fängnißzwecken wiederholt und nachdem noch Alexan­­dersörössy seine scharftachlnden Ansichten über den Humanismus in der Strafrechtspflege ents widelt, wurde die Vorlage unverändert angenommen. Das Haus erledigte sodann ohne Debatte die Vorlage über den Schweizer Armen­ chit­­.Vertrag,wie auch jene über die in Fiume zu gewährende Steuerfreiheit für Neu­­bauten,welche letztere mit einem Amendement Cserxtator1y’g,der die Ausdehnung der Steuer­­freiheit auf die Neubauten in einigen gegen die Fiui­mara zugelegten Gassen beantragt,angenom­­men wurde. Dr. Orpagh ergriff hierauf in längerer Rede das Wort, um zu erwirken, daß die Steuerfrei­­heit auch auf neuere Bauten der großen Ringstraße, d. ist der hbodmwürdigste Herr im hohen Alter von und die Neubauten am rechten Donauufer ausgedehnt werde. Wurde im Allgemeinen im Sinne der Re­­gierungsvorlage genehmigend entschieden. oO Weihbischof Josef Graß6 F. Am 28. 80 Jahren in Gran verschieden. Der Verstorbene war Kustoß des Graner Domkapitel,­­Weihbischof von Nikopolis, Abt von Biers und Suffragan des Primas. AlS Wohlthäter der Armen hat sie der ver­­schiedene Oberhirt unvergeblich gemacht. Von Sr. Mas­kestät wurde er anläßlich seines vor einigen Jahren gefeierten Priesterjubiläums zur Verleihung des Leopoldordens ausgezeichnet. oO­ur Wahlbewegung. Folgende K­andi­­daten für die nächsten Reichstagswahlen werden und, laut heutigen Korrespondenzberichten, nam­­haft gemacht: In Kashau die fast unumstößlich fißer stehende Wahl des berühmten­ Nomanziers Maurus Jekai’e. Im benagbarten KgLoG dürfte die Unabhängigkeitspartei mit ihrem einhellig nominirten Kandidaten Albert Nemeth durcgreifen. Dagegen in SA.­­Ujhely der „Liberale“ Vik­or Dol­ar WAud in Muns­tacs dürfte die Wahl eines Negierungsmannes, de8 gegenwärtigen W Abgeordneten Edmund Liter­­vaty ohne Segenkandidaten erfolgen. Ju Urad hat die gemäßigte Opposition Herwin Peter Aczel aufgestellt. Der Zipajaner Emerich Szivat wil im Täpeer Bezirke gemählt werden. Vun Groß-Becsterer stehen sich zwei „Liberale“ gegenüber: Bela P­arostay und Dr. Raul Demis Auch Barın Feier­vary erscheint wieder auf der obersten Bildfläche. Hu will partout der Kezdi-Bäsärhelye Wahlbezirk Fandidiven. Ju Broos Yllava und Lepseny hat man merkwürdigerweise eben, falle die gegenwärtige Regierung wo nicht satt ; denn im allen drei genannten Wahlbezirken fiel das Augenmerk der Wähler auf „Liberale“ und zwar auf Suftv Emid, Gabriel Baross (Staatssek­etär) und Johann Magyar Man sieht die „Liberalen“ haben au für die künftige­ Meichstagsperiode bedeutend Oberwaffer jet sehen gewonnen. Der Nation geschieht Net, man hat immer di­e Negierung, die man verdient ! OO B vom egyptischen Striegsihanplabe. Berber soll in die Hände der&uw danefen gefallen sein.Es heißt näml­­ich : Der Gouverneur von Berber habe begonnen den Nachzug nach Norden hin anzutreten; am 27. April Früh haben 150 Personen Berber verlassen und in wenig Tagen dürfte die Stadt gänzlich ge­­räumt sein. Bier Brigaden Bafdi bezuwte und fünfhundert Solda­ten sind zu den Rebellen überge­gangen Man fürchtet, daß die Räumung von Berber die Rebellen auch zur Umzingelung anderer Sarnisonen anspornen werde. Rashan, 30. April. In Folge des sechs­­tägigen Wegens i­st der HernadFlut ausgetreten, wodurch die angrenzenden Aderfeld­er unter Wasser gefegt wurden. Auch heute dauert der Regen fort. Budapest, 30. April. Gestern Nachmittags wurde der Verstaatlichungsvertrag zwischen der Regie­­rung und der AlFöld­bay unterfertigt. Die Bahn wird am 1. Jänner 1885 vollständig an den Staat übergeben. Portsmouth, 30. April. Ein Arzt besuchte den Dampfer „Krokodile“ und brachte in Erfahrung, daß seit der Abfahrt von Susz jede Cholera­gange, an Bord vorgekommen seien. Die übrigen Patienten sind in der Genesung begriffen. Die Behör­­den haben Bersichtsmaßregeln zur Verhin­­­­derung des Verkehrs mit dem Ufer angeordnet. Er Belegt amme­­ fälle, darunter Drei mit tödtlichem Aus

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