Oedenburger Zeitung, 1884. Juni (Jahrgang 17, nr. 127-149)

1884-06-01 / nr. 127

lichen BasisJondern im Gegentheim­ durch Be­­festigung derselben,nicht durch den Kampf gegen die höheren Klassen und insbesondere den bürgerli­­chen Mittelstand Josdern mit deren Beistand und unter ihrer Anführung. Dies böte einzig und allein den Schlüssel zur Herstellung des gesellscaftlichen Friedens. Wir wünigen den Deputirten ihren bon retiros und jenen (der Deputirten in spe) werdhe­no vor den Wahlurnen voll banger Erwartung fliehen, ob all ihre Namen aus derselben her­vorgehen werden, fröhliche Pfingstfeier­­tage und möge der heilige Geist sich in Gestalt feuriger Zungen auf sie Herabrenfen, damit sie dann erleuchtet hingehen und mit fruchtbarer Be­­redsamkeit predigen : 88 ist genug des Elends hier auf ungarischer Erde; last uns alle unsere Kräfte einfegen um den gejunfenen Wohlstand zu heben und dem­­ armnen Wanne,“ wenn schon nicht direkte Brod, jedoch lohnende Arbeit zu ver­schaffen. E.M. u­che inne­ru Etwas über die Neugestaltung des Grundkatasters. Oedenburg, 30. Mai. Auf volle fünfzig Jahre hinaus soll bekannt­­lich ein Gefeg in Kraft treten, das die Grundlage der Steuerbemessung für alle jene zu bilden hat, welche eigenen Boden befigen. Schon der erste Paragraph des Geietes spricht die gewiß an sich sehr Tödliche Intention aus, daß das reine Einkommen des gesammten Grumdbefiges Ungarnd neu ermittelt und richtig gestellt werde, da­­mit es dann, nach den geänderten wirthschaftlichen Verhältnissen al gerechte Steuerbasis an­genommen werden künne. Es ist wahr, daß diese Absicht dem Gehege zu Grunde lag; es ist aber auch wahr, daß die Aus­­führung mit­­ dieser Absicht gang und gar nicht im Einklange stand. Vielmehr wurde, angefangen von den ersten Kommissären bis hinauf zur höchaften Sustanz, mit voller Dampfh­aft und mit allen fistaliiigen Ranfunen und Kniffen derart gefrägt und dahin gearbeitet,daßs selbst dort, wo schon bisher eine erdrüdende Steuer­last bestand, dieselbe noch erhöht werde. Da aber der Grundlataster dem Grundbefiger gegenüber gewissermaßen den Lastkarren darstellt, welcher durch die zu bestimmenden Perzente belastet wird und welchen dieser der Rentabilität seines Befiges entspre­­chend zu ziehen hat, so wird der ergiebigere Grundbefig nach einem anderen, höheren Maßstabe beurtheilt werden müssen, als der minder ergie­bige und der Karren sollte auch danach verfertigt werden. Denn also der Staat durch seine Organe den einzelnen Grundbesiger nach einem solchen Maßstabe beurtheilt, ihm einen solchen Steuerfarren zumeist, daß er denselben, so lange er no­ unbelastet ist, fauın ziehen fanıı, dann ist das neue Instrument schon von allem Anfange an unbrauchbar und das Elaborat unbillig. Dies gilt aber für alle Bezirke, wo die dadurch Belasteten in Masfen dagegen aufzutreten sich gezwun­­gen fühlen, und in diesen, keineswegs seltenen Fällen kann man annehmen, daß die Herren Sataster-Somif­­färe bloß im eigenen­nteresse gearbeitet, blos nach Verdiensten gesagt haben, um von der Negierung belohnt zu werden. Sie konnten dies auch thun, indem sie ihr Vorgehen den nicht verirrten Gemeindevertretungen und allen übrigen Instanzen des Katasters als grundrichtig anpriesen und aufdrängten. Die Regierung hat aber erst nach Feststellung der Klassen für dieselben einen bisher nicht genannten, überraschend hohen Tarif festgelegt. Um nur in allgemeinen Zügen jene Mängel zu schildern, welche bei den Satafter-Operaten auf­­getaucht sind, sei beispielsweise erwähnt, daß die Befigaufnahme, die Sokaraufnahme und die Zusammens­­tellung der auf das Neinertragung bezüglichen Daten von den betreffenden Organen fast in jedem Komitate mit einer solchen den tribatfächlichen Ver­­hältnisssen widersprechenden Ober­­flächlichkeit bewerfstelligt wurden, das diese Arbeiten durchaus nicht die Basis für eine gerechte und richtige Parzellirung abgeben können ; da man aber auf dieser Grundlage die Mlassifizirung vorgenom­­men wurde, so ist­­ diese abweichend von der strikten­­­erfügung des Geheges nicht an Ort und Stelle und nicht parzellenweise, sondern willkürlich und nur durch­schnittsweise geschehen, wobei das Verhältniß der Be­­zirke zu den Bezirken, der Stassifizirungs-Rayon zu den Rayona, der Gemeinden zu den Gemeinden und der Privaten zu den Privaten nicht in Betracht gezogen wurde. Auf Diese Weise ist das größte Uebel ent­­standen; die Einreihung in die Klassen ist nämlich eine unrichtige und die im Allgemeinen übermä­­ßig großen Einkommenstufen wurden in unverhältniß­­mäßiger und in ungerechter Weise in Anwendung gebracht. Die schädliche Wirkung dieser wesentlicen Mängel des Verfahrens erstrecken sich nach den einzel­­nen Kulturgattungen gleichmäßig auf ale Schägungs­­arbeiten s­owohl bezüglich des Aderlandes als auch der Wiese, des Wildes, ja selbst der Hutweide , auch in Bezug auf die Weingärten, die in manchem Komitate wohl einen ansehnlichen Flächenraum umfas­­sen, mit Ausnahme einzelner Gebirgsgegenden aber zum großen Theile bei weitem nicht das Erträgniß abwerfen, das von ihnen durch die Schägungskom­­missäre vorausgelegt wird. Die elementaren Ginflüße fünnen den Ertrag eines Weingartens auf weniger als Nichts­reduziven, er kan möglicherweise die Bearbeitungskosten ganz vergeblich verursacht haben. Nichts­desto weniger wurden Einfommenstufen in Anwendung gebracht, welche der verfchiedenartigkeit der Fechtung und des Preises nit mur nicht entsprec­hen, sondern so übermäßig hoch sind, daß sie über­­haupt gar nicht erreicht werden künnen. Die Wein­­garten-Raine ud unbepflanzten Bäume wurden als Gärten aufgenommen, während sie doch f einen Gegen­­stand der Gartenkultur bilden können ; in ähnlicher Weise wurden in einzelnen Gemeinden die Hauspläne und Hofräume, die im Sinne des Geheges gar nicht der Grundsteuer unterliegen, von derselben dennoch nit ausgenommen, sondern ebenfalls als Gärten eingeweiht. Alle diese hier nur in ihren Hauptzügen erwähnten gravaminalen Thatsachen wurden von­ den betreffenden Bezirks-Kommissionen jan­mt den bezü­g­­lichen Einwänden in ein Protofoll zusa­mmengefaßt, an die Kreiskommissionen geleitet und obgleich die Fehlerhaftigkeit und Unrichtigkeit der im Protofoll bezeichneten­­ Verfahren ® auch von der betreffenden Schägungskommission anerkannt wurde, wurden die Gravamina nicht nur nicht sanirt, sie wurden nicht einmal zum Gegenstand der Untersuchung gemacht, sondern die Protofolle der Bezirs:Kommissio­­nen wurden einfach ungelesen, ad acta gelegt und so wurde die Stassifizirung und die Leitstellung der Reinertragung­ Stala erledigt, ohne daß die gejeglich motivirten, aber aus Willfür ignorirten Einwendungen der Bezirks:­kommission der gejeglichen Behandlung theilhaftig geworden wären. Daher muß darauf gedrungen, nöt­igenfalls an den neuen Neid­dtag appellirt werden, damit die indis­viduellen Reklamationen eine den Bestim­­mungen des Gesetzes billige und gerechte Erledigung finden.­ ­ Vom Tage. O Spende des Königs. Vor einigen Tagen fiel ein Arbeiter auf dem ‚Franz-Kolef-Quai in Budapest von einer „Hängebrüde“ herab und ist sofort tode geblieben. Der Monarch welcher auf der Heimfahrt vom Naros begriffen, zufällig Au­­genzeuge der fehredlichen Szene war, hat der Witwe des verunglücten Arbeiters einen namhaften Geld­­betrag übermitteln lassen. O Das Königspaar als Gewinner. Wie aus Yimz mitgeteilt wird, gewann­­ bei der vor« geitrigen Ziehung der Prämien des Ku­nftvereines Seine Majestät der König den ersten und zwei andere Treffer, die Königin gleichfalls einen Treffer. O Adelsstand: Verleihung. Seine Majestät der König hat dem f. f. Hauptmann 1. Klasse des Nudestandes, Jgnaz Weigenberger, den Adelstand mit dem Ehrenworte „Edle“ und dem Prädi­ste „Edstein­hof”, verliehen. O Die Dauerhaftigkeit des Kabinets Lipa scheint Leider vorderhand wieder gesichert, denn aus Budapest wird berichtet, dar bis zur Stunde in den 412 Wahlbezirken Ungarns nur in 72 seine Kandidaten der liberalen Partei aufgestellt worden seien, während Die gemäßigte Opposition, insgesammt nur in 90, die äußerste Linke in 104 Bezirken Kan­­didaten aufgestellt hat. Selbst in dem Falle also, das alle o­ppositionellen Kandidaten zu Abgeord­­neten gewählt würden, hätte daher die Regierungs­­partei noch immer eine große Majorität.­­ Ihre Majestät die Königin wird, einer Amsterdamer Meldung zufolge, Mitte Juni in München eintreffen, nach dem Besuche ihrer Tochter zu zweitwöchentlichem Aufenthalte nach Feld­­affing und Ende Juni direkt nach Jia­ gehen, wohin dann auch Seine Majestät der König über­­siedelt. Die Mafia gekur it von bestem Erfolge begleitet. Die­ Kaiserin hat die getwohnten S­p­a­­zierritte wieder aufgenommen und gedenkt, nächstes Jahr wieder Amsterdam­ aufzusuchen. O zur Wahlbewegung. Aus Warzak­ wird get­rieben : Hier ist der Königl­­ung, Mi­­nister Graf Paul Szechemyi eingetroffen und wurde von den Wahlbürgern, sowie von der Bes­tölkerung überhaupt mit beispiellosem Jubel em­­pfangen. Leider erklärte Seine Exzellenz im der lichtvollen Nede mit der er seinen Nechenschaftsber­­cht verband, daß er die Kandidatur in Margzali nit mehr annehmen könne, doch werde er Diesen Bezirk nie vergefsen und si­ch­ treben, dessen Wohl zu fördern. Nicht endenwollende Elfen-Nufe folgten der Nede des Ministers, der bekamntlich die Kan­didatur von Kaposvár angenommen hat. Wie aus Verbo geschieben wird, erstatt­te Herr Rudolf v. Ocskay daselbst seinen beifällig aufgenommenen Lehenschaftsbericht. Herr v. Oc­s­­kay, zur gemäßigten Opposition gehörig, wurde neuerdings Fandidirt. — Wie gemeldet wird, tritt Ernst Hazayin Bütorkepi als Kandi­­dat der liberalen Partei auf. Die Oraner Unabhängigkeitspartei hat den Budapester Advo­­katen Dr. Nutoli Dell’Adami fandidirt. Wie uns berichtet wird, ist der Kandidat der Unabh­hängigkeitspartei im Körmender Birk, Bas von Gabriel Pronmay, zurückgetreten, so daß die Wahl des Kandidaten der liberalen Partei, Baron Sigmund Uechting positiv ist. In Lorencz wurde Graf Ernst ZiGYy von der gemäßigten Opposition kandidirt. — Morgen Montag hält der Kandidat der gemäßigten Opposition in R o­m» bot Karl Märtonfi seine Programm­rede. Die liberale Partei hat dort seinen Kandidaten. Die fur mehrere Zeitungen gegangene Nachrict, daß vor Kaas die Kandidatur in Deden­burg nicht annehme, ist, wie und aus Tompetenterfeitd miss­getheilt wird, böswillig erfunden. Der Kandidat der gemäßigten Opposition im Styefalvaer Bezirk, Graf Ferdinand Nes­mes, ist zurückgetreten. 5 :O) Wafltermine. In den Komitaten Arva, Bas,­­Barcs,­­ Hot, Oedenburg, Presturg, Sza­­bolcs, Torda-Aranyos und Wepplin am 13. Juni; — in den Komitaten Heves und Somogy, dan in den Städten Arad, Csongrad, Mafo, Papa und Temesvar am­ 14. Juni; in den Komitaten Gran und Hunyad, dann in den Städten Gzegled, Erlau, Gran, H.­M.-Vasarhely, Stuhlweißenburg und Zon­­dor am 15. Juni; — in den Komitaten Jap-Kun- Szolnor und­ Kolos am­ 16. Juni; — in den Ko­­mitaten Komorn und Granad am 1%. Juni; — im Komitate Bistri-Napod und in der Stadt­ Ha­­las am 18. uni; in der Stadt Oeden­­burg am­ 19. Juni. — In Kersfemet wird die Wahl nicht am 17., sondern am 18. Juni statt­­finden. O Die Kommission zur Begul­rung der Grenzen zwischen Wiumänien und Bellereid- Angarn ist am 30. d. in Ezernomwig zusam­­mengetreten, um ihre seit dem Winter unterbrochene Thätigkeit fortzufegen. Die nächsten Arbeiten be­ zweien die Füh­rung der Grenzen längs des Pruth bis Dorna und vom NRothenthurmpasse bis Turn» Severin. Rumänien hat in der Kommission drei Vertreter, darunter den General Bencopvnci. Dörsterceichs Ungarn ist dur den Regierungsrath Grafen Rielmansegg und Baurath Baw­­lo­w8ssi von der Bulawinaer­ Landesregierung und den Obersten des Generalstabs-Korps, Lud­wig Fabimi, als Delegirten des Kriegsministeriums vertreten.­­­ ­ ­ Forsteßung in der Beilage. Zusckngkomitat( Hk.-Ookihard,29·9)kai.(Gräßliches Verbrechen.)Anna Holletz,die mit einem sichern Josewai­kl in der jung nahe benachbarten Ortschaft Oberzemming gemeinschaftlichen Haus­­halt führt,hatte ein z­wölfjähriges,gänzlich verkrü­ppeltes Töchterlein,das zu wiederholten Streitigkeiten zwischen dem Zwickel und der Holletz Anlaß gab.Sehtere faßte daher den Entschluß das unglü­ckliche Kind aus der Welt zu schaffen. Sie machte mehrere Ziegelsteine glühend,setzte das Kind gewaltsam darauf und verstopfte ihm,um es am Schreien zu verhindern den Mund... Da dasselbe aber nach stundenlangen, unsäglichen Qualen nicht sterben konnte, heizte das hery­lose Weib den Badlosen, stecte die alte Gequälte in denselben und schaute ruhig zu. Bis das gepeinigte Kind seinen Geist aufgab. Die Nabenmutter erstattete sodann Die übliche Anzeige vom Ableben ihres Kindes und der dortige Todtenberhaner Constatirte merkwürdigers­­weise in dem­ Todtenberhanzeungriffe, daß das Kind eines natürlichen Todes gestorben sei, worauf das Begräbnis ohne Aus­stand vor fi ging. Bald nach dem Begräbnisse tauchte­ aber im Orte das Gerücht auf, daß die Hol­­leg das Kind ermordet habe, bis dasselbe auch dem St.-Gottharder Gen­darmeriepostenführer David Hetlenyi zu Ohren kam, welcher dem Strafgerichte davon die Anzeige erstattete. Das Bezirksgericht ordnete die Exrhumirung der Leiche an und entsendete eine Gerichtskommission unter der Leitung des Unter­­suchungsrichters Kornelius Treplan an den Thatort.

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