Oedenburger Zeitung, 1884. Juli (Jahrgang 17, nr. 150-176)
1884-07-01 / nr. 150
xvll denburgerzeikung (vormals „Bedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Kandel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Uhr! — Bemühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Zåprgang mm Administeation, Verlag und Inseraienaufnahme; Buchdrukerin, Nommalter & Sohn, Grahenrume 12, BET Einzelte Nummern Rotten 5 Sieyer. = er Einschaltung & bedeutender Rabatt Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen ann= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Für Loco: Ganzjährig 9 ftanetojährig 55 fl., Vierteljährig onatlic gür Auswärts: San . fl., Betr 7 fl., Vierteljährig 3 Alle für das Blatt bestimmte RER mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Bo Ier, Ball Krage sie 10, U. Oppelit, ı., bene Seimis Scalet, ollzeile 12, NR. Moffe,Seilerstätte 2, M. Dufes, 1., Riesmergasse 12, In Budapest : Saulus Sy. Dorotheagasse 1, Leop Yang, Gifellaplag 3, A. ©. Goldberger, Servitenplag 3’ Önsertions:Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zweis, 15 Er. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 Tr.” für Die durchlaufende Petitzeile erclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mebhrmaliger „Oedenburger Rettung“. Mit 1. Juli 1884 eröffnen wir ein neues Abonnement auf die in den XV. Jahrgang getretene, sechsmal in der Woche erscheinende, an Sonntagen aber mit einer „Illustrirten-Romanbei- Lage‘ versehene „Oedenburger Zeitung.“ Pränumerationspreise: Ganzjährig 9 Bes 5 vierteljährig 2. 50 fr., monat Loeo Oedenburg; Auswärts: anzjährig 12 ae halbja ni fl, are 3 fl. 50 fl. — Das Abonnement kann auch mit jedem anderen beliebigen Tage entirrt werden, GESTERN en FR Parlamentsreform. Doedenburg 28. Juni 1884. «System von Maßnahmen. Ministerpräsident Tipa spielt den großen Schweiger. Die Verhältnisse des Landes erheilten eine thatkräftige, planvolle Politik, ein wohlbedachtes Namentlich die Erscheinungen während der Wahlbewegung und die Ergebnisse der Wahlen fordern dringender als je das Aufgeben der Politik von Fall zu Fall und der Improvisationen. Die Presse, selbst die der Regierung freundlich zugethane, verschließt fi nicht mehr dieser Erkenntniß, die intimsten Anhänger Ei 0% TZipa schweigt. Ueberall in parlamentarisch regierten Landen ist es der Negierungschef, der ihr parlamentarische Thätigkeit und ihre Richtung vorzeichnet und sie proflamirt. Bei uns schweigt der Kabinetschef, als Hätte er nichts zu sagen. Es liegt darin eine Nichtbeachtung, ja, eine geringschätende rüssirung der Nation, welcher ei noch sein unyarischer Ministerpräsident schuldig machte, und die heute umso schwerer in’ Gewicht fällt, als seit 1867 Ungarn in seiner gleich bedenklichen Situation war. Darin, daß die einzelnen Minister vereinzelte Bruchstüce des Arbeitsprogrammes unserer nächsten Neichstagssession ankündigen und die offiziösen Spracrohre der Regierung dieselden zusammen Haucen, um Halbwegs Etwas zu bieten, was eigentlich vom Führer der Majorität fon vor den Wahlen Hätte dargelegt werden müssen, um darüber die Wähler entscheiden zu lassen — ist nur ein unzureichendes Surrogat eines Regierungsprosagrammes geliefert. Do& was nügen da Refrrminationen ! Daran transt unser politisches Reden nicht erst fest gestern, daß der Ministerpräsident, unbefümmert um die öffentlichen Wünsche und die guten Sitten parlamentarisch regierter Ränder, seine Wege eigenmächtig geht und die Geister ohne Direktion läßt. Solange, bis er nicht selbst zur Einsicht gelangt, damit nur zu der sich im Lande kundgebenden Zerfahrenheit das Meiste beizutragen, wird das nicht leicht anders werden. Man muß si also, statt mit einem Negierungsprogramme aus einem Guffe, blos mit ein paar Broden eines solchen beschäftigen. Und geht man daran, diese zu beurtheilen, so findet man, daß das Systemlose der ganzen Politik unserer Regierung sich auch im diesen Rudimenten eines Programmes offenbart. Die nächste Reichstagssession soi nach den Andeutungen Szapäarys, Svanla’s, Trefort’s und der „politischen Korrespondenz“ die Verlängerung der Reichstagsdauer von drei auf ichs Jahre und die Oberhausreform bringen. Das sind ohne Zweifel Reformen, über die sein Wort verloren zu werden braucht, so dringlich und unabweislich erwiesen sie sich. Allein geholfen wird damit unserem Parlamentarismus nir zu viel, denn sie bedeuten noch lange keine Parlamentsreform. Zu einer solchen gehört viel mehr. Was man mit der Verlängerung des Reichstages an strebt, die Stabilität der Öefesgebung, die Hebung ihres Niveaus, die Verminderung der Wahlbewertungsschäden und der Wahlmitbräuche, es wird nicht erreicht werden, wenn nicht andere wesentliche Hebung des Reformen zugleich in’ Leben treten. Um das geistige Niveau des Abgeordnetenhauses zu heben, müssen die Wahlbezivfe neu eingetheilt werden, damit das gegenwärtige Mißverhältnis aufhäre. Weiter müßte zum Zwecke der Niveaus des Hauses auch für eine Zufuhr von nothwendigen Elementen gesorgt werden, indem man nicht intelligente Kräfte und die Administrationsbeamten zufolge des Inkompatibilitätsgefeges ausgeschlossen sein läßt. Im Allgemeinen kann man allerdings nit der Anschauung Tresfort’s huldigen, daß das ganze Gefeg aufgehoben werden solle. Vielmehr müßte dasselbe sogar verschärft werden durch Bestimmungen, wonach die Nichter und Beamten früher müssen, ehe sie zu Deputirten gewählt werden können, oder aber nur in Bezirken außer ihrer Machtsphäre kandidiren dürfen. Allein gewisse, dem Parlamente heute abgehende Kräfte, wie zum Beispiel: Bürgermeister, öffentliche Notare u. s. w., sollen vom Hause nicht ausgeschlossen sein. Uebringend würden alle diese Maßnahmen blos einen geringen Theil der Wahlmitbräuche beseitigen. Gründlich wird ihnen erst durch eine Nevision des Wahlgeldes mit genauer Präzisirung des Wahlvorganges vorgebeugt. Nicht minder aber ist hiezu die Zuweisung der Wahlverifikation an die königl. Kurie nöthig, und da darf mit etwa blos über Wahlproteste entschieden, sondern muß überhaupt über jeden Gewählten, über jeden Wahlast geurtheilt werden. Diesem Kämplex einer legislativen Parlamentsreform würde sie neben der Diätenregulirung (Entziehung der Diäten bei Nichteischeinen) allerdings auch eine R Revision der Hausordnung einfügen müssen, die eine größere Disziplinargewalt gegen Skandalmacher, Vielrednerei und so weiter, dem Präsidium und dem Plenum einräumt. Gegenüber einer solchen Reihe von durchaus nothwendigen Reformen erscheint die einfache Ankündigung der Reichstagsverlängerung und vie as gierung,ja,selbst Ministerreden davon, abgedanft haben en Seuilleton. Die beiden weißen ofen. (Kortfegung und Schluß.) Am nächsten Morgen wollte Caroline die verstaufte Rofe der Marquise fhiden ; aber — 0 des Schrecens — sie war entblättert, nur eine Rofe befand sich no an dem Strande. Der Wirth kam, sie an das Bezahlen der Miete zu mahnen. „Haben Sie Geduld,“ sagte Caroline, „ich bin augenblickich nit im Stande zu zahlen." „Was sol das heißen ?" fuhr der Wirth auf, der bereits erfahren, welce Summe die Marquise für die Note bezahle. „Sie haben Geld.“ ‚„&3 gehört nicht mehr mir, die Nofe it verweift, ich muß er zuräcihiden.“ „Hier ist aber noch eine zweite Rofe,“ verfegte der Wirth, „warum wollen Sie nit diese verlaufen ?* „Weil sie für das Grab meiner Mutter bestimmt und mir für alles Gold der Erde nit feil ist.* „Sie sind eine überspannte_ Närrin," viel aufgebragt der Mann, „sehen Sie jegt ob Sie mit diesen Albernheiten ein Obdach bekommen, denn Sie verlassen sogleich mein Haus, ich kann seine Miether gebrauchen die nicht pünktlich zahlen.“ Ich werde dazu bereit sein, entgegnete Caroline ruhig. Sehr erstaunt, daß ihr Caroline das Geld zurückhiete, fuhr Woeleide de Negimal sogleich nach Empfang desselben zu der jungen Blumenhändlerin, um si zu erkundigen, weshalb dieselbe ihr die weiße Nose nicht sende. Sie fand dieselbe nut zu Hause, man sagte ihr jedoch, das Madermoiselle Benoit soeben mit einer Rose in der Hand ausgegangen sei, und wirklich sah sie das junge Mädchen beim Umbiegen in die nächste Straße vor sichergeben. Neugierig, welche Kundschaft Karoline wohl der ihrigen vorgezogen, befahl sie dem Kufher, ihr langsam, zu folgen, sah sie zu ihrem Erstaunen in die Thür eines Friedhofes treten, stieg aus und ging ihr nach. F Karoline kniete auf dem Grabe ihrer Mutter, pflanzte daselbst die Mose und sprach: „Du, meine Mutter, nimm als Pfand der Erinnerung von Deinem Linde diese Blume, die Du so sehr Liebtest und die ich für Dich gezogen habe. Bitte für Deine Toter, die allein und feruglos, von fehmweren Sorgen bebrüht dasteht und nicht weiß, wo sie morgen ihr Haupt niederlegen sol." Ein Thränenstrom beweßte das hölzerne Kreuz, den einzigen Schmud des einfachen Hügels. Tief bewegt zog sich Adelaide, unbemerkt wie sie geflommen, zureich und ließ sogleich genauere Erfundigungen an bei dem Wirth über die Blumenhändlerin einziehen. Am nächsten Tage war Karoline, im Begriffe ihre Habseligkeiten zusammenzupaden, als der Wirth bei ihr eintrat. „Was machen Sie da“ fragte er sie. „Sie haben mir gestern geboten, die Wohnung zu räumen.“ „Allerdings jedoch nur für den Fall, daß Sie die Miethe nicht bezahlen ; ich habe dieselbe jedoch soeben auf zwei Jahre voraus erhalten und bringe Ihnen die Quittung." Er verließ das kleine Zimmer, in welchem Karoline sprachglos vor Erstaunen zurückblieb. Das Räthsel sollte ihr jedoch gelöst werden. Ein weich galoriirter Bedienter trat ein und übergab ihr einen Brief der zweihundert Louisd’or und folgende Zeilen enthielt: „Mademoiselle, außer dem Auge Gottes haben wo zwei andere Augen heute gesehen, daß Sie die Note, mit welcher ihm einen Brautanzug zu schmüden wünigte, auf das Grab Ihrer Mutter gelegt, entschlossen Lieber die härtesten Entbehrungen zu ertragen, als diese fromme Kindespflicht zu verabsäumen. Auch ich habe eine Mutter, die ich verehre, und verstehe daher zu würdigen, was Sie gethan. Gestatten ‘Sie mir deshalb, Ihnen diesen: Heinen Beweis meiner innigen «Theilnahme für Sie zu überreichen und meinen Hochzeitstag zu vershünern, indem ich die findliche Liebe ehre. Ihre aufrichtige, Freundin Adelaide de Negimial.* Karoline Fanniei jegt die Hand, welche die Mietde für sie bezahlt. ‚Sie legte das empfangene Geld zum Ankauf eines kleinen Gartens an und erntete reiche Früchte davon. Aug an ihr ging die Verheißung des Gebotes in Erfüllung s ;Ehre Vater und Mutter auf dage8 Dir wohl gehe und ,Du lange Tebest auf Erben.“ Ers BER EEE ZENTN -T 0 Dan . . au er. HYZYTHHHHEHMJ BER SEEN a. Ar. 150. ——————n PATE NT A1 ESEL HELENA ee 3 i «