Oedenburger Zeitung, 1884. August (Jahrgang 17, nr. 177-201)

1884-08-01 / nr. 177

WITH-www- Insdknxkomitatm Pust,30.Juli.(Feuerwehrfelk.) Vom Prachtwetter begünstigt,fand das am­ 29.Juli LJ.anberaumte F­est beim Badhause Rust statt. Nach 7 Uhr begab sich dwinig sämmtlicher Feuer­­wehrleute,unter klingendem Spiele,an der Spitze der Männergesangsverein,dahin,wo der Ankunft der Eisenstädter Feuerwehr entgegengeharrt wurde. Nach gegenseitiger Vorstellung hielt Herr Ko­m­mandant von Major aus Eisenstadt eine schwungvolle Ansprache,welche mit kräftigen Erfeng aufgenommen worden ist.Nun begann das eigent­­liche Konzert,welchem überaus viele Besucher an­­wohnten,sodaß bereits bis­ 5 Uhr sämmtliche Entreekarten ausverkauft waren und welche nach­­geschrieben werden mußten.Obzwar das Entrée usur 2011.zum.5 Konzert,­50kr.sitt-Tänzer­­zichen betrug und von ersteren Entrée sämmtliche Feuerwehrleute und Mitglieder des Gesangsvereines befreit waren,­wurde doch ein fast unglaublich hoher Erlös erzielt und spricht zu deutlich:«DieRuster geben für die Feuerwehr­—Alles her.«113fl. 25kr.wurde in die Feuerwehrkasse abgeführt,wo­­bei nach völliger Deckung der Auslagen noch zirka 60 f­.Ueberschuß zu Gunsten diesesnstitutes ver­blieben. Das Konzert, welches laut Programm bis T Uhr dauern sollte, wurde fhor um 6 Uhr be­­endet, indem die herrlichen Weisen der National­­kapelle Rapai derart wirkten, das alle Füße zuchten. Die Betheiligung am Tanze war daher eine zahlreiche. Es wurde beispielsweise eine Qua­­drille unter Leitung des Tänzers Herrn Mandl aus Eisenstadt, getanzt, an welcher mehr als 30 Boare theilnahmen. Heiga! ging es darin munter zu in dem neu hergerichteten Ruffalon! E38 that einem wahrlich die Wahl weh, welcher von den zarten Zänzerinen man den Vorzug geben sollte. Allein selbst unter den Ausgezeichneten finden sich immer noch Bemerkenswerthere, und müssen wir den Preis der liebenswürdigen Frau Tennert, Bermwaltersgattin aus Z Trauersdorf und Frau Bärtl, aus Deden­burg, zuerkennen. Sie tanzten leicht und graziös wie mondschein­­nactgeborene Elfen. Von Herren sind als die feurigsten Csardastänzer, Herr Szabo, Lehrer aus Eisenstadt und der Komitatsbeamte, Herr v. 3­39, hervorzuheben. Bis der Morgen graute währte die Lustbarkeit und für Küchengewüsse sorgte trefflichst die gefhk­te Hand eines Frl. Steiner aus Oedenburg. BR: Acs (Baranyaer Komitat), 29. Juli 1884. Ein „entschlosfener“ Züngling.) Der Sohn eines der wohlhabendsten hiesigen Bauern, Alexander Nagy, hat sich eine Kugel in’s Herz gejagt. Der junge Mann diente bei den Husaren als Zugsführer und als er vom Militär heimkehrte, verbrachte er die Zeit unthätig und wollte nur in die Welt Hinein leben. Er quälte schon längere Zeit seinen Vater damit, das er ihm im Fünftel de Befiges überlasfe, doch der besorgte Bater wollte sein bitter­ erworbenes Gut nicht so dem Zugrundegehen anheim fallen Lassen. In einer der legt verfroffenen Nächte legte er nun einen Revolver an die Brust seiner Mutter und drohte, falls nicht bis Nachmittags das Gut ihm übergeben werde, seine ganze Familie über den Haufen zu fliegen. Die erschrochene Mutter lief zum Ortsrichter, der Gensdarmen zum Einfangen des rasenden jungen Mannes entsandte. Als dieser nun die Gensdarmen kommen sah, [Hofer auß dem Senfter zweimal auf dieselben, zum Glück ohne zu treffen, doch da Fradte no ein Schuß und als die Gensdarmen in das verschlosfene Zimmer eindrangen, lag Nagy am Boden im Blute to­dt. Auf dem Tische lag ein Zettel mit den Worten: „Mein Testament“, in welchem der Selbstmörder sich erbat, auf seinen Grabstein zu t­reiben: „Hier ruht ein entfalof­fener Jüngling* “Paks (Tolnaer Komitat), 28. Juli. (Ernte.) Die Ernte ist bei uns nahezu beendigt,­­und t wir können mit dem Resultate ganz zufrieden sein. Während wir wo im Anfange des Monates Juni unsere Hoffnungen aufgegeben hatten, ist jeßt wieder Alles freudig gestimmt. Von Weizen er­­hielten wir per Yoh 19 Kreuz, Korn 20 Kreuz und von der Gerste 18 Kreuz. Die Schüttung ist daher 40 bis 45 Kilogramm reiner Weizen, ebenso verhältnismäßig groß ist das Ergebnis vom Korn und der Gerste. Die Hadfrüchte verspragen eben­­falls, vermöge häufigen Negens, eine gute Ernte zu liefern ; desgleichen ist der Weinstod weich mit Trauben behangen, und wenn wir von weiterer Unbill versehent bleiben, so können wir eine reiche Lese erwarten. Ang.-Altenburg, 30. Juli.(Abschied der deuti­gen Schüler von Ung-Alten­­­burg). Auf der landwirtschaftlichen Ak­ademie zu Ung-Altenburg werden bekanntli­che bisherigen deutschen Vorlesungen mit Schluß des Laufenden Schuljahres eingestellt und die deutschen Studierenden nehmen jeit von der Stadt und der Akademie Abschied für immer. Bei dieser Gelegenheit arran­­girten sie eine großartige Unterhaltung und sendeten für Diefelde Einladungen nach allen Seiten aus, in Folge derer auch zahlreiche Gäste erschienen ; viele frühere Hörer, darunter auch alte Herren, kamen herbei, sich von der Akademie für ewig zu verabschieden. Unter Anderen war auch Edmund Steinacher, R Reichstagsabgeordneter, dann die Verwalter von Kisber und Babolna, solwie mehrere Ausländer u. s. w. erschienen. Die Stadt legte ein feierliches Kleid an, bei allen Häusern wehte die Nationalfahne. Die Feierlichkeit verlief folgender­­maßen : Am 26. d. M., Abends um 7,9 Uhr, fand ein Yakelzug statt, an welchem sämmtliche Gäste, die Beamten des Herrn Erzherzogs Albrecht, die Akademiker u. s. w. Theil nahmen. Der Zug, die Mufikkapelle des 101. Infanterie-Regimentes an der Sorge, zogen durch die ganze Stadt und machten vor der Akademie Halt, wo der Studierende Sollner eine feierliche Ansprache hielt, in welcher erwähnt wurde, daß durch 66 S­ahre Hin­­duch deutsche Vorträge an der Akademie gehalten worden sind, ferner wurde des bisherigen Lehr­­körpers und des Baterlandes gedacht. Nach Abfin­­gung des „Gaudeamus igitur“ wurden die Falkeln auf einen Haufen zusammengeworfen und ver­­brannt. Hierauf verfügte sich der Zug in dem erz- Herzoglichen Park, welcher schön deform­t war, und in welchem unter Z Theilnahme sämmtlicher Lehrer, mit Ausnahme des kranken Direktors Blafd, sowie der sämmtlichen Gäste und Akademiker der Feit­omers stattfand, welcher bis 1 Uhr nach Mitternacht dauerte. Am anderen Morgen war „Srühshoppen“ und Nachmittags „Bankett.“ — Die ungarischen Hörer hielten si wegen des deutschen Charakters des Festes von demselben demonstrativ ferne. « B.A. Telegcammk. Sudapest, 31. Juli. Dr. Hyefgen, Direktor der Handelsakademie und Jakob Lewin, ausgezeichneter Mathematiker und Pädagog sind gestern gestorben. In der Affaire der Effegger Brüden-Kata­­strophe fällte die surie Heute den Aufragebeschluß ; Durgmesz, Direktor-Stellvertreter der Alföld­­chumaner Bahn, Julius Nieczey, Aufseher Koch, Doberingenieur Stelz­ und Seftiong- Ingenieur Jobbaggi seien wegen fahrlässiger Beigädigung in Anklagestand zu verlegen. Agram, 31. Juli. In BPolupsto richtete ein wüthendes Schwein unter Menschen und Vieh während des stark besuchten Marktes große Verwirrung an. Das Schwein Fig Menschen und Zhiere. Legiere wurden sehen, rissen sich los und rannten in rasender Flucht durch den Ort in die engen Gaffen, wo ein furchtbares Gedränge entstand. Sechs Männer und eine Frau wurden zu Tode getreten, 29 Stüd Kinder verendeten, viele Mengen und Thiere sind verwundet. &inz, 31. Juli. Seine Majestät wird am 19. August über Linz, Kremsmünster nach Bad Hall, von Hal nach Besichtigung der Kuran­­stalten nach Steyr zur Ausstellung fahren, daselbst im gräflich Lamberg’schen Schlosse übernachten und am 20. August zurückreisen. Wien, 31. Juli. An Stelle des verstorbenen Hofrathes Dr. Ferdinand von Hochstetter ist der Direktor des Zoologiscen Hof-Museums, Re­­gierungsrath Steindahmer, zum interimistis­­chen Leiter des Naturhistorischen Hof-Museums er­­nannt worden. Paris, 31. Julio T­oulon befragt nach heutigen Meldungen, innerhalb 24 Stunden, 16 Todesfälle, Marseille 21, Arles 4 um Air 3, in Folge der Cholera. Lokal-Bettung.­ ­Fokalnotizen. * Zur Pfarrerwahl der evangelischen Ge­­meinde. Wie wir seinerzeit berichteten, Haben meh­­rere Mitglieder der evangelischen Gemeinde gegen das, auch vom Herrn G Superintendenten gutges­cheißene Verfahren bei Aufstellung der Kandidaten für die erledigte Pfarrerstelle oveshalb einen Rekurs an die Superintendenz gerichtet, weil der Vorgang, wonach nur ein Kandidat, nämlich Herr Z&b­­rät von Seite des Komventes aufgestellt wurde, gegen die SS 11 und 86 des Statutes, also nicht ordnungsmäßig sei. Die Erledigung auf diesen Rekurs ist von der Superintendenz, wie uns ein Gewährsmann versichert, bereits hieher gelangt. Dieselbe hält sich genau nach den Sinn der Worte der heiligen Schrift, und zwar: Evangelium vo= bannis 19. Kapitel Vers 22, welche Stelle jeder Wahlberechtigte nahfchlager kann. * Zum Sommerfeste der fundierenden Jugend, welches — wie wir gemeldet haben — am 9. August im Garten des Hotels zum „König von Ungarn“ abgehalten werden wird und mn wozie die glänzendsten und vielversprengendsten Bort­­bereitungen getroffen werden, erjfuchten uns heute zwei der Herren Arrangeure, dem B. T. Publitum zur geneigten Kenntnis zu bringen, daß alle die­­jenigen hiesigen Familien und Personen, welche aus Beziehen vielleicht feine Einladungen zur Soiree erhalten haben sollten, aber auf solche Anz­­pruch zu haben glauben und das Fest zu besuchen wünsten, sich gefälligst an Herrn Andreas Pajer jun. (Elisabethgasse 5), wenden wollen, der auf das Zuvorkommendste derartigen Wünschen ent­­spregen wird. * Auszießzeit. Die lästigste Epoche im Familienleben ist das Ueberfiedeln von einer Woh­­nung in die Andere. Die Unordnung, die Unbes­laglichkeit im Gefolge derselden, die Kosten und was sonst noch d’rum und d’ran hängt, macht das Ausziehen zu einer oft Äußerst beschwerlichen Sache. Heute, am 1. August ist Zinstermin. Am 2. bis Nachmittags 3 Uhr muß der neueinziehenden Bartel die Hälfte, am 5. jedoch die ganze Wohnung ge­­räumt werden. ‘Das Net der Kündigung­ ist so­­wohl dem Vermiether, wie dem Miether bis 6 Uhr Abends des dritten Tages eines jeden Zinstermines eingeräumt. Die gemietheten Loyalitäten dürfen zu anderen Zwecken, als behufs welcher sie gemiethet worden sind, ohne Einwilligung des Vermiethers nit benügt werden. * „Gifella-Verein“ Jan Anhange zu der in unserem gestrigen Blatte gebernten Notiz: „Nur nit leichtgläubig*, haben wir no zu bemerken, daß der Heiratsausstattungs-Verein „Gifella“ in­ Ungarn gar seine Konzession besigt, demnach auch nit bezeu­gt ist, seine Thätigkeit auf Ungarn auszudehnen. a noch mehr. Dieser Berein hat selbst in Oesterreich seine Erlaubnig unter seiner Firma Lebensversicherungen abzus­chließen oder zu realisiren. Der erwähnte Agent dieses Unternehmens hat demnach hier, unter vers­tedenden Versprechungen, die sein Verein all­eine halten darf und dann, vor den Augen der furzs fichtigen Hiesigen Polizeiorgane und unter Mig­­brauch des Titels „Affeturanz“, Diverse leichtgläus­­ige Leute irre geführt. Dean solte glauben, daß auf diesem Terrain Ion genug traurige Erfahrungen gemacht wurden, um zu wissen, wie wenig­ Vertrauen solch’ Feine Brivat-Unternehmungen verdienen. Alle Kleinen Ge­­sellschaften, ja sogar Halbwegs gut fituirte Affe furanz-Gesellschaften mußten bekanntlich ihre Thür­tigkeit einstellen, um den gut fundirten Instituten, die genügende Gidßerheitsfonde bieten, den Plag zu räumen. Wie konnte man also dem Agenten eines fo­odskuren und höchst problematifgen Vereines, wie der in Rede stehende ist, auch nur das geringste Vertrauen entgegen bringen? Wir glauben, am Plage befänden sich genug große Affekuranzen, als daß es gerechtfertigt wäre solhen herumziehenden Wir­kweisen Agenten „auf den Leim“ zu gehen. z. B. nur darauf­­hin, daß es einst auch einen „Miskolczer Heiratsausstattungs-Verein“ gab, bei dem sänmtliche T­eilnehm­er ihr Geld verloren haben, der Direktor und seine Umgebung aber im Kerker ihre Machinationen zu büßen hatten. Ganz unbegreiflt bleibt «8 jedoch, daß unsere­­ 561. Stadthauptmannschaft­ den Mann so unges hindert arbeiten ließ,­­da doc seit zirka 2 Jahren in Ungarn das Gefeg besteht, daß jeder Affekuranz« Acquisiteue sich bei der Ortsbehörde zu melden und zu seiner Thätigkeit die Er­laubniß einh­olen muß. Dieser Erlaß be­­zieht sich aber nur auf konzessionirte Ge­sellschaften für die Lebend-Bersicherungs » Brande (Feuerversicherungen dürfen überhaupt von am­bul lanten Agenten nicht abgeschlossen werden.) Eine spezielle Konzession für n­ut erlaubte Vereine kann selbst unsere hiesige Stadthauptmannschaft unt­ertheilen. Erklären Sie uns also Oral......! * Die Yhyllozara nimmt, laut verlägsigen Berichten, in Ju­rien sehr überhand. Das ge­­fürchtete Infekt ist in neuester Zeit au in der Ortschaft Pizzuelo, Gemeinde Materada, aufgetreten, erforderligen Schritte zur Besimpfung dieses Feindes der Neben sofort veranlaßt. Ausbreitung. In der Gemeinde Ynota wurde jüngst das Vorhandensein der Neblaus Tonstatirt. Laut amtlichen Mittheilungen sind nun 164 Gemeinden in Ungarn von diesem Infekte infizirt. Die Bezirkshauptmannschaft von Parenzo hat die, Auch in Ungarn gewinnt die Neblaus an — un Anbetragt der traurigen Lage wäre e& ER BI. ee Br hä Ke de

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