Oedenburger Zeitung, 1884. Oktober (Jahrgang 17, nr. 226-252)

1884-10-01 / nr. 226

DittwochJJOktobettssC XVIL. Jahrgang. U SedenburgerBeifung. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehe? — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” [m ] REN 3­8 ER Dt — — Administration, erlag und Inseratenaufnahme: Buchdrukerei &. Nommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. EI Einzelne Nummern Rotten 5 Steuger. = Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt Das Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen ei oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: ür &oen: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljährig 8 is te,, Monatlich 1 fl. « MAUSWZUQ quzjijbrisg a A, Helbjährig 7 fl., Biertel­­jährig . . Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Insektionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Vogler, Wall­finale 10, A. 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Dedenburg, am 30. September. Ale Blätter kommentiren die Allerhöchste Thronrede und ziehen aus den Worten des Königs Schlaffolgerungen auf die Thaten der Regierung in nächster Reichstagskampagne, denn — es ist Dies bezeichnend für unsere inneren politischen Zustände — selbst die weniger regierungsfreund­­lichen Organe nehmen nir an, daß der Reichstag­­ auch einmal im Sinne der Opposition Be­schlüsse fassen könne, sondern betrachten den Anhalt der Thronrede als etwas, nun einmal unverrüdbar Bestehendes, als das legislatorische Programm, dessen Exekution die Sendboten der Nation zu be­­sorgen haben werden. Die Neichstagsminorität wird zwar natürlich hie und da mehr oder minder schneidige Redner, gegen einzelne Vorhaben der Negierung aufstellen, allein sie werden doch immerdar eben die Min­o­­rität bilden und mithin zwar die Ausführung der Beischlüffe im Sinne der Regierung ein wenig erschweren, vielleicht sogar verzögern, aber keines­­wegs verhindern. Man weiß aber sei gut, daß es nicht gerade unbedingt der unerschütterliche Wille Sr. Majestät ist, der in der Thronrede zum Ausdruck gelangte, dag nicht der König die feierliche Ansprache an die Magnaten und Abgeordneten s­e­lb­st redigirte, sondern daß das betreffende Schriftftüd einfach nach dem Konzepte des Herrn Ministerpräsidenten Tziga Sr. Majestät zur Begutachtung unter­­breitet worden ist. Allerhöchst melde allerdings dann das Operat nach eigener erleuchteten Einsicht beurtheilte und es somit zwar vollinhaltlich an­­nehmen konnte, aber ebenso gut verändern oder auch ganz und gar verwerfen hätte können. Der Monarch jedoch ist viel zu konstitutionell gesinnt, als daß Allerhöchst derselbe bei so hochwichtigen Staatsaften, wie eine Thronrede ist, den eigenen freien Willen walten ließe. Der König zieht in solchen Fällen seine Mi­­nister zu Nathe, und man ist es wieder Herr v. Tipa und allenfalls Graf T­aaffe, welche das legte Wort zu sprengen haben. Die Herren von T­ipa und Taaffe aber verfolgen ein und dasselbe Ziel, nämlich sich selber am Ruder zu erhalten, und mithin heißt der Eine jedesmal dasjenige gut, was der Andere zu seiner Selbst­­erhaltung abwartet. Somit ist der fatale Parfus in der Thron­­rede, bezüglich der Aufrechthaltung des Zoll- und Handelsbündn­isses mit Oesterreic keineswegs ausdrüclich königlicher Wunsch, sondern Herrn von Tipa’s Wille, den er unter den Fittichen des Doppelaars geltend macht. Ya, unter Ministerpräsident scheint überhaupt dem Doppeladler der andern Reichshälfte, mehr Schugkraft für seine eigene werthe Person zuzutrauen, an dem Engel, der das unga­­rische Neichswappen unter seine schneeweißen Schwingen genommen hat, denn Herr von Tißa fofettirt nur zu liebeswarm mit dem doppelköpfi­­gen Raubprügel unserer Brüder jenseits der Leitha. Der Engel würde ja von ihm verlangen, daß er den Worten der heiligen Schrift machlebte, melde unter andern den frommen Lehrtag aufstellen : „Es wütt nichts, die ganze Welt zu gewine­nen, wenn man dabei an der Seele Schaden nimmt.“ Unsern Sabinetshof ist sein politisches Seelenheil Schnuppe ; er opfert Traditionen, Prin­­zipien, Volfsinteressen, soferne nur seine eigene Macht sicher im Schatten der Yittiche des österreichischen Doppelaars ruth! Wir werden also bei der Ausgleichs­­wirtschhaftliche Erneuerung unsere Lage nicht im mindesten ändern, obgleich sie von Oesterreich möglichst ausgebeutet wird. Freilich trägt man sich heutzutage nutmehr mit jenen Stusionen, die man vor 1876 über die Ausgleichs- Politik der Tipa’schen Regierung hegte. Damals hatte Tipa Wünsche und Erwartungen geweckt, von denen er sie heute weislich hütet. Er spricht viel aufrit­ger und klarer und man weiß, woran man mit ihm ist. Allein dieses offenere Spiel darf nicht zu einem Match führen, bei dem für unsere, noch immer der besseren Wahrung bedürftigen In­­teressen nichts herausf­aut. Die Lebensfähigkeit und­ die Entwickklung Ungarns gebieten der Regierung solche Goi­­pulationen auszumirten, daß bei den Ausgleichs­­verhandlungn Ungarn nicht den Kürzeren ziehe. Die Negierung, welche den 1876er Ausgleich überlebt hat, wird zwar natürlich auch für einen zweiten Mißerfolg von ihrer allezeit getreuen Miar­melufenmajorität das Absolutorium erhalten. Da die naturnothwendigen Folgen werden an der Pe=­gierung einen schlechten Ausgleich rähen. Bisher half sie sich über unsere finanziellen Schwierigkeiten mit allen möglichen Auskunftsmittelhen hinweg. Mit­­ diesen wird man aber in Zukunft nit auslangen. Wir sind darauf angewiesen, uns neue Hilfsquellen zu eröffnen und die Fennen wir nur bei der Aus­­gleichserneuerung wieder in Befig bekommen. Ges­et­z a # un Fi hai Seuilfelen. Dem „selig fein” ! Novelle von Hermance Potier, I. Nahdrud_verboten. (Fortlegung ) Da war das Proletariat natürlich, dann das ärmere Bürgert­um und die Beamten, ferner der Geldadel und folieglich die Geburtsaristokratie. H. hatte leider nicht viele schöne und reiche Mädchen, und theils aus diesem Grunde, theils wegen ihrer sonstigen Vorzüge, waren die beiden Bankierstöchter die meist besprochenen und zugleich viel u­mworbensten Erscheinungen der Gesellschaft. Vor Allem aber Ruth, die Jüdin ! Die Freundsgaft, die sie und Hedwig so fest verknüpfte, war für ihm wörtlich geworden ; man nannte keine ohne der Anderen, und ,wo man die Eine vermißte, war auch die Andere nicht zu sehen. Ruth hatte den glänzendsten Ball ausgelassen, um an Hedwig’s Krankenlager zu waschen und diese wieder versagte fi den Genuß des rührendsten Dramas, um den Abend bei Ruth zuzubringen, die ein Fest veranstaltet hatte. Hedwig liebte, die Trauerspiele wie alle Mädchen, deren Herz ein stiller Kummer pret. Sie fühlte mit den unglück­en Heldinnen auf den­­ Brettern, sie wühlte neuerdings die schlummernden Schmerzen ihrer Seele auf, sie gab sich mit wahrem in. Sie starb hundert» elernste Stirne 2.«­F3 Lssvußkkkpsthuslsu mal moralish, mit einer Louise Millerin, während­ M Ruth mit namenloser Aufregung dasaß und am anderen Morgen müde und abgespannt erschien. Hedwig jedoch hatte das ausgeweinte Leid neu be­­lebt und sie glühte frü­her als sonft. Ruth mied seit einigen Tagen das Haus Hardtberg, sie ward offenbar beleidigt worden durch Emanuel’s Benehmen, und Hedwig ging daher zu ihr. Sie fand die Freundin eifrig an einer reinen Miniaturmalerei beschäftigt, die sie schnell verbarg, denn Hedwig war unangemeldet, wie es die Beiden unter sich ausgemacht hatten, eingetreten. „Ruth , Ruth, Du wirst geheimuigvoll !“ bemerkte sie. nurRicht doch“*, entgegnete die schöne Freun­­din, das heiße Blut aber flioß gewaltsam und verrätherisch in ihre Wangen. „Nun, laß’ es gut, fein!“ Täcelte Hedwig fhelmisch, „ich bin eigentlich nur genommen, um zu fragen, D6 Du mi denn völlig vergessen hast; man sieht Di ja gar nicht mehr ?* Nur wollte etwas erwidern, do Hedwig kam ihr zuvor. usb weiß, was Du sagen willst !* sprach sie und brachte die Entschuldigung ihres Bruders vor. Ein eigent­ümliches Zuchen, wie Freude, birgte in der Yüdin Augen auf, kaum bemerkbar und flüchtig, dann sagte sie: „Es thut nit zur Sache, do, juft artig ist Dein Emanuel nit !* Sie late wohltönend und luftig, ihre früher lächelnd und lieblich — sie war wieder ganz die Ruth, als die sie Hedwig so innig liebte. &8 war bereits dunkel, als die Mädchen sich verabsciedeten. Beim Weggehen hatte Hedwig so versproc­hen, in’s Theater zu formen und fast gleichzeitig öffneten sich die Thüren von Hardtbergse und Les­winfre und Logen. Die Freundinen traten ein und rieten sich freundlich lächelnd zu. Nachdem Ruth ihren Pla eingenommen hatte, ging ein Flüstern duch das Publikum, man steche die Köpfe zusammen, blickte zu ihre empor und richtete ziemlich auffällig die Operngläser auf Le­winsteins Loge. Ruth sah­ reizend aus. In dunkelrothes Sammfleischen schlug sic Snapp ihren wunderbaren Hormen an, der Hals war entblöst und ihre lehmwes­ten, dunklen Loden zierte eine frische Kose. Man sprach über sie, in den verschiedensten Weisen, bewundernd, bösartig, neidisch und lie­bevoll. Die Herren waren darüber einig, sie sei ein herrliches Weib, die vielen Verschmähten gaben dies mit etwas sauersüßen Mienen zu, die Frauen fan­­den sie natürlich „ver Hübsch“, nur­ zu gepußt, einige sagten sogar, sie wäre schön, aber unaus­­stehlich eingebildet. Die aber, die man besprach und befrittelte, musterte niemals gleichgültig die Menschen um si­cher, und ihr Eid blieb schließlich an einem Blon­­den, jungen Mädchen haften, das in einer Loge ihr­eHräge gegenüber saß und die Malerei ihres Für­ers eifrig zu betrachten schien. (Fortjegung folgt.) war heiter und unbewölft, ihr Mund ee Deere

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