Oedenburger Zeitung, 1884. November (Jahrgang 17, nr. 253-277)

1884-11-01 / nr. 253

; HERE. PER, Die Negierung steht streng auf dem Boden des Ausgleichsgefeges. Darum muß gegen die Ver­­dächtigung, daß die gegenwärtige Negierung fi nicht an den Boden des Ausgleichsgefeges gebun­­den hab­e, protestirt werden. Bei den Wahlen har­ren die beiden Gegenparteien, welche den gegen­­­wärtigen Ausgleich bekämpften, mit heftiger Agi­­tation gekämpft. Die Landesregierung konnte im Spätereffe der öffentlichen Ordnung und Ruhe die­­sem Treiben nicht mit verschänften Armen zu­ sehen. "Doch die Aktion der Regierung beschränkte­­ sich darauf, indem sie bio. Maßregeln ergriff, um das Volk vor Ausschreitungen zu bewahren. Der Ra­­mus muß feierlich gegen die Behauptung protestiren,­­ sei die Negierung auf den Wahlplan hinabgestie­­gen und hätte einen Druck durch die Negierung auf die Beamten geübt, das Wahlgefet migbraugt und gar demoralisirende Mittel angewendet. I Kampfe zwischen der Partei, welche den geweglichen Standpunkt einnimmt, und den Parteien, welche denselben bekämpfen, ist der Play der Beamten ar bezeichnet. Diesen Pla haben die Beamten­­ auch pflichtgemäß eingenommen. Das Ausgleichsgefeg schafft ein for weites Feld der Thätigkeit zur Hebung der geistigen und materiellen Wohlfahrt des Landes, daß dasselbe alle Kräfte anspannen muß, um das Feld, wie «8 nathwendig ist, zu bearbeiten. An uns ist es also, diese sehr befriedigende staatsrechtliche Stellung­­ auszuwügen und so zu gebrauchen, daß sie dem Lande und dem Volke möglichst größten Nugen bringe. Dem steht jedoch nichts so Hindernd entge­­­gen, als das fortwährende Aufwerfen der staats­­rechtlichen Tragen und das Angreifen des Aus­­gleichsgefegges, weil dadurch jede Arbeit verhindert wird und bei beständigen Neigungen der Schwächere heil am empfindlichsten leiden muß. Alles weist ing also darauf hin, die geiegliche Grundlage fet­­zuhalten und an dem geistigen und materiellen Fortschritte, an der Wohlfahrt des Landes zu ar­­beiten, seine Kraft zu heben, damit wir nicht ge­genüber den Fortschritten der anderen Völker so jeher zurückbleiben.­­ Dies ist unter den heutigen Verhältnissen die einzig mögliche und darum auch die einzig weise Politit. Die Regierung wird derjenigen Partei im Lande, welche diese P­olitit befolgt und vertheidigt, ihre ganze Kraft leihen und sie mit ganzem Her­­zen unterfrügen. Einer der Herren Abgeordneten sagte auch, daß nach dem Wortlaute und dem Geiste des Aus­­gleichsgefeges und einiger angeblicher Aeußerungen des Ministerpräsidenten, derselbe, wann es ihm ‚gefällt, die Verfassung fistiren könne. Es ist noth» ‚wendig der Verbreitung solcher Verdächtigungen und der Verbreitung solcher Ansichten über einen Würdenträger entgegenzutreten, der auch der Wür­­denträger dieses Landes ist und sein Thun stets ur auf das Gefeg begründet, der an nur der Krone das empfehlen wird, was ihm nach seiner Überzeugung das Wohl der Dynastie und das Interesse der staatlichen Gemeinsamkeit diktirt. Er Man mache dem Banus Vorwürfe, er hätte si nit auf das Vertrauen des Volkes berufen. Dast hat er wirklich nicht und das konnte er auch nicht, weil er hiezu sein Recht hatte. „ch habe das Ver­­trauen nit zurückgewiesen; ich habe vielmehr Dieses hohe Haus ohne Unterschied der Parteien um Unterfrügung gebeten, da ich um Unterfrügung bat, glaube ich bewiesen zu ha­­ben, daß ich das Vertrauen dieses Hauses suchte. Um seine Behauptung zu beweisen, führte der Herr Abgeordnete an, daß ich mich bei den legten Wah­­len nicht um ein Mandat bewarb, worin er den Beweis erblich, daß ich das Vertrauen des Volkes nicht suche. Ich wundere mich über diese Bemer­­tung umso mehr, als ich im Parteiblatte des Heren Abgeordneten täglich las: der Banus Fandidirt hier, dort einmal, sogar in fünf Bezirken, nur um in denselben die Majorität zu retten. Ich dachte, daß Leteres­­ nicht motäwendig gebefen und «8 freut mich, da mir an der Majorität gelegen ist, daß ich mich in meiner Rechnung nit irrte. Die Partei fand auch ohne meine Kandidatur in den erwähnten Bezirken Kandidaten, die siegten. Es­and sich demnach eine große Partei, die mein Streben unterfrügt. Ich träge diese Untertagung umso höher, als ich überzeugt bin, daß sie der Ans­­ug des Vertrauens des Volkes ist. Über wenn irgend jemand hier oder außer­ Hass des Landtages gedacht hatte, man würde auch ohne Landtag hier regieren müssen, so ist diese Zeit vorüber, fan darum, weil ei im Lande im­andtage eine Majorität fand, welche den gese­­­ilten Stand der Dinge im Landtage vertheidigen, die geiegliche Basis erhalten will. Diese Partei wiuß denn an mit allen Kräften unterfrügt und gehalten werden, weil sie schließlich do einzig Bi allein das wahre Organ des Boll­willens und der Konzentrativ und Punkt des Vertrauens der Nation ist“ = E­i; « er.­­ Die feierliche Grundsteinlegung zur neuen Kavalleriekaserne. Am Nacmittage des 30. d. (Donnerstag) hat durch den Monarchen die feierliche Grund­­steinlegung der an der Äußeren Kerepefer­­straße in Budapest zu errichtenden „Franz­osef­“ Kavalleritaferne in feierlicher Weise statt­­gefunden. Seine Majestät der König erschien um 1 Uhr in Begleitung der General-Adjutanten Baron Mondel und Freiherrn v. Popp und wurde vom Ober-Bürgermeister Rath an der Sorge des städtischen Munizipiums begrüßt. Früher hatten sich bereits eingefunden: Erzherzog Joseph in Begleitung des Obersthofmeisters Baron Nyary, Kriegsminister Graf Bylandt-Rheidt Mi­­nister-Präsident­ Tipa, die Minister Baron Sejervary, Graf Szapáry, Dr. Bauler, Graf Szöchenyi, Baron Kemeny, Graf Orcz, der Präsident des Abgeordnetenhauses BPehy, die Mitglieder der ungarischen Delegation unter Führung des Grafen Ludwig Tipa, der Aurial- Präses Bela Berczel, Obersthofmeister Graf Szapary, Vizeadmiral Baron Sterned, der Landeskommandirende Baron Edelsheim- Gyulai, die Generäle, Stab­ und Ober­offiziere der Garnison, die hauptstädtische Repräs­­entang und ein zahlreiches P­ublikum. Beim Er­­scheinen des Königs intonirte die Militär-Kapelle die Wolfshymne. Die Begrüfungs-Ansprache des Ober-Bürgermeisters, in welcher derselbe unter Be­­tonung der zwischen dem Militär und dem Zivil berrfhenden Eintracht die Bitte an den Monarchen richtete, den Grundstein der Kaserne legen zu wollen, erwiderte Seine Majestät in Huldpolliter Weise, drückte seine Zufriedenheit über das gute Einver­­nehmen zwischen der Bürgerschaft und der Armee aus, und erklärte, gerne die Einwilligung dazu zu geben, daß die Kaserne seinen Namen führe. Hie­­rauf verlas DBize-Bürgermeister Gerloczy die Stiftungsurkunde, welche der König, Erzherzog Joseph, die Minister, Baron Edelsheim- Gyulai, der Play Kommandant, der Ober- Bürgermeister und und die Notabilitäten unter­ fertigen. Der Monarch besichtigte hierauf eingehend die Baupläne, worauf die Grundsteinlegung folgte. Nachdem die Urkunde in die dazu bestimmte Hülfe gelegt war, führte der Monarch und Johann Ale, welche das Dokument unterfertigt hatten, drei Hammerstreiche mit einem silbernen Hammer, wo­­mit die Feierh­reit beendigt war. Der König be­stieg noch das Gerüst, um den ganzen Bausampler zu übersehen und drückte wiederholt seine Zufrieden­­heit aus, Re O Allerföhrle Ernennung Durch a. .h. Entschliegung wurde der Botschaftsrath und General­­konsul in Warschau, Baron Ernst Brenner-gel­­fach, zum a.o. Gesandten und Bevollmächtigten Mini­­ster am Königl. portugiesischen Hofe ernannt.­­ Die Beförderungen in den obersten Chargen des k. nm. R. Heeres. Die Namen der neubeförderten Mitglieder des kaiserli-königlichen Hau­­ses haben wir bereits gebracht ; desgleichen die­­ Beför­­derungen zum­ Feldzeugmeister (FEML, Baron Catty) und zu Feldmarschall-Lieutenants. Heute tragen wir das weitere Avancement in der Gene­­ralität und zu Obersten nach: Zu General Majoren: die Oberste der Landwehr der im Reichsrathe vertretenen König­­reiche und Länder: Maximilian Köhler, Johann Tzwettler, ferner die Oberste: Fran Shüd Edlen v. Glidhfelden, Peter Hranilovic de Evetafin, Franz Wattel Edlen v. Her­­mannshort, Karl Freiheren v. Ripp, Gustav Freiheren v. Thoemmel, Eugen Freiheren v. Albori, Karl Bari v. Palo, Eduard Luli­­nacz, Karl v.Klend, und Dito Fu­ß.Seine Ma­­jestät hat ferner ernannt : Zu Obersten im General­­stabscorps : die Oberstlieutenants: Rudolf Riedl, Emil Ritter v. Guttenberg, Edmund Hoff­­meister, Karl Hoch, Mois Hollub, Gustav Ritter Plengner v. Sharned, Franz Klein­schmidt Edlen v. Wilhelmsthal; in der Infanterie und Jägertruppe: die Oberstlieutenants : Johann Spulak Edler v. Bahnwehr, Richard v. Schwingenschlögel, Fran Benda, Ha­miltae Freiherr de Fin, Henri Gabor, Alfred Ritter V’Elvert, Wilfried Ritter v­. Pitter, Ernst Shhmedes, Vinzenz Haaf d v. Grünen­­waldt, Peter Ritter v. Mihalomwsti; — in der Kavallerie: die Oberstlieutenants : Emerich Frei­­herein Med­ery de Troor, Marius v. Ezer­­lien; — in der Artillerie: den Oberstlieutenant : Josef Ritter v. Eichenbacher; in der Geniewaffe: die Oberstlieutenants: Emil Ambrozy, Dito Bed Edler v. Nordenau; — im Armeestande: den Operrtlieutenant : Josef Edler v. Schuppler. O Abgeordnetenwahl. Die Neuwahl im Szefelyf Rezepturer Bezirke findet am 8. November statt. Der Kandidat der Unabhängigkeits­­partei Ignaz Helfy hält am 1. November seine Programmrede. O Aus dem ungarischen Abgeordneten­­hause. Der Finanzausschußg des Abgeordnetenhauses regte am 30. d. die Verhandlung des Bud­­gets fort und votirte den­­ Voranschlag des Minis­­teriums am Königlichen S Hoflager und der Sabinets­­kanzlei des Königs. Weiters wurde die Pot „Reichs­­tag“ und die fü­r den Bau des Parlamentsgebäudes ein­­gestellte Summe votirt. Horanszty wünscht, daß über den Fortschritt des Baues jährlich Bericht erstattet werde. Der Finanzminister unterfragt den Antrag, welcher in’3 Protolol aufgenommen wird. Bei dem Titel „Staatsschulden“ wurden 105.547.647 fl. Ausgaben und 16.004.863 fl. Einnahmen eingestellt. Die durch die Uebernahme der garantirten Ei­se­n­­bahnen übernommenen Schulden wurden mit Gul­­den 11.451,491 festgestell. Für die autonome Ver­­waltung Kroatiens und Slawoniens wurden 6.011,408 Gulden ohne Bemerkung votirt, ebenso für den Staatd« Rechnungshof 110.000 fl. D­­er kroatische Landtag. Aus Agram schreibt man unterm 30. Oktober: Der Landtag nahm die Vorlage in Betreff der zeitweiligen Sus­­pendirung der Jury in dritter Lesung an. Hierauf theilte der Präsident mit, daß das Arbeits­­programm dieser Session erledigt sei und er die Gi­­ungen vertage. Die Einberufung zur Wieder­­aufnahme der Thätigkeit werde seinerzeit erfolgen. Der­­ Präsident mwünscht den Abgeordneten glückkiche Reife ; Lettere erwidern mit Zivilrufen auf den Prä­­sidenten.­­­­nterhandlungen mit der Türkei. Der türkische Botschafter Sadullah Baia traf am legten Donnerstag in Budapest ein, um mit dem Grafen Kalnoly über die Affaire der türkischen Bahnanschüsse zu verhandeln. Die Pforte bedroht bekanntlich die Betriebsgesellshaft der ottomanischen Bahnen mit der unmittelbaren Sequestration, will aber gleichzeitig Versicherungen über die endliche Durch­führung der der Türkei nach dem Berliner Vertrage obliegenden Bahnanschlüsse abgeben. Wahrssheinlich wird eine neue Fristerstrebung von Seite der Pforte verlangt werden. Die Angelegenheit wird in Buda­­pest ernst genommen und sol auch in den Delegatio­­nen energisc zur Sprache gebracht werden. D­­ie Österreichisch-ungarische Bollkon­­ferenz legte am 29. d. ihre Berathungen in einer mehrstündigen Sagung fort. Seitens der Österreichischen Regierung nehmen an bdiesen Konferenzen t­eil: in Vertretung des Finanzministeriums Ministerialrath Zosef Schuch und Finanzrath Eduard Kunde, in Vertretung des Handels-Ministeriums Sektionsrath Baron Kalyberg und Ministerial - Sekretär Franz Stibral; seitens der ungarischen Regierung, in Vertretung des Handelsministeriums Staats­­sekretär Matletovics und Sek­ionsrath Vihalovics, in Vertretung des Finanz­­ministeriums Sektionsrath Baron Andreányty, Hofdirektor TZursczy und als Schriftführer Konzipft Zzubrmann. Da verschiedene Zollämter betreffs einzelner Waaren eine nur gleichmäßige Behandlung des folgten, wird bei den jenigen Berathungen, die voraussichtlich wo mehrere Saygungen in Anspruch nehmen dürften, bezüglich dieser strittigen Posten — mit Bezug auf welche Anträge der Zollämter vorliegen — eine endgültige Entscheidung getroffen werden. OD Aubinchmarkt in Preßburg. Wegen der erforderlichen Vorbereitungen findet der erste Nuß­­viehmarkt nicht am 5., sondern am 12. November in Preßburg statt, wozu das Handelsministerium der Stadtgemeinde telegraphisch die Bewilligung entheilte. Ezernowiß, 31. Oktober. Gestern Nachts über­­fielen unbekannte Thäter das Gebäude des­­ russischen Konsulats, rissen den russischen Adler herab und schlugen sänstliche Scheiben ein. Die hier erscheinende „Sazeta Polska“ meint, daß ausländische Agitatoren dieses Attentat verübten. Berlin, 31. Oktober. Mit wachsender Be­­stimmtheit tritt die Nachricht auf, der Kaiser und der Kanzler hätten in Webereinstimmung mit dem Braun­­schweiger Regentschaftsrath beschlossen, Letterer solle demnächst zurücktreten und Braunschweig in Personal­­union mit Preußen als selbständiges Herzogthum er­­halten bleiben, mit dem Prinzen Wilhelm von Preu­­ßen als Regenten. Bemesvar, 31. Oktober. Die Thäter des Gyarmathaer Postraubes, neun Zigeuner aus dem Dite Topolovacz, wurden erüb­t. Sämmtliche sind bereits verhaftet. Einer der Verbrecher gestand den Telegranme. Ü ee

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