Oedenburger Zeitung, 1885. März (Jahrgang 18, nr. 49-73)

1885-03-01 / nr. 49

x Sonntag, 1. März; 1885. en nn TE ERTEILEN TE VRERTTRE XVIH. Jahrgang. CAN-mak­,,EedenburgerZTachrichten«.) Organ fürYotitiä,,Gandek,Zudnilrie und Landwirthschaft dann für soziale Interessen überhaupt Notw-«Dem Fortschritt zur Ehr’—Bedrückten zur Wehr’—-Der Wahr-beit eine Gasse­« Oedenburger Zeitung, vr Mess... ee 2 BE ne en: ne ug .. Administeation, erlag und Inseratenaufnahme: Schulte &, Nomtvalter , Sohn, Grabenrume 121, 68 Dlatt erfgeint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. PY Främumterations­­reife: Sür Leo: Salzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Bierteljährig 2 50 ke, Monatlich 1 fl. E für Auswärts: Sauzjährig 12 N, Halbjährig 7­ fl., Biertel­­jährig 3 fl. 50 fl. Alle für das Blatt bestimm­te Sendungen, mit Ausnahme von Luferaten, Pränumerations­- und Insertionsgebühren, find­en die Redaktion portofrei einzusenden. BEE” Des Sonntages liegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag, den 3. März. a: 3 BET Einzelne Rummern Rofien 5 Kremer. 2 Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Bogler, Wal- Mlagafie 10, U. Oppelit, 1, Etubendaftei 3, Heiniig Scalt, 1., Wollzeile 12, NR. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dukes, ı., Rich­mergafse 12. In Budapest: Saulus Gy. Dorotheagafse 11, Jesp Lang, Gisellaplag 3, U. B. Goldberger, Servitenplag $. Infersions:HSebüßren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zweis, 15 Tr. für die dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von ar­edentender Rabatt Bei mehrmaliger Ginshaltung Die Slavenapofel. Oedenburg, 1. März. Er­st nahezu ein Jahrtausend verfloffen seit die Heiligen Kyrill und Method die Slaven zum Christenthum zu besehren anfingen, — von damals Brauchten die Slaven ihre separaten Apostel und Heiligen. — jene, die in ihrer nationalen Sprache mit ihnen verkehren konnten, hatten Ein­­flug auf sie, während die Belehrer aus dem We­­sten fruchtlos auf sie einzumirken suchten. Diese Legieren bedienten sich der lateinischen Sprache, in welcher sie an die Vorfahren der Ungarn für die römische Kirche gewannen. Au auf die weitlige Zivilisation, welche bis heute no­r einen Eingang bei ihnen gefunden hat, gaben die Slawen nicht viel. Sie schufen mit ihren Institutionen einen Kordon gegen Kieselbe, als ob He eine Pest wäre.­­ Diesen Standpunkt, den die Elauen schon vor 1000 Jahren einnahmen, haben sie auch Heute noch inne, sie behalten ihm im starrer Weise bei, auch wenn er gegen den Lauf der Natur verstößt, wie 3. DB. der Kalender. Die ist Alles ein Glück für sie, aber eine Gefahr für Europa. Die Slawen haben sie fur ihre staatliche Unabhängigkeit und Rationalität bewährt. Für Europa werden sie jedoch nur in so lange eine Gefahr Bleiben mit ihren separatisti­­schen Bestrebungen, so lange sie d­iesen Standpunkt beibehalten. Wenn sie si­endlig der westlichen Zivilisation beugen, so wird sie diefelde au ab­­sorbiren, ihre separate Stellung wird aufhören und ihre panflavistischen Bestrebungen nie zum Ziele führen. Das Slaventhum beabstätigt binnen kurzer Zeit das tausendjährige Fest seiner beiden Apostel ‚fest die Nationalität, je nachdem die zu begeben, fühlt aber dabei, daß es in sich selbst eine tiefe Spaltung in zwei große einander ftoff entgegenstehende Theile zu befragen habe. Diese machen für diese Spaltung die U­ngarn verantwortlich. Die Vorfahren der Ungarn, so far­gen sie, haben sich zwischen Nort- und Skoslaven eingeteilt und waren somit die Ursache, da­ das durch sie in zwei Theile zerrissene Slaventhum seine Berührung mit­einander hatte, und einander entfremdet worden ist. Die Ungarn bilden eine Halbinsel innerhalb des flavischen Wölkermeeres, dessen Wellen an derselben zerfellen und sich nicht vereinigen künnen. Da diese Behauptung hat seine wahrhaf­­tige Basis. Die Slawen werden nur durch die Ungarn auseinandergehalten, sondern dur die­­ Verschiedenheit der Konfession und der Traditionen. E83 gibt Gebiete wo die Slawen röm. Fatholiscer und orientalischer Konfession in steter und unmit­­telbarer Berührung mit­einander sind, wo sie Niemand trennt, und dennoc­h können sie sich so wenig miteinander vertragen, so wenig wie das Heuer mit dem Wasser. Da sind z. B. die Serben und die Kroaten. Seit Jahrhunderten wohnen sie unmittelbar neben­einander, feine Ungarn trennen sie, und selbst die, die früher neben ihnen gewohnt haben, wurden doch sie zumeist vertrieben. Und dennoch stehen sie sich fremd, ja feindselig gegenüber; ja es ist höchst eigenthümlich, daß sich der Serbe jeder anderen Na­­tionalität leichter anzuschliegen im Stande ist, ja in ihr aufgeht, nur der Troatiigen Nationalität bleibt ex stets abhold. In Banate und in der Bacska wohnen viele Serben, viele der orientalifgen Kirche Angehöri­­ge, einige Kefjer ftuirte Familien, darunter werch Zeitströmung der Einen oder der Anderen günstiger ist, — man kennt soft eine umd dieselbe Familie fest als eine serbische, nach 20 oder 30 Jahren als eine rumdi» niige oder gar als eine griechische, «ber für­­ eine froatische Familie wird si dieselbe nie ausgeben. Und das ist zwischen Griechen und Serben oder Griechen und Rumänen ein mindestens ebenso gro­­ßer, ja sogar ein größerer Unterschied, als zwischen­ Deutschen und Franzosen. Serben und Kroaten aber sind eines Stammes und nur die Konfes­­sion trennt sie, und ihre literarische Sprache ist dieselbe, nur die Buchstaben, deren sie sich bedienen, sind verfieden. Dort wo si die beiden Konfes­­sionen berühren, wie z. B. in Kroatien, tritt der Segentag am schärfsten hervor. Nicht die Ungarn trennen die Slawen, son­­dern diese sind es selbst, die sich gegenseitig anfein­­den, auch ohne Ungarn würden sie si niemals vereinigt haben, und sie werden au in der Zuk­­unft nie einig werden. Die Wahrheit­ dieser, auf Erfahrung basirten Thatsache könnten sie auch jet, gelegentlich der tausendjährigen­­ Feier der genannten Slavenapostel beherzigen. Es ist ihre Bestimmung, und al vielleicht auch nicht einmal ihr L Unglüd, getrennt zu leben. Die Einheit eines großen Banklavenreiches lebt nur in der Einbildung der Schwärmer, oder läßt die im Genuse der Macht schweigenden Ehr­­geizigen micht zuce Ruhe kommen, welche, wenn si Gelegenheit dazu bietet die D­ermwirklichung b dieses Hirngespinnstes versagen, aber das vorgestehte Ziel niemals erreichen werden. Jetzt nach tausend Jahren sehen wir ja die Erfahrung neuerlich betätigt, daß die beiden ge­­trennten flavischen Elemente sich in keiner Weise näher gerüct sind, ja daß der Gegentag zwiscen — ———,—,—­­­­ ...... u Fi a vl .. .. -»« a « , « 4 » ER be en Seuilfefon. Ein räthselhaftes Berbredhen. Stizze aus dem freterischen Landleben von Lofef Altmann. An die südöstliche Absenkung der Hochschwab­­gruppe Iehnt Ach, sanft ansteigend, das Dorf See­­wiesen. Eine gut gehaltene Straße führt duch das­­selbe an dem Gnadenorte MariusZel. Seewiesen macht einen ernsten, bei le­kerem Himmel fast einen düsteren Eindruck. Aus dem grauschwarzen Hintergrunde des felsigen Ge­­birgsftodes stechen die weiß getünchten Häuser hart und unvermittelt Heraus. &8 it ein Zug starrer Wildheit, den das trogige Gestein der umgebenden Natur verleift. Ohne Sonnenschein und blauen Himmel wirkt dieser nagdrüdlie Er­nft fat bes­ängstigend. An einem der letten Suchtage vorigen Z Jahres kam i­ in Gesellschaft eines Freundes nach Seewiesen, um von dort aus den Hocidwah zu besteigen. Das Wetter schien unserem Vorhaben nicht sonderlich günstig, denn bei unserer Ankunft empfing uns ein gleichmäßig grauer Himmel. Auch mit dem Führer, nach welchen­ wir uns erfundigten, schien es schlecht b­estellt zu sein. Der gute Mann, der Einzige seines Berufes in diesem Orte, war „in Arbeit”, das heißt in den Bergen, und sollte erst in­ den nächsten Tagen zurückkehren. Wir bes­chloffen, die Entwicklung der Dinge in stiller Nie­signation abzuwarten. Der würdigste Ort zur Ausführung dieses Beiäluffes dien uns eine lange Bank zu sein, die vor dem Gasthaufe „zur Post“ freundlich zum Sigen einlud und einen Einblick in alte Vorgänge auf der Straße gewährte. Hier, mit Hilfe eines guten, kühlen Trunkes, gewannen wir jene Objektivität, wie sie Männern einer verlorenen Sache gegenüber ziemt, das heißt, wir fingen an,­­lebte Wige zu machen. Das ging eine Weile an­­mut­ig fort, bis unsere Aufmerksamkeit von der Straße Her auf eigene Art gefesselt wurde. Wenige Schritte unterhalb des Hauses sprang ein reiner Blondtopf hin und wieder. Ein Bauer kam des Weges, hob das Büchlein empor und „Supfte" er ein wenig in die Höße, „sa“, sagte er, Halb zu uns, halb zu dem Ruaben gewendet, „du Hoaner Seeberger Karl, den m’r damals g’funden hab’n, Bift a vechter feiner Bua word’n”, wiegte ihn lachend in den Armen und gab ihm als Husdruch seiner Besonderen Zärt­­lifeit einen derben Streich auf den Hintertheil. An diesem Augenblicke hörte man das Rollen eines leichten Wägelchens, der Bauer wandte sich, indem er ausrief: „Der Doda fimmi!“ . Wie ein Blig­ing sich der Knabe [os und lief aus Leideskräften dem Wägelchen entgegen. Das Gefährte hielt, der­ Lenker desselben Tangte nach dem Kinde — im Nu saß er oben. Mit seinen seinen Händgen griff er in die Zügel, um ganz ernsthaft zu Autfiren. Dog die Freude währte nicht lange, denn gar bald hielt der Braune, der das Wägelchen zog, wiehernd vor dem Stall, während der Bojtmeister, der­ auf dem Bad gefefen hatte, absprang und den Knaben herunterhob. Der Betthalter, der zugleich Gastwirth war, kam näher heran, um und zu begrüßen. Der Knabe hängte sich an seine­ Rodigöße, und wir konnten ihn ge­­nauer betrachten. In bäuerlicher Trage stehte ein zartes Kind von ungefähr sechs Jahren mit einem Gesigt, das keineswegs auf bäuerliche Abkunft fließen ließ. Ein fein geschnittenes Oval, aus dem ein Paar große, blaue Augen leucteten, mit einer­ zarten, durchsichtigen Haut, wurde von einer Hülle blonder, seidenweicher Haare umrahmt. Als der Postmeister mit dem Knaben fi entfernte, rief mein Freund Halb verwundert aus: „Seeberger Karl! ?* „Nein“, erwiderte ich, „der Name stimmt nit zu diesem Gesicht.“ Wer ist Seeberger Karl? Der Mann, den der Knabe fest Bater meint, der wird e8 wohl wissen, den wollen wir fragen. An nein, der wußte er ebenso wenig! Aber wie er zu dem Kinde gekommen, das wußte er wohl, und das ist so merkwürdig, daß ich e8 hier erzählen will: E38 war der A. November 1882, der Tag des heiligen Charolus Boromäus. Ein trüber Morgen hälte Berg und Thal in seinen fahlen Schein, dichte Nebel Frodelien aus dem Thalkefsek an den Waldsuppen empor, schwarzgraue Wolfen­ fegen flatterten um den Kamm der Hochihmwab­­gruppe. Leise fing es an zu schneien, lautlos fielen die feinen, leichten Floden nieder, unversehens war der Winter in die Berge gekommen. Nach einigen Stunden lag ein Teppich Über die Erde gebreitet, so wei und weiß, wie ihm Fein Weber schöner hätte weben künnen. 4 Ba: . ö (Fortlegung folgt.) BEE” Siezu ein halber Bogen Beilage und das Slustrirte Sonntagsblatt..“ ee «s..-..!.«·«—-.-·. m 2 ee REN A ee ie a PER EN ah ee er

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