Oedenburger Zeitung, 1885. April (Jahrgang 18, nr. 74-98)

1885-04-01 / nr. 74

ETF­FERIENSERIE SEITEN iltwoh, 1. April 1885. Bee XVIIL. Jahlgang. Sedenburt (vormals „Oedenburger Maßrichter“.) Orgen für Politik, Landel, Industrie und Landwirthhhaft, dann für soziele Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehe? — Bebrüchen zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ um: ee . Betitzeile evclusive ver Stempelgebühr von 36 fl. Bei mehrmaliger Einshaltung bedeutender Stabatt %508 Diatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Bonn- oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations-Preise: gür Soeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl. BVierteljährig 2 fl. 50 fl, Monatlich 1 fl. Sür Auswärts: Ganzjährig 12 A. Halbjährig 7 fl., Biertel­­­ 3­0 fl. jährig 3 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Imperaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Administration, Verlag und Inferaten­ufiname: Buchdrnkeri­ &, Nommwalter , Sohn, Grabenrunde 121. BD Einzelne Nummern Rofien 5 Steuerr. m fi­hgasse 10, A. 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Doedenburg, 31. März 1885. Wer die Entwicklung der Arbeitergefeßgebung verfolgt hat, weiß, daß zu den Hindernissen einer zweemäßigen Ausgestaltung derselben in erster Lie­nie der Umstand zu rechnen ist, daß man si viel­fach seitens der einzelnen Staaten gescheut hat, einschneidende Bestimmungen zu treffen im Hinblick auf die Schädigung, welche die eigene Industrie treffen würde, wenn die konkurrirende Sympastrie sich nach der genannten Richtung hin der größten­­ Berechtigungen und Freiheiten erfreue. Erläßt zum Beispiel ein Staat das Verbot der Kinder- und Frauenarbeit und ist seine Industrie in­folge des­ fen gezwungen, dafür die kertspieligere Arbeit der Männer in Anwendung zu bringen, so würde das in der Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte bald zum Ausdruck kommen. Ein solcher Staat würde unzweifelhaft im Nachtheile sein gegenüber denjenigen Staaten, welche sich nicht scheuen, in der zügellosesten Weise die Arbeit der Frauen und Kinder auszubeuten und sich auf diese Weise­ billi­­gere Produktionssorten für die Erzeugnisse ihrer Industrie zu verschaffen. Das Gleiche dürfte der Hall sein bezüglich der Einführung umfassender hygienischer Einrichtungen in den Fabriken. Die Industrie desjenigen Landes, welches im Tynteresse seiner Arbeiter umfassende sanitäre Maßregeln in den Arbeitsräumen träfe, würde duch die Kosten, welche das verursachen würde, von den Ländern, die bezüglich der Regelung dieser Verhältnisse eine larere Praxis beobachten, unterboten und dadurch in der Absagfähigkeit ihrer Erzeugnisse benachhhei­­ligt werden. Wil man also eine Arbeitergefegelung nicht los dem Worte nach, so muß man auch eine in­­ternationale Regelung derselben wollen. Auf seinem anderen Wege läßt sich den Ger­fahren begegnen, welche die sich immer mehr stei­­geende, unsere ökonomischen V­erhältnisse ummäl­­zende industrielle Entwickklung für die Arbeiter der Industrie mit sich bringt. Es ist zwar richtig, daß ihhon ein einzelner Staat dur gefeisgeberische Maßnahm­en auf dem genannten Gebiete Segens­­reiches bewirken kann. Sudeß wird derselbe, so (ange er gezwungen ist, vereinzelt vorzugehen, nur halbe Arbeit verregten können. Seine Aktion wird auf Schritt und Tritt gelähmt sein; er wird, wie wir schon oben ausgeführt, auf die Konkurrenzfä­­higkeit seiner Industrie Rücksicht nehmen müssen, und hat, falls er dies nur in ausreichender Weise thut, bei jeder Mairegel mit dem Widerstande der I­ndustriellen zu kämpfen, der, wie die Praxis bei­seite genugsam gezeigt hat, viele gefeh­lte Vor­­scriften geradezu illufern­d macht. Ebensowenig wie der einzelne Industrielle er vermag,in seinem Betriebe, ohne Schaden zu nehmen, die für den Shut der Arbeiter nothwendigen Einrichtungen zu treffen, wenn nicht die Gesammtheit der Indu­­striellen des Landes u­m gleicher Weise vorgeht, eben­­sowenig vermag ein einzelnes Land eine Arbeiter­geseßgebung in größerem Stile zu schaffen ohne die­­ Mitwirkung seiner Konkurrenten auf dem Welt­mark­e.­­ Bei der Wichtigkeit der Interessen,die auf dem Spiele stehen,dürfte es also vor Allem ge­ «­boten sein«die Durchführung internationa­­ler Verträge auf dem Gebietes-»Arbeiter­­gesetzgebung zu erstreben Die Unzufriedenheit un­­­­­ter den Arbeitern der Industrie zeigt sich in allen Kulturstaatenz Sie ist zu einer inter­­ationalen Ka­­lamität geword.Zu einem großen Theile ent­­springt diese Unzufriedenheit aus den Schäden­, welche der Fabrik­betrieb mit sich bringt und die eben durch eine zweckmäßige Einrichtung dersl­s heiter­gesetzgebung gehoben werden soll.Es ist vielfach davon die Rede gewesen,die Ausschreitun­­­­gen,zu welchen die Bewegungen unter den Arbei­­tern Veranlassung gegeben haben,durch internatio­­nale Repressivmaßregeln zu bekämpfen. Bei weitem gerathener würde es indeß sein, wenn man zu gründlichen internationalen Reformmaßre­­geln die Zuflugs­nahme E83 dürfte sich dann zeigen, daß man auf diesem Wege viel weiter fom­­men muß. Gewiß ist nicht zu verrennen, daß eine solche Regelung der betreffenden Verhältnisse nicht ohne die Ueberwindung mannigfacher Schwierigkeiten zur Durchführung gebracht werden kann. Von Gegnern der internationalen Sabrils-Gefeggebung ist bereits darauf hingewiesen worden, daß es ein fast unmögliches Beginnen sei, für Länder, deren örgo­nomische Verhältnisse nach mehr als einer Nich­tung hin verschieden sind, einheitliche Einrichtungen zu treffen. Es ist indessen darauf zu ermche­dern, da diejenigen Schäden, melche durch die Arbeiter- Spießgebung gehoben werden sollen, in allen im Trage kommenden Staaten dasselbe Angesicht tra­­­gen und unter denselben Begleit-Erscheinungen deuilleren. Philipp Ziemy, der aadere H Schied­­geselle. Nach dem Tranzgefilc­en , de8 Guy de Maupassant von ammer Weiß. (Fortlegung.) Er ist gestorben, entgegnete das Kind mit bosfärtiger Wichtigkeit, mein Papa ist auf dem Kirchhof! — Durch die Reifen der Bengel lief hierauf ein Beifalldgemurmel, wie wenn die Thatrace, seinen Vater auf dem Kirchhof zu haben, ihren Ge­­fährten um einige Zoil größer gemacht hätte, um den Anderen, der überhaupt vaterlos war, zu er­drücen. Und diese Stungen, deren Väter größten­­theils Strolche, Diebe und Zimnfenbolde waren und alltäglich ihre rauen prügelten, drängten und solosfen sich immer enger zusammen, wie wenn sie, die Legitimen, jenen Anderen, der außerhalb des Geietes geboren wurde, dur ihre Menge erdrücen wollten. Da strebte mit einem Deale ein kleiner unge, welcher Simon gerade gegenüber stand, die Zunge heraus und rief: „Eu­h, der hat seinen Vater, seinen Vater !" Simon faßte ihn mit beiden Händen an den Haaren und begann ihn mit Fußtritten zu trass­ieren, während er ihn zugleich kräftig in die Wange riß. Es entstand eine heftige Balgerei. Die beiden Kämpfenden wurden auseinander gerissen und Simon schrießlich unter Hageldigt fallenden Hieben und Stören zu Boden geworfen , als er so mitten in dem schadenfrohen Steife seiner Kameraden lag. Elatfehten diese voll Jubel in die Hände. Wie er sich dann erhob und ganz mechanisch mit der Hand den Staub und Schmuß von feiner Elem­en­ade abwischte, rief ihm Einer zu: „So geh’ doch und jag’s Deinem Papa !” — Dieses Wort gab ihm einen argen Stich ins Herz; sie waren Alle stärker als er; sie hatten ihn geschlagen und er konnte ihnen nicht ein­­mal antworten; er fühlte wohl, daß er wahr sei, er hatte seinen Vater. Aus Stolz versugdte er ein paar Stunden lang das Schluchzen zurückzudrängen, das ihm die Kehle zuschnüren wollte; aber er fühlte eine heftige Beslemmung und begann still zu weinen, während hin und wieder kräftige Herz­stöße seine Brust erschütterten. » Ein Freudengeschrei brach jegt unter seinen Feinden 106, und wie die Wilden bei ihren gräß­­lichen Belustigungen, faßten sie sich sofort an den Händen und begannen einen Neigen um ihn zu tanzen, indem sie gleich einem Nefrain die Worte wiederholten : „Der hat seinen Vater, seinen Vater!“ — Simon hörte zu schluchzen auf. Eine wahn­­sinnige Wuth ergriff ihn. Er raffte ein paar Steine vom Boden auf und fehleuderte sie mit aller Kraft gegen seine Peiniger. Zwei oder drei wurden ge­­troffen und liefen heulend davon ; der Kleine hatte ein so fürchterliches Aussehen bekommen, daß die Anderen, von einem panischen Schrecen ergriffen, und feig, ‘wie sich die Menge allezeit vor einem verzweifelten Diensten zeigt, sich auflösten und Neifaus nahmen. Allein zurückgeblieben, machte sich der vater»­lose Kleine auf den Weg, den Feldern zu; er war eine Erinnerung in ihm aufgewagt, die einen großen Entschluß in seinem Kopfe entstehen ließ: Er wollte ich im Flusse ertränken. Er erinnerte sich nämlich, daß vor acht Tagen ein armer Teufel, der durch Betteln Tümmerlich sein Leben gefristet, ih in’s Wasser flürgte, weil er sein Geld mehr hatte. Simon war dabei, als man ihn heraus­­fischte, und der arme Schelm, welcher ihn sonst , seiner Unreinlichkeit und Häßlichkeit halber immer ganz jämmerli vorgenommen, hatte damals einen überwältigenden Eindruck auf ihn gemacht, lag er da so friedsam da mit feinen bleichen Wangen, feinem langen, nasfen Barte und den stillen, weit­­geöffneten Augen. Die Umstehenden sagten damals: „Er­ ist todt !“ und Einer hatte Hinzugefügt: „Der hat’s jegt gut! “ Und Simon wollte sich auch ertränken, weil er seinen Bater besaß, gerade wie jener Arme, der sein Geld hatte. Er trat hart an den Uferrand und schaute den Wellen zu. Einige Fische tummelten sich bligihnell in der Haren Strömung; hie und da machte einer einen Heinen Sag und schnappte nach den Mühen, die über den Wasserspiegel tanzten. Simon hörte auf zu weinen und sah dem Treiben zu, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Nur manchmal, gleichwie nach dem ärgsten Wüthen eines Sturmes, noch einige Windstöße kommen und dahin rafer, daß die Bäume finden, also fehrte in ihm mit bitterem Schmerze der Gedanke wieder : ‚So will mich ertränken, weil ich Teinen Papa Habe." (Fortlegung folgt.) M rer ee. TEN & em x EB ru A ee

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