Oedenburger Zeitung, 1885. Juni (Jahrgang 18, nr. 124-146)

1885-06-02 / nr. 124

Yr.124 Dienstag,2.3uni1885. XVIll·ZaHrgang. Ged eikun» ge Mofmaks »,,9eden6urgerYachrichten«.) Organ fürYolitik,«sandel,Industrie und Landwirtt­schaft dann für soziale Interessen überh­aupt Netto:,,Dem Fortschritt zuk Ehr’-—Bedrückten zUr Wehr’--Der Wahrheit eine Gasse.« a ,­­ —— 1863 Diatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Sonne oder Feiertag folgenden Tages. . Yrämumterafions:Preise: ür 2oeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Bierteljährig 8 ' ’ 5 fr., Monatlich 1 fl. " · Istsushäktst quzjäshrisg 12 Ar Hetbjärig 7 fl., Biertej­­ahrı . Alle für das Blatt bestmmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Die Administration, Dering und Inferatenaufnahme: Snheruderi &. Nomtalter , Sohn, Grabenrunde 121. Einzelne Nummern Rollen 5 rer. IM = Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Walls Riepgafie 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1., Bollgeile 12, RN. Mole, Beilerstätte 2, M. Dufes, ı., Nies­mergafie 12. In Budapest: Yaulus GH, Dorotheagafse 14, Jepp Lang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Eervitenplak 3. SInsertions:Sebüßren: 5 Tr. für die einz, 10 fr. für die z­wei­, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende Petitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einhaltung bedeutender Rabatt Die VUrfahre der allgemeinen Geschäfts­­firkung. Dedenburg, 1. Juni 1885. feinen­ Naturereignissen, feinem Mangel an Er­­werbsthätigkeit im Allgemeinen, feiner Ueberproduk­­tion und anderen schädlichen Einflüssen (die aber auch genug zu unserem Schaden beitragen), leiden würden. Wie könnten wir sonst bei der friedlichen Natur unserer Staatspolitik, bei der Fülle des Kapitalmarktes, bei dem Preisstürze des Getreides und der Nähstoffe im Allgemeinen, noch in dieser Geschäftsstagnation verharren, wo in anderen Län­­dern diese Umstände den Anstoß zu neuen Unter­­nehmungen, zur Erhöhung des Spekulationsgeistes, zur Verwendung des Kapitales für industrielle Unternehmungen geben ?! Das Uebel liegt hauptsächlich darin, daß fast Niemand mehbr den Murd hat, Geld in ein industrielles U­nternehmen zu steden. Theild hat die Schwindelepoche vielen fo fmerzliches Lehrgeld auferlegt, daß Die bereits ge­­brannten Kinder das euer fürchten, theils ist al wirtlich, nicht bloß in der Einbildung, shhwer — bei veeler Thätigkeit — der Konkur­­renz des Auslandes wirksam die Sorge zu bieten. Der Staat leistet an den neuen Unterneh­­mungen keinerlei V­orschub, weit eher begünstigt er, allerdings nicht absichtlich, aber durch die Un­­zwedmäßigkeit seiner handelspolitis­chen Einrichtun­­gen — den Schwindel, namentlich Den aud­­ländi­gen, zum Ruin der heimischen Produ­­zenten. Nehmen wir nur — um ein einziges schla­­gendes Beispiel anzuführen — die Jahrmärkte in den Städten: Die betreffende Stadt produzirt Alles, was der Konsument braucht, im reichsten, leeten, solidesten Maaße. Der Stadt­­seite in der Stadt wieder ihren Verdienst verzehe­nen; aber wenn sie, Zeit wäre, se­ne Erzeugniße an den Mann zu bringen, bei Eintritt des Frühe­jahres, oder des Herbstes, da kommt der fremde Fierant mit feinem Povel, überschwemmt mit bil­­liger Schwindelmwaare den Markt und streut dem blöden Landmann, vermöge [cheinbarer Kopffeilgeit der Artikel Sand in die Augen, so daß er nicht nur zur Marktzeit bloß an der Marktstätte seine Einkäufe macht, sondern sogar das ganze Jahr seinen Bedarf ungede­cht läßt, um si evit dann zu versorgen wenn „wieder Martt sein wird!“ Nun glaubt so eine Stadt, in welcher Märkte abgehalten werden dürfen, daß sie durch die Budenzinse, durch die Verlaufslizenzen, durch den regen Fremdenverkehr Etwas „aufstcht“. Bad, weit gefehlt ! Würde der einheimi­ge Gewerbsmann seinen ordentlichen Abftur finden, so künnte er fändig mehr Leute halten und für seine Bersen und seine Familie das ganze Jahr Hindurch mehr Geld ausgeben. Wie die DingeHeute stehen, ist freilich durch 12 Tage im Jahr (4 Marktzeiten zu je drei Tagen) für einige Ges­äftsleute: Wirihe, Barctiers, Barbiere, Fiaker 2c. etwas mehr Verdienst, der Fieranten halber, zu gewärtigen; aber der hei­­mische Bürger, der das ganze Jahr wenig oder gar sein Geschäft mache, sich also auch nichts vergönnen kann, würde im umgekehrten Falle (wenn ihm nämlich nur die Sieran­­ten die Kunden abfü­hren) den Wirthen, Cafe­tiere, Fiakern c. während des ganzen Jahres zu lösen geben und mit seinen Steuern nicht im NRüdstande bleiben. Wiso ist der Ges allen Poaren des Weltmarktes Preis gegeben, ohne|bürger zahlt jahraus, jahrein pünktlich feine Steuer, |winn ver Märkte für die Stadt ein sehr ima­­fih wegreffiren zu können, selbst wenn wir unter|beswäftigt jahraus jahrein feine heute, welche ihrer­­­ginärer. Die bereits seit fast einem halben Jahr­­hundert begonnene Umwälzung der Weltwirthschaft, die dur die Einführung von Eisenbahn- und Dampfschifffahrten, Aufhebung des Mobott hier, der Leibeigenschaft und Sklaverei in anderen Häus­dern und Welttheilen, durch die Erfindungen mannigfacher Art, vorzüglich des elektrischen Faces, der Zellgraphie 2c. bedingt wurde, hatte vom Ber­ginn an neben wohlthätigen Errungenschaften an Kalamitäten im Gefolge, die sich in der Gegenwart zu einer einzigen großen Meijere Fonglomerirt baden, welche akut zu werden dem besten Anlauf nimmt.‘ Kein Land ist von den Nachheilen verschont geblieben, weile Die eingetretene, der Bucht der meisten Länder, si geschäftlich abzusperren, ent­­springende Störung des Gleichgewichtes zwischen Produk­tion und R Konsumtion ve­r jachte ; jedes Land tragt et seine Produkte leicht abzufegen, fremden Artikeln den Eintritt zu er­­schweren. Selbst England, das Mutterlind des Freihandels, sucht sich darg Schugzoll gegen das eindringende amerikanische Getreide und gegen deutsche Manufakturwaaren zu wehren. Allenthalden hat diese Reaktion in der Han­­delspolitik wahtheilige Wirkung hervorgebragt und die Regierungen zur Kolonia­l­politik getrieben, zur Aufsuchung neuer Adtaggebiete und Erweiterung des Spielraumes für die Spekulation. In unserem Lande aber ist die Geschäftswelt deuillelon. Prinz Osman. Historische Begebenheit au dem fünfzehnten Jahrhundert. Erzählt von Hermance Botier. (Kortlegung } „Mütterhen !“ bat Luzia, indem sie sich erhob und sich zärtlich an der Muhme Naden hing: „Mütterhen, geh, bitte, bitte, gestehe uns doch et­­was von Deiner Minnezeit,* Die Greifin drängte uzia sanft von sich und erröthete wie ein Mädchen. „Aber — aber, Sind, melde Einfälle, geziemt sich das ?“ Sie wiegte bedentlich das Haupt und schien völlig verwirrt über ihrer Nichte seltsamen Wunsch, doch auch Agnes begann in Luzias Bitten einzu­­stimmen. Sie drängten und flehten, und schmeis Gelten so ungestüm und unwiderstehlich, daß die alte Frau, wer weiß was alles verrathen hätte, wenn nicht plöglich die Hofhunde zu bellen, der Thürmer zu rufen begonnen und Trompetenge­­­­im­­ Schlosse drößnend wiedergehallt­ätte. Die Mädchen sprangen auf, um dem Dheim entgegen zu eilen, dessen Stritte sie ver­­nahmen. Aber wie erstaunten sie, als sie an des Erwarteten Seite einen zweiten, fremden Nitter gewährten, in reicher prunkvoller Leitung, mit dunftem, glänzendem Haar und seltsam bligenden Augen. Agnes eiibrach beinahe, doch Yuzia trat dreist näher und reihte freudig dem Oheim die Hand, sich beugend, um dieselbe ergeben zu küssen. Er aber hielt sie ab davon, fühte ihre hohe, feuche Stirne und sagte heiter: „Ich, mein gutes Kind, und mache ec meinem Weide zu wissen, daß ein erlauchter Saft unter unserem Dade heute Herberge nimmt. Weise Deutter Jertha an, den besten Wein zum Willffommstrunt zu fredenzen, denn dieser, den Du so fhen und jcheel von der Seite beäugelst, ist Prinz Osman, des türkischen Kaisers Sohn und unseres eigenen, allergnädigsten Kaisers Friedrich liebwerther Freund !" Quzie verneigte sich anmuthig und huldvoll, und ihren Armn in den der zur Seite stehen­der­bliebenen Freundin legend, Beeilte sie ich, der Mutter Sertha des Oheimd Botschaft zu bringen. „Seid mir herzlich willkommen“, sagte Diese, als der Prinz eintrat, und sie win­kte Luzien, die eine Tasje mit dem Williommsbecher in Händen hielt. „E8 gereiht uns zur hohen Ehre, Eu, er­­lauter Dritter, zu empfangen, nnehmt gnädig für: lied mit dem Geringen, das wir Euch bieten künnen.“ Der Brinz dankte ritterhöfh­aft und leerte den von Luzia dargebotenen Pokal, auf das Wohl der edlen Frauen. Agnes und Luzia trachteten so Schnell als möglich in ihr Gemach zu kommen, denn sie hätten nicht junge Weidchen sein müssen, wenn sie nicht den lebhaften Wunsch gefühlt hätten, si ein wenig zu spiegeln, das Haar zu netteln und zu Schmüden. Luzia lieh der Freundin großmüthig eine Perlen“ ichnur und steclte eigenhändig einige Hübsche Nadeln in das Gelod der blonden Agnes, sie selbsit aber sah nur flüchtig in das holzumrahmte Glas, das ihr ihr lachendes, frühlingsschönes Autlig zeigte. Sie war wie eine Nymphe, die sich im reinen Duell gerne spiegelt und doch mit Nichts sc­­hmüdt, als högstens mit einem Gewinde dustiger Blürden, die gleichsam eigens ihr zu Liebe der Sommer bringt. Yuzia war immer sc­hön. Ihr Schmud war die Jugend, ihr Kleinod die Frische ihres Gemüths, Die ihr plaudernder Findermund so leicht verrätherisch enthüllte, und die sie dann Deis­ter zierte, als irgend ein Äußerer Prinz. Denn der Thau einer reinen Seele, der in ungefünftelten Worten auf die Lippen tritt, leuchtet schöner als der Strahlendiamant einer Szene. „Ihr wißt, Nitter Hobenfeld", sagte der Prinz zu diesem, als man beim Abendbrote traue ich vereint laß: „Ahr wißt, daß ic, vertrieben durch den Haß meines Bruders Mohammed, über Ben­nedig nach Rom flüchtete, mich dort taufen ließ und endlich, mit dieses Landes weilen Herrscher wieder nach Oesterreich fan. Weshalb fragt ihr mich dann, warum ic nir in mein Vaterland zurückehre? Ich habe seine Sehnsucht nach der Heimat, in der mir Toy und Berderben drohen. Die Mädchen hatten ihre Stühle enge zu­­­ammengerächt und Ruzia lehnte das jüge Haupt an Agnes’ Schulter, wie ein müdes Vögelchen, das schon shlummer schwer das Köpfchen im weichen Traumenpelz birgt. Dr ET Si aa ne nd a SEELE are lin ERBEN ei EEE RAS: DET. a EEE lien ale en

Next