Oedenburger Zeitung, 1885. Juni (Jahrgang 18, nr. 124-146)
1885-06-02 / nr. 124
Es wäre freilich viel gefordert,mitthet man den Käufern zu,die Gelegenheit zu versäumen, billig einzukaufen,weil dem betreffenden Geschäfte das Sting des nahenden Bankerottes aufgebrückt ist und man offen davon spricht,dasselbe werde die und die Fabrik umso und so viel Petzent betrügen oder ihr vielleicht gar nichts zahleH solche Gewissenhaftigkeit dürfte vielleicht niePlaI greifen,daß man ein derartiges Unterstützen des Betrieges,die wissentliche Hehlerei,verdammen würde und doch könnte nur ein Meiden solcher Geschäfte von gewisser Tragwerkeseim Der Kapitalist strickt sein Geldaicht in riskanrteunternehmungem viel weniger in solche,deren Intentabilität im Voran berechnet werden kann. Daher der Ueberfluß an Geld in den Sparkassen, der hohe Kurs der Papiere,die massenhaft gekauft werden und der Mangel des Geldes im Geschäfte, im Verkehr.Wohin das führen soll,ist leicht auszusehen:—eine allgemeine Deroute ist unausi weichlich,sie wird eintreten,indem die guten Geschäfte auch zu Schwindeln anfangen werden und der Großindustrie,die ihren beiden faulenskunden erlittenen Schaden bis seht bei den Ehrlichen wett «machte,wird der letzte Stoß versetzt fest. Vielleicht könnte es dann besser werden wenn die volkswirthschaftlichen Verhältnsse bis dahin eben nicht auch ganz zerrüttet sein würden,da dieselben aber auch zusehends im Sinken begriffen sind und der Beamte,der Oekonom,nicht aus Geiz, sondern aus Not die billigen, wenn auch unlauteren Einkaufsquellen bewußt, die er vielleicht bei besseren Einkünften meiden würde, so wird es einer bedeutenden Anstrengung bedürfen, um der Kalamität abzuhelfen. Nehmen wir also Alles in Allem, so ist der Mangel an Geld imerkehre und des Kapitals in den inländischen Spindustrieanlagen Schuld an der Lähmung, die sich so sehr in allen Geschäften bemerkbar macht; nur die Schwindelfirmen, denen ausländische Fabriken die Gewölber füllen, (Dann den leiten Importverhältnissen) schlagen Kapital aus dieser Lage auf Kosten der Großindustrie und der Nebengeschäfte, denn jene wird um den Waarenwert, diese um die Kundschaft Y gebracht. Erst wenn sich das Kapital mit Macht der inländischen Idustrie zuwenden und der Import allgemein er» jäwert werden wird, solide yalerifen aber jeden Kontakt mit ephemeren Firmen meiden und die Neellen begünstigen werden, kann eine Aenderung der Geschäftslage eintreten. Aber Luzia war gar nicht schlaftrunfen, im Regentheil, sie fühlte sich so lebenslustig und froh, sie laushte so aufmerksam und andächtig der Neden des fremden Mannes, dessen trübe Lebensgeschichte ihr wie ein Märchen vorsam, und ihre Wangen färbten sie mit dunklem Roth. Manchmal flog ihr unsteter Blidk Hinüber zu dem Gaste, sich Baltig versenkend in seine schwarzen, unergründ« lten Augen, die da zuchten und lohten wie flammende Blige und dann wieder flüchtig auf Luzia ruhten, um gleichsam franft Himweg zu gleiten über ihr Engelsangesicht. Als endlich die Nacht kam und ihr seliger Friede sich auf Natur und Menschen herniedersenkte, lag Luzia schlaflos auf ihren Riffen, war erhalten doch tolle, wedende Bilder, die sich wechselten und drehten in ihrem Dirne, wie die Farbenspiele eines Kaleivostoys, und es war ihr, als jägen alle Dämone der Hölle am Rande ihres Bettes, um sie mit boshafter Schelmerei aus den Armen des Traumgottes zu reißen. Endlich kam der Morgen. Sie war müde, abgespannt und übernächtig , und als zu „Schlechter“ Legt auch noch Ritter von Sturmmwall fan, um Wynes für mehrere Tage heimzuholen, da hätte sie sicher der Thränen finit enthalten können, wenn die Anwesenheit des türkischen Prinzen sie nicht einigermaßen zerstreut hätte. Agnes war fort und Graf Lambert ließ sich ebenfalls nicht bilden, wes legte der Umstand jedoc auf Luzien nur einen sehr geringen Eindruck machte. (Fortlegung folgt.) . T KEN ma Die Bedeutung A Ungarns. Dedenburg, 1. uni 1885. Das italienise maßgebende Blatt: „I Diritto“ widmet der Landesausstellung in Budapest den nacstehenden, „die Bedeutung Ungarns überschriebenen Artikel: „Wir haben von der ungarnigen Landesausstellng gesprochen einige Tage, die dieselbe eröffnet wurde. Die exzeptionelle Feierlleit, mit ‚der ihre Eröffnung erfolgte, die Bedeutung,welche wir diesem Kaltum beigelegt sehen, das in der Hälfte des österreichisch-ungariigen Saiferthums den Charakter eines großen Ereignisses angenommen hat, von dem aus man Horizonte erblicht, melde an an die Politik grenzen, veranlassen uns, jegt nochmals von ihr zu sprechen, und hiebei auch die Betrachtungen der ungarigen Presse in Erwägung zu ziehen. Die Anstellung von Budapest wurde anfänglich nur als eine ökonomische Manifestation Ungarns betrachtet, welche zum ersten Male die Welt einlud, die Fortchritte zu prüfen, die es in seinen industriellen Produktionen gemacht hatte, welche man si8 vor kurzer Zeit als in der Kindheit befindlich ansehen konnte. Ungarn hielt in seiner Eigenliebe darauf, zu beweisen, daß es in den legten 20 Jahren positisgen Erwachens auch die uteressen seines weitläufigen und reichen, zum großen Theile aus Ebenen bestehenden Territoriums nicht vernachlässigt Habe, und daß es, dasselde mit big Fultivivend, und ale modernen medganischindustriellen Erfindungen anwendend, den Staaten der ungarischen Krone hinreichende Mittel bieten könne, dem eigenen Leben zu geneigen. E 8 war der Gedanke der ökonomischen Autonomie, welcher auf jenen der politisch-administrativen Autonomie folgte. Für Jedermann, der den nationalen Charakter der Magyaren kannte, konnte er nur wer halten, in ihm dieses Bestreben zu entdecken. Aber die Feierlichkeit und der Pomp der Eröffnung, welcher der ganze Hof, das ganze diplomatische Korps, die ganze hohe Aristokatie und die Mitglieder der beiden gemeinsamen Regierungen beiwohnten, und die politische Bedeutung, welche dem Fakum an und für fi von der gesammten ungarischen Breffe beigewessen wurde, ließen keinen Zweifel darüber bestehen, daß die WMagparen, abgefehben von der streng ökonomifgen Manifestation, der Einweihung der ersten Industrieausstellung eine mit der ganzen Entwicklung ihres neuen politischen Lebens im Schoße des Kaiserreiges koordinirte Bedeutung hinzufügten. Somit wird der fur einen bilateralen Part sanktionirte Dualismus, nachdem er dem Königreiche Ungarn die Autonomie und die Gleichstellung mit der zisleithanischen Hälfte des Kaiserthume gegeben hat, jegt auf dem industriellen und ökosnomischen Gebiete lebendig. Es ist dies gewiß sein leichtes Werk, indessen figert ihm die Heftigkeit und der Schwung, von denen die Ungarn in diesen Jahren so viele Belege geboten haben, in einer vielleigt nicht fernen Zukunft das Gelingen. Wer sich an den Stand Ungarns vor 1860 erinnert und ihn mit jenem von jet vergleicht, wird gestehen müssen, daß niemals ein von so vielen Hindernissen jeglicher Art umgeben Bolf mit größerem eigenen Nugen die Mahme des „Wollen im Können" anzuwenden gewußt hat. — In Ungarn will man, will man hartnädig, und darin liegt das Geheimniß des rapiden Fortschreitens jenes Volkes. — „Einer der kostbarsten Faktoren Ungarns ist seine intelligente, stolze, aber tapfere und patriotische Aristokrotie, welche die Seele der nationalen Auferstehung gewesen ist. Nachdem sie mit dem Blute des Martyriums ihre berühmtesten Namen in die Gescichte der Revolution geschrieben, umgibt die Aristokratie heute den Souverän des gemeinsamen Hauses der Habsburger. Sie hat heute in der Diplomatie des Kaisertums und in allen das Geshhch der Monarchie berührenden Entscheidungen eine präponderierende Stellung. Ya, bis zu einem gewissen Punkte fand, ohne zu irren, gesagt werden, daß in der großen Politik heute nichts in Wien konzipirt werden könne, ohne zuerst das Wort Y Budapest’s zu hören. Auf dem Hlonomischen Gebiete jedoch vermochte sich Ungarn, angesichts de Ueberwiegens und der weit größeren industriellen Entwicklung Bisleithaniens, ungeachtet seiner moralischen Macht nicht der sehr ansehnligen Superiorität des westlichen Theiles der Monarchie zu entziehen. Nichtsdestoweniger lassen die Ungarn diese Unterordnung nur widerwillig über sich ergehen, und es ist bekannt, wie viele Kontroversen ökonomischer und zollsamiliger Wichtung in den zwei legten Jahren, zwisen der magyarischen und der österreichischen Verswaltung aufgetaucht sind. Diese Reibungen ließen an vermuthen, daß Ungarn nicht abgeneigt wäre, ein eigenes Zolsystem zu erkämpfen, eine der Zukunft vorbehaltene Trage dies. Und es ist eben in Vorbereitung der Zukunft, daß die Ungarn die Nothwendigkeit erkannt haben, in ihrem Territorium, auf Opfer nicht sehend, alle möglichen Industrien zu ermunstern, zu schaffen und zu entwickeln. Darum wollsten sie ihrer ersten industrielen Landesausstellung den pompijen Charakter einer ökonomisc-politischen Manifestation, eines neuen Schrittes des Neides des Heiligen Stefan auf dem Wege der Autonomie geben. In dieser beharrlichen Arbeit Ungarns für die eifersüchtige Schaffung aller seiner nationalen Synteressen läuft sein Gedanke unter, welcher derntegrität, der Kompaktheit der politischen Bande entgegen wäre, melde die beiden Theile der Mio» nachie unter einer gemeinsamen berühmten Dynastie vereinigen. Kein ungarischer Staatsmann würde Tendenzen begünstigen, welche darauf ausgingen die politischen Bande zwischen Oesterreich und der Krone des Heiligen Stefan zu lodern. Der ungarrisshe Patriot hat si längst damit befreundet, das eine gewisse Gemeinsamkeit zwischen den von der Leitha getrennten Reichen bestehe, dag aber Ungarn natürlich dabei seine vollständige politische, admisnistrative und ökonomisge Autonomie behalte und seine eigene Landesvertheidigung fi aufstelle, was darüber Hinaus ist, sei dann Gegenstand gemeinsasmer Maßnahmen. Die Ungarn fühlen, daß sie ein dem innern und äußeren Leben der Gesammtmos narchie unumgänglich nothwendiges Element bilden und verlangen daher als Gegenleistung die vollste Berbürgung ihrer angestammten echte und ihrer politischen Stellung, und halten dafür mit Loyalität und unerschütterliger Treue zu ihrem Könige Franz Sofer I, ebenso wie einst die Vorfahren der heutigen Magyaren dem „König“ Maria Theser Treue bis in den Tod gelobt und gehalten aben. Ein solches Volk stofne Zweifel ein Element, den Europa die größte Beachtung feuldet, weil er bereits in einer Periode nahezu sieben und in dreißig Jahren mit den Waffen, mit der Bolitis und mit dem neuen ökonomischen Leben gezeigt hat, dag es alle einer mächtigen Nation zu ihrer Blüthe und ihrem Glanze nöthisgen Eigenschaften befigt. EEE Damage. Alfred Meißner 7 Der hochbedeutende Dichter, dessen iustrem Nasmen heute leider ein Kreuz beigelegt werden muß, hat Samstag, den 30. Mai, Nachmittags, in Bresgenz, im Angeficte des blauen Bodensees, für ewig feine Augen gescloffen. Meißner war ein echter ein gottbegnadeter Poet. Und wenn ein solcher sticht, sol jedes fühlende Herz trauern. Denn mit ihm hat die Erde einen Theil ihres geistigen Lebens verloren, und mag er auch irdische Ueberreste seines Könnens hinterlassen, sie zeugen nur wie Tempeltuisten vom der Größe der Gottheit, die wir in seinem Seite verehrten. « Humanismus uns Freiheitsliebe, Ideen,welche Meißner’s ganzes Leben durchzogemdurchklingen seine Gerichte und tönen durch sein Epos .,Zizka«,das satirische Gedicht»Der Sohn des Utta Tros«und die Dramen,,,Das Weib des Urias«, »Reginald Armstrong«,»Der Prätendent von York« 2c.Allein die Bühne war nicht Meißtter’s ureigenes Terrain;er fühlte viel auch bald und wandte sich dem Romane zu.Seine Romancyklen:»Schwarzi gelb«und»Babel«und sein letztes veröffentlichtes Buch»Nokberit Norson«sind Musterromane und wür den genügend um dauernden Ruhme.Die moderne Gesellschaft spiegelt sich uns hier in beispielloser Treue und dennoch ist die Darstellung eine durchaus dichterische,durchaus künstlerische.Der Entschlafene war am 15.Oktober 1822 im böhmischencurote Tepliy geboren, stand mithin im 63. Lebensjahre. O Allerhöchster Gnadenakt. Seine Majestät der König hat den Aovofaten, Dr. Wojensberg, welcher den Grafen Batthbyanyi im Durell ershoffen hatte, diefür zu einem Jahre Kerker verurtheilt wurde und vor drei Monaten die Strafe angetreten hat, begnadigt. O Seiltage für Wiener-Neustadt. In der ung so nah benachbarten Stadt jenseit der Leitha fieht man festlichen Zügen entgegen. Samittag, den 6. Juni, Früh, wird, wie wir erfahren, Se. Diajestät der Kaiser- König die f. f. Militärsakademie und Nachmittags das f. f. Militärwaisenhaus in FZischau inspiziren. Die Ankunft Sr. Majestät in Wiener-Neustadt erfolgt um 7 Uhr Früh, die Fahrt nach Fischau um 1 Uhr Mittags, die Radfahrt nach Wien um 4 Uhr Nachmittagd. Sonntag, am 7. Juni, wird der Herr Feldbischof Dr. Strufga im Parke der Wiener-Neustädter Akademie die Krohnleichnameprozession abhalten. Sparsamkeit eines Königs. Der König von Griechenland unterzeichnete das Dekret, mit welchem sämmtliche geriechische Gesandtschaften, mit Ausnahme jener in Konstantinopel, aufgehoben werden. Sämmtlichen Gesandten sind bereit Abbestufungsschreiben zugegangen und wurden die Gesandtschaftssekretäre mit der Leitung der Geschäfte betraut. Dem Gesandten in Wien, Fürsten Dpfilanti, wurde freigestellt, auf seinem Bosten zu verbleiben, wenn er seine Staatsbezüge beansprucht. O Bur Budapester Landesausstellung. Der Lemberger Munizipalrath hat den Beschluß gefaßt, die Budapester ungarisce Landesausstellung korporativ zu besuchen. Den diessbezüglichen Antrag brachte in der Geigung der Stadtrath Groman ein, und wurde der Antrag mit den freundlichsten Kundgebungen „für die ,-«-T-;J«»--:"’.·