Oedenburger Zeitung, 1885. August (Jahrgang 18, nr. 174-197)

1885-08-01 / nr. 174

WskwsdsssspDIE-Os--"«·.-».s.·-»­­--»-.»·,ss q. » .»«. I ·-. - a er I ERTETNEE «.—. :-«.-·-·s»s·s--.s Samfaa, 1. Auguft 1885. XYIH. Jahrgang. (Bormals ödberkrieger „Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Uhr? — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.” Bien deinisiration,yetlag und Instrutku auf undmn suqdmäkrkiC.RomwaltcräSohtyStumm-m E Einzelne Zummerntrostenstreuzer.U Inserate vermitteln: Im Wien: Hafenstein:& Vogler, Wall­flägofie 10,9. Oppelit, ı., Etubenbastei 2, Heinrich Schaler, 1., Wollzeile 12, R. Mole, Seilerstätte 2, M­. Dufes, 1, Nies 20 fr. für die vierspaltige und 25 kr. für die durchlaufende Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 tr. Bei mehrmaliger Einschaltung­edeutender Nabatt Ice Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Bonn= oder Feiertag folgenden Tages. 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So lautet die Klage des ‘ Journalisten in der­ heißen Sommerszeit, wen bei­­nahe alle besser fituirten Leute auf dem Lande, Schul- und Gerichtsferien sind und selbst die Strolche, deren jede Stadt welche beherbergt, nichts von Belang anstellen. fein Stoff, das:ist die widerwärtigste Verlegenheit, zumal der Provinz- Journalisten, die recht gut wissen, daß ihre Leser hauptsächlich auf größtmöglicste Reichhaltigkeit des Lokalen Theiles ihrer Blätter erpicht sind und die Schilderung Derjenigen, was außerhalb des Ge­­fichtstreites (von der Spigke des Stadtthurmes aus), vor sich geht, mit großer Gleichgiltigkeit oder gar nit lesen. „Was wügen uns — rufen derlei vielgeplagte Zeitungsschreiber — die größten Um­­mwälzungen in Afghanistan, die Cholera in Spanien, die englischen, französischen und deutschen Ex­pansiv­­bestrebungen, ja selbst die ungarischen und öjters reichischen Angelegenheiten ihrer inneren­­ politik und ihrer sozialen V­erkehrtheiten, wenn unsere Leser da das Blatt gelangweilt bei Seite legen, weil feine tädtis­chen Neuigkeiten, feine kleinen Skandale, Feine „saftige” Polemik gegen die Kon­­kurrenzblätter darin enthalten sind ?* Was außer­­halb des Weichbildes unserer Stadt gesieht, er= regt höchstens dann noch ein flüchtiges­nteresse, wenn er fi im eigenen oder in den Nagbarkomitaten begeben hat; darüber hinaus will Niemand bilden, oder wenn er es schon thut und si aus den Zeis­tungen darüber informiren will, so greift er in den großen Wiener oder Budapester Blättern, die das Alles viel­ ausführlicher, viel gehaltvoller bringen und über das eigene Lokalblatt wird nase­­rümpfend abgeurtheilt, „daß nichts darin steht.” Und da hat es auch alle seine Kolumnen vollge­­druckt und sogar noch reichhaltiger,als die haupts­­tädtischen Organe, denn es bringt, um jeden Etwas zu bringen, von Allem etwas. Gleicwohl solte nie ein findiger Sournalist über Mangel an Stoff lagen, denn Stoff liegt buchstäblich auf der Strafe, und „greift nur hinein in’s volle Menschenleben, w­o ihr es erfaßt, dort ist es interessant.“ Zum Beispiel hier in Oedenburg: Sit night die SriedHoffrage, die morgen im evangelischen Konvente zur Entleidung gelangen sol, dahin, daß die Herren D­ieses Glaubensbekenntnisses doch einen eigenen Konfessionellen Friedhof errichten wollen, worin jedoch eine­ Abtheilung interkonfessionell sein so, ein Gegen­­stand, der Apntereffe erwect? Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß der evangelische Konvent sich weht gerne zur Spee eins Kommunal­friedhofes­ verstanden haben würde, wenn nut der katholische Konvent einstimmig erklärt hätte, er will und muß seinen eigenen Gottes­­adel haben. — Damm gewiß allgemeiner Brautung würdig ist der jegt vasch gefördert werdende Bau der Staats-Töchterschule auf dem Deäfplag. J­egı­eben baut man ein hohes Holzgerüste in den Wangenzeiler Graben, um das Wasser aus demselben zum Bauplage zu leiten. Nicht minder viel läßt sich über die verschiedenen Bahnprojekte schreiben, die khrieglich — so versgiedenartig auch ihre geplante Tracenführung ist — dem ohngeagtet doch sämmtlich darauf hinauslaufen, Oedenburg mit Preßburg zu verbinden, und in deren Offertalrung, gleicviel, welche Linie belieht wird, wir in der That eines der wenigen Mittel erblichen, von dem wo halb­­wegs zu hoffen ist, daß er den drohenden Verfall des materiellen Wohlstandes in Oedenburg einiger­­maßen aufhalte. Wie, sein Stoff? Ei, er liegt ja auf der Straße, man schaue nur um sich. Da sehen wir vor Allem an der untersten Stufenleiter der Gesellsgaft verkommene, entfü­tz­lichte, zerlumpte, geistig und physisch verwahrloste Knaben im schulpflichtigen Alter, melde in allen Baffen und auf allen Plagen der Stadt sich drums treibend, mit den von der Strafe aufgelesenen brennenden Zigarrenstummeln im Munde, Blei und abgemagert bis zur Durchflgtigkeit, gefitteten Kindern auflauern, um b dieselben zu hänseln, zu weden, in die Flut zu jagen und gegebenen Yalles­an zu mißhandeln. Halbwüchsige Burschen, die der Sonntage statt sich durch einen stärfenden­ Spaziergang in unserer berrligen Natur zu erquiden, oder ein nägliches Buch, in die Hand zu nehmen, in den Wirthshäusern herum lungern, mit leichtfertigen Dirnen im müften ganze fich herum tummeln, “ is zur Besinnungslosigkeit sich betrinfen, dann streitsüchtig werden, mit ven ordnungsstiftens den Stadtgarbisten stänkern und fi­sclieich Die Aus sollten Ana Köpfe auseinander schlagen. den, [olchen Sünglingen entwickelt sich die Ge­­fängnisbrut, die dort eine Weile vegetirt, si aus­bildet und deren Repräsentanten als verl­ndete Taugenichtfe wieder in die Gesellschaft treten. Von diesen Unglücklichen auf der Strafe und die Hausherrn von den haben wir nit weit in die Häuser, ‚in Die Hause wirthihaften, in welchen die Hausfrauen von den Dienstmäg­den Dienstv­ehdten malträtirt werden. Das Kar­pital „Dienstbotenmisere,“ das zu jedem Gespräche unserer Frauen einen fast unertröpflichen Stoff liefert, ließe sich gar breit ausspinnen. Dieses Bro­­lerariat erschwert den Hausfrauen die Führung der Hauswirthschaft oder­ hat ihnen Ddiese im vielen Fällen ganz unmöglich. ‚Unsere Dienstboten sind — mit wenigen Ausnahmen — ungehorsam, umvilig, arbeitsireu, unmoralist und wehe der Hausfrau oder dem Hausherren, Die bei der Aufs Kr er Kr­as 2 a ah BE 9 N Er er % Fi Er A a2 RN ER ERTL ‚Seuilleton. G’weßr­raus | Die Garnison in DB. hatte nebst Anderem ‚ auch den Dienst für die Artillerie-Depotr-Wache in 8. zu besorgen. Das Wachgebäude dieses Postend lag ifolirt, über eine Stunde von der Stadt ent­­fernt und enthielt das Inspektionszimmer für den Wachkommandanten, die Wapstube, die Kantine und eine Wohnung für den Magazineur, den Artillerie­feuerwerker .Start. Vor dem Gebäude befand sich der Gewehr­­frank und war der Raum daselbst ähnlich einer Deranda, einerseits nur eine fast meterhohe Wand und anderseit dur ein ziemlich tief herabreichen­­­ded8 Dad derart gejrügt, da­ die hier angetretene Wachmannschaft t­eilweise verstedt stand. Schon die vorzügliche, von der Frau Feuer­werfer besorgte Kantine und der verhältnismäßig leiöte, wegen der großen Entfernung von der Stadt wenig kontrolirte Dienst, machten bei der Mann­­schaft diesen Posten beliebt; was aber denselben — zumal den meisten Wahkommandanten — ge­radezu angenehm erscheinen ließ, war des alten Feuerwerkers Liebliches­­­ Töchterlein Babette, die ihrer Mutter in der Kantine treulich zur Seite stand. " Babettchen zählte ihrelf Frühlinge und hatte mit ihren hellblauen Augen schon den Kon manches Wachkommandanten verwirrt.Keianns der daher,daß Mancher ein großes lebzeltenes Herz oder dergleichen im Tornister verwahrt aus der Stadt für Babetten mitbragte, die sich aber bisher gegen alle Liebesmerkungen ablehnend ver­ bielt. Da bezog der junge Schmude Kader­geldwe­­bel Haller zum ersten Male die Artilleriedepot- Bade; er trat in die Kantine, grüßte Babetten Höflich und freundlich, sah ihr lange und treuher­­zig in die Augen und — merkwürdig : „auch ihr Auge hing mit Vergnügen an seinen wohlgestalteten Zügen." Sie brachte Haller den gewünschten Kaffee mit einer leeren Zudertaffe, und als sie, sich entful­­d­igend dem vergessenen RZuder überreichte, refla­­mirte Haller mit scherzhaften Worten den fehlen­­den Kaffeelöffel, so daß sie über ihre Verwirrung verlegen errethete.­­ ‚Haller hatte seitdem schon wiederholt die De­­potwache bezogen und da in der Santine manch angenehmes Stindchen verbragt, Start’ Tücher­­lein plauderte und soherzte mit ihm mehr als mit Anderen, und wenn sie die Kaffeewaffe vor ihm hinstellte, berührte seine Hand jedesmal zufällig die ihre, wobei sich Babette gerade nicht besonders beeilte diese zurückzuziehen. So hatte er allmälig ein schönes Verhältnis herausgebildet und Haller war glücklich, seine Liebe von­­ Babette erwidert zu sehen ; er nannte sie daher bald nur mehr seine nette, brünette Babette, wandelte später „Babetten“ in das vertrauliche „Wetterl“ um und gab ihr zulegt den Kosenamen „Wippchen.“ Den Argusaugen des graubärtigen Feuer­­werfers war die aber nicht entgangen; er konnte daher Haller nicht leiden, Hrummte bärbeigig, wenn Sener in der Kantine erschien, und flidte Babet­­­­tem unter wichtigen V­orwänden fort. Heute nun hatte Kadetfeldwebel Haller wieder die Wage bes­­ogen , damit er aber den Argwohn Starl’s unt­errege, verbraite er den Nachmittag im Suspeks­tionszimmer, in Gesellsshaft seines Freundes des Ges­treiten Berger, eines Einjährig - Freiwilligen und intelligenten Mannes, der außer dem Ablösen der Schildwachen auch die Kunst eines Postillon d’amour für ihn besorgte.­­­­ Der alte Brummbär Stark war Abends ins Dorfwirtshaus hinabgegangen,­woselbstmandeks Namensfest des Wirthes feiertez die Kantine war bereits geschlossen,Haller ließ­ das ein Liebchen bitten,zum­ Fenster des Inspektionszimmers zu­­einige Worte mit ihr­­wechseln zu können,was Babette nur ungern zu­­sagte. Es war schon nachzetn Uhr,finstere Nacht; vor der Wachtstube saßen rauchend einige Soldaten,... die übrigen schliefen drinnen auf der Pre­tsche, die SYildwinnde tritt im monotonen Zafte vor dem Gewehrschranken auf und ab, wo eine spärlich leuch­­tende Dellampe das düstre Halbdunkel uit erhellen vermochte, Babette erschien ihrer­ Zusage gemäß jegt beim Fenster des Inspektionszimmers, die Lieben­­den plauderten nun flüsternd in Herzlichen Worten und tauschten hiebei auch wohl verstohlen ein Küß­­chen aus; da vernahmen Beide erschrect ypmöglich heftiges Pferdegetrappel und im nächsten Augen­blide bogen zwei Wetter. um die Ehe des Wac­­htuben-Gebäudes; Babelle konnte also nicht mehr nach ihrer Wohnung zurück, deum dann wäre sie dem­ Reitern gerade entgegen gekommen. (Fortlegung folgt.) kommen, um wenigstens zu Fa­bri­ken a BEER, RE

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