Oedenburger Zeitung, 1885. September (Jahrgang 18, nr. 199-223)

1885-09-01 / nr. 199

fYormacs ,,Eedenöurger achrtckzten«) « Ergan fürzsolitikpsan dek Industrie undYandwirthschafhdmm für sozialeg Interessen überhaupt« DIE " Rotte­,,Dem Fortschritt zur Ehr—Bedruckten zur Wehr—Der Wahrheit eine Gasse« N D­ie, nat Ih . Sür Auswärts: Ganzjährig Fa Halbjährig 7 fl., Biertel­­äbung 5 Alle für das Blatt bestim­mte Be­lähen) mit Ausnahme von Inferaten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind an die Redaktion portofrei einzusenden. Des Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen­­ Sonne oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations: :@Pfeife: © 2oeo: Gangji­nig 9 fl., allejähri­g fl, Bierteljähri­g Aniifafin, Herlag und Inseratenaufnahme: Buchdrukern­ &, Romiwalter & Sohn, Grabenrunde 121, EI Einzelne Nummern Rotten 5 Srager. = Quferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, fi­hgaffe 10, A. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich Sch 15 Bollzeile 12, R. Moise, Seilerstätte 2, M. Dufes, 1, ziergafie 12, Sn Budapest: Saulus Sn. Dorotheagafie Lep­ang, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenpli­onfertions-Sebühoren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zwreis, 15 fr. für die dreia,­ 20 tr. für die dierspaltige und 25 Tr. für die a Betitzeile strtufine der Stempelgebühr von 30 te. Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rab = Nach der Ruhe. Dedenburg, 31. August. Sobald diese Zeilen im Drude ersceinen, sind die Schulferien zu Ende, gleichzeitig tritt aber auf die Bolitif allmählig wieder in das Stadium erhöhter Thätigkeit, denn der Hochsommer, die schöne Zeit fühen Nichtsthuns, ist vorüber, die Arbeit beginnt wieder. Noch beschäftigt gegenwärtig die auswärtige Bolitif die Staatsmänner und die Presse, die Entreppe von Kremsier wird in ihren Folgen erörtert, eine Zusammenkunft des wussischen Grafen mit dem deutschen Kaiser ist wahrsceinlic, die afghanische Frage und der Konflikt zwischen Spanien und Deutschland werden wo eine Zeit lang die Aufmerksamkeit fesseln. Dann aber beginnt die Hera der inneren Politik, der eigenen In­­teressen-Vertretung, die parlamentarische Arbeit wieder. Ueber die Vorlagen, mit denen unser Mini­­sterium in dieser Session vor den Reichstag treten wird, wissen wir bis jegt noch sehr wenig. Ueber­­raschungen sind uns jedenfalls nicht zugedacht, es seien denn sc­h:, die mit dem Budget zusammen­­hängen und die, der Hülle entkleidet, in welcher sie erscheinen, ihrem Wesen nach doch nur in der Aufforderung an die Steuerträger bestehen, mehr zu zahlen. Außerdem dürfte das Ministerium Tiga die Ausgleichsvorlagen einbringen. Ueber diese Vorlagen jetz Schon ein Urt­eil zu fällen, ist wo verfrüht, nur läßt si aus den offiziösen Andeu­­tungen, die bisher erschienen sind, erkennen, Daß dieselben weit hinter den befehdensten Erwartungen zurückreißen werden, daß am status quo wenig oder nichts geändert werden dürfte. Dagegen wird die Landesausstellung von dem Ministerium Tipa parlamentarisch ver­­werthet werden. Wir lasen für sich bereits in einer offiziösen lithografischen S Korrespondenz, dag das Hauptverdienst an dem Zustandekommen der Aus­­stellung und den Resultaten derselben der Wirtsc­­haftspolitik Tia’s zuzuschreiben sei. Diese no­­torische Un­wahrheit, die jegt noch Schüd­ern auftritt, wird sehr bald von allen offiziösen Spagen ger­pfiffen werden und Koloman Tiga wird zu den vielen Lorbzerfrängen, die ihm seine Dramelufen bereits auf’s Haupt fegten, noch einen als Urheber und Organisator der Landesausstelung hinzufügen können. Treilich weiß jeder, der die Geschichte der Landes-Ausstelung nennt, ganz genau, daß die N­e­­gierung ursprünglich sich nit nur ablehnend ver­­hielt, sondern sogar entschieden gegen die Veran­­staltung einer Ausstellung gestimmt war. Erst war­­dem der Landes-Industrieverein die Ausstellungs- Angelegenheit in die Hand genommen und die Ger­fahr vorlag, daß wider dem Willen der Regierung die Ausstellung da gelingen würde, so daß die Opposition in die Lage gekommen wäre, aus der Ausstellungsfrage Kapital zu schlagen, erit dan­n trat die Regierung dem Ausstellungsprojekt näher und bemächtigte sich endlich desselben, um es zum Heil und Vortheil der Regierung auszuführen. Wenn auch der Besuch der Ausstellung, na­­mentlich Seitens des Auslandes, den Erwartungen nur vollständig entsprach, so kann man mit den sonstigen Resultaten da sehr zufrieden sein. Aber wenn wirklich die ungarische Industrie, Die unga­­rischen Gewerbe, die ungarische Landwirthch­aft würdig präsentiren, ist Diesem­ Berichte des Ministerium Tipa? Hat di Ministerium auf dem­ Gebiete der Wirthchaft politif jemald etwas Anderes gethan, als di Theorien der Freihandelsschule, Alles sich selbst überlasfen, in die Praxis zu übertragen ? So noch Gewerbe, Idustrie und Landwirthshaft ihrer Noth ihre Augen Hilfe ruhend auf die Regie­rung richteten, wurden sie auf das berühmte Evan­gelium der Selbsthilfe und auf die Hilfe des Him­­­mels verwiesen. Von einer Erlei­terung der Lüste war niemals die Rede und können wir uns billig wundern, daß das hohe Ministerium Sonmens 6­ein und den Regen nit au no besteuert hat. An der That, den ungariigen Garde bisher seines Mediziers Güte geläelt und w nun trogd­em — troß der Unthätigkeit der R­gierung, Iroß der Unfähigkeit der Staatemänne deren Aufgabe es gewesen wäre, die wirth­af­­te, produktive Thätigkeit der Native der ungeheuren Mittel des Staates zu fördern,­dustrie, Gewerbe und Landwirthschaft so­ldene Blüthen gezeitigt haben, wie sie die Budapesti Landesausstellung zeigt, so sind diese Blüthen wo Beweise von der unerschöpflichen, durch feine Dun­heit der Staatslenker zu zerstörenden Bollstraft, Beweise von der Summe von Arbeitsfähigkeit Intelligenz, die in unserem Bolfe ruht, feineöw aber liegen hier irgend welche V­erdienste der gierung vor. — Hu, murmelte Filcsit und Beide wurden. fiy : deuilieien. Schweferden’s Grabstein. Bon Koloman von Mispäth. ..... Diese Reise——so setzte er seine Erzählung fort—bringt mir oft eine andere,viel traurigere in Erinnerung,die wir nicht mehr mit unserer Heinen Schwester, sondern mit ihrem Grab­­steine machten. Kaum war das arme Kind begraben, so wurde auch fon das Grabdenkmal aus rothem Marmor bestellt. Oh, wie sehnsüchtig warteten wir daheim auf diesen Großstein. Deeiie Weutter fuhr selbst nach West, um die Form anzugeben. Der Bildhauer soll eine gem­ickte Note­ meißeln und unter derselben freien Raum laffen für unsere Namen — ja auch ich sollte am Rande einen Plag finden. Langsam, langsam foll­­ten unsere Namen dorthin geschrieben werden . Sie fand Trost in diesem Gedanken. Wir mußten den Stein aus Belt mittelst Wagen abholen. KH bat und schmeichelte solange, bis die Mutter mich mit dem Kutscher, dem made­­ren Michael Susla fahren ließ, auch der große Tik­sik begleitete uns und brachte eine mit Kupfer­­münzen gefüllte Zache mit, in welcher das Geld bei jedem Stoße des Wagen s flirrend aneinander­­schlug. Die Banknoten, die wir für den Stein zu zahlen hatten, band Susta mit einem dreifigen Knoten in sein Tafgentudh eiır. Filcsit und Susta erzählten sich unterwegs Kriegserlebnisse, und aus ihren Worten war zu entnehmen, da­ eigentlich sie die evolution ge­­macht hatten. Sie waren Beide hauptfeste Kerle, das mußte man ihnen lasfen. Michael Sussa allein jagte in der Schlacht von Pissi zwanzig Mann in den Fluß und sah ruhig zu, wie diese ertranken Mit einem Kreideftüc zeichnete er die komplizirte­­ren Schlachtpositionen auch sofort auf den Pelz Filesis: Da ist die Brüde.... , dort steht Bem,­­ hier, beim Kragen, stehe ich und dort bei der tothen Tulpe der Feind. Filesit begreiff und nichte mit dem Kopfe. Was bedeutet aber das gegen seine Helden thaten ! Er ließ als Wachtmeister in der Nationalgarde an einem Zuge 18 Slowalen hängen. — Barum Tiefen Sie die armen Leute hän­­gen, Filcsit Bäcst? fragte ich Fhaudernd.­­— Weil ich sehr böse war, mein Sohn, ent­­gegnete er ruhig. Ich blichte furchtsam auf den mächtigen Mann und wagte mit unterdrücter Stimme die Frage: — Was hatten die Armen verdrongen ? — Nichts. Sie haben sich um den Hals ge­redet. ALs sie eben von der Ernte Heimsamen, be­­­gegneten sie meinen Leuten, welche just an demsel­­­ben Tage ihre Hellebarden bekommen hatten. „Ei ei, ihr werdet mit diesen Piden vielleicht Fröb­e spießen ? 2" riefen sie spöttisch und sagten dazu. JA hörte das... . und sie waren verloren . . Er schüttelte sein struppiges Haar und schlug mit der flachen Hand winthend auf den Sik. — Sie mußten sterben, ch habe sie alle gehängt. Dann faßte er Susta gemüthlich an der Säub­er. — Wir sind unbarmherzige Kerle, Michael, verdammt unbarmh­erzig. Mit furätbar finstern Gesichtern saßen sie nunmehr scmweigend im Wagen. Nur bei Waigen, sagte Susta einmal mit dem Reinigenstiele auf die zerstreuten Hügel zeigend: Wir fuhren die ganze Nacht, der Morgen graute, als wir in Pest anlangten. Hier stiegen­ wir an irgend einem Ende der Stadt (ich weiß, selbst nit, an welchenm er gemwesen sein mag) bei einem alten Kameraden Filesit’s, bei einem Wage­nermeister ab, der in jungen Jahren mit ihm auf der Wanderschaft gewesen. Es ist wahr, der Mann lebte nicht mehr, das war aber für Filcsit ganz einerlei. Ein Fremder hatte das Geschäft von der Witwe gekauft, und diese hat sicherlich bedungen, daß Stefan Filcsit, so es ihm gefällt, Hier Ab­steigquartier haben kann. Der neue Eigenthümer wollte sich Dieser Bedingung allerdings nicht ente­­innen, Silesik gerieth in Wuth: „Wie, die Eule hat mich niemals erwähnt? Unmöglich ! Diich, sei­nen liebsten Kameraden ? Silesit aus Kig- Csol­o, Hat der Herr sein Testament gereten ?“ = Der Wagner schüttelte verneinend den Kopf — Nun, dann stand er dort! — sagte er beruhigt und er begann die Pferde auszuspannen. Wir blieben an dort. Fiicsik Hängte sich die Tasche mit den O­pfermünzen um, er ächzte beinahe unter ihrer Sr und wir magten uns alsbald zu Dreien auf den Weg in die Stadt; er, um Kordomastiefel zu laufen, ich und Susta, um nach dem Brachsteine zu sehen. Er war noch nicht fertig. Der Steinme sagte, die Buchstiben werden erst a­meißelt. Susfa fragte sich mismuthig. (Fortfegung folgt.) Bi: — &%G fürchte, man stiehlt mir das Geb dl Da kämen wir dann daheim fh da an... Was beginne ich jegt? Wo bewahre ich das su — Bahlen wir sofort. — Hier war’, war’d gewesen, .Inod­­. er. : 3

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