Oedenburger Zeitung, 1885. Oktober (Jahrgang 18, nr. 224-250)
1885-10-01 / nr. 224
HApr ,j Mes- TERN _ } RT N Donnerfiag, 1. Okfoßer 1885. XVIH. rn On enbunge ee Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Chr? — Betrachten zur Wehr’ — Der Wahrheit eine Gaffe.“ 0] (vormals „Dedenburger MNacrichten“.) Alle für das so Befinmte Decumen, mit Ausnahmenen Inkeraten, Pränumerations- und Insertionsgebühren, sind am bie Bee vorlahen eingusenden. ’ nitee t täglich, mit Ausnahme des auf einen Mt ie ana folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Sür 2oco: Genzjährig Ff., a 5 fl, Bierteljährig für Uudwärts: Sariahes 12 fr ,peloiätris Tf., Biertel- Administensien, Verlag und Inseratenaufnahme: Sunhinkerei &, Nomstvalter & Sohn, Grabrarunde 121. BIT Einzelne Kummern Rotten 5 Arenjer. EU e 10, 4. Oppelit, 1., Etubenbastei 2, Heinrich Scalel, Nauen vermitteln: in Wien: Hasenstein , Vogler, Walle Idee 30 12, 9. Dioffe, "Seilerstätte 2, M. Dates, 1., Riesergafse 12. Sn Budapest: ZIaurus S. 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Ja nach mehr, man kann sich sogar damit die menschlichen Leidenschaften flavisc dienstbar machen und vollends in der Bolitiz ist ‚Geld die entiiehenste Größe macht. Der mächtige „Beherrscher der Gläubigen“ der am goldenen Horn als unumschränkter Herr residirende Bachihah, Sultan Abdul Hamid,muß sich den toten Bulgarenfürsten, das winzige Negentlein Alezemder, frech an den Leib rüden lassen, weil er sein Geld hat die Zuchtruthe für den vermesfenen Unruhestifter gehörig in Bewegung jegen zu lassen. Spanien muß sich — leidigen Geldmangels halber — auf’3 Bitten verlegen, da er seinem wilden Broteste gegen die Bewegung der Karolineninseln durch Die Deutschen, nicht durch Aufstellung einer Kriegsmacht Nachdrud verleihen kann, sondern sein Heil nur im Ausspruche des angerufenen Schedagerichtes zu suchen vermag. In Oesterreich: Ungarn dreht sie vollend ® Ale um das „gleigende Metall“, denn unsere vollswirthschaftlichen Bustände sind trostlos, wir hängen finanziell vom Auslande ab und wenn uns dasselbe feine Abfaßgebiete für unsere Bodenprodukte verschließt oder verscheuert, so stehen wir vor dem Bankerott ; — und auchh in der Lenfung des Staatsschiffes war es und ist es bis heute der 1 ,schnöde Mammont,der bei uns die führenden Robllen vertheilt. Die Wahlbeziehungen haben so Manchem in’s Parlament verholfen, der ohne das leidige Geld sicherlich nicht das Vertrauen (!) der Menjorität der Wahlbürger auf fi tongentiert haben würde. Er hängt am Gelde und drängt nach dem Gelde auch heutzutage Alles, geradeso wie zu Altmeister ® Göthe. Beiten. Nahezu Hundertsechzig ungarische Geldund Kreditinstitute haben zu dem am 28. d. in Budapest stattgehabten Kongreß Vertreter entsendet. Der Bwed dieses Kongresses ist einen „Landesvererband der ungarischen Geld- und Ares dDitinstitute“ zu Konstituien und die Gründung dieses Verbandes vollzog sich in unwürdiger und ruhiger Weise, obgleich, das ganze Projekt nur in der Provinz mit Sympathie aufgenommen wurde. Mit drei vier Ausnahmen sind sämmtliche Budapester großen Institute dem Kongreß fern geblieben, und laut Informationen aus der Landeshauptstadt, sollen die dortigen Banfield auch für die Zukunft den Beitritt ihrer Firmen nur sporadisch in Aussicht stellen. Es ist bekannt, das Ungarn an Geldinstituten der mannigfaltigsten Art keinen Mangel hat,und ‚wenn sie wirflich auch die Budapester großen Bankhäuser der Koalition nicht anfliegen sollten, so bleiben an sich doch noch genug Geld- und Kreditinstitute, die einen über beträchtliche Fonds verfügenden und imponirenden Verband zu bilden vermögen. Es ist dies auch wünschenswerth, denn was ung in Ungarn immerdar die Hände band, was jedem unne namen verjud) die Flügel lähnte, das war die Aufschweigs · ternehmenden Streben schon beim ersten Schwierigkeit der Kreditverlangung. Unsere Banken, Sparfasten und Darlehensvereine sind zweifelsohne sehr wohlthätige Institute , aber für den Heinen Mann, den Industriellen, den vielleicht erfindungsreichen Unternehmer, dessen Fundus aber mehr im BVerftante und gutem Willen, in persönlicher Medlichkeit und Arbeit&haft, als in beweglichen und unbeweglichen Gütern besteht, sind sie Schwer zugänglich, denn sie verlangen natürlich materielle Sicherheit und können, auf blos moralischen Werth Heinen Deut borgen. Alse bleiben die vieleicht glücklichsten Ideen, die hesten Spekulationen unrealisiebar, denn es fehlt das... Geld! Andere wieder, die nach mißglücten Operationen den Boden unter den Füßen verlieren, oder vermöge unverschuldeter und nicht abzumenden gewesener Unglückssäle ihren Ruine entgegen gehen, künnten ihrem Sturze vorbeugen und sich wieder aufrichten, wenn ihnen billiger Kredit eröffnet würde. Bir. betrachten es also als ein ‚nicht zu unterschätzendes Mittel zur Hebung und Besseiung der Kreditversältnisse, namentlich im Interesse der Heinen Industriellen, Kaufleute und Landwirthe, wenn der Kreditverband blüht und gedeiht, der eben jet gegründet wurde und welche Institution sich im Auslande einer so großen Beliebtheit und hohen DBlüthe erfreut. Bei uns hat man gegen diese Verbände no immer ein ganz unges rechtfertigtes Mißtrauen. Trog dem Ddieselben doch wegen ihrer öffentlichen Rechnungslegung und Gebahrung viel sicherer und verläßlicher sind,als einzelne, noch so große Firmen, togdem sie ja Einzelnen nur einen Mammalkredit von wenigen hundert Gulden gewähren dürfen, also nicht leicht zu erheblichen Schaden kommen können. „Die Generalvertretung der ungarländischen Kreditinstitute“ so lautet der Titel ded neuen Bereindg — hat nach den uns vorliegenden und heute vom Kongreß akzeptirten strebsamen RR, Seuilfeten. Der Engel. Aus dem Polnischen des Henrik Sienfiemwic;. In dem Städtchen Yupisfory war nach dem Begräbnisse der Frau Kalirten VBepper-Andagt, nach welcher wo einige alte Weiber in der Kirche zurückblieben, um den Rest der Lieder abzusingen. Es war erst 4 Uhr Nachmittags. Da er aber im Winter früh zu dunkeln beginnt, so war er in der Kirche schon ganz finster. Namentlich war der Hofaltar in tiefe Chatten gehüllt. Zwei Kerzen brannten noch vor dem Cibosrium, aber ihre fladernden Flämmchen vermochten, kaum die Bergoldungen des Zabernakls und die Hrüße des höher am Kreuze hängenden Christiusbildes,die mit einem imächtigen Nagel durchhbohrt waren, zu erhellen. Der Kopf dieses Nagels sah aus, wie ein großer leuchender Punkt im Alstare. Don den anderen soeben ausgelöteten Kerzen schwebten noch Streifen Raubes empor,welche das Presbyterium mit dem den Kirchen eigenthümlicen Wachsdufte erfüllen. Ein Greis und ein kleiner Junge waren vor den Stufen ded Altar beschäftigt. Der Eine fegte,der Andere rollte den Teppich auf den Stufen des Altars zusammen. In den Pausen,in denen die Weiber nicht sangen,hörte man nur das ärgerliche Brummen des Greises der den K1abenschalt,oder das bis noch auch das Mitleid, das fiererwede, zu begreifen, den der Epagen, die draußen froren und hungerten, an den schneebecheten Fenstern. Die Weiber fangen mit, sondern murmelten vielmehr mit schläfriger und müder Stimme das Lied,in welchem fortwährend die Worte wiederkehrten:: „Wenn uns das legte Stündlein droßt, Wend’ ab, Maria, uns’re Noth.* Diese in tiefe Schatten gehüllte Kirche, die an den Bänten emporragenden Fahnen, die alten Weider mit den vergilbten Gesichtern, die fladernden, von der Dämmerung gleichsam überwältigten Kerzen — alles das Jah je überaus Düster, ja, sogar fhiedhaft aus, daß er zu den traurigen Worten des Liedes von der Todesnoth den pasfenden Hintergrund bildete. Hörten die Weiber auf zu singen, so stand eines derselben in der Bank auf und Hub mit zitefernder Stimme an: — Gegrüßet reift Du, Maria, Du Bebenendete unter den Weibern, und die Anderen fielen ein: — Der Herr ist mit Dir! u. f. m. Weil € 8 aber der, Begräbnißtag der Frau Kalirten war, so floß jeder englifge Gruß mit den Worten: — Herr, verleihe ihr den ewigen Frieden und lasse Dein Licht über ihr leuchten ! Die Tochter der Raligten, Marysia (Marie Gen), saß in der Bank neben einem der alten. Auf das frühe Grab ihrer Mutter fiel eben der weiche, oftige Schnee, aber das kaum zehn Jahre alte Mägdelein schien weder seinen Verlust Weiber. hr Gefichthen mit den großen blauen Augen zeigte findlichen Frieden, ja, sogar eine gleichgiltige Heiterkeit. Er malte sich darauf ein bischen Neus gierde, sonst aber nichte. Offenen Mundes betrachtete sie mit großer Aufmerksamkeit die Fahne, auf der die Hölle mit den Verdammten abgebildet war, dann ‚bluete sie in das Dunkel der Firde hinein und dann wieder auf das Fenster, an welche die Spagen pichten. Ihre Augen blicken gedankenlos. Das Mägdelein spielte mit den Strähnen ihres Flachshaares, das hinten in zwei Zöpfe, nicht größer als zwei Mäuseschwänzchen, zusammengeflochten war. Offenbar langeweilte es sich. Endlich zog jedoch der Greis seine Aufmerksamkeit auf sich. Der Alte schritt nach der Mitte der Kirche zu und begann da an einem von der Dede herabhängenden, ‚Inotigen Striche zu ziehen. Er läutete für die Seele der Jau Kalizzen,hat dies aber völlig mechanisch, da er offenbar an etwas Andes res date. Jens Läuten war zugleich das Zeichen, daß die Vesperandacht zu Ende war. Die alten Weiber wiederholten noch einmal die Bitte um einen reichten Tod und gingen dann hinaus auf den Marktplag. Eine derselben führte Marysia an der Hand. — Frau, Kuliten, fragte eine ‚Andere, was denkt Ihr mit dem Wedel da zu machen ? — Was ich machen werde F Wojter Margula, den sie zur Bojte Hergeschicht haben, fährt nach 2:8- czynce zurück, der kann sie mitnehmen. (Fortjegung folgt.) ,«.«-..-.-.»dkzgs.k-I"-ss-43.:L.U' RR. ET EN, De a eh ee ee Ba ee ,—x ENT ee $ Y 22