Oedenburger Zeitung, 1885. Oktober (Jahrgang 18, nr. 224-250)

1885-10-14 / nr. 235

»EsIRS­ if Et skxssssjgsitsssisxxH« szp a BR Mittwoch 14.Oktober 1885. I, ER I Er WERE Ar. 235. XVIH. Jahrgang | Ledenburger Beilung (vormals Oedenburger 7 I M Nachrichten‘“.) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirthschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehr? — Bebrühten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ er mn a2 Statt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Baums oder Feiertag folgenden Tage. Pränumerations-Preise: gür Loco: Sanzianeig ’ fr ze 5 fl, Bierteljährig m­onatlich 1 fl. gür Auswärts: Sanstärig Eh fl., PRPIaHEIG 7 fl., viertel- jährig 3­5 Alle für das Blatt bestimmte mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind =. die Revaltion portofrei einzusenden. Adminiseation, Bering und Inferatenaufnahme: Erddrukeri­ &, Nomwvalter & Sohn, Grabemunde 121, EB Einzefte Nummern Roßen 5 Szener. ii Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein­d Vogler, Wale­pagit 10, A. 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Da momentan die Parlamente smeigen, da die Karolinenfrage, angefii ® der Ereignisse in Bulgarien ganz in den Hintergrund gedrängt wor­­den ist und man das heilige Kollegium in Rom ruhig den politischschemischen Läuterungsprozeß be­sorgen säht, wobei Bapst Zeo XII., als erleud­eter Adept, [Eon die richtige Lösung finden wird, so bleibt nur noch das allerdings bereit schon sehr vielfach ventilirte aber darum nicht spruchreifer ge­­­wordene Problem, was wird Oesterreich- Ungarn beginnen, um bei den Konflikten zwischen den Ottomanen und Bulgaren, den Serben, Griechen, Albanesen und tutti quanti den Kopf oben zu be­­halten ? Die brennendste Frage des Tages ist: Wird Oesterreich-Ungarn fortan die Situation bei herrschen künnen oder wird sie ihm über den Kopf unwahlen? — Wird e8 treibend einwirken, oder vielmehr selbst getrieben werden, nämlich in eine Sadgasse getrieben werden, an deren Endpunkt e8 sich den Schädel an die Mauern stößt ? Daß e 8 wirfich treibend war, werden uns alle Offizi­­eren nicht ausreden. Offenbar hat Alexander von Vulgarien einen unverkennbaren Wink erhalten, in die ostru­­melische Laube zu kommen; allein und ohne jegliche Aufmunterung, sei es von Rußland, Oester­­reich oder Preußen, hätte er es da nie und nim­­mer gewagt, die Hände nach der türkischen Frucht auszustreben, denn daß sie ihr ein günstiger Wind selber unversehens in den Schooß geschüttelt habe, das ist eitel Spiegelfechterei. Nun aber kann er den, die ostrumelische Soi­derhebung provozirt habenden Mächten ebenso wie dem Göthe’igen Zauberlehrling ergehen, der die Deister zwar rufen aber dann nicht mehr ban­­nen konnte und wenn Oesterreich, Ungarn wirflich — was ganz wahrscheinlig ist — dabei die Hand im Spiele hatte, so dürfte er seinen dabei in’s Auge gefakten Gewinn, nämlich die definitive Die­­sigergreifung des D­almatinischen, Hinterlandet, Herzegowina, Bosnien, bis Salonigi zwar ein­­ziehen, aber einen Eintag leisten müssen, der den Werth dieses Gemwinnes weit übersteigt und der außerdem rostbares Blut aus unseren Adern reißt. Bei allen Freundschaftsversigerungen Rußlands würde es doch nur ruhig zusehen, wie ein schöner Theil des türkischen Ehrenkleides in Stade gerissen wird, wovon sich dann Serbien, Griechenland, Bulgarien, Oesterreich-Ungarn zc., je einen "eßen zueignen. Und gefegt, es würde auch wirklich in diese Beurtheilung willigen, so geschahe es doch offenbar, um dafür ungehindert festen Fuß auf jene Gebiete zu Legen, die Großbritannen ale noli me­ tangere betrachtet; die Folge davon wäre nnatürlich ein feindseliges Einfreifen Eng:­­ande in die Aktion, und sf wird es Europa kaum erspart bleiben, noch ein­­mal die Diientfedee, in ihrer ganzen Größe und Tragweite auf­­ger vun­ty nun Brig­ento brennen zu sehen, der genig vermieden hätte werden können, wenn von vorneherein Die Kaiserbegegnung in Sremfier mit aller Energie darauf beharrt hätte, es dürfe an dem status quo nit gerüttelt werden. Daß Fürst Alexander begehrlich auf die Vereinigung beider Bulgarien schielte, ist verzeihlich und Fanı den Traktatmächten natürlich nicht entgangen sein, darum hätte ihm rufsischerseits jede Agressivdbewegung bestimmt und kathegorisch untersagt werden sollen. Oesterreich-Ungarn sollte es sich nicht ver­­langen, aus den jegigen stürmischen Wirren, wie­­ Hiller’s „Taucher“, mit dem goldenen Becher, Salonidi zu landen, denn am Ende ver­­schlingt Charybdis’ Geheul de noch sein tieseres Seif. Europa ist offenbar nicht Willens, weder zum Resten der Ballanstaaten, noch für die Vergrößerung Oesterreich Ungarns in den Sad der Türkei zu greifen, um den mit dem gespannten Hahne gestellten Forderungen nach dem Resige der Ottomanen gerecht zu werden. Je nahe drühlicher aber dieser Entschluß von den europäischen Kabineten betont wird, desto ungestümer werden die Supplikanten, so dass die Diplomatie bereits ob sie start genug sein werde, die Ländergier der Balkanstaaten allmälig daran zu zweifeln beginnt, auf die Dauer niederzuhalten. „Im Orient,* schreibt das Organ des Weihe­­kanzlers, „führt die Autorität der fest zusammen­­einen zwar harten, aber bis jet durchwegs erfolgreichen Kampf gegen die chauvinistische Unterströmung, welche den Nahen der Situation in gerader Richtung auf die Klippe des kriegerischen Konflikts zu treiben trad. Den Truppenbewegungen der Serben, Gries­­hen und Bulgaren stehen analoge, sehr umfassende haltenden Berliner­­ Vertragsmächte militärische Dispositionen der Pforte gegenüber, melde zu den nach Belgrad, Athen ıc, ergebenden Winsen der Kabinete einen recht verständlichen Kommentar liefern, daß dieser Appell an die militärische Selbsthilfe der Pforte auf Wer die Sprache der Diplo­­malie versteht, dem wird’ es kaum zweifelhaft sein, eine bedeutende Depression de diplomatischen Selbstvertrauens Hinweist. Nach alle dem ließe sich zur Charakterisirung der Lage heute nichts Anderes sagen, als das die Situation nach Eine bestimmende Wendung fann und muß eintreten, ein Umschwung zum Öuten würde allerdings eine Weile brauchen, eine Wendung zum Schlimmeren aber könnte, wie die Dinge gegenwärtig liegen, vielleicht über Nacht näher treten. tet. wie vor eine unbestimmte ist. deuilleton. In der Serenanstatt . Und der Kranke von Nr. 28? — Unverändert. Er wiederholt noch immer­­fort, daß er Monarch sei und seine Unterthanen glücklich machen müsse. — Größenwahn! Absolut unheilbar. Wenn einmal die geistige Zerrüttung eines Menschen in diesem Maße fortgefäh­rten, läßt sich nichts mehr magen, muß man jede Hoffnung aufgeben. Damit er aber ein wenig Zerstreuung hat, werden Sie ihm nach wie vor eisfalte Douden auf das Rüd­­grat appliziren. Heult er zu stark, stecen sie ihn über er in die Korrestionszelle. Schon aus Nulfiht für seine Familie mag man den Anschein vermeiden, ald vernnglässigte man ihn. — Wird Nummer 4? — Beint zumeist, sprigt aber fast nichts und foreit nur manchmal. frampfhaft auf, daß er — ‚von feinen Lieben getrennt, unter fremden, gleichgiltigen Menschen — umkommen müsse.. — BVerfolgungswahn! Ebenfalls. bedenklig. Die Behandlung ganz ähnlich. Schottische Doude auf­ den Kopf und Bromkali innerlich,­ das beruhigt die Nerven und mildert die Cluth, die das Hirn “rebelisch macht. Das geeignetste Weittel, körperliche und geizige Leiden zu lindern, Physiologie, Psycho­­“logies zeichen­ fi­eier die Hände, so­ zu jagen... Nummer 2? — Lacht unausgefegt. Ihn unterhält Alles. Ein Nichs schafft ihm die beste Laune. Er erklärt, sich hier so wohl wie nirgends sonst zu fühlen, und daß er nie hinaus möchte. — Hochgradiges Delirium, Douden in die Scheitelgegend und Falte Abreibungen am ganzen Körper. Sollte das nicht hinreichen, den Armen trüb zu stimmen, Ejsigflystire, und wenn auch das nicht hilft, die Zwangsjade.. Man Hat Hier nicht zu lahen — Teufel noch einmal! Das ist die höchste Verrüc­heit. Der arme Kerl dauert nus mehr, als alle die übrigen Narren... Sind wir fertig ? Und der Doktor von Munich­ von Berg-op- Zom, Direktor der Privat-Irrenanstalt, von Pere­­boom, überschaut mit fragendem Blide die Zahl seiner Assstenzärzte,, Wärter und Wärterinen, die ihn ehrfurchtsvoll umstehen, wie einst­ die Helden Frankreichs Napoleon I. Nichts gli ihm an man jestäu­feger Hoheit, namentlich, wenn der hellgrüne Ueberzieher seine bauchige Gestalt umhüllte; er sah dann wie eine mit Mineralwasser gefülte Safe aus, deren Stöpfel, ein dies Stück mit Silber­­papier bekleideten Korte, aus dünnen Harfe empor=­ragte. Achtungspolles Schweigen antwortete ihm und die Mitglieder seines eneralstabes verneigten ich demüthig, bevor Seglider nach der Worgen­­visite auf seine Abtheilung sich begab. Der vor­­treffliche Praktilus regte sich dann an seinen Schreibs­u­f, fattelte die Nase mit einer großen Brille, tauchte den langen Leberfiel i in ein großes Hölzernes Zintenfaß, und nahm seine Lieblingsarbeit auf, die Redaktion eines wissensgaftli­chen Berichtes, den er­ lediglich im Interesse der Unsterblichei­ verfagte Der Titel desselben lautete: „Philanthropisge, rationelle, prophylaktische, adäquate und Fonsubstantionelle Behandlung de Seelenzustandes, mit Noüdsicht auf seine Erfrans­­ungen, bafirt auf wissenschaftliche Theorien und verbunden mit praktischen Erfahrungen über Die Phänomene des Geistes.“ Doktor von Munich gehörte nämlich der­­ neueren Schule an und betragtete die Wissenschaft seiner Spezialität von einem Gesichtspuntte, welcher mit den Traditionen vollkommen gebrochen hatte. Plöglich klopfte er an die Thüre. Ein junger Mann trat ein und grüfte mit vornehmer Eins­fachheit. Der Arzt ließ ihn durch eine Handbewei­gung Pla nehmen, hob, um ihn besser zu sehen, erscheint: — Eine ernste Frage, werther Herr. Hoffentl­ich­ lebt der Betreffende in geordneten Verhältnissen? Wir nehmen hier nur, Patienten auf, weile die Weittel, in einen­ vornehmen Anstalt untergebracht zu­­ werden, befigen. —_ Fünfzigtausend Gulden Nente — und ich bin der einzige Biber (Fortlegung ) die Brilfe auf die Stirne und fragte: — Womit kann ich dienen, mein Herr? —­­h­­omme imeiner peinlichen Angelegen­­heit, verfegte der Unbekannte, Sie sind, Herr Die­vester, der matürliche und Die freie Vertraute in SH möchte mit Ihnen über einen unglücklichen all sprechen, von einem Deanne, dessen Aufnahme in ihr Institut dringend den traurigsten Familiengeheimnissen, der leider seinen Zweifel mehr gestattet:: Sag­­ee rer : EEE EL Ka­rs Y- Et ee ah

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