Oedenburger Zeitung, 1885. Dezember (Jahrgang 18, nr. 276-299)

1885-12-01 / nr. 276

1097200Franks,Rum83,000­­ Franks",Schrein­papier110,000Franks,Packpapier60,000 Funk2s, Zigarettenpapier80,000Franks,Kaffe2198,800 FranksFe5520,000Franks,Goldgespin­­ste325,000 Franks,Schafwoll-und Baumwollstoffe305,000 Franke,Seidenstoffe110,000Frank­s,Bier80,000 Franks,rohe Gespinnste 27,000Franks,sulpha­­tische Oele 2200Franks,Droguen und Meditai­mente70.000Franks,Quinquailleries und Kurzi waaren 2.850,000Frants.Der Gesammtwerth unserer Einfuhr nach Salonichi betrug demnach 9.309,400Franks,während England dorthin im Borjahre zusammenWaaren um 10.053,000 FrankS importirte, einer RE­ga . zwkchsstyxxk a­n Telegramme. Belgrad, 30. November. Durch die Ver­­mittlung Sr. Exzellenz des Grafen ® devenhül­­ler, Geschäftsträger von Oe­sterreich-Ungarn, ist ein Uebereinkommen zwisgen den Höchtkomman­­direnden der beiden kriegführenden Armeen zu Stande gekommen, in Folge derfen die Feindselig­­keiten zwischen Serbien und Bulgarien in jenen Territorien aufhören, die jeder von ihnen momens­­tan bejegt hält. Die Truppen behalten jene Koa­litionen, welche sie gegenwärtig innehaben. Bela­ Palanka, 30. November. Dem freunds­chaftlichen Rath zur Einstellung der Feindselig­­keiten, welchen die­­Bertreter der Großmächte den beiden Kriegführenden ertheilten, hat Serbien sofort Folge gegeben, Bulgarien erst nach mehrstündigem Zögern und Notenwechsel. Konstantinopel, 30. November. Die geitrige Konferenzfigung war eine einfache Besprechung. Man trennte si unverweilt, nachdem, wie­ die „Agence Havas“ mittheilt, erkannt wurde, daß die Uneinigkeit hauptsächlich zwischen England und Ruß­­land fortbestehe. Fondon, 30. November. Dem zu Ehren des Grafen Desnster unter dem Vorfig des Herzogs von Beaufort im Hotel Metropole gegebenen Abs­chiedsdiner haben Salisbury, Granville, Derby, Rothigild und andere­ Hervorragende B Persönlic-­keiten beigewohnt. Bis 1 Uhr Morgens waren 166 Liberale, 155 Konservative und 25 Parnelliten gewählt. Die Wahlen in London und den B Vorstädten ergaben 26 Liberale und 36 Konservative. Petersburg, 30. November. Die hiesigen deutschen Reichsangehörigen beschlossen, das Jubiläum des Kaisers Wilhelm am 3. Jänner durch einen feierlichen Gottesdienst und ein Festdiner zu feiern und eine Adresse­ an Kaiser Wilhelm­ abzusenden. Anläglich des Ablebens des Königs Alfons ist eine vierundzwanzigtägige Hoftrauer angeordnet. Madrid, 30. November. Al die Königin mit den Prinzessinen in den Königl. Palast zurück­kehrte, wurde dieselbe von einer ungeheuren Wolfs­­menge mit den Rufen: &8 lebe die Königin! 8 lebe die Prinzessen von Asturien ! empfangen. Die Königin hat den Eid geleistet. Die Ueberführung­­ der sterbligen Mieberreste des Königs Alfonso in den Eskfurial fand gestern statt. Alle Journale be­ Iprechen das neue K­abinet in günstiger Weise. Lokal-Bettung.­ ­Lokalnetizen * Sanitäres. Nach Michaeli läßt jeder Hausvater den Ofen für den Winter herich­ten, denn man weiß nicht, ob nut bald der wilde Gast mit Sturm, rost und Schneegefleber seinen Ein»­zun hält. Wenn aber der Himmel so gnäbdig ist und wo eine Frist von ein paar Wochen, ja so­­gar Monaten zugibt, während welcher man den „bewährten Hausfreund“ wenig, oder gar nict braucht, so freut si dessen Lieder, der für die paar Gulden Holzgeld eine andere Verwendung hat. All derjenige, der nicht so sehr zu sparen ge­­zwungen ist, freut sich, dag er im nur schwach temperirten Zimmer, nit den Q­ualm einathmen muß, den ein heißer Ofen verursacht. Den Ofens­teigern der verschiedenen Staats-, Komitats- und Kommunalämter ist er aber ganz egal „ob schön 0b Regen“ , wenn einmal die Arrestanten das Brennholz gesägt und gespaltet haben, muß drauf losgeneigt werden, daß Allen das Fell raucht. Vergebens reißen die Beamten die Fenster auf und fiuden auf das arge Steigen, morgen wird wieder frisch drauf losgeheigt, und damit der­­­teiger nicht zu oft in feiner befgaulichen Ebe gestört wird, so legt er in Gotteswanen einen solchen Arm Holz auf einmal in den Ofen, daß er diese Manipulation an einem Tage gewiß nit zu wiederholen braucht. Freilich können Be­­amte, und namentlich Parteien, wel’ Lettere nas­türlich in Winterfleidern in das Amt kommen, die schönsten Katarrhe davontragen, aber das ist einer­­lei, wenn nur der Herr Heiger Ruhe hat. Man sieht oft Herren der Finanzbehörde in verschiedenen Aemtern über Alten­grübel. 06 sie nut ein Stempelgebrechen entdecken, bei welchem der Staat um 10 fr. zu kurz gekommen ist, man her dieser Herren ist im Stande durch ein oder zweitägige Arbeit zu einer Einnahme von 50 fr. zu­ verhelfen; wie wäre es, wenn diese Herren mit dem Thermometer in der Hand den Befund aufnehmen und bereien würden um wie viel Holz der Staat unnöthigerweise durch das arge Heigen geschädigt wird, das würde oft einträglicher sein, als die Stempelfuderei­­ * Das Stiftungsfest der hiesigen „Hila­­raffia.* Ein durch feine Feierb­leit sowohl, wie durch den Gang der Theilnehmer aus­­ Budapest, Wien, Baden und Wiener­ Reustadt und den Farben« reichthum, der dabei blendend entfaltet wurde, ge­­radezu pompöses Fest feierte der Hiesige Ge­­selligkeitsklub: „Schlaraffia Sempronia“ am leg»­ten Samstag. Die Veranlassung zur Yestivität bot, wie fan aus der Bezeichnung: Stiftungsd­» feit hervorgeht, die Jahreswende der Gründung dieses Klubs in Oedenburg, die vor sieben Jahren erfolgte. Seit dieser Arubelfeier war zugleich der Abschluß einer engeren D­erbrüderung mit den Budapester Schlaraffen (ein „Schug- und Trugbündniß“) verbunden, das unter sehr anzie­­hendem und zugleich al ungemein feierlichem Ce­­remoniel stattfand. Zu diesem Festabende fanden sich ein: Zwölf Schlaraffen aus Budapest untr Führung des Oberschlaraffen „Freiherrn Zeus vom hohen Diymp (Heren Advokaten Dr. M. Schulhof) und des „Kanzlers Ritter Bimpalda von Tigi­­bushausen“ (Herrn Adv. Dr. M. Kövespy); — ferner aus Wien der „­Reichsmarschall Ritter Gratis, Graf zu Ficus, auf Lithos und Typus“ (Buchbruderei Befiger Herr Emil Hohenadl)mit noch einem Witter; — aus Baden bei Wien achtzehn „Reden“ geführt vom Oberiglaraffen „Ritter Protest der Uctenwurm" (Herr Notar Dr. Grab)und aus Wiener­ Neusta­dt zwölf Ritter, welche der Oberschlaraffe „Ritter Dragen­­schwanz“ (Buchhalter Hr. Wagner) anführte und unter denen si­che in Oedenburg allseits bekannten und werthen Theatermitglieder, Direktor Cavar, Scauspieler Friedberg und Gürtler be­fanden. Zu einer folernen Begrüßungsansprache Sei­­tens des hiesigen fungirenden Oberschlaraffen traten im feierlichen Aufzuge, geschmückt mit den Attri­­buten ihrer Würde, die hier angenommenen, 44 Schlaraffen vor den Thron und bildeten mit den um sie sich gruppirenden hiesigen 22 Schla­raffen, ein überaus glänzendes und farbenprächtiges Bild, wesentlich gehoben duch den Hermelin und Burpur der „Herrligkeiten“ und den Strahlen­­glanz der mannigfaltigsten Orden und Dekora­­tionen. Nach beregter Ansprache, worin Borsigender „Ritter Minnehold“ (Redakteur Marbach), seiner ganz besonderen Freude Ausdruch verlieh, so viele Mit­­brüder auch aus dem engeren Vaterlande, aus Un­­garn, hier empfangen und mit ihnen ein Schuß­­und Trugbündung für alle Zeiten abschließen zu können, wurde zum eigentlichen Bankette geschritten, das sich in der überreich deform­ten Festhalle („Burg“), zu einem effektvollen und duch den anmuthigsten Humor gewürzten Brudermahle ger­staltete. Zum „Wiegenfeste der Sempronia“ liefen zirka 25 Telegram­me und 5060 Briefe ein, in welchen die weit und breit bestehenden „Scharaf­­fenreiche“ ihrer „Schwerter“ die denkbar innigsten „Slüdwunfgetulus“ entgegenbrachten. Darunter befanden sich Sendungen aus Amerika (San Franzisco und Milwaukee), England (London), Rußland ,Dorpat, Re va, Schweiz (Zürich), Deutschland, Oesterreich und Ungarn. Sodann begann der Reigen jener intele­­santen und größtentheils wigsprühenden, theils aber auch wahrhaft imposanten Zeremonien, welche die Salaraffen- „Sippungen“ überhaupt charakterisiren, und sie all für alle, dem schlaraffi­gen Wesen ferne Stehenden geist- und gemüthanregend machen. Leider sah si die Hiesige Klubleitung verhindert, diesmal auch Theilneh­mer aus dem P. T. Publi­­cum zur Soiree zu laden, da der Raum des BVereinslokales eine Vermehrung der Festgenossen aus nicht schlararfiigen Kreisen fes­legterdings nicht zugelassen haben würde. Mit seltenem Schwunge der Nede, durchweht von patriotischem Gifte, hob der Ober­­schlaraffe der Budapester „Freiherr Zeus“, das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Schlaraffen hervor und wies darauf hin, daß die in Ungarn seß­­haften „Uhubrüder“ ganz besonders durchdrungen seien von den behren Aufgaben schlaraffi­ger Wer­­i­e, als da sind: Die hohen Musen zu lieben und zu pflegen, den innigsten freunds­aft«­­l­en Berker mit allen Schlaraffen des Erbde­­balles zu unterhalten und den harmlosen, Niemanden­ verlegenden, aber Jedermann seiner Alltagsforgen entledigenden Humor die Zügel fliegen zu lassen, auf das man sich in die ewig heiteren Mes­sionen des Frohsinns und der rosigen Laune empor getragen fühle, doch erhaben über die Bes­chwerligkeiten und Widerwärtigkeiten­ des gewöhnl­iien Lebens, das einen steten Kampf gegen das Schicsal, ein Haften und Rennen nach irdischen Gütern bedeutet. E38 würde und zu weit führen, wollten wir alle die gehaltvollen und fesselnden Neden hier aus führen, welche auch Seitens der übrigen „Herrlich­keiten“ vorgebracht wurden; alle die Vorträge poetisger und musikalischer Betgaffenheit rühmen, womit die Festgenossen erfreut worden sind und das Gepränge eingehend schildern, das sich im All­gemeinen und beim Abschluß des Schuß- und Truß­­bündnisses insbesondere entwickelte oder gar erzählen, wie die feierliche Rezeption eines neueingetretenen Schlaraffen vor fi ging. Genug, es war ein ers­tebendes, in jeder Beziehung glanzvolles und übers­aus prächtiges, sowie Herzerwärmend gemüthlic­hes Fest und wird Allen, denen es vergönnt war, daran teilzunehmen, in bleibender, angenehmer Erinne­­rung stehen, als ein Abend, wie man ihn nicht so leicht schöner, belehrender und so zugleich luftiger verleben kann, * Diebstaflsverfug? Eine gut gekleidete Frans­en­person wurde gestern Montag­vormittag vom alren Fotografen Köhler in dem Momente betreten, als sie duch einen Schlosserlehrling die Wohnungsthür der Frau Witwe Pöttshaher auf der Promenade öffnen ließ. AS die zwei zur Erreib­ung herbeigerufe­nen­ Polizeiwachmänner erschienen, schrie die Wohnungs­­einschleierin: „Esfen, sie kommen fhen !“ und als sie von denselden befragt wurde, was sie thun wollte, erwiderte sie: „Sie habe die Wohnung der rau Tante (!) aufsperren lassen wollen.“ Ob man es nun mit einer Diebsperson oder vielleicht gar mit einer Irrsinnigen zu thun habe, wird wohl bald fonstatirt sein. * Das Stafarium. Nict weniger als fünfzig Gemeinden des Esepregher Bezirkes im Oedenburger Komitat richteten — wie man hier [pricht — an den Obergespan eine Eingabe, in welcher sie um Vers­rängung des Statariums wegen der häufigen Wiederholung von Raubattentaten anfuden. Ueber das Gesuch wird die einzuberufende Kongregation entscheiden. m­­ a # E=> Inferate für das im Verlage der Buchbruckerei E. Romwalter & Sohn in Oeden­­burg erscheinende Neffehandbuch: „Führer durch Dedenburg und die Umgebungen“ werden nur noch kurze Zeit angenommen, weshalb Ddie­­p. £. Inferenten ihre Aufträge möglichst bald einzusenden so gütig sein wollen. Gerichtshalle, Särußverhandlungen des Dedenburger­­ u. Gerichtshofes als Kriminal-Herit. Am 1. Dezember 1885. In der Strafsache wider Samuel richtiger Sas famon Deutsch aus Oedenburg wegen Urkundenfäl­­schung. Wider Ludwig Som aus Peresteg wegen Ber­­brechend des Diebstahl3 und Josef Nagy ebenfalls auch Pereßteg wegen Vergehens des Diebstahls. Am 3. Dezember 1885, das Bin gerieth die Frau in furchtbare Aufregung . Wider istder Hader aus Drafjenmarkt wegen Berbrechend des Diebtahls. Wider Josef Pandur junior aus Lövö wegen Berbrechens des Diebstahls und Bergehens der­ schwe­­ren körperlichen Beschädigung. Wider Gerhard Fadgyas aus Farad wegen Berbrechend der Amtsveruntreuung. Tageswenigkeiten. + Eine tödliiche Hiener-Exekution. Aus Bazias wird geschrieben: „Der hiesige Kremutor Bela­garlas kam am 26. d. in das Haus des hiesigen Znraffen Branz Hell, um daselbst die Transferirung vorzunehmen. Während der Exes­kutor und seine Gehilfen mit dem Einladen der gepfändeten Gegenstände beschäftigt waren, eilte die Frau zum Bürgermeister, um eine Zutristung zu erhalten, welche ihr an­zugesagt wurde. Sie erhielt einen Bettel, in welchem der Erefutor Bies von verständigt wurde. Die rau kam wo­reit­­zeitig zu Hause an, allein der Krem­tor kehrte si­cit an die Verfügung des­­ Bürgermeisters und begann mit der Fortschaftung der Fahrnisse. Auf aus er RE RN TE RE

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