Oedenburger Zeitung, 1886. Februar (Jahrgang 19, nr. 26-48)

1886-02-02 / nr. 26

« | Dienflag. 2. Februar 1886. . UT _ XIX. Jahrgang edenburger Beifung. vaormaks,,9edenburger Nachrichten, OrganÆYolitik,Handek,anustrie und landwirthschaft dann fü­r soziale Interessen überhaupt Natio:,,Dem Forichritt zur Ehr’—Bedrücktenzuwehr’-Der Wahr hat eine Gasse.« 2 — 1 Duslatzt sich einträglic,si­ssssa bue desaareises a Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumerations:Preise: Gür Loro: Ganzjährig 9 fl., Hetsjährig 5 fl, vierteljährig usa? fl. 50 fl., Monatli­ch­ sudwärts: Setzjährig 12 fl., jährig 3­50 fl. Alle für das Blatt bestim­mte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Drämumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion Portofrei einzusenden.­­ ‚Administeation, Verlag und Inferatenaufnahme: WE Einzelne Rummern Rotten 5 Steuer. EU eG attfägsig 7, Biere | Bahdrnkrrei &, Nomtvalter & Sohn, Grabenrunde 121, Des Feiertages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Donnerstag den 4. Februar 18836, Wetterwolken in Hicht. Motto: D fraget nicht, Wo Feinde sind ? Die Feinde k­ommen wie der Wind. ®. H­ermegh: Dedenburg, 1. Februar 1886. Eine Depesche aus London meldet, daß die englische Königin Gladstone mit der Neubil­­dung des Kabinets betraut habe. Sie hat lange gezögert, bevor sie si zu diesem Schritte entschloß, und zufolge ihres Zögerns und Schwankens durch fwirrten die seltsamsten Gerüchte die Themsestadt. Königin Viktoria steht mit allen ihren Sym­­pathien auf der Seite der Konservativen Partei in England. Die P­olitik Salisbury’s, der das Erbe Disraeli’8 im der Führerschaft der Konservativen Partei antrat, harmonirte vollständig mit den In­teressen der königlichen Verwandtschaft und ebnete dem Fürsten von Bulgarien den Sieg, dessen Bruder ein Schwiegersohn der Königin von Eng­­land ist. Gladstone dagegen ist ein Revolutionär im Ministerfauteuil. Er brouilliete England mit Desterreicherungarn und Deutschland ; er ist aber dabei ein Freund des Auffen und wird der Politik unters Grafen Komnoty in mehr al einem Punkte entgegen arbeiten. Der Schatten, jenes son­­derbaren Streiflichtes, welches Graf Julius Ann Dpräffy jüngst im Oberhause,­­wenngleich nur sub­rosa auf die Politik unseres auswärtigen Mi­­nisteriums geworfen hat, gelangte mithin plößlich in England zur­­ Verkörperung, und zwar dur die Instaulirung einer leider raffenfreundligen englischen Politis. Die Bedenken des Grafen An­­draffy waren demnach nicht aus der Luft gegriffen, sie kennzeichnen fest desto glänzender den erfahre­­nen Politiker und gewinnen, solcen Thatfahen ge­­genüber, noch mehr an fachlicher Bedeutung. Unsere Bolitis muß zum­­ Selbstbewußtsein erwachen, sie muß sich von dem Gängelvanoe des Dreiköiper­bündnisses emanzipirem sonst gerathen wie immer tiefer und su­kskmatischm Schnee und frieren schließlich­ im Graf AndrássyE Weckkuf kam zu gelegter Zeit,den bisherigen halben Maßre­­geln maß ein Ende gemacht werden. Das Ministerium Salisbury,dasw­­her der britischen Politik die Richtung angab,war unsere Interessen eine bedeutsame Unterftügung, denn er hielt Rußland die Wagidale. Zu diesem Augenblicke aber, wo das Zünglein der politischen Wage Europas eine so gewaltige Schwankung er­­fährt, indem der greife, wuffisch angehauchte Gtladstome­­s bereit erklärt hat, wieder zum Negierungsruder zu greifen, erscheint es dringend geboten, daß wir , da Wetterwalfen in Sicht find — mit vollen Segeln auf ein Bier Tossteuern, dessen wir ung­­reiflicher Ueberlegung gemäß, wohl bewußt sein müssen. Gladstone zählt unter Diejenigen, welchen es nit darauf an­­füge, um ihre Umwede zu erreichen, selbst die Liber­­ale Partei zu sprengen, und mag an Salis­­bury, abgesehen von den irischen Hauptfragen, also in der Sache gegen Griechenland zu weit ge­gangen sein, so muß man ihm doch andererseits nachrühmen, daß er das politische Ansehen Groß­­britaniens, welches er arg alterirt vorfand, ent­schieden wesentlich zu heben verstand. Salis­­bury, welchem Gladstone durch seine Identi­­fizirung mit dem Antrage E Collings (das man den Bauern bei Erwerbung seiner Bachtgüter seine Erleichterungen gewähre), ein Bein stellte, gehört jenem Schlage von Bolitifern an, die nur um den hohen Rang ihrer Stellung geh­en, sondern denen er um denen ihnen heiligen Spuhalt der damit ver­­bundenen Obliegenheiten zu thun­ ist. Der Antrag Bolling­s wurde von den Konservativen als ein Mißtrauensvotum gegen das Kabinet energisch be­­kämpft. Der Schagkanzler erklärte, er untergrabe die Inserate vermitteln. In Wien, Hafenstein , Bogler, Wal­­figafse 10,­9. Oppelit, ı., Stubenbastei 2, Heinrich & 1., Wollgeile 12, R. Meofje, Beilerstätte 2, M. Dufes, 1., Rite­mergafie 12. Im Budapest: Jaulus GH, Dorotheagafse 11, 2eop.Lang, Giselaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 8, SInfertions-Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 Tr. für die bierspaltige und 25 fr. für die Durchlaufende Betitzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehrmaliger Einhaltung bedeutender Rebell Absichten des herrschenden Regimes und­­ bezweckte seinen Sturz, aber auch dieser warme Appell vers­challte machtlos wie jener Mahnruf, „die Tragseite eines solchen Botums“ gewissenhaft zu erwägen. Der eletrische Draht Hat uns bereits von dem Sturze Salisbury unterrichtet und Sladstone, der Schöpfer der bulgarischen Gräuel, der entschiedene Feind des Halbmondes,[hidt fi gewiß schon wieder an England von Neuem in eine Rolitit unsichersehbaren, abenteuerlichen Kalibers zu stürzen. In dem Ministerium Salisbury lag für und weit mehr Gewähr für eine, eventuell gewalt­­ame Sicherung und Erhaltung des Friedens, was wir von seinem Gegner nicht werden sagen kön­­nen, denn ein Kabint Gladstone wird sein verläßliches Z Triebrad einer Politis des Friedens sein. In der Orientpolitik werden wir an ihn das Schauspiel erleben, dag er sich hierin zum Prügel« jungen machen wird. Der serbis-bulgarische Krieg war nicht der legte Trumpf in der von vielvers­zweigten Syntriguen durchwobenen Orientfrage, deren Weiterentfaltung wir, um nur abermals durch einen Putsch & la Philippopel überrascht zu wer­­den, scharf und achtsam unter die Puppe nehmen m­üsten. Das Wiedererscheinen Gladistones in der Arena der Bolitit schnellt die Gemüther der Parnelliten mit neuen Hoffnungen. Niemals stan­­den ihre Aussichen besser, denn das Unverhoffte ist geschehen : SG­lad­stone hat den anscheinend ver­­lorenen Einfluß auf die eigene Partei wiederge­­wonnen und er ist en general ein Herz und eine Seele mit ihnen. Was aber die­sen in erster Linie v­ereffirt, ist das große Faltum, daß ein englischer Staatsmann allererst­en Ranges für ihr Hauptprinzip eingenommen ist und sie sind darin von feiner Täuschung befangen, gäbe e8 da für den alten Gladit­one sein größeres Selbstver­­gnügen, als die Durchführung der Homerule. Die deuilleton. Sarfoffa, gut dem Italienischen von Samilo Boito, von 9, ©. Fortlegung Das Orcester fiel neuerdings geräuschvoll ein, aber ich war so aufgeregt, daß ich meine Freundinen bat, mich fortzuführen, und wir ent­­fernten und...­ch will Dir gestehen, daß mir dieser Umstand eine entjegliche Angst vor dem Tode eingeflößt hat. Das ist, der Grund, warum ic so gezittert habe, als ich diesen Menschen sah. Mein Gott, wenn sich der Schwur dieses­ fürchterlichen Menschen erfüllen sollte ! Komm zurüc, o komm schnell zurück, mein Freund! Ich habe Furt, wenn ich so allein bin. € 8 ist bereits zehn Uhr Morgens. ch werde dieses Schreiben in den Brieflasten werfen und dann den schönen­ Sonnenschein benügen, um einen Spaziergang an der Donau zu machen. Komme, um morgen zu umarmen Deine Arethufa m. p.“ Ich konnte nicht mehr denselben Abend nac­h Wien abgehen, weil die Stunde für den legten Zug bereit vorüber war; aber ihm­ beim ersten Grauen des nächsten Tages, um halb 5 Uhr, faß ich im Waggon . . . Carlotta’s Brief Hatte mich "während der Nacht seltsam aufgeregt. In der Station Perchtoldsdorf begegnete mein Zug dem von Wien kommenden, welcher die­­ Zeitungen und Briefe brachte. Ich kaufte die „Slade“, weil ich wußte, daß dieses Blatt täglich die ersten Details über die Kunstausstellung bringe und sehr neugierig war, welchen Eindruck mein Bild hervor­­gerufen habe. NK fand in der That einen sehr lobenden Artikel, in dem zugleich mein Talent und die außerordentliche Schönheit meiner Arethusa hervorgehoben wurde. Nebenbei war bemerkt : „Dieses schöne Gemälde blieb nicht länger als zwei Tage ausgestellt, da es getauft und so­­gleich fortgenommen wurde. Der Name des glüc­­k­hen Käufers ist uns unbekannt.* Ich durchlief mit Zerstreuung den Nest des Journals. Da fiel mein Blick auf folgende Notiz: „Heute Früh um Halb elf Uhr verursachte das Leichenbegängnis der jungen zwanzigjährigen Gräfin Bardace einen traurigen Zwischenfall. Der Sarg war mit einem weißen Bahrtuch bedeckt und mit frischen Blumen verziert; die Freundinen der jungen Gräfin folgten zu Fuße, dann kam eine lange Wagenreihe. Der Leichenzug, der sich auf den Friedhof von Nußdorf begab, bewegte sich lange der Ufer der Donau, als gerade an der Stelle, wo dieselben näher zusammentreten und der Strom sein Geländer hat, ein junges­­ Frauenzimmer, das sich plöglich zurückziehen wollte, in die Donau fiel und von der Strömung etwa hundert Meter weit fortgerissen wurde, wie man ihr zu Hilfe kommen konnte. Sie lag in einer todtenähnlichen Ohnmacht, als man sie aus dem Wasser 309. Man fand bei ihr Fein Papier, das auf ihren Namen oder ihre Wohnung hätte fliegen Laser. Man brachte sie also in das allgemeine Krankenhaus. Es heißt, daß sie jung und sehr schön war. Diese legten Worte erfehredten mich und ich 309 wafh mein Portefeuille mit dem Briefe Bar­­­­­­­lotta’8 aus der Tasche. Ya, der Datum des Bor­­falles und des Briefes stimmten zusammen! „Um halb 11 Uhr Früh“ meldete das Journal. Der Brief sagte: „Es ist bereits 10 Uhr Morgens. JG werde dieses Schreiben in den Brieffasten werfen und dann den schönen Sonnenschein benügen, um einen Spaziergang an der Donau zu machen.“ Und dieser Vorfall hatte sich wirklich an der Donau ereignet. Dann diese Todesfurcht, dieses Entfegen beim Anbli des Leichenzuges! Und dann die Jugend und die Schönheit! Die [hredliche Gew­eißheit begann mir das Herz zusammenzuschnüren und mich zu erftiden .. . An Wien suhte ich sofort meinen Freund Dr. Die 45 aM. — Weißt Du etwas von Carlotta ? — Nichts. — Da hast sie weder gestern no heute ges­­ehen ? — Nein, ich bin nit in die Sage gekommen ? — Du weißt nutr von einer Dame, welche gestern in die Donau gestürzt und in das al­­gemeine Krankenhaus­ transportirt worden sein jod? — — Niäte, i Wir stiegen jegt im einen Syiafer, der j ung vasch zu meiner Wohnung führte. — Madame Carlotta? rief ich mit­ aufge­regter Stimme dem B Portier zu. — Ich habe sie seit gestern früh nit ges­tehen, erwiderte er’ ruhig, —­ch habe geglaubt, daß sie si zu Yhnen begeben habe. * (Sortfegung folgt.) TEERRREN.

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