Oedenburger Zeitung, 1886. März (Jahrgang 19, nr. 49-73)

1886-03-02 / nr. 49

an zeit x « « Bormacs,,9edenburger Yschichten«.) | Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen über das Motto: „Denn Fortschritt zur Uhr? — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.“ Li —­­ Desslattes scheint täglix mit Ausnahmbceenfeims Sonn-oder Feiertag folgend dhages. Präm­merationDYreisæ FALUtp-Ganzjährigsfl.,Halbijihrigö fl.,Bisttelj­ihrig »2.fr.,Monatlich1.« * Audtwärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Biertel­­jährig 3 fl. 50 fl. Für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Aufnahme ‘n, Bräm­merations- und Infertionsgebühren, find ‘ion portofrei einzusenden. Administeation, Verlag und Inseraienaufnahme: Suhinderi &, Nommwalter & Sobı, Grahenrunde 11, BI Einzelne Nummern kofen 5 Sigr. EU Infergie vermitteln: In Wien: Hafenstein & Bogler, Wall Hiegasie 10, A. Oppeh­l, 1., Etubenbastei 2, Heinrig ©­ei, 1., Wollzeile 12, R. Motte, Seilerstätte 2, M. Dukes, ı., Nies­mergasse 12, In Budapest: Saulus Gy. Dorsthengasse 11, Zepp. Sag, Gisellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplag 3, Infersions:Hebüpren: 5 fr, für die ein=, 10 fr. fü­r die ziweis, 15 Tr. für die dreis, 20 fr.. für die vierspaltige und 25 fr. für die durclaufende . „Betitzeile evclusive der Stempelgebühr von SOtr. “ Bei mehrmaliger Einschaltung bedeutender Rabatt in voxzismus­fisch­er Entartung. Dedenburg, 1. März, haben absichtlich ein sensationelles Er­­­erst verfloffenen Zeit nicht glei nad ıtritte in der Üblichen Notizenform kurz ‚offen, da seine haarstreubende Ungewöhnl­ich erschütternde Tragik, namentlich aber us sich gleichsam von selbst ergebenden Bez­ügen und Folgerungen, eine Behandlung des aften Sales an leitender Stelle ei­n. Kurz erzählt faßt ich das Geschehnis wie zusammen : Der Lehrer Siegmond Szücs Normalsgule in Mezőtur (Szolnoker Ko­­at) erhielt anonym die Mittheilung, daß ihn eine Frau Hintergangen Habe und fortwährend Liebeshändel mit verschiedenen Männern unter­­alte. — " Szücs, der mit Sorgen und Entbehrung gen Fämpfend seine einzige Lebensfreude in Frau und Kindern fand, geriet über Diese Anz­­­eage in einen Parorismus unsinniger Wuth; in diesem Zustande leidenschaftlicher Empörung aller seiner­ Gefühle zwang er das treulose Weib einen Brief zu schreiben, worin er bekannte, daß Stüc­k wirkli­ch­ der Vater der ihm gebornen drei Kinder sei ; hierauf schrieb er selbst einen Brief, worin er die Untreue seiner Gattin als die Ursache seines schredlichen Vorhabens bezeichnete, und sperrte ei mit seiner Frau, seinen drei Kindern und dem Dienstmädchen in ein Zimmer ein. Er erilioß zunächst seine drei Kinder, eines nach dem anderen, hierauf fliehte er seine Gattin mit einigen Schüf­fen aus der nächsten Nähe nieder und gab endlich die legten zwei Schüffe auf sich selbst ab, so daß man ihn mit zerschmett­erdem Haupte mitten in dem Blut­­bade fand. Der Kleinen Stadt Mezőtur, die bisher nur durch ihre unverfärhte ungarische Szür-Industrie und duch ihren ebenso echtfarbigen äußerst linfen Patrotismus bekannt war, ist es also vom Schic­­fale vorbehalten ge­wesen, durch das Schauerdrama vom 20. Februar, mit einem Schlage eine trau­­rige Berühmtheit zu erlangen. In Millionenstädten, wie Paris und London, gehören Fälle, wie dieser, zu den Seltenheiten­­ der ungarischen Bauernstadt war es beschieden, das Seinebabel zu übertrumpfen und den Stoff zu einer Ehebruchstragödie zu liefern,wie sie Dumas in jüngeren Jahren, da er no­cht zu der fottfin­­digen Rehabilitirung des gefallenen Weibes gelangt war, sondern noch Bücher wie „Tue-la" (Tödte sie !“) geschrieben hatte, nit blutdürftiger zu er­­denken vermocht hätte. Ein Lehrer, also ein Mann der zu den sogenannten Honoratioren, zur Sklaffe der intelligenten Leute gehört, lebt mit seinem jungen schönen Weibe, der gleichfalls nit unge­­bildeten Tochter eines Standes genossen, seit fünf Jahren in friedlicher Ehe. Drei schöne gesunde Kinder, das jüngste kaum einige Monate alt, hat die junge Lehrerin ihrem Gatten, der tagsüber sei­­nem schweren Berufe als Lehrer auf der PBufta nachgeht, geschenkt. Da kommt die Schändliche Denuns­ziation wie ein Bligschlag aus h­eiterem Himmel, und der entmenschte Wühterich tauft seine Hände in das durch ihn vergossene, rauchende Blut seiner ganzen Familie. Die drei Räter, die Schuldge­­nossen der Ehebrecherin, sind auf dem schriftlichen Bekenntnisse des pflichtvergessenen Weibes nament­­lich verzeichnet ; alle drei sind „Bürger“, „Hono­­ratioren“ der guten Stadt Mezötur. Kein Zeitungsblatt hat sie genannt und er wird auch weiterhin sein Hahn nach ihnen Frähen; ihre Anklägerin ist tobt, das Schuldbekenntnig ist ihm doch einen „Wahnsinnigen” mit dem Re­­volver erprest worden — er hat daher seinen Werth vor dem irdischen Nichter, der, da die zur nächst betheiligten Personen des Schauerdramas nicht mehr unter dem Lebenden weilen, seinen Grund zum Amtshandeln hat. Man hat die un­glücklichen Opfer begraben und die Affaire scheint damit für immer abgethan zu sein; aber nacst dem himmlischen Richter muß zunächst der gewis­­senhafte Zeitchronist in diesen Pfuhl von Bertor­denheit hineinleuchten, der ihm aus der bescheider­nen Zehrerswohnung in den Mezöturer Meierhöfen entgegengähnt. Nach den übereinstimmenden Berich­ten der Blätter war Sigmund Szück­ 5;abo ein redlicher, gewissenhafter und pflicheifriger Mann; sein einziges Unglück, festen die Berichte Hinzu, war seine Urmuth, die ständige Begleiterin und ferer Schullehrer auf dem Lande. Gegenüber einem folgen Manne ist mit der Phrase von plögligem Wahnsinn­ nicht Alles abgethan, ebensowenig wie das Weib entschuldigt ist, das den armen Gatten mit wohlhabenderen „Bürgern“ betrügt, wir haben hier vielmehr ein Kapitel „fittliger Entartung“ vor und, daß bei dem einen Theile zum Baros eismus der Wuth, bei dem M­eihe zur entpös­tensten Verlegung ihrer heiligsten Pflichten führte. Die reiche Bauernstadt aber, die den Lehrer ihrer Kinder darben läßt und nichts thut, um seine Existenz zu einer menschenwürdigen zu gestal­­ten ist gleichfalls in diesen Waftenkönig von Nie­­dertrat einzuflechten. Doch das Kapitel vom Lehe­rerelend und von der Syndolenz der Gemeinden und des Staates gegenüber diesen ihren treuesten und wichtigsten Organe gehört nit hieher, wennglich die, Sahre lang im Herzen des­ Hungernden Lebe­rers angehäufte Verbitterung genung Vieles zu der plögligen, in der That wahnsinnig zu nennenden Verzweiflungsthat, die selbst die unschuldigen Kinder nicht schonte, beigetragen haben mochte. Tief zu befragen ist unbedingt die Hochgradige moralisch Fäulniß, die, nach diesem Falle zu fchliegen, die a s·« ZWEme Yie Frankenburg. Orginale Roman von M Romany. (thtsetzung·) So endigte Josefa. ·,,Und lebt die alte Mutter?«fragte nach einer Pause des tiefsten Schweigens die Gräfin « »Sie lebt zu ihrem Grame­,versetzte das Mädchen;»sie lebt in Dürftigkeit,in der bittersten Noth­«­­ »So lassen Sie uns zu ihr gehen,sich will, soviel meine Mittel es erlauben,zu ihrem Wohl­­ergehen thun.« Josefa nickte befriedigt und versprach noch an demselben Abend die Dame zu ihrer Tante zuführen,da öffnete sich die Thüre und der Kellner meldete, daß das Diner in Bereitschaft sei. Wankenden Fußes schritt Klothilde ihrem Gemache zu. Ihre Ohren hatten vernehmen müssen, was zu überdenken sie mit Schauder erfüllte; ihr Gemahl war verheirathet gewesen, verheirathet zur Zeit, da er sie, das unf­uldsvolle, vertrauende, junge Wesen, zu seiner Gattin erforen, da er ihr seinen Namen gegeben, seinen Reichthum geschenkt ; einen N Reichthum, der sie nicht­ anging, einen Namen, der ihr niemals rechtmäßig gehörte, weil eine Andere ihn besah; und­­ diese Andere hatte er verrathen, verlassen, dem Untergange geweiht. DO­ ed war zu viel der Pein für die arme Frau!­­ Ueberwältigt von dem endlosen Schmerze, der ihre­­ Seele gefangen hielt, unfähig, zu weinen und zu jagen, ließ sie ihr Haupt in die Kiffen des Divans gleiten und starrte mit gläsernem Auge das Nichts ihres Daseins an. Pröglich kam ihr die Besinnung. G Sie,durfte ja hier in diesem Hause sich nicht der Verzweiflung überliefern, ohne einem Verdacht bei den Leuten ausgefegt zu sein; darum suchte sie mit Gewalt die Herrschaft über ihre Gefühle wieder zu erlangen, feggte sich, wenn auch mit der größten Apathie, zu En­de, aß von Allem, was ihr vorgefett ward, nahm dann, wie immer, den Kaffee und pflegte ein halbess Stündchen, wenn auch nur scheinbar, der Nabe, folgte zum Schluffe Sofera zu der Tante Martini, denn das junge Mädchen ließ die einmal gebotene Gelegenheit, der alten Frau eine Unterfrügung zu verschaffen, nur unbenügt vor­­übergehen.­­ „Habt guten Muth“, unterbrach sie Klothilde; „es gibt einen Bater dort oben, der für alles Leid eine Tröstung hat.“ Der­ Besuch in der einfachen Hütte war kurz. Die alte Frau wies anfänglich die Rolle blanker Goldstücke,welche Klothilde ihr aufzudrängen be­­müht war,entschieden zurüc­rst als auch Josefa ihr zuredete,ließ sie es geschehen,daß diese das Gold in einen Bemel legte,der in einem Schub­­fache der Komode verschlossen war. »Ich bin eine­ alte F­au und vom Schicksal niedergebeugt«,nahm sie hierauf das Wort:»es wird meine Sünde sein, wenn ich die edle Gabe der Dame annehme; aber Freude gewährt sie mir nit. Seitdem meine Annetta todt ist, sei­den auch die Kinder verschmunden . . .“ „Die Erde wird mir mein Kind nicht wieder geben", verfegte die Alte, „ich­­ bleibe allein. Das Einzige, um was ich zur heiligen Dreifaltigkeit flehe, ist Strafe für den Zvepfer, der uns so elend gemacht. Möge fi sein Vergehen Hundertfach rächen an ihm und seinem ganzen Geschlecht. »­­Die Gräfin wankte und war genöthigts,sich» auf Josefa zu stützen«Mutter Martini aber,», welche Die Bewegung der Dame bemerkte, fuhr fort : „Sie glauben vielleicht, meine Gnädige, Da meine Worte eine Lästerung sind? — Da sehen Sie* — (und bei diesen Worten hatte sie aus einem Wandschränkhen eine Rolle Papier genommen, die sie entfaltet) — „hier ist der Traufgrin richtig und ganz, wie ihn meine Tochter erhalten; und das hier ist der Zauffschein der Kinder ; und diese Briefe sandte ihr, der vornehme Herr ; das ist sein Bild ; und Hier das da, ist die Haarlode, werde er ihr am Tage der Hoczeit gegeben.“­­ Wie versteinert blickte die Gräfin auf das Papier. Jada war Alle.Die Bestätigung der« Trauung zwischen Udov·Sternenberg aus Nizza und Annetta Marlini aus Bergamo»als Trau­­­zagenwaren verzeichnet Viktorin Hohenheim (dessen Name Klothilde aus den Erzählungen ihres Gatten nur allzu bekannt war) und Kamillo Rotto, Schulvorsteher aus Bergamo. Da war der Zu ihein ter Zwillingsfinder Ella und Bella, Tochtr des Udo von Sternenberg und seiner Ehefrau Annetta, geborne Martini und da war auch das Bild und die Handfrift des Grafen, deren Ans­ich das Blut in den Modern der armen, jungen Frau erstarren ließ. (Fortf. folgt.) ·­­er Be

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