Oedenburger Zeitung, 1886. Juni (Jahrgang 19, nr. 125-146)

1886-06-01 / nr. 125

x HKMY«MFUBMIHWWyg-«Zszwaxzpkfä-xsisp?f Ep-K»«-.fzr-.s-’-.-T,»HI-.,..«.­­Dienstag,1.3uni1886. XIX.Zaljrgang. Ar. 125. Sedenburger­ Feihung, (vormals „Oedenburger Nachrichten“) Organ für Politik, Handel, Industrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interesen überhaupt. Motto: „Dem Forttritt zur Ehre! — Betrüchten zur Wehr? — Der Wahrheit eine Gaffe.” (808 Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn- oder Feiertag folgenden Tages. P­ränumerations­reife: Eür Loco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Vierteljährig 52 N. 50 fl, Monatlich 1 fl. Tür Auswärts: Ganzjährig 12 fl, Halbjährig 7 fl., Viertel­­jährig 3 fl. 50 fl. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Pränumerations- und Infertionsgebühren, sind um die Nebastion portofrei einzusenden. Administration, erlag und Inferatenaufnahme: Buhdentern­ ©, Nomtvalter , Sohn, Grahenunde 1, WE Einzelne Rummern kosten 5 Sieger. U­ ­­ n ver En EEE EEE SUN TEE mann 1 Inferate vermitteln: In Wien: Hafenstein , Vogler, Wall­kingasie 10, A. Oppelit, 1, Etubenbastei 2, Heinrich Schale, 1., Wollzeile 12, NR. Mofse, Seilerstätte 2, M. Dules, ı., Nies mergasse 12. in Budapest: Yaulus GY. Dorotheagasse 11, Jepp Lang, Gisellaplag 3, A. ®. Goldberger, Servitenplag $, Insertions:Sebüßren: 5 fr. für die ein, 10 fr. für die zireis, 15 fr. für die bdreis, 20 Tr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durchlaufende­­ Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Fr. Bei miehermaliger Einschaltung bedeutender Rabatt m: Zinmänischer Chauvinismus. Dedenburg, 29. Mai. Die Teidige Großmannsfuht und falscher, weil übertrieben und an unrechten Orte sich äußernder Patriotismus haben gar viele Nationen ergriffen, wir würden ihrer mwelde nennen künnen, die durch ihre cauvinistischen Demonstrationen sich selbst um jede Würde bringen und ihr Ansehen im Auslande depalpiren, ja wir brauchten nicht einmal den Finger allzu weit auszuftreben, um derlei Nationen zu bezeichnen ; allein wir wollen uns vorläufig mit dem Chauvinismus der Rumänen befassen, der seinen beredigten Anspruch im eben ausgegebenen „rumänischen Grünbuch“ findet, indem 8 in 29 Dokumenten die jüngsten handelspolitischen Unterhandlungen Desterreie Ungarns mit diesem Staate mittheilt und den bedenklichen Ber­uch wagt, die Motive des Abbruches benannter Unterhand­­lungen als stichhaltig und für Rumänien unab­­wendlich darzustellen. Wir wollen uns an der Hand dieses Grund­­buches ein wenig über rumänische Anschauungen orientiren und in d­iesem Sinne ist besagte Sammlung politisger Noten seine ganz uninteres­­sante Lektüre, obgleich die Vorgeschichte und Ab­­widelung der Verhandlungen mit Rumänien, fest — nach deren Abbruch — ein für uns über­­­wundener Standpunkt ist. €&8 ist der Geist der schroffen Ablehnung, der uns aus diesen Dokumenten mit eisiger Kälte ent­­gegenweht, charakteristisch für die fast feindselig zu nennende Desinnung, welche in diesem Nachbarlande gegen unsere Monarchie vorherrscht. Naglos und mehr ald nuglos — geradezu schädlich ist das Ger­rede von dem politischen Einflusse, den wir in diesem jungen, noch unfertigen Staatswesen aus­­üben. Wir tätigen uns gewaltig, wenn wir uns einreden, Rumänien sei in der Stunde der Gefahr für uns eine Stüge. Das Gegentheil läßt sich mit ziemlicher Gewißheit behaupten. Wohl sprechen alle Vernunftgründe dafür, daß sich Rumänien, da es ja vom Panslavismus unt erwürgt werden will, unserer Politik anfchliege und durch die Anlehnung an ein altes, angesehenes­ und mächtiges Staats­­wesen die Garantien seiner Zukunft zu festigen traste. Abgesehen davon, daß überhaupt nur wenige Staaten sich von Bek­unftgründen und ruhiger Erwägung leiten lassen und, wie die Gesich­te be­­weist, die menschlichen Leidenschaften in der Politik immer eine große Rolle gespielt haben: in­­­iesem konkreten Falle läßt es sich mit Sicherheit kon­­statiren, daß die Rumänen — ihren eigenen In­­teressen entgegen — e8 vorziehen, unsere Gegner zu sein, wo sie doch sehr gut unsere Freunde sein könnten. Er scheint in der That, ale hätten wir in ganz Rumänien außer dem­ König Carol seinen aufrichtigen Freund. Der König aber ist natürlich in erster Linie König und sein Sypnterefje gebietet ihm, mit der nationalen Strömung zu schwimmen. Bezeichnend nennt das „N. P. “* “ für die Denkweise der rumänischen Bolitifer, daß sie si eingeredet haben, der Vertrag aus dem ahre 1876 sei ihre I­nteressen abträglich gewesen. Dieser Vertrag, dessen Abschlag an und für si­e an die Antizipation der rumänischen Souveränität bildete, und während dessen Giftigkeit die Rumänen in nationaler und wirthigaftlicher Hinfigt den größten Fortschritt gemacht haben, den sie über­­haupt aufzuweisen vermögen, ist den verblendeten rumänischen Politikern ein Dorn im Auge und der rumänische Minister des Weißern verwahrt si gegen die Führung der Unterhandlungen in Wien mit dem PDinmeife darauf, daß Rumänien nur den eigenen Schaden flug geworden sei, und des­­halb die Unterhandlungen mit der größten Minis­trorität Führen müsse. Aus diesem Grunde fühnten die rumänischen Delegirten nicht nach Wien gehen, da dort die von denselben benöt­igten statistischen Daten nur bei der Hand seien. Diese nic­ligen Husflüchte bildeten fürwahr ein fehlechtes Progno­­stifon für den Verlauf der Verhandlungen. Weiß doch jedermann, daß die verkehrsstatistischen und alle anderen einschlägigen Daten, über welche die rumänische Negierung verfügt, in einer Kiste mitt­­lerer Größe sehr leicht von YBularest nach Wien transportirt werden könnten. Die geringe Geneigtheit der Rumänen, die Verhandlungen zu beginnen, sowie die gleich anfangs erhobene Drohung, daß im Falle der Resultate­­losigkeit der Verhandlungen uns gegenüber unbes­dingt der autonome Zolltarif, nicht aber irgend­ein provisorischer Vertrag in Geltung treten würde, bewies auf’s Schlagendste, daß die M­umänen mit und nur ein unaufrichtiges Spiel treiben. Doch wiegte sich unsere Diplomatie in der besten Hoffe­nung, als unser auswärtiges Amt das Glück hatte, die rumänischen Bevollmächtigten wenigstend pro forma in Wien zu begrüßen und zu bewirthen. Die Reise der Herren PBherefyde und Ghifa nach Wien wurde als ein vielverheißender diplomatischer Erfolg ausgesaunt, wiewohl den Rumänen jein von Anbeginn die Forderung zugestanden werden mußte, daß die eigentlichen, meritorischen Verhandlungen in Bukarest gehalten werden würden. Nachdem mit dem Kanapeprozeß über den Ort der Verhandlungen zieht viel Zeit vergeudet Br­ ­euilleton. Die Frankenburg. Original-Roman von M. Romany. (Fortlegung.) „Aber ich ahne Deine Herkunft“, ereiferte fi Viktor, „doch erst seit dem heutigen Abend hat si mir das Geheimnis enthüllt. Faffe Dich, mein Kind, nenne mir Deinen Namen. Du sennst ihm nicht 2" flütterte: sie, "aber sagen Elfa wurde bleich. „Ich renne ihn,“ darf ich ihn nicht." “­Viltor Tate auf. „Nun wohl", frohlobte er, „so will ich ihn Dir nennen. It Dein Name nicht Elfa von Sternenberg ?* „Du weißt es?" flotterte das Mädchen. ‚Ich weiß," Ho6 Bitor an,­ „daß mein seli­­ger Freund Udo von Sternenberg einst in’ einem Heinen Orte an der Küste des Meittelländischen Meeres ein Ehebündnis schloß, und weiß dies um so fierer, da ich selbst­­ als Trauzeuge bei der heiligen Handlung fungierte.“ „Viele­ Jahre hielten­ mich dann unglückiche Verhältnisse­ von der Welt fern, und als ich in die Rechte meines Standes wieder eingefekt Er­­frrdigungen nach der mir befreundeten Familie einzog, mußte ich erfahren, daß Udotodt, doch seine Gattin gestorben seis; ihre Kinder Ella und Bella, hieß es, seien verschwunden ...hab ich (richtig: geur­­­­theilt,o wenn ich annahm, ‚dag meine Elfa diese Elfa von Sternenberg fed* 3 3: in „Deine Heimat,” stammelte: das Mädchen , „lag an der Küster des Meeres ; aber — —" das Mädchen füffend Hinzu, „Nichts von aber“, unterbrach sie Viktor, „aus welchen Grunde verschweigst Du Deine Ab­­kunft, die Dir Ehre macht und Dich in den Augen der Welt erhöht ?* Die Spannung der Familie Berg war bei diesen Worten aufs Höchste gestiegen, mit zurück­­gehaltenem Athen hingen sie an den Lippen des Mädchens, in der diese mit Beben hervorstieh : „Weil meine Herkunft nicht fledenlos ist.* „Richt Freddenlos ?* vief Bilter „Wer sagt Dir das?“ Einen Augenblick blieb das Mädchen in Un­­entschlossenheit stehen, dann filderte sie den Tag ihres ersten Besuches bei der Gräfin Klothilde von Sternenberg, die Erinnerung ihres Namens, das Erkennen des Bildes, die Bestürzung der Gräfin, die Erzählung, werche die Hohe­ran ihr gemacht, und schlog mit dem Berichte über das Gelöbnis, welches sie in die Hand der Dame niedergelegt. Biltor war still. „Du bist falsch unterrichtet,“ sagte er nach langem­­ Zögern, „wohl war Deine arme Mutter von ihrem Gatten betrogen, aber nicht im­mer Ella und auch Bella, wenn sie lebt und gefunden werden kann, sind Die rechtmäßigen­­ Trägerinnen des Namens von Sternenberg, die rechtmäßigen Erbinnen der Frankenburg ; das Anrecht, welches die Gräfin Klothilde behauptet, ist falsch.“ „Wie ? was ?* riefen alle Anmwetenden wie aus einem Wunde. „Wenn die Verhältnisse si als richtig er­­weisen,“ sprach Bib­or, „so ist Elsa eine rechtmär Bige Gräfin von Sternenberg ; da,“ fügte er „nicht gar lange erstaunt. ‚Heirat selbst lag dieser Betrug, dürfte sie si dieses Hohen Namens erfreuen ; bald wird sie, wie ich hoffe, meine Gräfin Elsa von Hohenheim, sein. Es ist unmöglich, die Aufregung und Freude, das Staunen zu beschreiben, was am heutigen Abend zur Schau getragen ward ; man nahm ja den tiefsten Untheil an Elsa und dem Verhängnis, das Gottes Fügung zu so glücklicher, so Segen ver­­heißender Entwicklung gebracht. Man lobte die Vorsehung, die das Mädchen in des alten Morig bescheidene Heimath geleitet, pries den Zufall, der den Grafen Hohenheim in ihre Nähe geführt; er selbst aber, der glückselige und da zu beweidende junge Bräutigam, mußte nur die Biederheit des alten Baldrian zu pfeifen, denn, meinte er, ohne dessen Vermittlung hätte sich das Geheimnis nie­mals geklärt. (Fortlegung folgt.) Als nun der Tag am Himmel aufzog, waren im Hotel der Gräfin Hlothilde vier Hundert ge­­schäftige Hände bereit. E 8 galt ja die Ber­­ichtungen zu dem glänzenden Balle, dessen brill­­antes Arrangement seit Wochen im Munde der Gesellsshaft war. Schon um Die neunte Stunde, wiewohl sie erst spät nach Mitternacht heimgekührt war, über­­schaute die Gräfin mit zufrieden Tadelnder Miene die Rüdrigkeit um si­cher; ihr Antlig war Frof­­finn, denn Wohlgefallen am Genisse des Prahlens erfüllte je mehr und mehr ihren Sinn. Nach allem, was auf ihr gelastet und was sie von sich geschoben, blieb ihr ja nichts als die Wollust, zu glänzen; und Dieser Ausschweifung gab sie si mit dem ganzen Uebermuthe ihres Neihthums hin. 29. Kapitel. En ’ Ei X g = 2 IR 2 de BRITAIN

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