Oedenburger Zeitung, 1886. Juli (Jahrgang 19, nr. 147-173)

1886-07-01 / nr. 147

ASWKZWHO«s:»:»s«-«—-s:ss«ss""«« sc , Donnerflag, 1. Juli 1886. Eee XIX. Safırgang. edenburger deitung. (vormals „DOedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirtschaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortschritt zur Ehre? — Bebrühten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ — Der Adminisension, Derlng und Inseratenaufnahme: Buchdrukeri­n, Nommwalter , Sohn, Grabenennde 121. 508 Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen ESoum= oder Feiertag folgenden Tages. Pränumera­tions:Zreife: * LCoco: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl., Bierteljährig ” Id nemarkih CR, . : Sär Auswärts: Ganzjährig . een 7 fl., Biertel­­jährig 3 cu Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme von Inseraten, Prüm­iterations- und Infertionsgebühren, sind um die Redaktion portofrei einzusenden. Es Einzelne Nummern Roften 5 Steuer. U Inserate vermitteln: In Wien: Hafenstein & Vogler, Wall» Fianasie 10, 4. Oppelif, 1, Stubenbastei 2, Henning Schaler, 1., Wollzeile 12, N. Moffe, Seilerstätte 2, M. Dukes, ı., Ries­mergafse 12. Sn Budapest: Saulus GH, Dorotheagafse 11, Sepp Lang, Gisellaplak 3, U. VB. Goldberger, Servitenplat­z. Insertions:Sebühren: 5 fr. für die ein-, 10 fr. für die zweis, 15 fr. für die dreis, 20 fr. für die vierspaltige und 25 fr. für die durclaufende­n Bet­tzeile evclusive der Stempelgebühr von 30 Fr. Bei mehrmaliger Ein­haltung bedeutender Rabatt­­e, den „Oedenburger Zeitung“. Mit 1. Juli 1886 eröffnen t wir ein neues A­bonnement auf die in den XIX. Jahrgang getretene, sechsmal in der Woche erscheinende, an Sonntagen aber mit einer ‚SI­nftritten ® Romanbei­­lag­e‘ versehene „Oedenburger Zeitung.“ Pränumerationspreise: Ganzjährig 9 fl., halbjährig 5 fl., vierteljährig 2 fl. 50 fl., monatlich 1 fl. Loco Oedenburg. Aus­­wärts : Ganzjährig 12 fl., halbjährig 7 fl., vierteljährig 3 fl. 50 fl.­­ Das Abonne­­ment kann auch mit jedem anderen belie­­bigen Tage entiert werden. Das bevorstehende Yapf-Jubiläum. Dedenburg, 30. Juni. Wir lesen jegt in den Journalen viel von den großen Festlichkeiten, welche zu Ehren Seiner Heiligkeit des jegt regierenden Papstes, Leo XI die katholische Welt vorzubereiten sich aufdidt. Er jährt sich nämlich am 23. Dezember d. % zum fünfzigsten Male, daß der heilige Bater die Weihe als Priester empfing. In trüber Zeit wurde dem renigen erleugn­eten und altgeliebten Oberhaupte der rittkatholischen Welt die heilige Ziara auf das greise Haupt gefegt. Dunkle Wolfen hatten sich — schreibt das „DB. TC“ — um den hohen el ® Petri angesammelt. Das Bapstthum hatte unter Pius IX. seine weltliche Macht ver­­loren und der Gefangene des Vatikan war ein Gegenstand der Feindseligkeit der Widersahrer der Kirche und ein solcher des unfruchtbaren Mitleide der Katholiken in allen Theilen der Welt geworden. Da bestieg Kardinal Graf Becci im Jahre 1878 den heiligen Stuhl und von diesem­­ Augenblick datiit ein Wiederaufleugten des verdunkelten Granzes Ba des Papstthums, dessen segensreiche Wirksamkeit für die Welt dur die Ereignisse der früheren Sabre und dur die erbitterten Angriffe der Feinde der Kirche fast gänzlich paralysirt worden war. Das Bapstb­ium schien bis in seine innerste Basis er­­schüttert zu sein. In der Zeiten Wandel war es allein das Feststehende und Betlägliche geblieben ; es hatte unter den schlimmsten Aufpitzen, in den finstersten Zeiten, wo Gewalt vor Necht ging, und die Barbarei alle Ueberreste der Kultur verschlingen zu wollen schien, allein die Leuchte des Höheren im Menschen hochgehalten, die Völker vor der voll­­ständigen Verrotung bewahrt, und dadurch der Kultur und Humanität unfragbare Dienste erwiesen. 8 hatte duch seinen Schiedsspruch blutige Kriege hintangehalten, den Sieger Schonung des Besiegten gelehrt und in erster Linie war er sein Werk, daß unser Welttheil das wurde, was er in der That ist, nämlich das Emporium der modernen Kultur, die Pflegestätte aller höheren Güter der M­enschheit, die in den anderen Theilen der bewohnten Erde, mit Ausnahm­e derjenigen Stellen derselben, wo Christen wohnen, einer kaum nennenswerthen Er­­kenntniß begegnen. Da brach aber die böse Zeit herein, wo alle dunkeln Mächte gegen Ja3­apit­­thum und die Kirche entfesselt wurden, man nahm ihm den zeitlichen Befug, der zu seiner Unabhän­­gigkeit unerläßlich schien, man ruhte von ihm ab­­zubrödeln, was nur möglich war ; man achtete auf sein Wort nit mehr und vermessene Geister glaubten es mit einer Institution zu thun zu haben, die er abgenügt hat und in die Rumpelkammer der Jahr­­hunderte geworfen zu werden verdient. Allenthalben brachen jene seltsamen und häßfigen Erscheinungen (08, die unter der Bezeichnung des Kulturkampfes bekannt sind, und die Feinde der Kirche vermeinten, das Papstthum bereits feiner Wurzeln beraubt zu haben, so daß er auf den ersten Streich gefällt werden konnte, wie eine untergrabene Eiche, die nur auf den ersten Anstoß harrt, der sie zu Boden werfen soll. Die Thoren, sie sahen nur das Weußerliche dieser erhabenen Synstitution, ohne das Ewige und Unantastbare derselben zu erkennen. Da bestieg Leo XIII. den päpstligen Thron; eo der tiefdenkende Gelehrte, der glaubenseifrige Priester, der erfahrene Weltmann, der Eigenschaften in sich vereinigte, die ihn für die Aufgabe, welche ihm beschieden wurde, als geradezu von der Bez­­iehung prädestinirt erscheinen ließen, nur einem solchen Manne, der all diese Eigenschaften in sich vereinigte, konnte das große Wert gelingen. Er, der bereits im­ahre 1828 die ersten Preise in der Physik und Chemie errungen hatte, der als päpstlicher Delegat in Peruggia fi­­ld so ausge­­zeichneter Verwaltungsbeamter gezeigt hatte. Daß es ihm innerhalb weniger Jahre gelang, das Räuber­­wesen in dieser Provinz vollständig auszurotten , mit einem Worte, nur ein Mann, der unerschütter­­lichen Glaubenseifer, mit hoher wissenhaftlicher Befähigung und ungewöhnlicher Weltklugheit ver­­band, vermochte Dieser Mission gerecht zu werden, wie dieselbe auf Leo übernommen war. Er er­­langte sogleich das Wesen der Sache und den ans­cheinenden Gegenfaß, der sich zwischen Kirche und Welt herauszubilden begonnen hatte. Die Zivili­­sation hatte eine Richtung eingeschlagen,­­welche anz­i­einend einen Gegentag zur Kirche bildete, als ob das Wechselnde und Vergängliche jemals mit dem im Strome der Zeit Feststehenden in einen wirk­­lichen Gegentag gerathen künnte! Le­o’s erste Aufs­gabe war es, der Welt zu zeigen, daß die Aus­streuungen der Feinde der Kirche, als ob diese den wissenschaftlichen und kulturellen Strebungen der Zeit abhold sei, eine böswillige und durch Nichte als durch ihre Unvernunft zu entschuldigende Anklage ei. Er, der schon lange ehe er Bapst ge­worden, ein epochales Werk geschrieben, das den Titel „Kirche und Zivilisation“ führte, beirantet Sem­l­elon. Die Enkelin. Novelle von Emil Stern. (Fortjegung ) Diese Aeußerung veranlaßte Erni wieder zu einem ihrer mitleidigen Blide, den Yeanne jedoch gar nicht bemerkte, nachdem sie spähend Die schattige Allee Hinabsah, die sich lange vor ihr Hinstrebte, und an deren Ende zwei Gestalten auftauchten, die näher und näher mit raschen Schritten zu­sammen schienen. Sie legte die Hand über die Augen und blieb stehen. „Was hast Du, Jeanne ?* “8 erfolgte seine Antwort. Pfeilschnell flog Jeanne die Allee hinab, ihr Kleidchen flatterte, ihr weiches hellbraunes Haar fiel watend um den weißen Namen und „Georg — Georg!" kam es jauchzend über ihre Lippen, als sie im nächsten Augenbilde, unbefümmert um die ganze Welt, in den Armnen eines hohen, stattlichen Mannes­ lag, der sie freudig umschloß. „Da aber, Jeanne, bist Du’s denn wirklich ? So groß — so hin. — so lieblich ! Und Du hast mich erkannt troß des struppigen Bartes, der mir da im Gesichte wuchert? D Du liebes, O Du süßes Mädel!“ Wieder wollte er sie in übermüthigem Syubel an si drüden, sie lüffen, aber ein Blie auf ihre bo gerötheten Wangen, ihre gesenften Wimpern — und seine Arme fanfen schlaff herab und sich hastig an seinen Begleiter, der etwas ‚verlegen ab­­seits ‘stand, wendend, sagte er: „Berzeihe, Ubold, dag ich Deiner fast ganz vergaß in der Freude des Wiedersehend; hier, Schweiterlein,laß’ Dir meinen theuren Freund vorstellen, Oberlieutenant von Sigar.” „Und hier, Brüderlein“,­ gab Seanne, nach einer leiten V­erneigung gegen den jungen Dann hin, lächelnd zurück, „meine theure Freundin, Erni Gräfin v. Beöthy.“ Tiefe Verbeugungen, graziöses Niden und die vier jungen Leuten schritten nun gemeinsam unter lautem Geplauder dem Hause zu. Was“, f­rug Großpapa am Abend dieses Tages, „it mein Georg nicht ein herrlicher Junge?“ „Lewiß, Bert von Elberstein“, flimmte Bella zu! Sie war mit dem alten Manne bei der ge­­(eerten Tafel eigen geblieben, und zurüükgelehnt in ihrem Fautewil, knusperte sie mit ihren weißen Zähnen an einigen­­ übrig gebliebenen Mandeln. „Aber“, meinte sie nach einer Weile, während welcher Herr v. Elberstein in stillvergnügtem Sinnen vor sich hingeblicht hatte, „welchen Beruf, hat ich Georg eigentlich gewählt ?“ „Hm, Beruf! Beruf? — Na jegt —­ en fit Herr v. Elberstein — ich glaube, er wird sein Gut verwalten, ja, ganz vitig, er wird sein Gut ver­­walten. Beruf — hm, dumme Frage!“ Diese legten Worte wurden in den Bart ge­­drummt und Bella lachte leise. Seanne und Georg saßen indeß draußen auf der Terasse und ‚plauderten ; aber..ed. ging nit so frei und heiter wie vor Jahren, e8 war, als hielte bleibst also jetzt hier—für Dir,einstreizend.Ein Ehrennansn durch und ein Bann ‚ihre sonst so geläufigen Zungen im Baume, „Un Du immer ?“ „sa, für immer,zwei Stunden weit von hier liegt mein Gut, da kann ich täglich zu Dir herüberreiten. A propos, diese Erni, bejuht sie Dich oft?“ „Wir sind ungertrennlich, Du wirst sie immer bei mir finden.” „Scheint eine sehr gelehrte Dame zu sein, ich bin sein Freund von den femmes savantes.“ „D, sie wird Dir gefallen, Georg, sie hat ein großes Wissen, versteht es ausgezeichnet zu vers werb­en und so etwas imponirt Eud, Ihr Herren der Schöpfung! Ein liebendes, gutherziges Weib ennucirt Eud mit der Zeit, aber einer Frau von Esprit und wohl oder übel angeklagter Willens­­kraft Liegt ihr zu Füßen und bettelt um­­ ihre Schwäche, dieselbe Schwäche, die Euch an der Anderen langweilt ! Erni hat Energie, mein Freund, sie hat Raprizen — Passionen, ich vermuthe, das ist nach Deinem Geschmache.“ „Du magst Angst haben, aber glaubst Du nit auch, daß es ein unbescreibhlich süßes Gefühl von Genugthuung verleiht, wenn wir sehen, wie so ein kleines, störriches, launenhaft despotisches Köpfchen endlich in Demuth sich vor unserem Willen beugt; ich denke, Schwesterlein, Dich so ergeben zu sehen, würde einige Mühe fujten. Doch, sage mir nur, wie gefällt Dir mein Freund ?* „Ein ganz angenehmer Mensch !* . .,Etwas,ganz angenehm!Ich versichere XHLZTTHBLNZ«’"·Ly-««-—;sp;--.«.-,J·,II-·,s.-«; BE 5: Ar. 17. —— « «—2449-97ZL-s.»e.’;«.«s3:;23III-»4.t-»»ckK-«HsskuoLTXJTDMYULMMMJJMÆIMÆMÆ«««·«

Next