Oedenburger Zeitung, 1886. August (Jahrgang 19, nr. 174-198)

1886-08-01 / nr. 174

Leidenschaft für’s Regieren,aber entschieden nicht «T­..Neigung zu Glanz und Pomp nachjagen kaum Herr von Tipa war es nicht,der die Jubiläums­­feier seines Regimes so pomphaft und prunkvoll als nur möglich einzurichten angeb.Allein seine Freunde — man weiß «­ ja, daß er mit seinen Parteifreunden, durch und für dieselben regiert,­­ seine Freunde aber beschlossen es anders. Der Ge­­denktag des Ministerpräsidenten sollte eine ganz Desfeier im größten Style, eine politische Dra­­nifestation, in T­riumph der hberrschenden Partei werden. In der damaligen förmlichen Huldi­­gungsfeier für den Ministerpräsidenten liegt die Wurzel der heutigen Krise. Der Uebereifer kurzsichtiger Freunde übte s­ofort seine Wirkung: der Säbel in Ofen wurde seitens der Wiener lei­­tenden Kreise mit fahlem Verhalten beantwortet. Man erinnert sich wohl noch, daß der so impo­­sant veranlagten Feier eine Enunziation von maß­­gebenster Stelle erst viel später, im März D dieses Jahres folgte. Den Freunden Tiga’s war es von Diesem Augenblicke an klar, daß ein ernster Fehler begangen worden sei. Das erkannte man aber auch in ge­wissen Kreisen des ungarn­gen Hodarels, von dem aus nun gegen Tipa intriguirt und agitirt wurde. Dan sagte, es habe sich dem Minister-Präsidenten nur darum gehandelt, den leitenden Kreisen im Wien seine absolute Unerreglickeit vorzudemon­­striren, während zugleich in Ungarn die Auffassung bestehe, die Mahtfüle Ziga’s sei im der Thatjache begründet, daß man sich in Wien unter seinen Umständen von einem Minister trennen wolle, der in den schwierigsten Fragen, wie in jener der Ossupation Bosniens, so erhebliche Dienste leistete. Es wurde die Nothwendigkeit betont, sich mit tiefer in Ungarn geltenden Auffassung erntli zu beschäftigen. Wenige Wochen nach der Jubilä­­umsfeier hatte Koloman v. Zipa durch seinen Bruder Graf Ludwig Tiga untrügliche Kenntniß von diesen Aktionen und den aus demselben result tirenden Absichten der Wiener leitenden Sreife. Was in den regten Tagen in Bezug auf Die Sanski-Afaire geschah, it Die Konsequenz der erzählten Thatjahen. Der Olaube an Die Allmacht Tiga’s sollte erschäüttert werden. Dies gelang auch, denn der Chef un­serer Regierung wird sehr zu kämpfen haben, um mit einem blauen Auge davon zu kommen, wenn er nur ganz und gar den Boden unter den Fügen verliert. E. M. Dom Tage. O Allehöhste Auszeichnungen. Seine Ma­­jestät der König hat dem Dergecser Einwohner Ste­­fan Szüc3 und dessen geieglichen Nachkommen unter Aufregthaltung ihres ungarischen Adels das Prädikat „de Szent Yanos“ , ferner dem Oberpostfontrolor Bojef Blabol­ in Prag das goldene Ber­­d­ienstfzeug mit der Krome und dem Speng­­ler und Geschäftsführer Ferdinand Gottmann in Prag das silberne Berdienstkreuz verliehen.­­ Spenden des Königs. Se. Majestät hat dem Ortsschulrathe von Hönigthal (Steier­­mar) zum Schulhausbaue 300 fl. und der Kirchen­­vorstehung St. Egyden zu Zweinig (Kärnthen) zur inneren Kirchenverwaltung 300 fl. aus Allerhöch­­ster Privatchatouille gespendet.­­ Sonsularwesen. Se. Majestät hat auf Vorschlag des gemeinsamen Ministeriums den Reußern mit allerhöchster Entscliegung vom 29. Juli dem zum das Allerhöchste Hoflager nach Il. f. griechischen Generalfonsul in Triest ernannten Spiridion Bittouris das­ allerhöchste Erequatur ertheilt. O Unfer Minister des Aeuferen Graf Kälnofy reift jeßt erst — eine volle Woche nach seiner Entrevue mit dem Fürsten Bismard — in Aus dieser so lange hinausgeschobenen Berichterstattung Kälno­­­fy'3 vor dem Könige erfieht man, daß in Kiffingen seine neuen und seine speziellen Vereinbarungen ge­­troffen wurden, sonst hätte er sie Graf Kälnofy nicht gestatten können erst eine Woche nach der Entrevue dem Monarchen Bericht zu erstatten. Wäre in dem altfränkischen Bade etwas ganz Besonderes, Unerwar­­tetes oder Wichtige verabredet worden, was außer­­halb des Rahmens eines allgemeinen Ideenaustausches läge, so hätte Räthofy selbstverständlich fie beeilen müssen, dem Monarchen davon unverweilt Meldung zu erstatten. Daß der Minister in den nächjften Ta­­gen nach Sicht geht, hat auch nur seinen Grund darin, daß der Monarch Ende der fünfzigen Woche, genauer gesagt, am 7. August, die Reise nach Castein zum Besuc­he des Kaisers Wilhelm antreten wird. O Königin Natalie von Serbien und Kronprinz Alexander sind in der Früh um 6 Uhr am legten Freitag von Budapest mit dem Orients Erpreßzüge nach Belgrad abgereist. Trog der frühen Stunde hatten ss im Vestibule des Hotels „Königin von England“ zahlreiche Mit­­glieder der hiesigen ferbtigen Kolonie eingefunden, welche die Königin bei ihrem Erscheinen mit stür­­mischen „Zim­­o*“-NAufen begrüßten, für welche Ova­­tion ihre Majestät Huldvollit dankte. Bei ihrem Weggange gab sie zugleich dem SHoteleigenthümer Herrn Marchal gegenüber ihrer ganz besonderen Zufriedenheit Ausbruck und erklärte, im nächsten Jahre zu einem längeren Aufenthalte nach Buda­­pest zu kommen, wo sie sich so wohl fühle Am Central-Bahnhofe erwarteten Ober- Stadthauptmann- Stellvertreter Pekläry und der geschäftsführende Sek­etär des hiesigen serbischen Generalkonsulats, Herr Capricso, die Königin. Als Vertreter der ungarischen Staatsbahn waren die Sim­pertoren Johann Szalkia, Ludwig Roth, Karl Enge­dy und Stationschef Merki erschienen. Ihre Deajertät verweilte einige Minuten im Hofwarte- Salon und verabschiedete sich dann von den us­wesenden mit den Worten: „Auf baldiges Wieder­­sehen im schönen Budapest !" O Ministerpräsident Koloman von Ticha ist — wie wir bereit gemeldet haben — am legten Freitag Früh aus Get in Budapest eingetroffen. Worgen Montag Abends will sich unser Stabs­­netschef nach Wien begeben. Von dort aus reist der Miinisterpräsident am Dienstag, 3. August nach Sıihl. Am 6. August rifft Minister-Prä­­­ident Ziga wieder in­­ Budapest ein. Falls die Cholera in Fiume nicht bald erreichen sollte, begibt sich Herr von Ziga, der als M­inister des Sunern bei einer Choleragefahr das Land nit verlassen will, Heuer nigt nach Ditente. O Die H­öllenmaschinen im Hafen von Criest. V­ielleicht entsinnen fi Die geneigten Yeier, das wir vor einger Zeit berichteten, ed sei am Zriester Unferplag eine Art Torpedo, oder volksthümlich: Höllenmaschine aufgefischt worden. Die Nach­­richt wurde sofort amtlich mit der Bemerkung demen­­tirt, die aufgefishte Deafehine sei nur ein Modell mit Scheinpatronen­ ge­wesen, ohne daß die berech­­tigte Sprage beantwortet wurde, wer denn Ursache und Recht habe, sol’ ein Modell zu fertigen und zu versenken. Nun ist, einer Depesche der „Bohemia" aus Boln zufolge, das dortige Militär-Hafenkom­­mando einem von dem Wearländer Stredentistens Komite (Sektion Zriep) angezettelten An­­klage gegen Sr. Maj Kriegsmarine auf der Spur. Das österreicisch-ungarische Generalkonsulat in W­earland hatte berichtet, das ein in Mailand lebender Sftrianer, der einst Apo­­thekerprovisor in Triest war, auf dem Wege nach Pola sei und bedenkliche Aufschläge im Schilde führe. Bier der findigsten Triestiner Polizeiagenten beglei­­­teten und beobachteten ihn; im Folge dieser sorg­­fältigen Bewachung ergriff das A­ndividuum die lucht und wurde in Adelsberg verhaftet. Dan befürchtete einen Anfcprag gegen eines der im Gen­­eraltungshafen zu Pola liegenden Panzersciffe. O Siotenanstalt in Budapest. Der Auf­­bau des Istitutegebäudes für d­iese unglück­­kicchen Geschöpfe, für welche die Staatsregie­­rung nun auch allenthalben unterflagend beispringen will, nimmt seinen raschen Fortgang. Der Abgeord­­nete Gustav v. Degen, welcher dieses Institutsgebäude auf eigene Kosten erbaut, wird dasselbe am 1. Okto­­ber dem Institutsinhaber Srimm übergeben. Die­­ses Institut wird 25 Zöglinge dur­ die Ingerenz des Unterrichtsministeriums aufnehmen. Das Institut ist in einem schattigen großen arten­situk­t, auf 100 bis 120 Zöglinge eingerichtet, mit allen Lehrmitteln versehen und wird als erste ungarische Idioten-Anstalt von Seite des großen Publikums allseitig unterstüt. 63 sind im Lande beiläufig 16 bis 17,000 solche unglückliche Geschöpfe, für welche gar nicht gesorgt ist und da diese Idioten im Sinne des Schulgejeges von den Besuch der Bolfaschu­­len’ausgeschlossen sind, so mußte die Regie­rung mit der Eröffnung einer Spezial-Anstalt, welche unter der Leitung des Herrn J. Frimm steht, gleichsan den Anfang machen, da durch Beleh­­rung und Pflege je­mand eingebrachte Zöglinge zur Erwerbsfähigkeit qualifizirt werden, und ihre Erhaltung den Gemeinden und dem Staate nicht zur Last fallen. Aus den Komitaten. Esurgó, (in Somogyer Komitat) 30. Juli (Berihiedemes.) Seitdem die Zafänger Sei­­tenbahn — so schreibt uns ein Freund unseres Blattes — eröffnet ist, wurde auch Churgd und seine Umgebung zu neuem Leben erwedt. Die herr­­sichen Waldungen des Grafen Zaffilo Feitetich sind zwar seit Dezennen das auserwählte Jagdrevier der Kavalliere aller Länder, doch die Stagnation aller anderen Verhältnisse lag wie ein Bann auf dieser dem Weltverkehr entrüi­ten. Gegend. In den lesten Jahren waren die Herzöge von Wales und Edinburgh ständige Gäste des gastfreundlichen Grafen Festetich in der Spätherbst-Jagdsaison in den Revieren von Bsurgs, Tarany und Berjencze. Dazu gesellten sich Jagdfreunde aus Wurland und dem deutschen Weiche, so das unter Theilnahme der ilustren vaterländiigen Magnaten das Jagdschiog zu Bersencze das Stelldichein der hervorragendsten Jagdfreunde im Spätherbst wurde. In Kürze fyon wird den Gästen des Grafen Feitetich der wahr­­haft königlige Prachtbau des Schlosss in Kekthely zur Verfügung stehen, ein Bau der in jeder Be­­ziehung nit allein dem Erbauer, sondern dem ganzen Lande Ehre machen wird. Der Besuch der Hiesigen un. Lehrerpräparandie und des reformirten Gymmnasiums nimmt auch in der Legtzeit in erfreulicher Weise zu, zumal seitdem das kön. ung. Unterrichtsministerium eine Erwei­­terung der bisher beschränkten Rotalitäten des Gym­­nasiums mit einem Kostenaufwande von 50.000 fl. bewilligte und die Herstellung auf Staatskosten prälidirte. Die sandige Somogy bietet heuer im allge­­gemeinen ein trostloses Bild. Der Regenmangel, sowie die tropifhe Hige der legten Wochen machen sich allenthalben in unerquirliger Weise bemerklich. Die Feldährenfrüchte sind zumeist schon eingeheimst, da ohne die Desonomen besonders zufrieden zu stellen, da Qualität und Quantität derselben Vieles zu wünschen übrig läßt. Nur unter dem Yaubdade hundertjähriger Eichen athmet hier die Brust freier auf. Die geeigneten Wege dahin zu finden ist freilich hier nit 70 Leit als im Umkreise von Oedenburg, wo von rühmlichsten Yokalpatriotismus erfüllt. Die dortigen Bürger sich duch ihre Wegmarkirungen Verdienste erworben haben, die man erst in Gel­genden ohne jed­wede ‚zlurorientirung so recht zu würdigen weiß. 2. KHosköcz (Komitat Zemplin), 28. Juli 1886). (Schadenfeuer.) vestern berigtete ich von einem Sener in Radväany Noch kaum war die Wurh des verheerenden Elementes beschwigtigt und eingedämmt, so erhielten wir [dhon Zelegramme, daß e8 nicht weniger als in vier Ortsaften prenne, und zwar zwilgen R.Mihbaly, B&­­n0c3. Das größte euer, berichtet man mir, war in Derebes Berfigert ist sozusagen gar nichts, dazu noch die Armuth der Bauern. E8 ist nicht erklärbar, daß so viele Feuer auf einmal zum Auebruche kamen. Der Vormittags in Made väany ausgebroc­hene Brand Äscherte einen großen Theil des Dorfes ein, da nach der brennenden Hite der momentane Sturm sich einstellte. (...o. Stuhlweißenburg, 30. Juli. Auch hier ein „Militärbefreier!“) Ein in der Nähe unserer Stadt wohnhafter Landmann hat bei dem Stuhlweigenburger­­­öniglichen Gerichtshofe die Klage erhoben, dag der reformirte Seel­­sorger seines Heimathsdorfes unter dem Titel, seinen Sohn vom Militär zu befreien, ihm 800 fl. entlockt habe. Der mit der Untersuchung dieser Ans­gelegenheit betraute Untesuchungsritter Koloman Sarkozy hat den Kläger und den als Zeugen genannten Ortsnotar bereit vernommen und wird vernächst auch den Beschuldigten vernehmen. Bad­ Gaflein 31. Juli. Die Kaiserin- Königin traf mit dem fahrplanmäßigen Eilzuge heute Nachmittags um 5 Uhr 16 Minuten in und ein, verblieb daselbst eine Stunde und jeßte dann die und Gräben abwechselten, so daß bei jedem Spritt der eine Fuß auf einer Erhöhung, der andere aber im Wasser stad. Der Herr Verwalter, dem­­­ieses umvirthe­lische Terrain hinlänglich bekannt war, zog es vor, seinen niedrigen schlammigen Wiesendamm aufzus fuden, auf welchem er so ziemlich trockenen Fußes "Bis zu einer oberhalb des Sumpfes gelegenen Schäferei gelangte, während wir Anderen bereits im fußhohen Wasser wateten. Herr BP. Fagl war in seinem­­ Jagdeifer allmählich so tief in?g Wasser gerathen, daß er Hi8 an den Leib im Wasser sich nur mühsam weiter bewegen fonnte. Sonderbarer Weise schien die Vogelwelt in diesem Theile de8 Hanjäg nur spärlich ver­­treten, denn außer einer Gallinula porzana, die ich gleich beim Beginn dieser Partie aus ihrem Derftede aufjagte, und die ihh Faum 100 Schritt entfernt, wieder niederließ und einer Schaar (Anser cinereus) waren es nur Vanellus crista­­tus, Totanus calidris, Sterna fluviatilis, Hydro­­chelidon nigra, welche mit betäubendem Gef­rei über und herumflogen, denen ich aber shliegli­cein großes­nteresse mehr entgegen bringen konnte. (Rortfegung folgt.) Celegranme, »

Next