Oedenburger Zeitung, 1886. September (Jahrgang 19, nr. 199-223)

1886-09-01 / nr. 199

·Zustimmte September 1886. L­XIX. Jahrgang. (vormals „Bedenburger Nachrichten“.) Organ für Politik, Handel, Indusrie und Landwirt­schaft, dann für soziale Interessen überhaupt. Motto: „Dem Fortstritt zur Ehre? — Betrüchten zur Wehr! — Der Wahrheit eine Gaffe.“ J 2..199 Ge­enburgerzeitun © ve (Bar Blatt erscheint täglich, mit Ausnahme des auf einen Sonn= oder Feiertag folgenden Tages. Wräm­merafions:Preise: Sür Loeo: Ganzjährig 9 fl., Halbjährig 5 fl, Bierteljährig ..,22 fl. 50 fl., Monatlic 1 fl. Bar Auswärts: Ganzjährig 12 fl., Halbjährig 7 fl., Biertel­­­­jährig 3 fl 50 tr. Alle für das Blatt bestimmte Sendungen, mit Ausnahme den Inseraten, Pränumeration­ und Insertionsgebühren, sind so die Redaktion portofrei einzusenden. deinistratimg verlag und Zuserntenaufnah­mu HurhdruckcrciCs RomjvalterGSohthGrubknknndleL EEinzekuegcummemkostens Faenza­.U­­­nsersteve mittelm spm Wiem Haseneinä VolezWollL sischäane ;0,A. Oppelis 1.,Stubenhastei­g, Heinrich Schalch 1.,oxlzed­e12,N.Moxse,Seilerstäne 2,M.Dukes,­Rie­­­ mergasxe 12.J11Budqpcft:3aulusGy. Dorotheagaife 11, teop Lang, Gifellaplag 3, A. B. Goldberger, Servitenplaß 8, Snfertions-Gebühren: 5 fr. für die eins, 10 fr. für die zwei­, 15 Tr. für die dreis, 20 Tr. für die vierspaltige und­ 25 fr. für die durchlaufende . Petitzeile exclusive der Stempelgebühr von 30 fr. Bei mehr­maliger Einschaltung bedeutender Rabatg N­or­­ . Zudapest im Selbkleide. Dedenburg, 31. August. Das Diäterwort: „Es ist un­s schwerer zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen“, dürften die tausende von Besuchern unserer süßer­­ben Landeshauptstadt seßt wieder einmal Lügen trafen. Mit dem Lage der Ankunft Seiner M­a­jestät in der Landeshauptstadt am 29. da­ber ganz die festtägige Reihe und nun wird si, wie bei einem Blumenfeston,­ Festesblume an Festes­­blume drängen und — „um die Säulen windet sich der Kranz." Das Krausende Elsenrufen der begeisterten Volksshaaren als in den Morgenstunden des ach­ten Samstag der Monarch durch Budapest’s, im Slaggenfirmudeprangende Straffen fuhr, inauguritä­te — wie Clodenschlag eine fischliche Feier verfündet — die gehobene Festtagsstimmung des Hauptstädtis­chen Publikums ; oder wäre die Bethätigung des lautersten Patriotismus, der hingebungsvoll­­sten Loyalität nicht auf eine Art Altar­­dienst? Ei ja doc!; der schönste Weihaltar, um Herzensempfindungen darauf als Opfergabe hinzulegen, ist der Altar des Praterlam­tes; der verehelndste Dienst (nach jenem der Priester, für den Heren der Heershaaren) ist und umflößelt der eines treuen Volkes, das sich dem theuren Landesvater in Liebe und Ehrfurcht widmet. Drum bilden denn auch mit ebenso viel­ treuer Anhänglikeit als froher Zuversicht die fest so festlich gestimmten Bewohner der vereinigten Schwe­­sterstädte zur Königsburg empor, in deren Gemä­­ern der König wieder für „eine Reihe von ih­­­nen Tagen“ seine Residenz aufgeschlagen hat. Nicht 6103 zufällig fällt die gegenwärtige Anwesenheit der Dionarchen in der Hauptstadt Ungarns mit den Feten zusammen, welche dieselbe soeben begeht; denn nimmt auch Seine Vajertät im Allgemeinen innigen und lebhaften Antheil an Allem und Je­dem, was die Nation­ berührt, so drängt er Aller­­höchst Diefelde droh Toppelt lebhaft Antheil zu nehmen an einer eier, welche Erinnerungen ge­weiht ist, die in gleicher Weise kostbar sind für die Nation wie für die Dynastie, Erinnerungen, welche das Band, das Beide umschlingt, nur mod­­ferter zu knüpfen geeignet sind. Von der Burg, an deren Stelle ich vor zweihundert Jahren rauhende Trüm­­merbauten befanden, blickt der Monarch heutzutage auf die weit und breit sich redende und streifende Hauptstadt herab, die soeben die Schlußsteinfeier eines großartigen Etablissements beging, welches ein monumentaler Beweis ihrer Opfermilligkeit im Interesse des gemeinsamen Heermeiens ist. Die Franz-hofer Kavallerie la ferne, deren Vollendungsfeier Seine Maje­­tät beiwohnte, veranlaßte Allerhöchst Dieselbe zu nahstehenden, denkwürdigen Worten : „Dit Freuden­ erschien Ich auf diesem Plage, um die Kavallerie­ aferne zu­­ besichtigen und an der Feier der Schupsteinlegung theilzunehmen. Die Hauptstadt hat hier unseren braven Soldaten eine großartige, von Anforderungen des Dienstes und der Beit entsprechende Heimstätte errichtet und hiedurch einen neuen Beweis ihrer patriotischen Opferwilligkeit für die In­­teressen de Heeres geliefert. Das Munizipium der­­ Hauptstadt sowie alle jeite, die beim Zustandekommen vielen Werkes mitgewirkt haben, wollen hiefür Meine volle Anerkennung empfangen ; jenen Truppenkörpern aber, denen sich die Thore dieser Kaserne öffnen werden, wünsche Ich vom Herzen, paßfie hier ein liebes Heim finden mögen und im diesen Mauern neue Kraft schöpfen sollen zur Erfüllung ihres einen Berufes gegenüber dem Throne und dem Dater- Lande.“ Mit morgigem Tage beginnt die Revin­­ditationsfeier der Budapester. Sie werden Angesichts der Vertreter zahlreicher Nationen und im Beisein des Monarchen, die zweihundertste Jahresmwende der Nacheroberung Dfens aus türk­scher Botmägigkeit mit allem nur denkbaren Glanze begehen. Diese Feu­ligkeiten­ gehören nicht v­ol der Erinnerung an die Vergangenheit an, sie sind auch gewissermaßen als ein Symbol für die Zukunft zu befragten. Es besteht sogar auch ein gewisser Causal- Nexus zwischen der gestern ab­gehaltenen Kasern- Erbauungsfeier und den morgen beginnenden Ju­biläums-Festivitäten. Die Wiedereroberung der Hauptstadt war nämlich ein militärisches Ereigniß ersten Ranges, an welchen sich ganz Europa zu jener Zeit beteiligte und auf das e8 wo heute seinen mächtigen Nachklang übt. E8 ist also nur im We­­sen der Sache begründet, daß die Reihe der so hochrothgefärbten Budapester weltlichen Feiertage mit einer militärischen eier, welche ganz der Ge­­genwart angehört, begonnen hat. Zu den Is­stitutionen, die am tiefsten in der Vergangenheit wurzeln, deren organisches Wachstum­ vieler Jahres­hunderte bedurfte, ehe sie sich aus sich selbst heraus­­entwickelten, gehört das Kriegsinwesen; hier pflanzen sich Einrichtungen, Erfahrungen, Traditi­­onen und Weberlieferungen am unmittelbarsten fort und wenn auch die Gebeine der Helden, die unter den Mauern Ofens fielen, längst gebleicht sind, so bildeten ihre R­egimenter und Schwadronen da den Kern der heutigen, an welchen, die legteren empormachten, wie frü­he Sprößlinge aus alten Bäumen treiben und auf den Resten der Vergan­­genheit das neue frische Leben der Gegenwart fort­legen. Er beseelt und arme Provinzler! — denen | Mangel an Vermögen und Zeit leider nicht ge­­statten Zeugen zu sein der h­errlichen Festglanz- Entwickklung von Budapest — nur der Wunsch, die nun beginnenden Festtage mögen einen ungetrübten, glüclichen Berlauf nehmen und «8 möchte iin Schatten außwärtiger Berwiclungen in sie hineinfallen.Die Aus­wesenheit des Monarchen verleiht der Revin­­disation­sfeier ein besonderes Luftte und niemals ist der König in seinem getreuen Ungarn freudiger und herzlicher begrüßt worden, als Dies­­mal. Die innige Gemeinschaft zwischen der Krone und dem ungarischen Volke, welche sich immer glänzender manifestirt, sie bietet die beste Ge­­währ für die Zurückweifung und Leberwindung aller Gefahren, von welcher Seite sie an fommen werden. Hoh auf werden nun morgen wieder Die Flammen der Baterlandsliebe empor lodern und ein­e. Seuilleton. Don Juan im Reisekoffer. Bon Adolf Kohnt. (Hortiegung). „Du hast den Kofferschlüffel ?“ fragte Helm „Sa, ich glaube — ja!“ Und die arme Helene fühlte ihre Zähne gegen­­einander schlagen, als sie diese Worte sprach. „un ?“ sagte der Doktor. „Was denn ?" „Sei so gut und hole den Schlüssel, denn “* „Ach ja, er ist wahr, entschuldige, ich bin zerstreut.“ Und bald wahnsinnig vor Angst, fing Helene zu ruhen an. „Hindest Du ihn nicht ?“ „Nein, nein, ich finde ihn nicht. Och muß ihn verlegt haben.“ „Sieh, da bemerke ich ihn, er Liegt ja in der Schublade, die Du schon mehrere Male geöffnet hast,“ sagte Helm, „danfe schön !“ Das war zu viel! Helene 709 sich im Die entfernteste Ehe des Zimmers zurück, sie wollte das Shredlige nicht mit ansehen, Helm winkte hierauf den Dienstleuten, näher zu treten und befahl ihnen, die Stunde um den­­ Koffer zu legen. Während dies geschah, 303 er ein beschriebenes Rapier aus der Zafche, welches er auf den Koffer Elebte, e8 war die Adresse. Dann gab er, anscheinend Helenen’s Bläffe nicht bemerkend, den Dienstleuten ein Zeichen, sich mit dem Koffer zu entfernen. „Das ist Hölish fwer,­ Dienstmänner. Der Doktor antwortete nit, er warf nur einen zufriedenen Blick auf seine Frau. Die Un­­glückliche zitterte für sich und für Welden, welcher dem Ermt­dungstode ausgefeizt war ; auch fürc­htete sie, daß er, wenn man ihn forttrage, einen Schrei ausfragen werde, um seiner entjeglichen Lage ein Ende zu machen. „Wohin gehen wir?" fragten die Dienst­­leute. „yeiht allzuweit , folgen Sie mir.” Heim Schritt voran, gefolgt von den Leuten mit ihrer Last. Bald hatte der Doktor sein Ziel erreicht. Bei dem Kafe Düring, dem Sammelplan der Offiziere des Regiments, bei welchem Welden stand, machte er Halt und bedeutete den Dienstleuten, den Koffer in das Kaffeehaus zu tragen und den Offizieren von Welden’s Regiment zu übergeben, allein nicht zu verraten, daß er der Absender sei. Gleichzeitig schärfte er den Leuten ein, auf soforti­­ges Deffnen desselben zu dringen, E38 war gerade die Frühstücksstunde. In einem reservirten Saale befanden sich zahlreiche Offiziere aller Waffengattungen beim Stahlgoppen vereinigt, als der Aufwärter eintrat und meldete, daß eine Kiste für die Herren ange­­kommen sei und daß dieselde, auf Wunsch des Abs­­enders, sogleich geöffnet werden müsse. Etwa zehn Offiziere Liegen ihre Gläser Halb geleert stehen und waren neugierig, den Inhalt der Kiste zu erforsten. Der Koffer stand im Halleflur, die Adresse lautete: „An die Herren Offiziere des 22. Kavallerie- Regimentes. Eilt. Hier.* „Lutz, sagte einer der jüngsten Lieutenants, „das scheint eine kleine Aufmerksam­keit eines Bürgers von B. zu sein, welcher, das mangelhafte Silber»­zeug unserer Kneipe fennend, und das feinige zum Frühstück sieht.“ „Eilt !* vief ein Anderer, „was it in der Ri­te? Ein Thier ? Ein Hund ?* „Laßt uns wasch öffnen”, sagte ein Dritter, „werden es ja sehen.“ Und ein Federmesser aus der Tasche ziehend, durchfänilt er den Strich. Der Schlüffel stehte im Sälofje, man öffnet und findet Günther v. Welden in anscheinend Leblosem Zustande darin. Ein home­­risches Gelächter entstand, aber bald verstummte er, als man gewahrte, daß der Lieutenant sein Lebens­­zeichen von fi gab. (Säluß folgt.) sagte einer der

Next